Jugend in Zahlen
2022 hat die EU zum Europäischen Jahr der Jugend ausgerufen. Im Fokus stehen die Anliegen und Perspektiven junger Menschen, die sich in der Corona-Pandemie besonders solidarisch gezeigt und in vielen Lebensbereichen eingeschränkt haben. Hier finden Sie regelmäßig neue spannende Statistiken und Daten zu Lebenswelt und Alltag junger Menschen.
Hälfte der jungen Menschen lebt vom Einkommen Angehöriger
Dass sich die meisten im Alter zwischen 15 und 24 Jahren noch in Schule, Studium oder Ausbildung befinden, schlägt sich auch auf ihre finanzielle Situation nieder. Jeder zweite junge Mensch (51 %) zwischen 15 und 24 Jahren war für seinen Lebensunterhalt 2021 hauptsächlich auf das Einkommen der Eltern oder anderer Angehöriger angewiesen. 38 % verdienten ihr Geld überwiegend selbst, bezogen ihr Haupteinkommen 2021 also aus eigener Erwerbstätigkeit.
Vor 30 Jahren war dieses Verhältnis noch umgekehrt: Im Jahr 1991 bestritt mehr als die Hälfte (52 %) der 15- bis 24-Jährigen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich aus eigener Erwerbstätigkeit. Damals waren 40 % hauptsächlich vom Einkommen Angehöriger abhängig.
Jeder zehnte junge Mensch zwischen 15 und 24 Jahren bezog sein Haupteinkommen 2021 aus öffentlichen Leistungen. Im ersten Corona-Jahr 2020 war es fast jeder achte junge Mensch (12 %) und damit der höchste Stand seit der Vereinigung von Ost- und Westdeutschland.
7,5 % der 15- bis 24-Jährigen nicht in Bildung oder Beruf
Dass zuletzt vergleichsweise viele junge Menschen auf öffentliche Leistungen angewiesen waren, spiegelt sich auch im Anteil der 15- bis 24-Jährigen wider, die weder einer Schul- oder Berufsausbildung noch einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Dieser lag 2021 bei 7,5 % und ist somit im Vergleich zum Zehnjahrestief von 5,7 % im Jahr 2019 zuletzt wieder leicht angestiegen.
Jugenderwerbslosigkeit in Deutschland binnen 15 Jahren halbiert
Ein weiterer Indikator für die Situation junger Menschen beim Berufsstart und auf dem Arbeitsmarkt ist die Jugenderwerbslosenquote. In Deutschland lag die Erwerbslosenquote der Jugendlichen 2021 bei 6,9 %. 15 Jahre zuvor war sie noch doppelt so hoch (13,8 %).
Jugenderwerbslosenquote in der EU doppelt so hoch wie in Deutschland
Vergleichsweise zuversichtlich bei der Jobsuche stimmt die relativ niedrige Jugenderwerbslosigkeit auch im internationalen Vergleich: Deutschland war 2021 wie auch in den Vorjahren das Land mit der niedrigsten Jugenderwerbslosigkeit in der EU. Dies ist auch auf das duale Ausbildungssystem in Deutschland zurückzuführen. Im Durchschnitt aller 27 EU-Mitgliedstaaten war die Erwerbslosenquote unter den 15- bis 24-Jährigen mehr als doppelt so hoch (16,6 %) wie hierzulande.
In Griechenland (35,5 %) und Spanien (34,8 %) war 2021 mehr als ein Drittel der Erwerbspersonen zwischen 15 und 24 Jahren erwerbslos.
Junge Menschen relativ oft atypisch beschäftigt
Unter den Kernerwerbstätigen, also den Erwerbstätigen zwischen 15 und 64 Jahren, die weder in Ausbildung noch in einem Freiwilligendienst sind, waren 2021 in Deutschland rund 33,5 Millionen Menschen abhängig beschäftigt. Darunter waren gut 1,6 Millionen im Alter von 15 bis 24 Jahren. Fast ein Drittel (29,2 %) dieser Beschäftigten zwischen 15 und 24 Jahren arbeitete in einem atypischen Beschäftigungsverhältnis, das heißt entweder befristet, in Teilzeit mit weniger als 21 Wochenstunden, geringfügig beschäftigt oder in Zeitarbeit. In der jungen Altersgruppe war dieser Anteil vor allem wegen der verbreiteten befristeten Beschäftigung deutlich höher als bei allen Beschäftigten unabhängig vom Alter (21,2 %).
Psychische Erkrankungen häufigste Krankenhausdiagnose junger Menschen
Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen waren 2020 die häufigste Ursache für stationäre Krankenhausbehandlungen junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren. 147 000 der 829 400 Krankenhauspatientinnen und -patienten in dieser Altersgruppe wurden aufgrund dessen stationär behandelt. Das waren fast 18 % aller Krankenhausbehandlungen bei den 15- bis 24-Jährigen.
