Pressemitteilung Nr. 446 vom 22. September 2021
WIESBADEN – Der Nominallohnindex in Deutschland war im 2. Quartal 2021 um 5,5 % höher als im Vorjahresquartal. Der Index bildet die Entwicklung der Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen ab. Die Verbraucherpreise stiegen im selben Zeitraum um 2,4 %. Dies ergibt einen realen (preisbereinigten) Verdienstzuwachs von 3,0 %.
„Damit wurden zwar die nominalen Lohneinbußen um 4,0 % aus dem 2. Quartal 2020 überkompensiert. Der deutliche Anstieg der Inflation hat aber dazu geführt, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer real noch nicht wieder so viel verdienen wie vor der Krise“ sagt Susanna Geisler, Referentin der Verdienststatistik im Statistischen Bundesamt. Im 2. Quartal 2020 hatte es mit nominal -4,0 % und real -4,7 % die bisher stärksten Lohneinbußen seit der Finanzkrise 2008/09 gegeben.
Normalisierung: Weniger Kurzarbeit lässt die Löhne wieder ansteigen
Bedingt durch die zunehmenden Lockerungen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wurde im 2. Quartal 2021 weniger Kurzarbeit in Anspruch genommen. Dies führte zu gestiegenen Bruttomonatsverdiensten, da sich die Wochenarbeitszeit wieder normalisierte und das Kurzarbeitergeld nicht zum Bruttoverdienst zählt: Insgesamt hat sich die bezahlte Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten im Vergleich zum Vorjahresquartal um durchschnittlich 4,2 % auf 38,3 Stunden erhöht. Damit wurde das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht: Im 2. Quartal 2019 hatte dieser Wert bei 39,2 Stunden gelegen.
Stärkerer Verdienstanstieg in den unteren Leistungsgruppen
In der Unterscheidung nach Leistungsgruppen war der Verdienstanstieg gemessen am Nominallohnindex im 2. Quartal 2021 bei den ungelernten beziehungsweise angelernten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit jeweils 9,3 % am höchsten. Diese Gruppen wiesen im Vorjahresquartal die größten Verdienstrückgänge (-7,4 % beziehungsweise -8,9 %) auf, sodass hier ein Aufholeffekt stattgefunden hat. Herausgehobene Fachkräfte (4,6 %) und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in leitender Stellung (3,4 %) wiesen im 2. Quartal 2021 unterdurchschnittliche Verdienstzuwächse auf. Sie waren allerdings im Vorjahresquartal auch weniger stark von Verdienstrückgängen (-2,4 % beziehungsweise -2,0 %) betroffen.
Berichtszeitraum | Reallohnindex1 | Nominallohnindex1 | Verbraucherpreisindex |
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Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in % | |||
1 Vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich. Q = Quartal | |||
Q1 2016 | 2,5 | 2,9 | 0,3 |
Q2 2016 | 1,8 | 2,0 | 0,2 |
Q3 2016 | 1,8 | 2,3 | 0,5 |
Q4 2016 | 1,2 | 2,3 | 1,1 |
Q1 2017 | 0,9 | 2,7 | 1,7 |
Q2 2017 | 1,4 | 2,9 | 1,4 |
Q3 2017 | 0,9 | 2,5 | 1,6 |
Q4 2017 | 0,7 | 2,2 | 1,4 |
Q1 2018 | 1,4 | 2,7 | 1,3 |
Q2 2018 | 0,8 | 2,5 | 1,8 |
Q3 2018 | 1,6 | 3,6 | 1,9 |
Q4 2018 | 1,4 | 3,3 | 2,0 |
Q1 2019 | 1,2 | 2,5 | 1,4 |
Q2 2019 | 1,3 | 3,0 | 1,6 |
