Experimentelle Statistiken Buchungen von Unterkünften auf Online-Plattformen

EXSTAT

Erstmals stehen Buchungs­daten der Online-Plattformen Airbnb, Booking, Expedia Group und TripAdvisor für statistische Auswertungen zur Verfügung. Im Rahmen eines zwei­jährigen Forschungs­projekts untersucht das Statistische Bundesamt deshalb unter anderem die Nutzbarkeit der Daten der vier Plattformen auf mögliche Ergänzungen des bestehenden Angebotes der amtlichen Tourismus­statistik unterhalb der gegen­wärtigen Erhebungs­grenze. Allerdings sind zunächst die Daten­qualität und die Repräsen­tativität der Daten für den Tourismus­bereich noch zu bestimmen. Anschließend werden die Daten bis Ende des Jahres 2021 ausführlich ausgewertet und analysiert.

Hintergrund

Transaktionsdaten von Plattform­betreibern stellen eine neue digitale Daten­quelle dar, die über das Potenzial verfügt, das Daten­angebot der amtlichen Statistik zu erweitern und bestehende Daten­lücken zu schließen. Durch den Zugang zu diesen Daten können nicht nur bestehende (Konjunktur-)Statistiken ergänzt, sondern auch neue ökonomische Entwick­lungen abgebildet werden, wie beispiels­weise die stark wachsende kollaborative Wirtschaft. Dieser Wirtschafts­zweig subsumiert Trans­aktionen - hauptsächlich via Online-Plattformen - insbesondere zwischen privaten Anbietern und Konsumenten. So ergab eine von Eurostat (Statistisches Amt der Europäischen Union), durchgeführte Erhebung, dass 21 % aller EU-Bürger im Jahr 2019 eine Website oder App genutzt haben, um eine Unterkunft bei einer anderen Privat­person zu buchen.

Daten von Plattform­betreibern liegen in der Regel digital vor, sodass für die amtliche Statistik grund­sätzlich die Möglich­keit besteht, die Aktualität und Genauigkeit bestehender Statistiken belastungs­arm zu verbessern, wenn diese Daten frühzeitiger und in höherer Frequenz als die amtlichen Ergebnisse verfügbar sind.

Nicht zuletzt hat die Corona­krise gezeigt, dass politische Entscheidungs­träger zusätzliche Informationen für eine kurz­fristige, fakten­basierte Entscheidungs­findung benötigen. So könnten die Transaktions­daten der Plattform­betreiber über die Nutzung des Angebotes von privaten Anbietern im Beherbergungs­bereich dabei helfen, die Auswir­kungen eines corona­bedingten Shutdowns auf diesen Wirtschafts­zweig abzuschätzen. Gleiches gilt für Krisen­regionen, wie beispiels­weise die Mitte Juli 2021 stark vom Hoch­wasser betroffenen Gemeinden haupt­sächlich in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Datenverfügbarkeit

Für den Zugang zu Trans­aktions­daten von Plattform­betreibern gibt es derzeit auf europäischer und nationaler Ebene keine allgemeine gesetzliche Regelung. Im März 2020 hat die Europäische Kommission daher mit vier Plattform­betreibern aus dem Beherbergungs­bereich - Airbnb, Booking, Expedia Group und TripAdvisor - eine weg­weisende Vereinbarung über die gemein­same Nutzung von Daten getroffen. Das Abkommen erlaubt Eurostat und den Statistischen Ämtern der Mitglied­staaten die Auswertung und Veröffentlichung von Daten zur Nutzung von Unter­künften für touristische Aufenthalte. Die erste Übermittlung an das Statistische Bundesamt und die erste Veröffentlichung von Belegungs­daten durch Eurostat für die Berichtsjahre 2018 und 2019 ist im Juni 2021 erfolgt.

