Demografischer Wandel

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Der demografische Wandel spielt bei der Entwicklung des Angebots von Arbeitskräften in Deutschland eine zentrale Rolle. Ein Großteil der heute Erwerbstätigen gehört zur Generation der Babyboomer und geht in den nächsten rund 15 Jahren in den Ruhestand. Die jüngeren Altersgruppen können die entstehende Lücke nicht füllen. Wie sich das aktuell und in Zukunft zahlenmäßig niederschlägt und inwiefern einige Branchen oder Regionen mehr betroffen sind als andere, zeigen wir in diesem Kapitel.

Zahl der Menschen im Erwerbsalter wird in den nächsten 15 Jahren sinken

Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter (hier: von 20 bis 66 Jahren) wird in den kommenden Jahren abnehmen. Das ist ein zentrales Ergebnis der 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung. Selbst bei hoher Nettozuwanderung – also einem hohen positiven Saldo aus Zu- und Fortzügen – (Variante 3 in der Grafik) würde es bis Mitte der 2030-er Jahre zu einer leichten Abnahme um 1,6 Millionen Personen kommen. Bei niedriger Nettozuwanderung (Variante 1) könnte die Zahl um 4,8 Millionen Personen sinken.

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Deutliche regionale Unterschiede bei der Zahl der 20- bis 66-Jährigen

In den westlichen Flächenländern ist bis Ende der 2030-er Jahre mit tendenziell schrumpfender und dann mit stagnierender Bevölkerung im Erwerbsalter zu rechnen. Eine stabile Zahl der 20- bis 66-Jährigen ist nur bei hoher Nettozuwanderung und steigender Geburtenrate (Variante 5) möglich. Geht dagegen die Nettozuwanderung ebenso wie die Geburtenrate zurück (Variante 4), würde die Zahl der Menschen im Erwerbsalter im Jahr 2070 um mehr als 20 % geringer sein als im Jahr 2021.

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In den ostdeutschen Flächenländern wird die Zahl der 20- bis 66-Jährigen unabhängig von den getroffenen Annahmen kontinuierlich schrumpfen. Je nach Variante könnte die Zahl der Menschen im Erwerbsalter bis Ende der 2050-er Jahre voraussichtlich um 14 bis 29 % abnehmen. Im Jahr 2070 würde die angenommene Entwicklung zu einem Rückgang auf 5,0 Millionen bis 6,6 Millionen führen.

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Die Bevölkerung in den Stadtstaaten hat einen jüngeren Altersaufbau als in den Flächenländern. In den Stadtstaaten wird die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter daher tendenziell wachsen und nur bei relativ niedriger Nettozuwanderung (Variante 4) sinken.

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Erwerbsbeteiligung der 25- bis 59-Jährigen bereits auf sehr hohem Niveau

Neben der demografischen Entwicklung beeinflusst auch die Erwerbsbeteiligung die Zahl der Arbeitskräfte, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. In Deutschland lag die Beteiligung am Arbeitsmarkt insbesondere in den Altersgruppen zwischen 25 und 59 Jahren bereits auf einem sehr hohen Niveau. So standen 2022 beispielsweise knapp 94 % der Männer im Alter von 35 bis 39 Jahren und fast 88 % der Frauen der gleichen Altersgruppe dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Etwas geringer war die Erwerbsbeteiligung der 20- bis 24-Jährigen: Hier waren knapp drei von vier Personen am Arbeitsmarkt aktiv. Unter den 60- bis 64-Jährigen waren es zwei von drei. Das Arbeitskräftepotenzial hierzulande ist demnach bereits stark ausgeschöpft. Selbst durch eine noch stärkere Aktivierung der jüngeren und älteren Altersgruppen lässt es sich nicht mehr so ausweiten, dass der demografische Effekt komplett kompensiert werden könnte.

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Anteil älterer Erwerbspersonen im Alter von 55 und mehr Jahren legt stetig zu

Dem Arbeitsmarkt stehen immer mehr ältere Menschen zur Verfügung. Waren 2010 noch 17,5 % der Erwerbspersonen 55 Jahre und älter, so lag ihr Anteil 2022 schon bei knapp einem Viertel (24,3 %). Dieser Trend ist das Ergebnis der zunehmenden Alterung der deutschen Gesellschaft und einer verstärkten Aktivierung von Menschen in den Jahren vor dem Erreichen des gesetzlichen Rentenalters. Auch Effekte der stufenweisen Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre lassen sich erkennen. So stieg der Anteil Erwerbspersonen im Alter ab 65 Jahren von 1,6 % im Jahr 2010 auf 3,4 % im Jahr 2022.

