- Hintergrund
- Datenverfügbarkeit
- Ausgangssituation in der amtlichen Tourismusstatistik
- Datengrundlage
- Erste Ergebnisse
- 1. Gesamtdeutsche Ergebnisse
- 2. Ergebnisse in den Bundesländern
- 3. Ergebnisse in den NUTS-2-Regionen (Regierungsbezirke, Stadtstaaten, einzelne Bundesländer)
- 4. Ergebnisse in den NUTS-3-Regionen (Landkreise und kreisfreie Städte)
- 5. Ergebnisse in ausgewählten Städten
- 6. Gästeübernachtungen nach dem Herkunftsland
- 7. Anteil der Gästeübernachtungen nach der Art und Größe der Unterkunft
- 8. Entwicklung der Gästeübernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer 2019 nach dem Wohnsitz
- Fazit
- Ausblick
Erstmals stehen Buchungsdaten der Online-Plattformen Airbnb, Booking, Expedia Group und TripAdvisor für statistische Auswertungen zur Verfügung. Im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojekts untersucht das Statistische Bundesamt deshalb unter anderem die Nutzbarkeit der Daten der vier Plattformen auf mögliche Ergänzungen des bestehenden Angebotes der amtlichen Tourismusstatistik unterhalb der gegenwärtigen Erhebungsgrenze. Allerdings sind zunächst die Datenqualität und die Repräsentativität der Daten für den Tourismusbereich noch zu bestimmen. Anschließend werden die Daten bis Ende des Jahres 2021 ausführlich ausgewertet und analysiert.
Hintergrund
Transaktionsdaten von Plattformbetreibern stellen eine neue digitale Datenquelle dar, die über das Potenzial verfügt, das Datenangebot der amtlichen Statistik zu erweitern und bestehende Datenlücken zu schließen. Durch den Zugang zu diesen Daten können nicht nur bestehende (Konjunktur-)Statistiken ergänzt, sondern auch neue ökonomische Entwicklungen abgebildet werden, wie beispielsweise die stark wachsende kollaborative Wirtschaft. Dieser Wirtschaftszweig subsumiert Transaktionen - hauptsächlich via Online-Plattformen - insbesondere zwischen privaten Anbietern und Konsumenten. So ergab eine von Eurostat (Statistisches Amt der Europäischen Union), durchgeführte Erhebung, dass 21 % aller EU-Bürger im Jahr 2019 eine Website oder App genutzt haben, um eine Unterkunft bei einer anderen Privatperson zu buchen.
Daten von Plattformbetreibern liegen in der Regel digital vor, sodass für die amtliche Statistik grundsätzlich die Möglichkeit besteht, die Aktualität und Genauigkeit bestehender Statistiken belastungsarm zu verbessern, wenn diese Daten frühzeitiger und in höherer Frequenz als die amtlichen Ergebnisse verfügbar sind.
Nicht zuletzt hat die Coronakrise gezeigt, dass politische Entscheidungsträger zusätzliche Informationen für eine kurzfristige, faktenbasierte Entscheidungsfindung benötigen. So könnten die Transaktionsdaten der Plattformbetreiber über die Nutzung des Angebotes von privaten Anbietern im Beherbergungsbereich dabei helfen, die Auswirkungen eines coronabedingten Shutdowns auf diesen Wirtschaftszweig abzuschätzen. Gleiches gilt für Krisenregionen, wie beispielsweise die Mitte Juli 2021 stark vom Hochwasser betroffenen Gemeinden hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.
Datenverfügbarkeit
Für den Zugang zu Transaktionsdaten von Plattformbetreibern gibt es derzeit auf europäischer und nationaler Ebene keine allgemeine gesetzliche Regelung. Im März 2020 hat die Europäische Kommission daher mit vier Plattformbetreibern aus dem Beherbergungsbereich - Airbnb, Booking, Expedia Group und TripAdvisor - eine wegweisende Vereinbarung über die gemeinsame Nutzung von Daten getroffen. Das Abkommen erlaubt Eurostat und den Statistischen Ämtern der Mitgliedstaaten die Auswertung und Veröffentlichung von Daten zur Nutzung von Unterkünften für touristische Aufenthalte. Die erste Übermittlung an das Statistische Bundesamt und die erste Veröffentlichung von Belegungsdaten durch Eurostat für die Berichtsjahre 2018 und 2019 ist im Juni 2021 erfolgt.