Ausgangs­situation in der amtlichen Tourismus­statistik

Die amtliche Tourismus­statistik veröffentlicht Zahlen über Ankünfte, Über­nach­tungen und Kapazitäts­angaben für Beher­bergungs­betriebe der Hotellerie und Ferien­unter­künfte ab 10 Betten sowie 10 Stellplätzen im Camping­bereich. Dabei wurde die Begrenzung der Erhebung auf größere Betriebe festgelegt zur Entlastung einer Vielzahl von sogenannten Klein­beherbergungs­betrieben. Bisher gibt sie keinen detaillierten Einblick in das Segment der Beherbergungs­betriebe mit einem Angebot unter 10 Schlaf­gelegen­heiten bzw. Stellplätzen. Hierzu liegen lediglich stark aggregierte Daten vor, die auf Schätzungen und Hoch­rechnungen basieren und zur Erfüllung jährlicher Daten­liefer­verpflichtungen gegen­über der Europäischen Union erstellt werden. Genau zu diesem in der amtlichen Statistik unter­repräsentierten Markt­segment können die Daten der Plattform­betreiber einen Eindruck geben.

Datengrundlage

Die aggregierten Trans­aktions­daten der Plattform­betreiber werden in diesem Artikel als experimentelle Statistiken veröffentlicht. Solche Statistiken verwenden neue Daten­quellen oder Methoden, um den Benutzer­bedürfnissen besser gerecht zu werden. Sie haben jedoch noch nicht die Reife einer vollwertigen amtlichen Statistik erreicht.

Die von Eurostat bereit­gestellten Daten der Plattform­betreiber sind aggregiert über die vier Platt­formen, beziehen sich auf die Jahre 2018 sowie 2019 und geben Auskunft über das Angebot (Anzahl an Unter­künften und Kapazität) und die Buchungen (belegte Unter­künfte und Über­nachtungen) von Unter­künften der Kategorie NACE 55.2. Unter diese Kategorie fallen Unter­künfte für touristische Aufenthalte. Es handelt sich dabei um Ferien­wohnungen, Ferien­häuser oder Zimmer, in denen wenig bis gar kein Service geboten wird und somit oft um privat vermietete Unter­künfte. Hotels (NACE 55.1) und Camping­plätze (NACE 55.3) gehören nicht zu dieser Kategorie und sind deshalb in den Daten ausgeschlossen.

Die in diesem Artikel bereit­gestellten Buchungs­daten geben vor allem Informationen zur Nach­frage nach Unter­künften in Betrieben mit weniger als 10 Betten. Dies liegt daran, dass die bereitgestellten Daten aus dem Jahr 2019 sich zu 95 % auf Betriebe unter 10 Betten beziehen. Es handelt sich also haupt­sächlich um Daten, die sich auf den Bereich unter­halb der Abschneide­grenze der amtlichen Tourismus­statistik beziehen. Verfügbar sind nationale, regionale und städtische Daten zu der Anzahl der Buchungen, den gebuchten Über­nachtungen und Gäste­über­nachtungen im Jahr 2019 mit Vergleichen zum Jahr 2018. Die Gäste­über­nachtungen sind dabei vergleichbar mit den Über­nachtungen in der amtlichen Tourismus­statistik. Die "Buchungen" und "gebuchten Übernachtungen" sind in dieser Form in der amtlichen Statistik nicht vorhanden. Bei den Gästen kann es sich sowohl um Touristen als auch um Geschäfts­reisende handeln. Der Grund der Buchung lässt sich aus den Daten nicht erschließen. Im Folgenden wird trotzdem von "touristischen Unterkünften" beziehungs­weise "touristischen Aufenthalten" gesprochen, auch wenn es sich um Geschäfts­reisen handeln könnte.

Aktuell sind noch keine Angebots­daten verfügbar, da die Kapazitäts­daten durch Unter­künfte, die bei mehreren Platt­formen angeboten werden, noch Doppel­zählungen aufweisen können. Eurostat plant, bis Ende des Jahres ein methodisches Konzept zur Lösung dieses Problems bereitzustellen.

Erste Ergebnisse

1. Gesamtdeutsche Ergebnisse

Im Jahr 2019 wurden in Unterkünften für touristische Aufenthalte bei den vier Plattform­betreibern 4 604 000 Buchungen registriert. Das sind im Durch­schnitt 12 614 Buchungen täglich und 23,8 % mehr als im Jahr davor. Insgesamt 63 % der Buchungen erfolgte von Gästen mit Wohnsitz im Inland und 37 % von Gästen mit Wohnsitz im Ausland (siehe Abbildung 1).

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Abb. 1

Die Unterkünfte waren im Jahr 2019 für 16 543 000 Nächte gebucht. Durch­schnittlich gab es 3,6 Über­nachtungen pro Buchung einer Unterkunft. Davon wurden 38 % der Übernachtungen von Gästen mit Wohnsitz im Ausland und 62 % von Gästen mit Wohnsitz im Inland gebucht (siehe Abbildung 2).

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Abb. 2

Die Anzahl an Gäste­übernachtungen lag im Jahr 2019 bei 39 957 000. Das sind 18,4 % mehr als im Vor­jahr. Im Durch­schnitt gab es also 109 471 Gäste­übernach­tungen pro Tag. 62,6 % der Gäste­übernach­tungen betreffen Personen mit Wohnsitz im Inland (+24,9 %) und 37,4 % Personen mit Wohnsitz im Ausland (+8,8 %).

2. Ergebnisse in den Bundesländern

Die Bundesländer mit den meisten Buchungen in den angebotenen Unter­künften der vier Plattform­betreiber waren im Jahr 2019 Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Die meisten Über­nachtungen wurden in Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen gezählt. Der durch­schnittliche Aufenthalt war mit 4,7 Nächten in Mecklenburg-Vorpommern am längsten (siehe Tabelle 1). Die meisten Gäste­übernach­tungen waren in den Bundes­ländern Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern zu verbuchen (59,8 % aller Gäste­übernach­tungen in Deutschland). Gäste mit Wohnsitz im Inland reisten vor allem nach Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Gäste mit Wohnsitz im Ausland buchten vor allem in Berlin, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.

Tabelle 1: Buchungen, Über­nacht­ungen, durch­schnitt­liche Aufenthalts­dauer und Gäste­über­nach­tungen 2019
in Deutschland insgesamt und in den Bundes­ländern
Bundes­länderAnzahl der Buchungen von Unter­künftenAnzahl der gebuchten Über­nach­tungenDurch­schnitt­liche
Auf­enthalts­dauer (Nächte/je Unterkunft)
Gäste­über­nach­tungen
Deutschland4 604 00016 543 0003,639 957 000
Bayern771 0002 664 0003,56 314 000
Nordrhein-Westfalen609 0001 979 0003,24 482 000
Baden-Württemberg530 0001 842 0003,54 300 000
Berlin495 0002 026 0004,14 536 000
Niedersachsen380 0001 436 0003,83 689 000
Mecklenburg-Vorpommern318 0001 503 0004,74 268 000
Schleswig-Holstein290 0001 242 0004,33 285 000
Sachsen261 000781 0003,01 886 000
Hessen240 000779 0003,21 648 000
Rheinland-Pfalz200 000675 0003,41 718 000
Hamburg176 000533 0003,01 119 000
Brandenburg102 000355 0003,5967 000
Thüringen85 000246 0002,9600 000
Sachsen-Anhalt84 000262 0003,1682 000
Bremen42 000139 0003,3291 000
Saarland23 00081 0003,5172 000


3. Ergebnisse in den NUTS-2-Regionen (Regierungsbezirke, Stadtstaaten, einzelne Bundesländer)

Unter den NUTS-Klassifikation versteht man in der amtlichen Statistik die Ebene der Regierungs­bezirke in den Bundes­ländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen sowie die Stadt­staaten und Bundes­länder ohne Regierungs­bezirke (meist zwischen 800 000 und 3 Millionen Einwohner). Die NUTS-2-Regionen mit den meisten Buchungen und Über­nach­tungen in den auf Airbnb, Booking, Expedia Group und TripAdvisor angebotenen Unter­künften waren Berlin, Oberbayern, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Köln. In der Region Mecklenburg-Vorpommern gab es die durch­schnittlich längsten Aufenthalte mit 4,7 Nächten und in Leipzig die kürzesten Aufenthalte mit 2,8 Nächten (siehe Tabelle 2). Die Regionen mit dem höchsten Prozent­anteil an Gäste­übernach­tungen von Gästen mit Wohnsitz im Inland waren Mecklenburg-Vorpommern (mit 93,7 % ihrer Gäste) und Weser-Ems (mit 89,9 % ihrer Gäste). Die Regionen mit dem höchsten Prozent­anteil an Gäste­übernach­tungen von Gästen mit Wohnsitz im Ausland waren Berlin (mit 76,9 % ihrer Gäste) und Düsseldorf (mit 55,4 % ihrer Gäste).

Tabelle 2: Buchungen, Über­nachtungen und durch­schnitt­liche Aufenthalts­dauer 2019 in den NUTS-2-Regionen in Deutschland nach Wohnsitz
ReisegebieteAnzahl der Buchungen von Unter­künftenAnzahl der gebuchten Über­nach­tungenDurch­schnitt­liche
Auf­enthalts­dauer (Nächte/je Unterkunft)
Gesamtvon Gästen mit Wohnsitz im Inlandvon Gästen mit Wohn­sitz im AuslandGesamtvon Gästen mit Wohnsitz im Inlandvon Gästen mit Wohn­sitz im Ausland
Deutschland4 604 0002 915 0001 690 00016 543 00010 237 0006 306 0003,6
Berlin495 000142 000353 0002 026 000500 0001 526 0004,1
Oberbayern388 000176 000212 0001 405 000650 000756 0003,6
Mecklenburg-Vorpommern318 000296 00022 0001 503 0001 407 00095 0004,7
Schleswig-Holstein290 000250 00040 0001 242 0001 106 000137 0004,3
Köln259 000134 000125 000821 000392 000430 0003,2
Freiburg208 000107 000101 000668 000354 000314 0003,2
Düsseldorf186 00098 00088 000643 000306 000337 0003,5
Hamburg176 000114 00062 000533 000311 000222 0003,0
Darmstadt161 00085 00076 000540 000259 000280 0003,4
Weser-Ems134 000119 00015 000571 000511 00060 0004,3
Dresden126 00090 00036 000392 000284 000108 0003,1
Karlsruhe116 00064 00052 000414 000211 000203 0003,6
Mittelfranken113 00056 00057 000333 000162 000171 0002,9
Stuttgart110 00067 00043 000411 000232 000179 0003,7
Schwaben108 00069 00039 000394 000275 000119 0003,6
Leipzig107 00083 00024 000294 000210 00084 0002,7
Brandenburg102 00083 00019 000355 000280 00075 0003,5
Tübingen96 00065 00031 000349 000241 000109 0003,6
Arnsberg90 00055 00035 000284 000163 000121 0003,2
Koblenz88 00056 00032 000281 000175 000105 0003,2
Thüringen85 00072 00012 000246 000199 00047 0002,9
Sachsen-Anhalt84 00072 00012 000262 000218 00044 0003,1
Hannover83 00055 00028 000271 000163 000108 0003,3
Lüneburg82 00069 00012 000300 000251 00049 0003,7
Braunschweig81 00067 00015 000294 000223 00072 0003,6
Rheinhessen-Pfalz62 00043 00019 000217 000134 00083 0003,5
Kassel55 00043 00012 000168 000124 00045 0003,1
Trier50 00029 00021 000177 00099 00078 0003,5
Niederbayern47 00033 00015 000169 000125 00044 0003,6
Oberfranken44 00033 00011 000133 00098 00035 0003,0
Bremen42 00028 00014 000139 00085 00054 0003,3
Unterfranken41 00030 00011 000123 00085 00038 0003,0
Münster39 00028 00011 000121 00080 00041 0003,1
Detmold35 00027 0008 000110 00078 00033 0003,1
Oberpfalz30 00021 0009 000107 00072 00035 0003,6
Chemnitz28 00023 0005 00094 00076 00019 0003,4
Gießen24 00019 0006 00071 00050 00021 0003,0
Saarland23 00015 0008 00081 00049 00032 0003,5


4. Ergebnisse in den NUTS-3-Regionen (Landkreise und kreisfreie Städte)

Unter den NUTS-3-Regionen versteht man in der amtlichen Statistik die Ebene der Land­kreise und kreis­freien Städten. Die meisten Gäste­übernach­tungen insgesamt gab es im Jahr 2019 in den Regionen Berlin, Vorpommern-Rügen, München, Hamburg und Köln. Die höchste Anzahl an Gäste­übernach­tungen von Touristen mit Wohnsitz in Deutschland gab es in Vorpommern-Rügen gefolgt von Berlin, Ostholstein, Vorpommern-Greifswald und Nordfriesland. Die Regionen mit der höchsten Zahl an Gäste­übernach­tungen von Touristen mit Wohnsitz im Ausland waren Berlin, München, Köln, Hamburg, Düsseldorf und der Ortenaukreis in Baden-Württemberg.