Allerdings ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung nicht anhält, da in den kommenden 15 Jahren geburtenstarke Jahrgänge in Rente gehen werden. Trotz einer hohen Erwerbsbeteiligung der älteren Bevölkerung wird der Anteil von Erwerbspersonen ab 55 Jahren voraussichtlich stagnieren oder sogar zurückgehen.

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Bedarf an Pflegekräften nimmt bis zum Jahr 2049 um 33 % zu

Die steigende Zahl an Pflegebedürftigen in einer alternden Gesellschaft und deren Versorgung ist eine Herausforderung für den Pflegearbeitsmarkt. Mithilfe der Pflegekräftevorausberechnung soll die künftige Entwicklung der Zahl der Pflegekräfte eingeschätzt und mit der möglichen Entwicklung des Bedarfs an Pflegekräften verglichen werden. Der Bedarf an Pflegekräften steigt danach binnen 30 Jahren um ein Drittel (+33 %): von 1,62 Millionen Pflegekräften im Jahr 2019 auf 2,15 Millionen Pflegekräfte im Jahr 2049.

Die Entwicklung des Bedarfs unterscheidet sich zwischen den verschiedenen Einrichtungsarten stark. Aufgrund des stärkeren Wachstums an Pflegebedürftigen im Vergleich zu den Krankenhausfällen entsteht bei den (ambulanten) Pflege- und Betreuungsdiensten sowie in den Pflege-, Alten- und Behindertenheimen ein größerer Mehrbedarf an Pflegepersonal als in den Krankenhäusern. Im Detail erhöht sich die Zahl der benötigten Pflegekräfte in den (ambulanten) Pflege- und Betreuungsdiensten bis 2049 um etwa zwei Drittel (+60 %). Verglichen mit 2019 sind rund 180 000 Pflegekräfte mehr erforderlich. In den Pflege-, Alten- und Behindertenheimen sind es bis 2049 rund 240 000 Pflegekräfte mehr (+39 %). Nach absoluten Zahlen steigt also in diesen Einrichtungen der Bedarf am meisten. Krankenhäuser benötigen bis 2049 voraussichtlich rund 100 000 Pflegekräfte mehr, das entspricht einem Anstieg von 14 %.

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Bis zum Jahr 2049 werden voraussichtlich mindestens 280 000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt

Ausgehend von einem Bedarf an 2,15 Millionen erwerbstätigen Pflegekräften im Jahr 2049 werden in Deutschland bis dahin voraussichtlich zwischen 280 000 und 690 000 Pflegekräfte fehlen.

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Zur Entwicklung der Zahl an Pflegekräften wurden zwei Varianten mit unterschiedlichem Fokus auf demografischen und gesellschaftlichen Veränderungen vorausberechnet. Die sogenannte "Trend-Variante" berücksichtigt neben der demografischen Entwicklung auch die positiven Trends am Pflegearbeitsmarkt aus den 2010er Jahren. Sie verdeutlicht somit die Potenziale, die sich für das Angebot an Pflegekräften bei einer Fortsetzung dieser Entwicklung in den Pflegeberufen ergeben. Danach steigt die Zahl der erwerbstätigen Pflegekräfte bis 2049 auf 1,87 Millionen (+15 %). Nach dieser günstigsten Variante der Vorausberechnung läge die Zahl der zur verfügbaren Pflegekräfte im Jahr 2049 um 280 000 unter dem erwarteten Bedarf.

Die sogenannte "Status quo-Variante" zeigt dagegen ausschließlich die Auswirkungen der demografischen Entwicklungen auf die künftige Zahl an Pflegekräften. Danach würde die Zahl der Pflegekräfte von 1,62 Millionen im Jahr 2019 bis 2049 auf 1,46 Millionen (-10 %) sinken. Haupttreiber dieser Entwicklung ist das verstärkte Erreichen des Renteneintrittsalters der Babyboomer-Generation in den nächsten zehn Jahren, wodurch dem Arbeitsmarkt alleine aus Altersgründen benötigte Pflegekräfte fehlen werden. Nach dieser ungünstigsten Variante der Vorausberechnung würden im Jahr 2049 rechnerisch 690 000 Pflegekräfte fehlen.

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