Presse Arbeitskosten in Deutschland 2020 im oberen EU-Drittel

Bei den Lohnnebenkosten lag Deutschland unter dem EU-Durchschnitt

Pressemitteilung Nr. 203 vom 3. Mai 2021

WIESBADEN – Arbeitgeber des Produzierenden Gewerbes und wirtschaftlicher Dienstleistungen in Deutschland haben im Jahr 2020 durchschnittlich 36,70 Euro für eine geleistete Arbeitsstunde bezahlt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, lag das Arbeitskostenniveau in Deutschland damit innerhalb der Europäischen Union (EU 27 ohne Vereinigtes Königreich) wie schon im Vorjahr auf Rang 7. Dänemark hatte mit 46,90 Euro die höchsten Arbeitskosten je geleistete Stunde, Bulgarien mit 6,40 Euro die niedrigsten. Im Vorjahresvergleich haben sich die Arbeitskosten je geleistete Arbeitsstunde in Deutschland kalenderbereinigt um 3,0 Prozent erhöht.

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Arbeitskosten in Deutschland durchschnittlich rund 31 % über dem EU-Durchschnitt 

Gemessen am EU-Durchschnitt von 28,00 Euro zahlten deutsche Arbeitgeber des Produzierenden Gewerbes und wirtschaftlicher Dienstleistungen im Jahr 2020 rund 31 % mehr für eine Stunde Arbeit. Der relative Abstand ist damit gegenüber dem Jahr 2019 gleichgeblieben. 

Arbeitsstunde in der deutschen Industrie 46 % teurer als im EU-Durchschnitt 

Im Verarbeitenden Gewerbe, das besonders stark im internationalen Wettbewerb steht, kostete eine Arbeitsstunde in Deutschland 2020 durchschnittlich 41,60 Euro. Beschränkt auf diesen Wirtschaftsbereich lag Deutschland im EU-Vergleich wie im Jahr zuvor auf Rang 3. Eine Stunde Arbeit in der deutschen Industrie war damit 46 % teurer als im EU-Durchschnitt (28,50 Euro). Bei den marktbestimmten Dienstleistungen lag Deutschland mit Arbeitskosten von 34,10 Euro pro Arbeitsstunde EU-weit auf dem 7. Rang (21 % über dem EU-Durchschnitt), 2019 hatte Deutschland auf Rang 9 gelegen.

Deutschland bei Lohnnebenkosten auf Rang 12 innerhalb der EU 

Arbeitskosten setzen sich aus den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten zusammen. Im Jahr 2020 zahlten die Arbeitgeber in Deutschland in Branchen des Produzierenden Gewerbes und der wirtschaftlichen Dienstleistungen auf 100 Euro Bruttoverdienst zusätzlich 27 Euro Lohnnebenkosten. Damit lagen die Lohnnebenkosten in Deutschland unter dem EU-Durchschnitt von 32 Euro. Im EU-weiten Ranking lag Deutschland im Mittelfeld auf Rang 12. Auf 100 Euro Lohn wurden in Schweden (47 Euro) die höchsten Lohnnebenkosten gezahlt. 

Sinkende Lohnnebenkosten durch Corona-Hilfsprogramme

Die Corona-Hilfen der nationalen Regierungen haben sich in den EU-Staaten auch auf die Lohnnebenkosten ausgewirkt. Neben Kurzzeitarbeitsregelungen stellten Subventionszahlungen und/oder Steuervergünstigungen ein wesentliches Element dar, um die Auswirkungen der Corona-Krise auf Unternehmen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu mildern. Steigen diese Zahlungen, so sinken anteilig die Lohnnebenkosten der Arbeitgeber. In Irland haben sich infolgedessen die Lohnnebenkosten je 100 Euro Bruttoverdienst halbiert (von 18 auf 9 Euro). Für Malta wurde sogar ein negativer Wert ermittelt: Die an die Unternehmen gezahlten Lohnsubventionen überstiegen hier die Sozialbeiträge der Arbeitgeber, sodass insgesamt negative Lohnnebenkosten zu Buche stehen. 