Hinter den psychischen Erkrankungen folgten Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (15 %), Verletzungen und Vergiftungen (14 %) sowie Krankheiten des Verdauungssystems (10 %) als häufigste Gründe für Klinikaufenthalte junger Menschen im Jahr 2020.
Psychische Krankheiten 2005 noch dritthäufigster Behandlungsgrund
Die Zahl stationärer Behandlungen von 15- bis 24-Jährigen aufgrund psychischer Krankheiten ist 2020 gegenüber dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 (169 500 Fälle) um rund 13 % zurückgegangen – und damit genauso stark gesunken wie die Zahl der Krankenhausbehandlungen 2020 insgesamt. Innerhalb von 15 Jahren haben die stationären Behandlungen junger Patientinnen und Patienten mit psychischen Krankheiten und Verhaltensstörungen jedoch zugenommen. Im Jahr 2005 wurden 135 100 junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren wegen psychischer Krankheiten stationär behandelt. Diese waren damals noch der dritthäufigste Behandlungsgrund. Ihr Anteil an allen Krankenhausbehandlungen junger Patientinnen und Patienten ist innerhalb von 15 Jahren von gut 12 % auf knapp 18 % gestiegen.
Mehr Studierende, weniger Auszubildende
Ausbildung oder Studium? Vor dieser Frage stehen viele junge Menschen. Während die Zahl der Studierenden in Deutschland von 2010 bis 2020 jedoch kontinuierlich gestiegen ist (+33 %), ging die Zahl der Auszubildenden im gleichen Zeitraum zurück (-15 %).
Junge Menschen verursachen anteilig mehr Kraftrad- und E-Scooter-Unfälle
Ob jung oder alt: Die meisten Unfälle mit Personenschaden (62 %) wurden 2021 mit dem Pkw verursacht. Mit einem Kraftrad mit amtlichem Kennzeichen oder einem E-Scooter verursachten 15- bis 24-Jährige anteilig jedoch doppelt so viele Unfälle wie Verkehrsteilnehmende aller Altersgruppen. Dagegen sind junge Menschenauf Fahrrädern mit und ohne Motor vergleichsweise sicherer unterwegs als Pedelec- oder Radfahrerinnen und -fahrer aller Altersklassen.
Ein Drittel der 15- bis 24-Jährigen lebte 2021 nicht mehr im Elternhaushalt
Zum Erwachsenwerden gehört für viele früher oder später auch der Auszug aus dem Elternhaus. Trotz Corona-Pandemie und steigender Mietpreise, die diesen Schritt zuletzt erschwerten, standen 2021 so viele junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren sprichwörtlich auf eigenen Beinen wie in den vergangenen zehn Jahren nicht. 2,6 Millionen der gut 8,3 Millionen jungen Menschen und damit 31,2 % dieser Altersgruppe lebten im vergangenen Jahr nicht mehr im Haushalt der Eltern. 2011 waren es noch 2,4 Millionen oder 27,5 % der 15- bis 24-Jährigen.
Frauen verlassen Elternhaushalt früher als Männer
Nach wie vor lassen sich Söhne mit dem Auszug etwas mehr Zeit als Töchter: 27,6 % der jungen Männer zwischen 15 und 24 Jahren lebten 2021 nicht mehr im Elternhaushalt, unter den jungen Frauen waren 35,1 % bereits ausgezogen. Zehn Jahre zuvor war dieser Unterschied zwischen den Geschlechtern noch größer: 2011 wohnten 22,3 % der jungen Männer und 33,0 % der Frauen zwischen 15 und 24 Jahren nicht mehr im Haushalt der Eltern.
Auszug in Deutschland rund drei Jahre früher als im EU-Schnitt
Dass Frauen das Elternhaus durchschnittlich früher verlassen als Männer, traf 2021 laut Eurostat-Daten alle 27 EU-Mitgliedstaaten zu. EU-weit lag das Durchschnittsalter beim Auszug aus dem Elternhaus bei 26,5 Jahren, wobei Männer mit 27,4 Jahren im Schnitt rund zwei Jahre später auszogen als Frauen mit 25,5 Jahren. In Deutschland verließen junge Menschen das Elternhaus 2021 durchschnittlich mit 23,6 Jahren und damit fast drei Jahre früher als im EU-Schnitt. In Schweden (19,0 Jahre) war das Durchschnittsalter beim Auszug am niedrigsten, in Portugal (33,6 Jahre) war es am höchsten.