Q3 2019 | 1,9 | 3,4 | 1,5 |
Q4 2019 | 0,7 | 2,0 | 1,2 |
Q1 2020 | 0,4 | 2,1 | 1,6 |
Q2 2020 | -4,7 | -4,0 | 0,8 |
Q3 2020 | -1,3 | -1,3 | -0,1 |
Q4 2020 | 0,4 | 0,2 | -0,2 |
Q1 2021 | -2,0 | -0,7 | 1,3 |
Q2 2021 | 3,0 | 5,5 | 2,4 |
Berichtszeitraum | Reallohnindex 1 | Nominallohnindex 1 | Verbraucherpreisindex |
---|---|---|---|
Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in % | |||
1 Vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich. | |||
Jahr 2016 | 1,8 | 2,3 | 0,5 |
Jahr 2017 | 1,0 | 2,5 | 1,5 |
Jahr 2018 | 1,3 | 3,1 | 1,8 |
Jahr 2019 | 1,2 | 2,6 | 1,4 |
Jahr 2020 | -1,1 | -0,7 | 0,5 |
Gliederungsart | Veränderung 2020 gegenüber dem Vorjahr | Veränderung 2. Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahresquartal |
---|---|---|
in % | ||
1 Ohne geringfügig Beschäftigte. | ||
Insgesamt | -0,7 | 5,5 |
Nach Gebietsstand | ||
Früheres Bundesgebiet (einschließlich Berlin) | -1,0 | 5,5 |
Neue Länder | 0,9 | 5,6 |
Nach Beschäftigungsart | ||
Vollzeitbeschäftigte | -1,0 | 5,6 |
Teilzeitbeschäftigte | 0,6 | 4,6 |
Geringfügig Beschäftigte | -1,5 | 3,7 |
Nach Geschlecht | ||
Männer | -1,4 | 5,7 |
Frauen | 0,3 | 4,8 |
Nach Leistungsgruppen 1 | ||
Arbeitnehmer/-innen in leitender Stellung | 0,2 | 3,4 |
Herausgehobene Fachkräfte | -0,2 | 4,6 |
Fachkräfte | -1,2 | 6,2 |
Angelernte Arbeitnehmer/-innen | -2,5 | 9,3 |
Ungelernte Arbeitnehmer/-innen | -1,6 | 9,3 |
nachrichtlich: | ||
Verbraucherpreisindex | 0,5 | 2,4 |
Methodische Hinweise:
Der Nominallohnindex bildet die Veränderung der Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen der in Vollzeit, in Teilzeit und geringfügig Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich ab. Er erfasst die Verdienstentwicklung bei gleicher Beschäftigtenstruktur wie im Vorjahr. Der Nominallohnindex umfasst nur die von Arbeitgeberseite gezahlten Verdienste und kein Kurzarbeitergeld. Der Reallohnindex stellt die Veränderung der Verdienste der Preisentwicklung gegenüber. Er gibt somit Hinweise zur Entwicklung der Kaufkraft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Weitere Informationen:
Die Zeitreihen zu den Real- und Nominallöhnen stehen auf den Internetseiten des Statistischen Bundesamtes zur Verfügung.
Detaillierte Informationen über die Höhe der Bruttostunden- und Bruttomonatsverdienste nach Wirtschaftszweigen, Beschäftigungsumfang, Leistungsgruppen sowie Geschlecht bietet die Fachserie 16, Reihe 2.1 (Quartalsergebnisse) sowie Reihe 2.3 (Jahresergebnisse).
Detaillierte Daten und lange Zeitreihen zu den Bruttoverdiensten in Deutschland können über die Tabelle Bruttoverdienste, Wochenarbeitszeit (62321-0001) in der Datenbank GENESIS-Online abgerufen werden. In der Datenbank lassen sich auch Zeitreihen zum monatlichen Index der Tarifverdienste (62231-0001) abrufen.
Die Ergebnisse zur Vierteljährlichen Verdiensterhebung sind neben weiteren Indikatoren zur Einordnung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auch auf der Sonderseite Corona-Statistiken im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfügbar.