Die vom Deutschen Bundestag eingesetzte Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" (2003 bis 2007) erkannte eine unübersichtliche, heterogene Datenlage und schlussfolgerte, dass eine verlässlichere Datenbasis über das kulturelle Leben in Deutschland dringend notwendig sei. Auch auf europäischer Ebene ist eine verbesserte Kulturstatistik notwendig, um unter anderem die Leistung der Kultur- und Kreativbranche besser zu erfassen und faktenbasiert unterstützen zu können.
Mit dem Ziel, eine fundierte Datenbasis für kulturpolitische Entscheidungen zu schaffen, führt das Statistische Bundesamt im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultusministerkonferenz seit 2014 in mehreren Phasen das Bund-Länder-Projekt zum Aufbau einer bundesweiten Kulturstatistik durch. Dem Arbeitskreis Kulturstatistik als steuerndes Gremium, welches Zielsetzungen definiert und Arbeitsergebnisse abnimmt, gehören neben dem Deutschen Städtetag, der Kultusministerkonferenz und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sechs weitere Organisationen an.
Im Rahmen des Projekts entstanden bisher beim Statistischen Bundesamt jährlich Berichte zu unterschiedlichen Kultursparten wie beispielsweise Museen, Bibliotheken und Archive, Film und Fernsehen sowie Bildende Kunst. Ergänzt werden diese Berichte durch den alle zwei Jahre erscheinenden Kulturfinanzbericht sowie Kulturindikatorenberichte. Letztere werden federführend vom Hessischen Statistischen Landesamt erstellt.
Für die Kulturstatistik werden sowohl amtliche Daten (Mikrozensus, Berufsbildungs-, Hochschul- und Umsatzsteuerstatistik) als auch nicht amtliche Daten unterschiedlicher Verbände und Institutionen (Museums-, Theater- und Bibliotheksstatistik) genutzt.
Derzeit befindet sich das Projekt in der dritten Phase (2023 bis 2027) mit dem Namen "Kontinuierliche bundesweite Kulturstatistik". Anlässlich dazu wurden mittels einer Nutzendenumfrage unter anderem bislang unerfüllte Bedarfe nach Kulturdaten sowie die Zufriedenheit der Nutzenden und die Art und Häufigkeit der Nutzung des kulturstatistischen Datenangebots des Statistischen Bundesamtes ermittelt. Die Analyse der Datenbedarfe und Datenlücken offenbart, dass insbesondere detaillierte Informationen zum Publikumsverhalten sowie zu regional tiefer gegliederten Daten fehlen.
Auch der Bedarf an Daten zur kulturellen Bildung, zur finanziellen und personellen Ausstattung von Kulturämtern sowie zur sozialen Lage von Kulturschaffenden wurde hervorgehoben. Zudem wünschen sich die Befragten besser vergleichbare Daten über Zeiträume hinweg sowie harmonisierte Daten und Konzepte, um internationale und regionale Vergleiche zu erleichtern. Insbesondere im Hinblick auf eine detailliertere regionale Datenerhebung signalisierten die Gemeinden und Landkreise ihr Interesse an einer intensiveren Zusammenarbeit.
Um eine langfristige und kontinuierliche Datenversorgung im Bereich der Kulturstatistik, wie von der Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" empfohlen, sicherzustellen, bedarf es allerdings einer rechtlichen Grundlage. Dies könnte die erforderliche Verlässlichkeit und Stabilität der Datenerhebung und -bereitstellung im Sinne der Enquete-Kommission und der Datennutzenden gewährleisten. Eine Rechtsgrundlage würde zudem die Zusammenarbeit mit den Datenproduzenten stärken und sicherstellen. Entsprechende Untersuchungen sind Teil des laufenden Projektes.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Themenseite "Kultur" und im WISTA-Artikel zur Nutzendenumfrage der Kulturstatistik.