Methodische Hinweise:
Die Arbeitskosten setzen sich aus zwei größeren Bestandteilen zusammen, den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten. Zu den Bruttoverdiensten zählen das Entgelt für geleistete Arbeitszeit, Sonderzahlungen, vermögenswirksame Leistungen, Vergütung für nicht gearbeitete Tage, Sachleistungen sowie die Bruttoverdienste der Auszubildenden. Nicht dazu zählt die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall. Die Lohnnebenkosten beinhalten die Sozialbeiträge der Arbeitgeber (einschließlich der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall), die Kosten der beruflichen Aus- und Weiterbildung, die sonstigen Aufwendungen des Arbeitgebers und die Steuern zu Lasten des Arbeitgebers. Erhaltene Lohnsubventionen mindern die Arbeitskosten. 

Die Jahresschätzung der Arbeitskosten verknüpft bestehende Statistiken miteinander. Eine eigene Erhebung beziehungsweise Stichprobenziehung wird nicht durchgeführt. Basis der Datenberechnung ist die alle vier Jahre stattfindende Arbeitskostenerhebung. In den Zwischenjahren wird das Niveau der Arbeitskosten je geleistete Stunde, der Bruttoverdienste je geleistete Stunde und der Lohnnebenkosten je geleistete Stunde mit den jährlichen Veränderungsraten der Arbeitskostenindizes in unbereinigter Form fortgeschätzt.

Arbeitskosten je geleistete Stunde im Jahr 2020 in Euro
Rechenstand: 4. Quartal 2020
Mitgliedstaaten der Europäischen Union
(absteigend sortiert nach dem Arbeitskostenniveau im
Bereich Produzierendes Gewerbe und wirtschaftliche Dienstleistungen)
Produzierendes Gewerbe und
wirtschaftliche Dienstleistungen
Darunter
Verarbeitendes GewerbeMarktbestimmte Dienstleistungen
EuroVeränderung gegen-
über 2019
in %1
EuroRangEuroRang
1: Die Veränderungsraten sind kalenderbereinigt und in der jeweiligen Landeswährung berechnet.
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Eurostat-Daten vom 28.04.2021.
Europäische Union (EU 27)28,002,928,50 28,10 
Euro-Währungsgebiet (EU 19)32,102,834,50 31,10 
Dänemark46,901,747,80146,901
Luxemburg41,800,634,60945,802
Belgien41,401,644,20240,503
Schweden39,800,641,20439,704
Frankreich38,102,339,60537,705
Österreich38,005,739,60537,006
Deutschland36,703,041,60334,107
Niederlande35,20-0,639,00734,107
Finnland34,900,236,90833,909
Irland30,50-3,832,801029,9010
Italien29,104,629,301129,2011
Spanien22,603,924,401221,8012
Slowenien19,502,419,101320,0013
Griechenland17,303,916,401417,7014
Zypern14,90-3,612,302015,2016
Portugal14,407,912,401915,8015
Tschechische Republik14,005,813,901514,2017
Estland13,70-6,613,001714,1018
Slowakei13,701,512,901813,7019
Malta13,305,413,501613,4020
Lettland11,005,810,102211,2021
Polen10,605,69,902310,6024
Ungarn10,607,610,502110,8023
Kroatien10,60-2,49,902311,0022
Litauen10,106,29,802510,4025
Rumänien7,706,66,90268,3026
Bulgarien6,407,05,40276,8027

 

 

Lohnnebenkosten im Verhältnis zu den Bruttoverdiensten im Bereich Produzierendes Gewerbe und wirtschaftliche
Dienstleistungen im Jahr 2020 
Mitgliedstaaten der Europäischen UnionAuf 100 Euro Bruttoverdienst zahlten
Arbeitgeber zusätzlich x Euro Lohnnebenkosten
EuroRang
Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Eurostat-Daten vom 28.04.2021. 
Europäische Union (EU 27)32 
Euro-Währungsgebiet (EU 19)32 
Schweden471
Frankreich452
Österreich413
Italien404
Belgien365
Spanien365
Estland357
Tschechien357
Griechenland349
Slowakei3310
Lettland2811
Deutschland2712
Portugal2513
Finnland2314
Ungarn2215
Polen2215
Niederlande2117
Bulgarien1918
Zypern1918
Slowenien1820
Kroatien1721
Dänemark1522
Luxemburg1423
Irland924
Rumänien525
Litauen326
Malta-527

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