5. Ergebnisse in ausgewählten Städten

Die Belegungsdaten geben auch Auskunft über die Buchungen in touristisch besonders bedeutsamen Städten. Teilweise deckt sich die Städte­auswahl mit den NUTS-Regionen (kreisfreie Städte, Stadtkreise = NUTS-3) und Bundes­ländern (Stadtstaaten). Hierfür wurden die Hauptstadt, Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern und andere Städte, die gemeinsam 90 % der Gäste­übernach­tungen in Deutschland ausmachen, ausgewählt. Die Städte mit der höchsten Anzahl an Buchungen im Jahr 2019 waren Berlin, München, Hamburg, Köln und Düsseldorf. Die Städte, in denen die meisten Gäste mit Wohnsitz im Inland buchten, waren Berlin, Hamburg, Leipzig, München und Köln. Bei den Gästen mit Wohnsitz im Ausland waren Berlin, München, Köln, Hamburg und Düsseldorf am beliebtesten. Am längsten blieben Touristen (Privat- und Geschäfts­reisende) im Schnitt in Duisburg mit 4,8 Nächten und am kürzesten in Erfurt mit durch­schnittlich 2,4 Nächten pro Aufenthalt.

Die Städte mit den meisten Übernachtungen waren Berlin, München, Hamburg, Köln und Düsseldorf. Diese fünf Städte stehen für 24,1 % aller Übernachtungen in Deutschland. Auch die Gäste­übernach­tungen waren in diesen Städten am höchsten (siehe Tabelle 3). Reisende mit Wohnsitz im Inland machten in Rostock (88,9 %) den größten Anteil an Gäste­übernach­tungen aus. In Berlin machten Reisende mit Wohnsitz im Ausland mit 76,9 % den größten Anteil an Gäste­übernach­tungen aus.

Tabelle 3: Gäste­über­nachtungen in touristisch bedeut­samen Städten 2019

Städte in Deutschland

Anzahl der Gästeübernachtungen

Gesamtdavon Übernachtungen von Personen mit Wohnsitz im Inlanddavon Übernachtungen von Personen mit Wohnsitz im Ausland
Berlin4 536 0001 047 0003 489 000
München1 428 000352 0001 076 000
Hamburg1 119 000638 000480 000
Köln920 000362 000559 000
Düsseldorf656 000242 000415 000
Leipzig554 000399 000155 000
Dresden488 000319 000170 000
Nürnberg432 000167 000265 000
Frankfurt am Main349 000116 000233 000
Stuttgart306 000130 000175 000
Freiburg im Breisgau284 000138 000146 000
Hannover278 000137 000141 000
Lübeck229 000179 00050 000
Bremen213 000116 00097 000
Rostock199 000177 00022 000
Heidelberg180 00075 000105 000
Essen162 00087 00075 000
Erfurt147 000127 00020 000
Bonn145 00073 00072 000
Dortmund122 00061 00061 000
Potsdam120 00087 00033 000
Friedrichshafen114 00078 00036 000
Aachen114 00053 00061 000
Kiel98 00074 00024 000
Regensburg96 00060 00036 000
Flensburg95 00058 00037 000
Konstanz90 00059 00031 000
Mannheim90 00049 00041 000
Würzburg89 00059 00030 000
Trier88 00049 00039 000
Wiesbaden87 00043 00044 000
Mainz87 00048 00039 000
Münster84 00057 00027 000
Weimar81 00064 00017 000
Koblenz81 00053 00028 000
Stralsund80 00070 00011 000
Augsburg78 00040 00039 000
Karlsruhe78 00041 00036 000
Bremerhaven78 00065 00013 000
Bamberg75 00053 00022 000
Kassel75 00052 00023 000
Bochum63 00036 00026 000
Lüneburg62 00050 00011 000
Tübingen60 00028 00031 000
Duisburg59 00026 00033 000
Saarbrücken58 00032 00025 000
Halle an der Saale53 00039 00014 000
Oberhausen49 00028 00021 000
Bielefeld45 00032 00013 000
Wuppertal43 00023 00020 000
Braunschweig42 00026 00016 000
Krefeld38 00019 00020 000
Gelsenkirchen32 00018 00014 000
Chemnitz32 00024 0009 000
Magdeburg28 00020 0008 000
Mönchengladbach24 00012 00012 000