Ausgangssituation in der amtlichen Tourismusstatistik
Die amtliche Tourismusstatistik veröffentlicht Zahlen über Ankünfte, Übernachtungen und Kapazitätsangaben für Beherbergungsbetriebe der Hotellerie und Ferienunterkünfte ab 10 Betten sowie 10 Stellplätzen im Campingbereich. Dabei wurde die Begrenzung der Erhebung auf größere Betriebe festgelegt zur Entlastung einer Vielzahl von sogenannten Kleinbeherbergungsbetrieben. Bisher gibt sie keinen detaillierten Einblick in das Segment der Beherbergungsbetriebe mit einem Angebot unter 10 Schlafgelegenheiten bzw. Stellplätzen. Hierzu liegen lediglich stark aggregierte Daten vor, die auf Schätzungen und Hochrechnungen basieren und zur Erfüllung jährlicher Datenlieferverpflichtungen gegenüber der Europäischen Union erstellt werden. Genau zu diesem in der amtlichen Statistik unterrepräsentierten Marktsegment können die Daten der Plattformbetreiber einen Eindruck geben.
Datengrundlage
Die aggregierten Transaktionsdaten der Plattformbetreiber werden in diesem Artikel als experimentelle Statistiken veröffentlicht. Solche Statistiken verwenden neue Datenquellen oder Methoden, um den Benutzerbedürfnissen besser gerecht zu werden. Sie haben jedoch noch nicht die Reife einer vollwertigen amtlichen Statistik erreicht.
Die von Eurostat bereitgestellten Daten der Plattformbetreiber sind aggregiert über die vier Plattformen, beziehen sich auf die Jahre 2018 sowie 2019 und geben Auskunft über das Angebot (Anzahl an Unterkünften und Kapazität) und die Buchungen (belegte Unterkünfte und Übernachtungen) von Unterkünften der Kategorie NACE 55.2. Unter diese Kategorie fallen Unterkünfte für touristische Aufenthalte. Es handelt sich dabei um Ferienwohnungen, Ferienhäuser oder Zimmer, in denen wenig bis gar kein Service geboten wird und somit oft um privat vermietete Unterkünfte. Hotels (NACE 55.1) und Campingplätze (NACE 55.3) gehören nicht zu dieser Kategorie und sind deshalb in den Daten ausgeschlossen.
Die in diesem Artikel bereitgestellten Buchungsdaten geben vor allem Informationen zur Nachfrage nach Unterkünften in Betrieben mit weniger als 10 Betten. Dies liegt daran, dass die bereitgestellten Daten aus dem Jahr 2019 sich zu 95 % auf Betriebe unter 10 Betten beziehen. Es handelt sich also hauptsächlich um Daten, die sich auf den Bereich unterhalb der Abschneidegrenze der amtlichen Tourismusstatistik beziehen. Verfügbar sind nationale, regionale und städtische Daten zu der Anzahl der Buchungen, den gebuchten Übernachtungen und Gästeübernachtungen im Jahr 2019 mit Vergleichen zum Jahr 2018. Die Gästeübernachtungen sind dabei vergleichbar mit den Übernachtungen in der amtlichen Tourismusstatistik. Die "Buchungen" und "gebuchten Übernachtungen" sind in dieser Form in der amtlichen Statistik nicht vorhanden. Bei den Gästen kann es sich sowohl um Touristen als auch um Geschäftsreisende handeln. Der Grund der Buchung lässt sich aus den Daten nicht erschließen. Im Folgenden wird trotzdem von "touristischen Unterkünften" beziehungsweise "touristischen Aufenthalten" gesprochen, auch wenn es sich um Geschäftsreisen handeln könnte.
Aktuell sind noch keine Angebotsdaten verfügbar, da die Kapazitätsdaten durch Unterkünfte, die bei mehreren Plattformen angeboten werden, noch Doppelzählungen aufweisen können. Eurostat plant, bis Ende des Jahres ein methodisches Konzept zur Lösung dieses Problems bereitzustellen.
