Was ist der Mobilitätskompass?
Der Mobilitätskompass ist ein datenbasiertes Modell zur Verkehrssimulation, welches große Mengen unterschiedlicher Datensätze miteinander verbindet und auswertet (z. B. Pendlerströme, Verkehrssensoren und Bevölkerungsdaten). Auf Basis dieser Daten können Verkehrsplanerinnen und Verkehrsplaner Rückschlüsse auf die Gesamtentwicklung des städtischen Verkehrs ziehen sowie aktuelle und zukünftige Mobilitätspräferenzen von Bürgerinnen und Bürgern erkennen. Die grafische Benutzeroberfläche des Mobilitätskompasses erlaubt ihnen eine datenbasierte Bewertung geplanter verkehrspolitischer Maßnahmen in Bezug auf Nachhaltigkeit, Effizienz, Erschwinglichkeit und anderen für die Mobilitätsplanung relevanten Dimensionen. Darüber hinaus beinhaltet der Mobilitätskompass eine interaktive Anwendung für Bürgerinnen und Bürger. Diese können damit den Effekt eigener Mobilitätsentscheidungen ermitteln und städtische Verkehrsentwicklungen nachvollziehen.
Welchen Mehrwert bietet der Mobilitätskompass?
Die Bundesregierung hat mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes 2021 ambitionierte Ziele gesteckt: Bis 2030 sollen unter anderem die CO2-Emissionen im Verkehr um 61 Millionen Tonnen reduziert werden. In Deutschland liegen Verkehrs- und Mobilitätsplanung zu großen Teilen in der Verantwortung städtischer Verwaltungen. Für sie bedeuten die Klimaschutzziele ein Überprüfen und gegebenenfalls eine Neudefinition ihrer Strategien. Hier setzt der Mobilitätskompass an: Er dient als Grundlage für eine nachhaltige Mobilitätsplanung und die holistische Optimierung der städtischen Verkehrssysteme (und nicht nur die Bewertung von Einzelmaßnahmen). Durch die Anwendung für Bürgerinnen und Bürger können städtische Entscheiderinnen und Entscheider zudem die Akzeptanz für ihre Planungen erhöhen. Damit wird der Mobilitätskompass zu einem wesentlichen Baustein für die Verkehrswende in deutschen Städten.
Wer kann den Mobilitätskompass nutzen?
Der Mobilitätskompass bietet Anwendungsmöglichkeiten für zwei Nutzergruppen: Städtische Entscheiderinnen und Entscheider sowie Bürgerinnen und Bürger. Städtische Entscheiderinnen und Entscheider können durch die Simulation des zukünftigen Stadtverkehrs Mobilität datenbasiert planen, indem sie zukünftige Verkehrsentwicklung nachvollziehen und die Effekte möglicher Mobilitätsmaßnahmen abschätzen können. Bürgerinnen und Bürger können die Auswirkungen eigener Mobilitätsentscheidungen ermitteln und Verkehrsentwicklungen ihrer Stadt nachvollziehen.
Anwendung für Entscheiderinnen und Entscheider
Zur einfachen Nutzung des Mobilitätskompass steht städtischen Entscheiderinnen und Entscheidern eine grafische Benutzeroberfläche mit drei verschiedenen Ansichten zur Verfügung, von denen zwei in diesem Video gezeigt werden. Die erste Ansicht zeigt, wie sich die Mobilität bis 2030 entwickeln würde, wenn keine verkehrspolitischen Maßnahmen ergriffen werden. Unten sind die Karten Hamburgs von 2018 und 2030 zu sehen. Die Balken im oberen Bereich zeigen an, wie sich relevante Dimensionen entwickeln werden. Es wird in dieser vorläufigen Modellierung deutlich, dass durch allgemeine Entwicklungen wie dem steigenden Anteil an Elektrofahrzeugen CO2-Emissionen bereits leicht abnehmen, Verkehrskosten allerdings steigen.
