Presse Paketbranche: Fachkräfte bei Post- und Zustelldiensten verdienen im Schnitt 20 % weniger als Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft

Pressemitteilung Nr. N059 vom 9. November 2023

  • Bruttomonatsverdienste vollzeitbeschäftigter Fachkräfte in der Post- und Paketbranche lagen im April 2022 durchschnittlich rund 700 Euro unter denen von Fachkräften in der Gesamtwirtschaft
  • 29 % der Kernerwerbstätigen bei Post-, Kurier- und Expressdiensten waren 2022 atypisch beschäftigt
  • Branche binnen zehn Jahren stark gewachsen: 24 % mehr Erwerbstätige, Umsatz nominal mehr als verdoppelt

WIESBADEN – Der jahrelange Boom des Onlinehandels hat die Nachfrage und die Umsätze in der Paketbranche deutlich steigen lassen. Gleichwohl verdienten Fachkräfte, also Beschäftigte, die üblicherweise eine zwei- bis dreijährige Berufsausbildung durchlaufen haben, bei Post- und Zustelldiensten weniger als Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft. Durchschnittlich 2 719 Euro brutto (ohne Sonderzahlungen) im Monat verdienten vollzeitbeschäftigte Fachkräfte im April 2022. Damit erhielten Fachkräfte in diesem Bereich durchschnittlich gut 20 % weniger als Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft (3 411 Euro brutto im Monat), wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt.

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Erwerbstätige bei Post- und Paketdiensten arbeiten überdurchschnittlich oft nachts und an Wochenenden

In der Post- und Paketbranche arbeiten Erwerbstätige nicht nur zu vergleichsweise geringen Verdiensten, sondern oft auch zu unüblichen Zeiten. Im Jahr 2022 arbeiteten nach Ergebnissen des Mikrozensus 57 % der Erwerbstätigen in diesem Bereich auch an Wochenenden. Der Anteil ist wesentlich höher als in der Wirtschaft insgesamt: Über alle Branchen hinweg gingen 30 % der Erwerbstätigen auch an Wochenenden ihrer Beschäftigung nach.

Jede und jeder siebte Erwerbstätige (14 %) bei Post-, Kurier- und Expressdiensten arbeitete 2022 zudem nachts zwischen 23 Uhr und 6 Uhr morgens. Zum Vergleich: Insgesamt leistete jede und jeder zehnte Erwerbstätige (10 %) Nachtarbeit. Dagegen war die Arbeit in den Abendstunden zwischen 18 Uhr und 23 Uhr bei Post-, Kurier- und Expressdiensten mit einem Anteil von 19 % der Erwerbstätigen weniger verbreitet als im Durchschnitt aller Branchen (28 %).

Atypische Beschäftigung: Befristung und Teilzeit in der Branche weit verbreitet

Vergleichsweise häufig sind Erwerbstätige in der Post- und Paketbranche auch atypisch beschäftigt, das heißt entweder befristet, in Teilzeit mit weniger als 21 Wochenstunden, geringfügig beschäftigt oder in Zeitarbeit. 2022 traf dies auf 29 % der Kernerwerbstätigen bei Post-, Kurier- und Expressdiensten zu. Kernerwerbstätige sind alle Erwerbstätigen zwischen 15 und 64 Jahren, die weder in Ausbildung noch in einem Freiwilligendienst sind. Über alle Branchen hinweg lag der Anteil der atypisch Beschäftigten bei gut 19 % der Kernerwerbstätigen.

17 % der Kernerwerbstätigen bei Post-, Kurier- und Expressdiensten arbeiteten 2022 in Teilzeit mit weniger als 21 Wochenstunden. Bei den Kernerwerbstätigen aller Branchen waren es dagegen 11 %. Der Anteil der befristet Beschäftigten an den Kernerwerbstätigen war bei Post- und Paketdienstleistern mit 12 % sogar doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller Branchen mit gut 6 %.

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Anteil der Erwerbstätigen mit ausländischem Pass bei Post- und Paketdiensten mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft

In der Post- und Paketbranche arbeiteten im vergangenen Jahr anteilig auch deutlich mehr Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit als in der Wirtschaft insgesamt: 41 % der Erwerbstätigen bei Post-, Kurier- und Expressdiensten hatten 2022 eine ausländische Staatsangehörigkeit, während es unter allen Erwerbstätigen 17 % waren.