Erste Ergebnisse
1. Gesamtdeutsche Ergebnisse
Im Jahr 2019 wurden in Unterkünften für touristische Aufenthalte bei den vier Plattformbetreibern 4 604 000 Buchungen registriert. Das sind im Durchschnitt 12 614 Buchungen täglich und 23,8 % mehr als im Jahr davor. Insgesamt 63 % der Buchungen erfolgte von Gästen mit Wohnsitz im Inland und 37 % von Gästen mit Wohnsitz im Ausland (siehe Abbildung 1).
Abb. 1
Die Unterkünfte waren im Jahr 2019 für 16 543 000 Nächte gebucht. Durchschnittlich gab es 3,6 Übernachtungen pro Buchung einer Unterkunft. Davon wurden 38 % der Übernachtungen von Gästen mit Wohnsitz im Ausland und 62 % von Gästen mit Wohnsitz im Inland gebucht (siehe Abbildung 2).
Abb. 2
Die Anzahl an Gästeübernachtungen lag im Jahr 2019 bei 39 957 000. Das sind 18,4 % mehr als im Vorjahr. Im Durchschnitt gab es also 109 471 Gästeübernachtungen pro Tag. 62,6 % der Gästeübernachtungen betreffen Personen mit Wohnsitz im Inland (+24,9 %) und 37,4 % Personen mit Wohnsitz im Ausland (+8,8 %).
2. Ergebnisse in den Bundesländern
Die Bundesländer mit den meisten Buchungen in den angebotenen Unterkünften der vier Plattformbetreiber waren im Jahr 2019 Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Die meisten Übernachtungen wurden in Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen gezählt. Der durchschnittliche Aufenthalt war mit 4,7 Nächten in Mecklenburg-Vorpommern am längsten (siehe Tabelle 1). Die meisten Gästeübernachtungen waren in den Bundesländern Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern zu verbuchen (59,8 % aller Gästeübernachtungen in Deutschland). Gäste mit Wohnsitz im Inland reisten vor allem nach Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Gäste mit Wohnsitz im Ausland buchten vor allem in Berlin, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.
Bundesländer | Anzahl der Buchungen von Unterkünften | Anzahl der gebuchten Übernachtungen | Durchschnittliche Aufenthaltsdauer (Nächte/je Unterkunft) | Gästeübernachtungen |
---|---|---|---|---|
Deutschland | 4 604 000 | 16 543 000 | 3,6 | 39 957 000 |
Bayern | 771 000 | 2 664 000 | 3,5 | 6 314 000 |
Nordrhein-Westfalen | 609 000 | 1 979 000 | 3,2 | 4 482 000 |
Baden-Württemberg | 530 000 | 1 842 000 | 3,5 | 4 300 000 |
Berlin | 495 000 | 2 026 000 | 4,1 | 4 536 000 |
Niedersachsen | 380 000 | 1 436 000 | 3,8 | 3 689 000 |
Mecklenburg-Vorpommern | 318 000 | 1 503 000 | 4,7 | 4 268 000 |
Schleswig-Holstein | 290 000 | 1 242 000 | 4,3 | 3 285 000 |
Sachsen | 261 000 | 781 000 | 3,0 | 1 886 000 |
Hessen | 240 000 | 779 000 | 3,2 | 1 648 000 |
Rheinland-Pfalz | 200 000 | 675 000 | 3,4 | 1 718 000 |
Hamburg | 176 000 | 533 000 | 3,0 | 1 119 000 |
Brandenburg | 102 000 | 355 000 | 3,5 | 967 000 |
Thüringen | 85 000 | 246 000 | 2,9 | 600 000 |
Sachsen-Anhalt | 84 000 | 262 000 | 3,1 | 682 000 |
Bremen | 42 000 | 139 000 | 3,3 | 291 000 |
Saarland | 23 000 | 81 000 | 3,5 | 172 000 |
3. Ergebnisse in den NUTS-2-Regionen (Regierungsbezirke, Stadtstaaten, einzelne Bundesländer)
Unter den NUTS-Klassifikation versteht man in der amtlichen Statistik die Ebene der Regierungsbezirke in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen sowie die Stadtstaaten und Bundesländer ohne Regierungsbezirke (meist zwischen 800 000 und 3 Millionen Einwohner). Die NUTS-2-Regionen mit den meisten Buchungen und Übernachtungen in den auf Airbnb, Booking, Expedia Group und TripAdvisor angebotenen Unterkünften waren Berlin, Oberbayern, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Köln. In der Region Mecklenburg-Vorpommern gab es die durchschnittlich längsten Aufenthalte mit 4,7 Nächten und in Leipzig die kürzesten Aufenthalte mit 2,8 Nächten (siehe Tabelle 2). Die Regionen mit dem höchsten Prozentanteil an Gästeübernachtungen von Gästen mit Wohnsitz im Inland waren Mecklenburg-Vorpommern (mit 93,7 % ihrer Gäste) und Weser-Ems (mit 89,9 % ihrer Gäste). Die Regionen mit dem höchsten Prozentanteil an Gästeübernachtungen von Gästen mit Wohnsitz im Ausland waren Berlin (mit 76,9 % ihrer Gäste) und Düsseldorf (mit 55,4 % ihrer Gäste).
Reisegebiete | Anzahl der Buchungen von Unterkünften | Anzahl der gebuchten Übernachtungen | Durchschnittliche Aufenthaltsdauer (Nächte/je Unterkunft) | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Gesamt | von Gästen mit Wohnsitz im Inland | von Gästen mit Wohnsitz im Ausland | Gesamt | von Gästen mit Wohnsitz im Inland | von Gästen mit Wohnsitz im Ausland | ||
Deutschland | 4 604 000 | 2 915 000 | 1 690 000 | 16 543 000 | 10 237 000 | 6 306 000 | 3,6 |
Berlin | 495 000 | 142 000 | 353 000 | 2 026 000 | 500 000 | 1 526 000 | 4,1 |
Oberbayern | 388 000 | 176 000 | 212 000 | 1 405 000 | 650 000 | 756 000 | 3,6 |
Mecklenburg-Vorpommern | 318 000 | 296 000 | 22 000 | 1 503 000 | 1 407 000 | 95 000 | 4,7 |
Schleswig-Holstein | 290 000 | 250 000 | 40 000 | 1 242 000 | 1 106 000 | 137 000 | 4,3 |
Köln | 259 000 | 134 000 | 125 000 | 821 000 | 392 000 | 430 000 | 3,2 |
Freiburg | 208 000 | 107 000 | 101 000 | 668 000 | 354 000 | 314 000 | 3,2 |
Düsseldorf | 186 000 | 98 000 | 88 000 | 643 000 | 306 000 | 337 000 | 3,5 |
Hamburg | 176 000 | 114 000 | 62 000 | 533 000 | 311 000 | 222 000 | 3,0 |
Darmstadt | 161 000 | 85 000 | 76 000 | 540 000 | 259 000 | 280 000 | 3,4 |
Weser-Ems | 134 000 | 119 000 | 15 000 | 571 000 | 511 000 | 60 000 | 4,3 |
Dresden | 126 000 | 90 000 | 36 000 | 392 000 | 284 000 | 108 000 | 3,1 |
Karlsruhe | 116 000 | 64 000 | 52 000 | 414 000 | 211 000 | 203 000 | 3,6 |
Mittelfranken | 113 000 | 56 000 | 57 000 | 333 000 | 162 000 | 171 000 | 2,9 |
Stuttgart | 110 000 | 67 000 | 43 000 | 411 000 | 232 000 | 179 000 | 3,7 |
Schwaben | 108 000 | 69 000 | 39 000 | 394 000 | 275 000 | 119 000 | 3,6 |
Leipzig | 107 000 | 83 000 | 24 000 | 294 000 | 210 000 | 84 000 | 2,7 |
Brandenburg | 102 000 | 83 000 | 19 000 | 355 000 | 280 000 | 75 000 | 3,5 |
Tübingen | 96 000 | 65 000 | 31 000 | 349 000 | 241 000 | 109 000 | 3,6 |
Arnsberg | 90 000 | 55 000 | 35 000 | 284 000 | 163 000 | 121 000 | 3,2 |
Koblenz | 88 000 | 56 000 | 32 000 | 281 000 | 175 000 | 105 000 | 3,2 |
Thüringen | 85 000 | 72 000 | 12 000 | 246 000 | 199 000 | 47 000 | 2,9 |
Sachsen-Anhalt | 84 000 | 72 000 | 12 000 | 262 000 | 218 000 | 44 000 | 3,1 |
Hannover | 83 000 | 55 000 | 28 000 | 271 000 | 163 000 | 108 000 | 3,3 |
Lüneburg | 82 000 | 69 000 | 12 000 | 300 000 | 251 000 | 49 000 | 3,7 |
Braunschweig | 81 000 | 67 000 | 15 000 | 294 000 | 223 000 | 72 000 | 3,6 |
Rheinhessen-Pfalz | 62 000 | 43 000 | 19 000 | 217 000 | 134 000 | 83 000 | 3,5 |
Kassel | 55 000 | 43 000 | 12 000 | 168 000 | 124 000 | 45 000 | 3,1 |
Trier | 50 000 | 29 000 | 21 000 | 177 000 | 99 000 | 78 000 | 3,5 |
Niederbayern | 47 000 | 33 000 | 15 000 | 169 000 | 125 000 | 44 000 | 3,6 |
Oberfranken | 44 000 | 33 000 | 11 000 | 133 000 | 98 000 | 35 000 | 3,0 |
Bremen | 42 000 | 28 000 | 14 000 | 139 000 | 85 000 | 54 000 | 3,3 |
Unterfranken | 41 000 | 30 000 | 11 000 | 123 000 | 85 000 | 38 000 | 3,0 |
Münster | 39 000 | 28 000 | 11 000 | 121 000 | 80 000 | 41 000 | 3,1 |
Detmold | 35 000 | 27 000 | 8 000 | 110 000 | 78 000 | 33 000 | 3,1 |
Oberpfalz | 30 000 | 21 000 | 9 000 | 107 000 | 72 000 | 35 000 | 3,6 |
Chemnitz | 28 000 | 23 000 | 5 000 | 94 000 | 76 000 | 19 000 | 3,4 |
Gießen | 24 000 | 19 000 | 6 000 | 71 000 | 50 000 | 21 000 | 3,0 |
Saarland | 23 000 | 15 000 | 8 000 | 81 000 | 49 000 | 32 000 | 3,5 |
4. Ergebnisse in den NUTS-3-Regionen (Landkreise und kreisfreie Städte)
Unter den NUTS-3-Regionen versteht man in der amtlichen Statistik die Ebene der Landkreise und kreisfreien Städten. Die meisten Gästeübernachtungen insgesamt gab es im Jahr 2019 in den Regionen Berlin, Vorpommern-Rügen, München, Hamburg und Köln. Die höchste Anzahl an Gästeübernachtungen von Touristen mit Wohnsitz in Deutschland gab es in Vorpommern-Rügen gefolgt von Berlin, Ostholstein, Vorpommern-Greifswald und Nordfriesland. Die Regionen mit der höchsten Zahl an Gästeübernachtungen von Touristen mit Wohnsitz im Ausland waren Berlin, München, Köln, Hamburg, Düsseldorf und der Ortenaukreis in Baden-Württemberg.
5. Ergebnisse in ausgewählten Städten
Die Belegungsdaten geben auch Auskunft über die Buchungen in touristisch besonders bedeutsamen Städten. Teilweise deckt sich die Städteauswahl mit den NUTS-Regionen (kreisfreie Städte, Stadtkreise = NUTS-3) und Bundesländern (Stadtstaaten). Hierfür wurden die Hauptstadt, Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern und andere Städte, die gemeinsam 90 % der Gästeübernachtungen in Deutschland ausmachen, ausgewählt. Die Städte mit der höchsten Anzahl an Buchungen im Jahr 2019 waren Berlin, München, Hamburg, Köln und Düsseldorf. Die Städte, in denen die meisten Gäste mit Wohnsitz im Inland buchten, waren Berlin, Hamburg, Leipzig, München und Köln. Bei den Gästen mit Wohnsitz im Ausland waren Berlin, München, Köln, Hamburg und Düsseldorf am beliebtesten. Am längsten blieben Touristen (Privat- und Geschäftsreisende) im Schnitt in Duisburg mit 4,8 Nächten und am kürzesten in Erfurt mit durchschnittlich 2,4 Nächten pro Aufenthalt.
