Pressemitteilung Nr. 181 vom 22. Mai 2025
- 19 % der Bevölkerung sind seit 1950 selbst nach Deutschland eingewandert, 6 % haben zwei eingewanderte Elternteile
- 6,5 Millionen Eingewanderte seit dem Jahr 2015
- Neue Hochrechnung anhand des Zensus 2022 ergibt um 0,9 Millionen geringere Zahl von Menschen mit Einwanderungsgeschichte
WIESBADEN – Im Jahr 2024 lebten in Deutschland rund 21,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach Erstergebnissen des Mikrozensus 2024 mitteilt, waren das 4 % oder 873 000 Personen mehr als im Vorjahr (2023: 20,4 Millionen). Der Anteil dieser Personengruppe an der Bevölkerung stieg um knapp 1 Prozentpunkt auf 25,6 % (2023: 24,7 %). Damit hatte gut jede vierte Person in Deutschland eine Einwanderungsgeschichte. Menschen mit Einwanderungsgeschichte sind Personen, die entweder selbst (erste Generation) oder deren beide Elternteile (Nachkommen, zweite Generation) seit 1950 nach Deutschland eingewandert sind. Mit der Erstveröffentlichung für das Jahr 2024 stellt das Statistische Bundesamt rückwirkend ab 2021 Ergebnisse des Mikrozensus bereit, die anhand von Bevölkerungseckwerten auf Basis des Zensus 2022 hochgerechnet wurden.
Fast jede fünfte Person selbst eingewandert
Die Zahl der selbst Eingewanderten stieg im Jahr 2024 um 4 % oder 582 000 auf knapp 16,1 Millionen Menschen (2023: 15,5 Millionen). Fast jede fünfte Person in Deutschland war somit selbst eingewandert (19,4 % der Bevölkerung). Knapp 5,2 Millionen Personen oder 6,3 % der Bevölkerung waren direkte Nachkommen von Eingewanderten – also in Deutschland geborene Kinder von zwei seit 1950 eingewanderten Elternteilen. Ihre Zahl stieg gegenüber dem Vorjahr um 6 % oder 291 000 Personen.
Bei weiteren 4,1 Millionen in Deutschland geborenen Personen oder 5,0 % der Bevölkerung war nur einer der beiden Elternteile eingewandert. Sie zählen demnach nicht zur Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte. Gegenüber 2023 stieg die Zahl dieser Personen um 4 % oder 159 000. Weitere 57,4 Millionen Personen (-1 % oder -734 000 gegenüber 2023) waren weder selbst noch war ein Elternteil seit 1950 eingewandert. Das waren mehr als zwei Drittel (69,3 %) der Bevölkerung.
Über ein Drittel der 20- bis 39-Jährigen mit Einwanderungsgeschichte
Personen mit Einwanderungsgeschichte sind jung im Vergleich zur Gesamtbevölkerung: In der Gruppe der 20- bis 39-Jährigen hatte 2024 mehr als jede dritte Person eine Einwanderungsgeschichte (34 %). Demgegenüber war es in der Gruppe der über 65-Jährigen nur jede siebte Person (14 %). Die Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte war 2024 mit einem Durchschnittsalter von 38,2 Jahren etwa 9 Jahre jünger als die Bevölkerung ohne Einwanderungsgeschichte (47,4 Jahre). Besonders jung waren mit durchschnittlich 25,1 Jahren die Menschen mit nur einem eingewanderten Elternteil.
Ukraine und Syrien Hauptherkunftsländer der Eingewanderten seit 2015
Im Jahr 2024 lebten in Deutschland knapp 6,5 Millionen Menschen, die seit 2015 nach Deutschland eingewandert sind. Davon wanderten gut 4,2 Millionen in den Jahren von 2015 bis 2021 ein, vornehmlich aus Syrien (716 000), Rumänien (300 000) und Polen (230 000). Weitere gut 2,2 Millionen Menschen wanderten von 2022 bis 2024 hauptsächlich aus der Ukraine (843 000), Syrien (124 000) und der Türkei (112 000) ein.
Einwanderung ab 2015 vor allem wegen Flucht, Erwerbstätigkeit und Familienzusammenführung
Die wichtigsten Gründe für die Einwanderung ab 2015 waren nach Angaben der Befragten Flucht, Asyl und internationaler Schutz (31 %), Erwerbstätigkeit (23 %) sowie Familienzusammenführung (21 %). Darüber hinaus gaben 8 % der seit 2015 Eingewanderten an, hauptsächlich für ein Studium oder eine Aus- und Weiterbildung nach Deutschland gekommen zu sein. Bei den Männern waren die häufigsten Einwanderungsgründe Flucht (32 %) und Erwerbstätigkeit (28 %). Frauen nannten neben Flucht (30 %) vor allem Familienzusammenführung (26 %) als Hauptgründe.
Zahl der Menschen mit Einwanderungsgeschichte durch Anpassung an Eckwerte des Zensus 2022 um 908 000 Personen nach unten korrigiert (-4 %)
Der Zensus 2022 hat ergeben, dass zum Stichtag 15. Mai 2022 in Deutschland 1,4 Millionen Menschen oder 1,6 % weniger lebten als nach der bisherigen Fortschreibung des Bevölkerungsstands nach dem Zensus 2011. Insbesondere die Zahl der Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist nach dem Zensus 2022 im Vergleich zur bisherigen Fortschreibung kleiner (-1,0 Millionen beziehungsweise -8,1 %).