Zahl der Erwerbstätigen der Branche von 2011 bis 2021 um 24 % gestiegen

Der wachsende Bedarf an Paketdienstleistungen spiegelt sich auch in der steigenden Zahl der Erwerbstätigen in der Branche wider: Bei den Post-, Kurier- und Expressdiensten stieg ihre Zahl nach Ergebnissen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen binnen zehn Jahren um 24 % auf rund 553 000 Personen im Jahr 2021. Damit wuchs der Personalbestand der Branche deutlich stärker als die Erwerbstätigenzahl in der deutschen Wirtschaft insgesamt, in der es im selben Zeitraum gut 8 % mehr Erwerbstätige gab.

Post- und Paketbranche machte 2021 Rekordumsatz von 64,2 Milliarden Euro

Im Jahr 2021 während der Covid-19-Pandemie setzte die Branche der Post-, Kurier- und Expressdienste rund 64,2 Milliarden Euro um. Damit hat sich der nominale Umsatz binnen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Im Jahr 2011 hatte der Umsatz der Post- und Paketdienstleister noch bei 28,1 Milliarden Euro gelegen.

Methodische Hinweise:

Die Daten zu Verdiensten nach Branchen und Berufen basieren auf der Verdiensterhebung zum Stichmonat April 2022 und sind in den GENESIS-Online-Tabellen 62361 verfügbar. Die Definition der Berufe basiert auf der Klassifikation der Berufe 2010 (KldB 2010). Es handelt sich jeweils um das arithmetische Mittel der Bruttoverdienste von Vollzeitbeschäftigten ohne Sonderzahlungen. Ein weiterer Mittelwert ist der Median, er halbiert eine Verteilung. Entsprechend liegen 50 % der Werte über dem Median und 50 % der Werte unter dem Median. Die vier Anforderungsniveaus nach der Klassifikation der Berufe 2010 (KldB 2010) bilden die Komplexität der beruflichen Tätigkeit ab. Hiernach handelt es sich bei Fachkräften (Anforderungsniveau 2) um Beschäftigte, die fachlich ausgerichteten Tätigkeiten nachgehen, für deren sachgerechte Ausübung fundierte Fachkenntnisse und Fertigkeiten vorausgesetzt werden. Das Anforderungsniveau 2 wird üblicherweise mit dem Abschluss einer zwei- bis dreijährigen Berufsausbildung erreicht.

Die Ergebnisse zu Arbeitszeiten, atypischer Beschäftigung und Erwerbstätigen mit ausländischer Staatsangehörigkeit stammen aus dem Mikrozensus. Ausführliche Informationen zur Neugestaltung des Mikrozensus ab 2020 finden Sie hier.

Die Daten zum Umsatz im Wirtschaftszweig der Post-, Kurier- und Expressdienste stammen aus der Strukturstatistik im Handels- und Dienstleistungsbereich. Ab dem Berichtsjahr 2021 ist die Darstellungseinheit nicht mehr wie bisher die “Rechtliche Einheit”, also die kleinste rechtlich selbstständige Einheit, die aus handels- bzw. steuerrechtlichen Gründen Bücher führt. An ihre Stelle tritt das Unternehmen entsprechend der EU-Unternehmensdefinition. Es entspricht der kleinsten Kombination Rechtlicher Einheiten, die eine organisatorische Einheit zur Erzeugung von Waren und Dienstleistungen bildet und insbesondere in Bezug auf die Verwendung der ihr zufließenden Mittel über eine gewisse Entscheidungsfreiheit verfügt. Die Zahlen ab dem Berichtsjahr 2021 sind daher nur eingeschränkt mit den Ergebnissen der Vorjahre vergleichbar.

Weitere Informationen:

Bei den Durchschnittsverdiensten spielen neben Beruf und Anforderungsniveau auch andere Einflussfaktoren wie die Branche oder die mit dem Alter gewonnene Berufserfahrung eine Rolle. Der interaktive Gehaltsvergleich des Statistischen Bundesamtes berücksichtigt solche Faktoren und liefert dadurch individuell zugeschnittene Informationen zu den Verdiensten einzelner Berufe.

Daten und Fakten rund um das Thema Fachkräfte bündelt das Statistische Bundesamt auf einer eigenen Sonderseite. Das Datenangebot umfasst die Bereiche Demografie, Erwerbstätigkeit, Bildung und Zuwanderung. Es reicht von Vorausberechnungen zur künftigen Zahl von Erwerbspersonen über Analysen zum Arbeitskräfteangebot bis hin zu Daten zu Arbeitsmigration und Ausbildungsmarkt – und wird sukzessive erweitert.

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