Die Städte mit den meisten Übernachtungen waren Berlin, München, Hamburg, Köln und Düsseldorf. Diese fünf Städte stehen für 24,1 % aller Übernachtungen in Deutschland. Auch die Gästeübernachtungen waren in diesen Städten am höchsten (siehe Tabelle 3). Reisende mit Wohnsitz im Inland machten in Rostock (88,9 %) den größten Anteil an Gästeübernachtungen aus. In Berlin machten Reisende mit Wohnsitz im Ausland mit 76,9 % den größten Anteil an Gästeübernachtungen aus.
Städte in Deutschland | Anzahl der Gästeübernachtungen | ||
---|---|---|---|
Gesamt | davon Übernachtungen von Personen mit Wohnsitz im Inland | davon Übernachtungen von Personen mit Wohnsitz im Ausland | |
Berlin | 4 536 000 | 1 047 000 | 3 489 000 |
München | 1 428 000 | 352 000 | 1 076 000 |
Hamburg | 1 119 000 | 638 000 | 480 000 |
Köln | 920 000 | 362 000 | 559 000 |
Düsseldorf | 656 000 | 242 000 | 415 000 |
Leipzig | 554 000 | 399 000 | 155 000 |
Dresden | 488 000 | 319 000 | 170 000 |
Nürnberg | 432 000 | 167 000 | 265 000 |
Frankfurt am Main | 349 000 | 116 000 | 233 000 |
Stuttgart | 306 000 | 130 000 | 175 000 |
Freiburg im Breisgau | 284 000 | 138 000 | 146 000 |
Hannover | 278 000 | 137 000 | 141 000 |
Lübeck | 229 000 | 179 000 | 50 000 |
Bremen | 213 000 | 116 000 | 97 000 |
Rostock | 199 000 | 177 000 | 22 000 |
Heidelberg | 180 000 | 75 000 | 105 000 |
Essen | 162 000 | 87 000 | 75 000 |
Erfurt | 147 000 | 127 000 | 20 000 |
Bonn | 145 000 | 73 000 | 72 000 |
Dortmund | 122 000 | 61 000 | 61 000 |
Potsdam | 120 000 | 87 000 | 33 000 |
Friedrichshafen | 114 000 | 78 000 | 36 000 |
Aachen | 114 000 | 53 000 | 61 000 |
Kiel | 98 000 | 74 000 | 24 000 |
Regensburg | 96 000 | 60 000 | 36 000 |
Flensburg | 95 000 | 58 000 | 37 000 |
Konstanz | 90 000 | 59 000 | 31 000 |
Mannheim | 90 000 | 49 000 | 41 000 |
Würzburg | 89 000 | 59 000 | 30 000 |
Trier | 88 000 | 49 000 | 39 000 |
Wiesbaden | 87 000 | 43 000 | 44 000 |
Mainz | 87 000 | 48 000 | 39 000 |
Münster | 84 000 | 57 000 | 27 000 |
Weimar | 81 000 | 64 000 | 17 000 |
Koblenz | 81 000 | 53 000 | 28 000 |
Stralsund | 80 000 | 70 000 | 11 000 |
Augsburg | 78 000 | 40 000 | 39 000 |
Karlsruhe | 78 000 | 41 000 | 36 000 |
Bremerhaven | 78 000 | 65 000 | 13 000 |
Bamberg | 75 000 | 53 000 | 22 000 |
Kassel | 75 000 | 52 000 | 23 000 |
Bochum | 63 000 | 36 000 | 26 000 |
Lüneburg | 62 000 | 50 000 | 11 000 |
Tübingen | 60 000 | 28 000 | 31 000 |
Duisburg | 59 000 | 26 000 | 33 000 |
Saarbrücken | 58 000 | 32 000 | 25 000 |
Halle an der Saale | 53 000 | 39 000 | 14 000 |
Oberhausen | 49 000 | 28 000 | 21 000 |
Bielefeld | 45 000 | 32 000 | 13 000 |
Wuppertal | 43 000 | 23 000 | 20 000 |
Braunschweig | 42 000 | 26 000 | 16 000 |
Krefeld | 38 000 | 19 000 | 20 000 |
Gelsenkirchen | 32 000 | 18 000 | 14 000 |
Chemnitz | 32 000 | 24 000 | 9 000 |
Magdeburg | 28 000 | 20 000 | 8 000 |
Mönchengladbach | 24 000 | 12 000 | 12 000 |
6. Gästeübernachtungen nach dem Herkunftsland