In der nächsten Ansicht können die Effekte unterschiedlicher Mobilitätsinitiativen anhand der Bewertungsdimensionen als auch dem daraus resultierenden Verkehrsmix für 2030 bewertet werden. Hier gibt es im linken Bereich die Möglichkeit die Bewertungsdimension für die Karten anzupassen sowie verschiedene verkehrspolitische Initiativen auszuwählen. Unten ist die Karte Hamburgs von 2030 mit Initiativen zu sehen als auch die Veränderung des Verkehrsmix von 2030, von auf der einen Seite 2030 ohne Initiative hin zu 2030 mit Initiativen. Der obere Balken zeigt, wie sich relevante Dimensionen verändern. Es zeigt sich, dass mit der die "Einführung eines 49-Euro-Tickets" und das "Ersetzen von Auto- durch kombinierte Rad-/Busspuren" die Nutzung des Autos und dadurch den CO2-Ausstoß und die Verkehrskosten sinken können. Neben diesen Initiativen ist das Modell geeignet, viele weitere frei kombinierbare Initiativen einzubauen.
Anwendung für Bürgerinnen und Bürger
Bürgerinnen und Bürger können mit dem Mobilitätskompass die verkehrspolitischen Entscheidungen in ihrer Stadt nachvollziehen und den Effekt eigener Mobilitätsentscheidungen ermitteln. In der ersten Ansicht können Nutzerinnen und Nutzer Wegstrecken eingeben, für die sie ihr eigenes Mobilitätsverhalten analysieren und optimieren möchten, zum Beispiel die Strecke vom Bahnhof Altona zum Hamburger Rathaus. Auf Knopfdruck werden Routen und Kennzahlen für verschiedene Verkehrsmittel angezeigt, z. B. CO2-Emissionen oder Fahrtdauer. Damit hilft der Mobilitätskompass Bürgerinnen und Bürgern, ihre Stadt klimaneutral mitzugestalten. In der zweiten Ansicht sind die Verbesserungen durch den Verkehrsmittelwechsel der Nutzerin und des Nutzers einsehbar. Hier zeigt eine Übersicht alle Fahrten, das Gesamtergebnis zu diesen Fahrten z. B. verkürzte Fahrtdauer, verringerte Fahrtkosten und CO2-Emissionen sowie das zu erwartete Ergebnis für das zukünftige Jahr. In der dritten Ansicht ist die gesamte Verkehrsentwicklung in Hamburg mit Effekten von Verkehrsmaßnahmen für die gesamte Stadt sichtbar. Im oberen Bereich können Verkehrsmaßnahmen ausgewählt werden. Die Ergebnisse, neuer Mobilitätsmix und veränderte Werte der fünf Bewertungsdimensionen, sind im mittleren Bereich sichtbar. Die Karte im unteren Bereich gibt Einblick in die Ergebnisse der Maßnahmen auf Ebene der Stadtteile.
Welche Rollen haben das Statistische Bundesamt und die Stadt Hamburg?
In seiner Rolle als Datenkompetenzzentrum für Deutschland baut das Statistische Bundesamt Methodenkompetenz und Lösungen auf, um die Verkehrswende und das Erreichen der Klimaschutzziele in deutschen Städten zu unterstützen. Zur Entwicklung des Mobilitätskompasses hat das Statistische Bundesamt seine Schlüsselkompetenzen im Datenmanagement und in der Datenanalyse einfließen lassen. Als Vorreiterin in der Mobilitätswende hat die Stadt Hamburg wichtige Daten und ihre Expertise im Bereich der Mobilitätsplanung zur Entwicklung des Mobilitätskompasses beigesteuert.
Wie geht es mit dem Mobilitätskompass weiter?
Der Mobilitätskompass wurde als Leuchtturm Projekt für Hamburg entwickelt. Ab 2023 steht er weiteren Städten zur Verfügung. Er kann so als datenbasierter Wegweiser zur klimaneutralen, modernen Stadt einen wichtigen Beitrag zu Verkehrswende und Klimaschutz in Deutschland leisten.