Zahl junger Eltern binnen zehn Jahren deutlich gesunken
Während zuletzt also mehr junge Menschen in Deutschland nicht mehr bei ihren Eltern lebten, kommt es für die meisten im Alter von 15 bis 24 Jahren noch nicht infrage, selbst Eltern zu werden und eine eigene Familie zu gründen. Nur 2,4 % der 15- bis 24-Jährigen waren im Jahr 2021 Eltern. Das entspricht 197 000 Elternteilen in dieser Altersgruppe. 2011 waren es noch 327 000 junge Eltern, ihr Anteil an allen 15- bis 24-Jährigen betrug 3,7 %.
15- bis 24-Jährige geben sich immer seltener das Jawort
Noch seltener als Eltern unter den 15- bis 24-Jährigen sind Verheiratete oder solche in einer Lebenspartnerschaft. Ihre Zahl erreichte 2021 einen neuen Tiefststand von rund 136 000 jungen Menschen. 2011 waren unter den 15- bis 24-Jährigen noch mehr als 246 500 Menschen verheiratet oder in einer Lebenspartnerschaft. Im Jahr 1991 gab es sogar rund 990 000 Verheiratete in dieser Altersgruppe. Damals war etwa jede/r zehnte 15- bis 24-Jährige verheiratet (9,6 %), 2021 lebte nicht einmal mehr jede/r fünfzigste in einer Ehe oder Lebenspartnerschaft (1,6 %).
Junge Menschen leben vergleichsweise selten allein
Die Mehrheit der 15- bis 24-Jährigen (51,6 %) lebte 2021 in Drei- oder Vierpersonenhaushalten. Jeder dritte junge Mensch (32,3 %) wohnte 2021 in einem Ein- oder Zweipersonenhaushalt. In der Gesamtbevölkerung lebte dagegen mehr als die Hälfte (53,9 %) allein oder zu zweit.
Zahl und Anteil junger Menschen auf neuem Tiefststand
In Deutschland leben so wenig junge Menschen wie noch nie: Zum Jahresende 2021 waren gut 8,3 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren. Das entspricht einem Anteil von 10,0 % an der Gesamtbevölkerung. Die Zahl der 15- bis 24-Jährigen ist somit sowohl absolut als auch anteilig so klein wie nie zuvor seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1950. Die Gesamtbevölkerung hat dagegen mit mehr als 83,2 Millionen Menschen im Jahr 2021 einen neuen Höchststand erreicht.
Höchststand zu Beginn der 1980er Jahre
Zahl und Anteil der 15- bis 24-Jährigen sinken mit Ausnahme des Jahres 2015 seit 2005 kontinuierlich. Den höchsten Anteil an der Gesamtbevölkerung hatten junge Menschen in der ersten Hälfte der 1980er Jahre, als die geburtenstarken Jahrgänge der “Babyboomer” im jugendlichen Alter waren. 1983 machten die 13,1 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren einen Anteil von 16,7 % an der Gesamtbevölkerung aus.
In Deutschland leben anteilig weniger junge Menschen als im EU-Schnitt
Laut Eurostat-Daten lebten zum Jahresbeginn 2021 in Deutschland (10,1 %) anteilig etwas weniger junge Menschen als im Durchschnitt aller 27 EU-Mitgliedstaaten (10,6 %). EU-weit den höchsten Anteil an 15- bis 24-Jährigen hatte Irland mit 12,6 %, vor Dänemark und Zypern mit jeweils 12,3 %. Die wenigsten jungen Menschen innerhalb der EU verzeichneten Tschechien und Bulgarien mit einem Anteil von jeweils 9,0 %, gefolgt von Lettland mit 9,2 %.
Podcast #StatGespräch zwischen Jung und Alt
Dem Europäischen Jahr der Jugend haben wir uns bereits zum Auftakt dieses Jahres gewidmet. Bei der Bewältigung der Corona-Pandemie, der Klima-Krise und des demografischen Wandels schwingt immer auch die Generationenfrage mit. In unserem Podcast #StatGespräch haben wir mit Katharina Swinka von der Bundesschülerkonferenz und unserer Demografie-Expertin Bettina Sommer darüber gesprochen. Jetzt reinhören!
Bildung in Zahlen – multimedial aufbereitet
Wie ist es um das Bildungssystem in Deutschland bestellt? Und wie haben junge Menschen den Schulalltag während der Corona-Pandemie erlebt? Persönliche Erfahrungsberichte von Betroffenen und zentrale Kennzahlen – von der Einschulung, über weiterführende Schulen bis hin zu Berufsausbildung und Studium – finden Sie multimedial aufbereitet in unserem Digitalen Magazin „Bildung in Zahlen 2020/2021“.