Reisende aus Deutschland buchten im Jahr 2019 die meisten Übernachtungen (62,6 %) in den inländischen Unterkünften, die auf den vier Plattformen angeboten werden, gefolgt von Reisenden aus den Niederlanden (4,0 %) und den USA (3,7 %), dem Vereinigten Königreich (2,8 %), Frankreich (2,6 %) und Spanien (1,8 %) (siehe Abbildung 3). Im Jahr 2018 sah die Verteilung ähnlich aus. Die meisten Gästeübernachtungen wurden von Reisenden aus Deutschland (59,3 %) gebucht, gefolgt von Reisenden aus den USA (4,1 %), den Niederlanden (4,0 %), dem Vereinigten Königreich (3,4 %), Frankreich (3,0 %) und Spanien (2,1 %)
Abb. 3
7. Anteil der Gästeübernachtungen nach der Art und Größe der Unterkunft
Die Belegungsdaten der Plattformbetreiber erlauben auch einen Einblick in die Art der Unterkunft. Mehr als 87 % der Gästeübernachtungen 2019 wurden in Unterkünften verbracht, in denen der Tourist den gesamten Wohnraum nutzen kann. Das heißt, hier wurde eine ganze Wohnung oder ein ganzes Haus gebucht (siehe Abbildung 4). Dagegen wurden lediglich 13 % der Gästeübernachtungen in Wohnungen oder Häusern gebucht, in denen die Unterkunft mit den Eigentümerinnen und Eigentümern geteilt wird. Dies unterscheidet sich deutlich von den Werten 2018, als nur 41 % der Gästeübernachtungen die gesamte Unterkunft betrafen und 59 % geteilt waren. Hier kann man nur spekulieren, was der Grund für diesen Unterschied ist. Einerseits kann das Interesse an der Sharing-Economy in der Gesellschaft abgenommen haben, das heißt die Touristen buchen lieber eine ganze Unterkunft für sich. Andererseits kann sich auch die Zusammensetzung der Unterkunftsangebote, die Definition bei den Plattformen oder die Angabe der Vermieter in der Angebotsbeschreibung geändert haben, was anhand übermittelten Transaktionsdaten allerdings nicht nachvollzogen werden kann.
Abb. 4
96 % der über die Online-Plattformen gebuchten Gästeübernachtungen wurden im Jahr 2019 in Unterkünften mit weniger als 10 Betten verbracht. 2018 waren es noch 84 % (siehe Abbildung 5).
Abb. 5
8. Entwicklung der Gästeübernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer 2019 nach dem Wohnsitz
Aufgrund der Saisonalität im Tourismus sind die Übernachtungszahlen normalerweise in den beiden Sommermonaten Juli und August am höchsten, und dies lässt sich auch für die Buchungen über Online-Plattformen bestätigen. Im Jahr 2019 waren demnach 26,2 % der Gästeübernachtungen im Juli und August, im Vergleich zu 21,9 % im Jahr 2018. Im Januar, Februar und November 2019 dagegen wurden jeweils etwa nur 5 % der Gästeübernachtungen erfasst. Der saisonale Verlauf der Gästeübernachtungen ist für Reisende mit Wohnsitz im In- und Ausland vergleichbar (siehe Abbildung 6). 35,8 % der Gästeübernachtungen wurden im Jahr 2019 allein in den Sommermonaten Juli bis September verbucht.
Abb. 6
Nicht überraschend ist auch die Erkenntnis, dass während der Sommermonate im Juli und August 2019, wenn Familien normalerweise ihren Haupturlaub verbringen, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer mit 3,8 und 3,6 Nächten am höchsten war (siehe Abbildung 7).