6. Gäste­über­nach­tungen nach dem Herkunfts­land

Reisende aus Deutschland buchten im Jahr 2019 die meisten Übernachtungen (62,6 %) in den inländischen Unterkünften, die auf den vier Plattformen angeboten werden, gefolgt von Reisenden aus den Niederlanden (4,0 %) und den USA (3,7 %), dem Vereinigten Königreich (2,8 %), Frankreich (2,6 %) und Spanien (1,8 %) (siehe Abbildung 3). Im Jahr 2018 sah die Verteilung ähnlich aus. Die meisten Gäste­übernach­tungen wurden von Reisenden aus Deutschland (59,3 %) gebucht, gefolgt von Reisenden aus den USA (4,1 %), den Niederlanden (4,0 %), dem Vereinigten Königreich (3,4 %), Frankreich (3,0 %) und Spanien (2,1 %)

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Abb. 3

7. Anteil der Gäste­über­nach­tungen nach der Art und Größe der Unter­kunft

Die Belegungsdaten der Plattform­betreiber erlauben auch einen Einblick in die Art der Unterkunft. Mehr als 87 % der Gäste­übernach­tungen 2019 wurden in Unterkünften verbracht, in denen der Tourist den gesamten Wohnraum nutzen kann. Das heißt, hier wurde eine ganze Wohnung oder ein ganzes Haus gebucht (siehe Abbildung 4). Dagegen wurden lediglich 13 % der Gäste­übernach­tungen in Wohnungen oder Häusern gebucht, in denen die Unterkunft mit den Eigentümerinnen und Eigentümern geteilt wird. Dies unterscheidet sich deutlich von den Werten 2018, als nur 41 % der Gäste­übernach­tungen die gesamte Unterkunft betrafen und 59 % geteilt waren. Hier kann man nur spekulieren, was der Grund für diesen Unterschied ist. Einerseits kann das Interesse an der Sharing-Economy in der Gesellschaft abgenommen haben, das heißt die Touristen buchen lieber eine ganze Unterkunft für sich. Andererseits kann sich auch die Zusammensetzung der Unterkunfts­angebote, die Definition bei den Plattformen oder die Angabe der Vermieter in der Angebots­beschreibung geändert haben, was anhand übermittelten Transaktions­daten allerdings nicht nachvollzogen werden kann.

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Abb. 4

96 % der über die Online-Platt­formen gebuchten Gäste­übernach­tungen wurden im Jahr 2019 in Unterkünften mit weniger als 10 Betten verbracht. 2018 waren es noch 84 % (siehe Abbildung 5).

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Abb. 5

8. Entwicklung der Gäste­übernach­tungen und durch­schnitt­liche Aufenthalts­dauer 2019 nach dem Wohnsitz

Aufgrund der Saisonalität im Tourismus sind die Übernachtungs­zahlen normaler­weise in den beiden Sommer­monaten Juli und August am höchsten, und dies lässt sich auch für die Buchungen über Online-Plattformen bestätigen. Im Jahr 2019 waren demnach 26,2 % der Gäste­übernach­tungen im Juli und August, im Vergleich zu 21,9 % im Jahr 2018. Im Januar, Februar und November 2019 dagegen wurden jeweils etwa nur 5 % der Gäste­übernach­tungen erfasst. Der saisonale Verlauf der Gäste­übernach­tungen ist für Reisende mit Wohn­sitz im In- und Ausland vergleichbar (siehe Abbildung 6). 35,8 % der Gäste­übernach­tungen wurden im Jahr 2019 allein in den Sommer­monaten Juli bis September verbucht.

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Abb. 6

Nicht überraschend ist auch die Erkenntnis, dass während der Sommer­monate im Juli und August 2019, wenn Familien normaler­weise ihren Haupt­urlaub verbringen, die durch­schnittliche Aufenthalts­dauer mit 3,8 und 3,6 Nächten am höchsten war (siehe Abbildung 7).