Die Hochrechnung des Mikrozensus anhand des Zensus 2022 wirkt sich entsprechend auf die Ergebnisse zur Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte aus. So lag die Zahl der Menschen mit Einwanderungsgeschichte im Jahr 2022 durch die neue Hochrechnung um 908 000 Personen (-4 %) niedriger als nach bisheriger Hochrechnung. Besonders stark zeigen sich die Auswirkungen bei Eingewanderten mit einer Aufenthaltsdauer von unter 10 Jahren. In dieser Bevölkerungsgruppe beträgt die Differenz 530 000 Personen (-9 %). Betrachtet nach Geburtsländern der Eingewanderten beziehungsweise der eingewanderten Eltern waren insbesondere die Zahl der Personen aus Syrien (-125 000 beziehungsweise -10 %), Afghanistan (-40 000 beziehungsweise -9 %), der Ukraine (-54 000 beziehungsweise -9 %) und dem Irak (-31 000 beziehungsweise -8 %) deutlich niedriger als nach der bisherigen Hochrechnung.
Gründe für die Abweichungen zwischen den Ergebnissen des Zensus 2022 und der bisherigen Bevölkerungsfortschreibung bei der ausländischen Bevölkerung sind vermutlich die Einflüsse von Fluchtbewegungen auf die melderechtliche Erfassung von ausländischen Personen. So können Personen, die beim Zuzug nach Deutschland melderechtlich erfasst wurden, bereits ohne melderechtliche Erfassung wieder weggezogen sein, etwa in ihre Herkunftsländer. Diese häufig ausbleibende Abmeldung von ausländischen Einwohnerinnen und Einwohnern bei Rückzug in ihre Herkunftsländer ist ein bereits aus früheren Bevölkerungsuntersuchungen bekanntes Phänomen. Umgekehrt waren Schutzsuchende, die am Zensus-Stichtag in einer Gemeinde gewohnt haben, vielleicht noch nicht melderechtlich als Einwohnerin oder Einwohner und somit auch nicht in der Bevölkerungsfortschreibung erfasst.
Methodische Hinweise:
Der Mikrozensus ist eine Stichprobenerhebung, bei der jährlich rund 1 % der Bevölkerung in Deutschland befragt wird. Alle Angaben beruhen auf Selbstauskünften der Befragten. Um aus den erhobenen Daten Aussagen über die Gesamtbevölkerung treffen zu können, werden die Daten an den Eckwerten der Bevölkerungsfortschreibung hochgerechnet.
Ab der Veröffentlichung der Erstergebnisse 2024 und der Endergebnisse 2023 erfolgt die Hochrechnung anhand von Eckwerten der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2022. Das Hochrechnungsverfahren bleibt dabei unverändert gegenüber der bisherigen Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011. Für die bereits auf Basis des Zensus 2011 veröffentlichten Ergebnisse des Mikrozensus-Kernprogramms und der Unterstichprobe zur Arbeitsmarktbeteiligung (MZ-LFS) werden zudem für die Jahre ab 2021 neu nach dem Zensus 2022 hochgerechnete Ergebnisse veröffentlicht. Ausführliche Informationen zum Mikrozensus und zur Umstellung der Hochrechnung auf den Zensus 2022 bieten eine Sonderseite im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes und das Hintergrundpapier zu methodischen Effekten in der Zeitreihe.
Der Mikrozensus ist die einzige derzeit verfügbare amtliche Datenquelle zur Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte. Eine Person eine Einwanderungsgeschichte, wenn sie selbst oder beide Elternteile seit dem Jahr 1950 nach Deutschland eingewandert sind. Weitere Definitionen zu den Begriffen bietet ein Glossar im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes.
Die Ergebnisse beziehen sich auf die Bevölkerung in privaten Hauptwohnsitzhaushalten (2024: 82,8 Millionen Personen) und nicht auf die Bevölkerung in Gemeinschaftsunterkünften (zum Beispiel für Geflüchtete), da für Personen in Gemeinschaftsunterkünften die zur Auswertung erforderlichen Merkmale gemäß Mikrozensusgesetz (MZG) nicht erhoben werden.
Die Ergebnisse zu den Einwanderungsgründen beruhen auf einer Selbsteinschätzung der Befragten. Wenn mehrere der vorgegebenen Kategorien zutreffen, werden die Befragten gebeten, den Hauptgrund anzugeben.
Weitere Informationen:
Weitere Ergebnisse zur Situation der Bevölkerung nach Einwanderungsgeschichte in Deutschland bietet der Statistische Bericht "Bevölkerung nach Einwanderungsgeschichte" sowie die Themenseite "Migration und Integration" im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes.
Darüber hinaus bietet das "Dashboard Integration", das Teil des "Dashboard Deutschland" (www.dashboard-deutschland.de) ist, ein umfassendes, interaktives Datenangebot zur Situation eingewanderter Menschen und ihrer Nachkommen. Das Dashboard präsentiert 60 Indikatoren aus allen gesellschaftlichen Bereichen, unter anderem zum Arbeitsmarkt, zu schulischer und beruflicher Bildung sowie zu Sicherheit und Partizipation.