Abb. 7
Fazit
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass Transaktionsdaten von Plattformbetreibern im Beherbergungsbereich das Potenzial haben, die amtliche Tourismusstatistik zu ergänzen, da sie gerade auch den Bereich der Kleinbeherbergungsbetriebe unter 10 Betten umfassen.
So gab es im Jahr 2019 in der amtlichen Tourismusstatistik insgesamt 48 075 684 Gästeübernachtungen in Ferienunterkünften und ähnlichen Betrieben (NACE 55.2) ab 10 Betten. In den Transaktionsdaten der vier Plattformbetreiber wurden 2019, unabhängig von der Größe der Unterkunft, 39 957 000 Gästeübernachtungen in vergleichbaren Ferienwohnungen, Ferienhäusern oder Zimmern, registriert. Da sich in den Transaktionsdaten der vier Plattformbetreiber aber lediglich 4 % der Belegungen auf größere Einheiten mit 10 oder mehr Betten beziehen, kann man festhalten, dass in diesem Bereich knapp 38,2 Millionen Gästeübernachtungen nicht in der amtlichen Tourismusstatistik zu finden sind. So könnte man die amtliche Tourismusstatistik im Bereich der Ferienunterkünfte und ähnlichen Betrieben um 38,2 Millionen Gästeübernachtungen ergänzen, was einer Erweiterung von etwa 80 % entsprechen würde.
Außerdem ist anzumerken, dass die verwendeten Transaktionsdaten derzeit lediglich von vier Plattformen stammen. Diese decken vermutlich nicht den gesamten Bereich der Beherbergung mit einem Angebot von weniger als 10 Gästebetten ab. Um ein genaueres Bild der Realität zu erhalten, müssten weitere Daten von anderen Plattformen, aber auch von klassischen Vermittlungsbüros verfügbar sein, was momentan aber nicht der Fall ist. Direktbuchungen bei Unterkünften können nicht berücksichtigt werden, weil dafür keine Datenquelle zur Verfügung steht.
Selbst wenn weitere Plattformen und sonstige Datenquellen einbezogen werden, wird immer eine gewisse Unsicherheit bestehen, ob die Grundgesamtheit aller Kleinbetriebe mit weniger als 10 Gästebetten auf diese Weise abgedeckt ist. Dazu könnten beispielsweise in einzelnen Gemeinden Vollerhebungen bei allen Beherbergungsangeboten durchgeführt werden, auf deren Basis die Vollständigkeit der Plattformdaten überprüfbar wäre.
Ebenso fehlen gegenwärtig noch die Datensätze zu Kapazitätsangaben der Unterkünfte. Diese liegen Eurostat zwar schon vor, jedoch gibt es noch methodische Probleme hinsichtlich der Doppelzählung von Unterkünften, die auf mehreren Plattformen angeboten werden. Dieses Problem soll bis Ende des Jahres von Eurostat gelöst sein.
Ausblick
Schon zum jetzigen Zeitpunkt können die Plattformdaten eine gute Ergänzung zur amtlichen Statistik darstellen, da sie das Segment der privat angebotenen Beherbergungsbetriebe unter 10 Betten vermutlich zum größten Teil abdecken, weil andere Vertriebswege - mit Ausnahme der auch im Internet präsenten Vermittlungsbüros und ähnlicher Angebote - in der heutigen Zeit wenig effizient sind. Um diese Daten jedoch dauerhaft in die amtliche Statistik integrieren zu können, müssen in der Zukunft, neben den methodischen Problemen, beispielsweise den Problemen der Mehrfachzählung (Angebote können auf mehreren Plattformen angeboten werden), noch Fragen zum Datenbezug geklärt werden. So müssten die Daten am besten früher als die amtlichen Monatsergebnisse - jedoch zumindest zeitgleich - vorliegen. Ebenso hängt die Datenlieferung der Plattformen momentan von Vereinbarungen mit den Plattformbetreibern ab, die auf keiner verpflichtenden gesetzlichen Basis getroffenen wurde. Für die Integration der Daten in die amtliche Tourismusstatistik ist eine rechtliche Absicherung für einen dauerhaften Zugang zu den Daten notwendig.