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Abb. 7

Fazit

Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass Transaktions­daten von Plattform­betreibern im Beherbergungs­bereich das Potenzial haben, die amtliche Tourismus­statistik zu ergänzen, da sie gerade auch den Bereich der Klein­beher­bergungs­betriebe unter 10 Betten umfassen.

So gab es im Jahr 2019 in der amtlichen Tourismus­statistik insgesamt 48 075 684 Gäste­über­nach­tungen in Ferien­unter­künften und ähnlichen Betrieben (NACE 55.2) ab 10 Betten. In den Transaktions­daten der vier Platt­form­betreiber wurden 2019, unabhängig von der Größe der Unter­kunft, 39 957 000 Gäste­über­nach­tungen in vergleich­baren Ferien­wohnungen, Ferien­häusern oder Zimmern, registriert. Da sich in den Transaktions­daten der vier Platt­form­betreiber aber lediglich 4 % der Belegungen auf größere Einheiten mit 10 oder mehr Betten beziehen, kann man festhalten, dass in diesem Bereich knapp 38,2 Millionen Gäste­über­nach­tungen nicht in der amtlichen Tourismus­statistik zu finden sind. So könnte man die amtliche Tourismusstatistik im Bereich der Ferienunterkünfte und ähnlichen Betrieben um 38,2 Millionen Gäste­über­nachtungen ergänzen, was einer Erweiterung von etwa 80 % entsprechen würde.

Außerdem ist anzumerken, dass die verwendeten Transaktions­daten derzeit lediglich von vier Platt­formen stammen. Diese decken vermutlich nicht den gesamten Bereich der Beher­bergung mit einem Angebot von weniger als 10 Gäste­betten ab. Um ein genaueres Bild der Realität zu erhalten, müssten weitere Daten von anderen Platt­formen, aber auch von klassischen Vermittlungs­büros verfügbar sein, was momentan aber nicht der Fall ist. Direkt­buchungen bei Unter­künften können nicht berück­sichtigt werden, weil dafür keine Daten­quelle zur Verfügung steht.

Selbst wenn weitere Plattf­ormen und sonstige Daten­quellen einbezogen werden, wird immer eine gewisse Unsicherheit bestehen, ob die Grund­gesamtheit aller Klein­betriebe mit weniger als 10 Gäste­betten auf diese Weise abgedeckt ist. Dazu könnten beispiels­weise in einzelnen Gemeinden Voll­erhebungen bei allen Beher­bergungs­angeboten durch­geführt werden, auf deren Basis die Voll­ständig­keit der Plattform­daten über­prüfbar wäre.

Ebenso fehlen gegen­wärtig noch die Daten­sätze zu Kapazitäts­angaben der Unter­künfte. Diese liegen Eurostat zwar schon vor, jedoch gibt es noch metho­dische Probleme hinsichtlich der Doppel­zählung von Unter­künften, die auf mehreren Platt­formen angeboten werden. Dieses Problem soll bis Ende des Jahres von Eurostat gelöst sein.

Ausblick

Schon zum jetzigen Zeit­punkt können die Plattform­daten eine gute Ergänzung zur amtlichen Statistik darstellen, da sie das Segment der privat angebotenen Beher­bergungs­betriebe unter 10 Betten vermutlich zum größten Teil abdecken, weil andere Vertriebs­wege - mit Ausnahme der auch im Internet präsenten Vermittlungs­büros und ähnlicher Angebote - in der heutigen Zeit wenig effizient sind. Um diese Daten jedoch dauer­haft in die amtliche Statistik integrieren zu können, müssen in der Zukunft, neben den methodischen Problemen, beispiels­weise den Problemen der Mehr­fach­zählung (Angebote können auf mehreren Platt­formen angeboten werden), noch Fragen zum Daten­bezug geklärt werden. So müssten die Daten am besten früher als die amtlichen Monats­ergebnisse - jedoch zumindest zeitgleich - vorliegen. Ebenso hängt die Daten­lieferung der Platt­formen momentan von Verein­barungen mit den Platt­form­betreibern ab, die auf keiner verpflich­tenden gesetzlichen Basis getroffenen wurde. Für die Integration der Daten in die amtliche Tourismus­statistik ist eine recht­liche Absicherung für einen dauer­haften Zugang zu den Daten notwendig.

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