5. Juli 2022 - Die Coronakrise hat den Bedarf an schnell verfügbaren Daten zur Beschreibung der aktuellen wirtschaftlichen Lage stark ansteigen lassen. In Bezug auf den Arbeitsmarkt kann die Nutzung von im Internet veröffentlichten Stellenanzeigen dazu einen wichtigen Beitrag liefern. Das Statistische Bundesamt befasst sich bereits seit einiger Zeit damit, aus Stellenanzeigen von Jobportalen Indikatoren zur Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage auf Online-Stellenmärkten zu entwickeln.
Im Rahmen von EU-Projekten nutzt das Statistische Bundesamt dabei die Datensammlung des Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung, kurz CEDEFOP. Diese CEDEFOP-Daten werden zwar täglich erhoben, können aber aufgrund umfangreicher Datenaufbereitungsprozesse zurzeit nur quartalsweise zur Verfügung gestellt werden. Aus diesen täglich erhobenen Stellenanzeigen berechnet das Statistische Bundesamt einen monatlichen Online-Stellenindex. Dabei werden weitere Bereinigungs- und Anpassungsprozesse vorgenommen, so werden unter anderem nur fünf ausgewählte bedeutende Jobportale des CEDEFOP-Datensatzes verwendet. Eine ausführliche Beschreibung zur Qualitätsprüfung und Ermittlung des Online-Stellenindex findet sich im Artikel „Auswirkungen der Coronakrise auf den Arbeitsmarkt: experimentelle Statistiken aus Daten von Online-Jobportalen“ (WISTA 3/2021).
Darüber hinaus befindet sich das Statistische Bundesamt im regen Austausch mit externen Expertinnen und Experten, die ebenfalls das Analysepotenzial von Online-Stellenanzeigen zum Forschungsgegenstand haben. Im November 2021 richtete das Bundesinstitut für Berufsbildung zusammen mit der Bertelsmann Stiftung (BSt) zu diesem Thema ein Forum aus, an dem auch das Statistische Bundesamt teilnahm und Erkenntnisse zur Qualitätssicherung bei Daten aus Online-Jobportalen vorstellte. Die Video-Aufzeichnung des Beitrags "Qualitätssicherung durch Struktur- und Outputanalyse" sowie weitere Informationen zur Veranstaltung sind im BSt-Blog Aus- und Weiterbildung, Reihe "Gewusst wie: Analyse von Online-Stellenanzeigen" veröffentlicht.
CEDEFOP-Daten der Version V9 bilden den Zeitraum von Juli 2018 bis Dezember 2020 ab. Die Versionen V12 und V14 zeigen aktualisierte Daten bis Juni 2021 beziehungsweise bis Dezember 2021. Aktualisierte Versionen beinhalten auch rückwirkende Revisionen.
Soweit möglich, wurden Online-Stellenanzeigen für Praktika in allen Versionen herausgerechnet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Anteil an Stellenanzeigen, von denen unbekannt ist, ob es sich um Praktikum-Stellenanzeigen handelt oder nicht, mit dem Berichtsjahr 2020 von zuvor durchschnittlich 30 % zunächst auf über 50 % und ab Mitte des Jahres 2020 bis auf über 95 % gestiegen ist.
Die bisher vom Statistischen Bundesamt gezielt aus den CEDEFOP-Daten ausgewählten fünf Jobportale Arbeitsagentur, XING, StepStone, Adzuna und DE_Jobbörse waren bei der Version V14 nur noch in unzureichendem Umfang vorhanden. So ging beispielsweise der Anteil der Stellenanzeigen, die vom Jobportal Adzuna gewonnen wurden, bereits ab dem Berichtsmonat Juni 2020 auf null zurück, für Stepstone gilt dies ab April 2021. XING entfiel mehrere Monate des letzten Halbjahres 2021 und die Stellenanzeigen der Arbeitsagentur hatten im November und Dezember 2021 nur noch einen Anteil von gut 2 % an allen Stellenanzeigen des CEDEFOP-Datensatzes. Insgesamt wurden ab Mai 2021 von den fünf genannten Jobportalen (teilweise deutlich) weniger als 50 % aller im Datensatz V14 vorhandenen Stellenanzeigen gewonnen, weshalb auf diese Auswahl von fünf Jobportalen verzichtet werden musste.