Bevölkerungsvorausberechnung Mittelfristige Vorausberechnung

Die mittelfristige Bevölkerungs­vorausberechnung auf Basis des Corona-Jahres 2020 hilft zu verstehen, ob und gegebenenfalls wie die pandemiebedingten Veränderungen das Tempo des demografischen Wandels in Deutschland und den Bundesländern in den nächsten 15 Jahren beeinflussen könnten.

Die Corona-Pandemie hat sich bisher vor allem auf die Sterblichkeit und die Wanderungen ausgewirkt. Die Lebenserwartung stieg zuletzt kaum noch an. Bereits seit etwa zehn Jahren ist der Anstieg der Lebens­erwartung im Vergleich zu vorangegangenen Jahrzehnten abgeschwächt. Bei der mittelfristigen Voraus­berechnung wurde eine Fortsetzung dieses Trends angenommen.

Die Reise­beschränkungen während der Corona-Pandemie haben die Migration nach und aus Deutschland deutlich reduziert. Im Jahr 2020 war die Zahl der Zuzüge um rund 220 000 höher als die Zahl der Fortzüge. Damit war der Wanderungs­saldo im fünften Jahr rückläufig. Eine der beiden Annahmen zur Wanderung in der mittelfristigen Voraus­berechnung zeigt, wie sich die Bevölkerung entwickeln würde, wenn der Wanderungs­saldo auf dem Niveau des Jahres 2020 verharrt. Die andere Annahme veranschaulicht die Auswirkungen eines deutlich höheren Wanderungs­saldos von jährlich 380 000 Personen im Durchschnitt der Jahre 2021 bis 2035.

Im Unterschied zu Sterblichkeit und Wanderung war das Geburtengeschehen im Jahr 2020 durch die Pandemie wenig betroffen. Der erste Lockdown wurde ab dem 22. März verfügt. Von seinen Folgen konnten frühestens die Geburten im Dezember 2020 beeinflusst sein. Die Geburtenrate betrug im Jahr 2020 im Durchschnitt 1,53 Kinder je Frau. Bei der mittelfristigen Vorausberechnung wurde angenommen, dass sie nach einer kurzen Stagnationsphase leicht ansteigen und bis zum Jahr 2035 das Niveau von 1,56 Kindern je Frau erreichen wird.

Die aktuelle mittelfristige Voraus­berechnung führt zu einer geringeren Zahl an älteren Menschen im Voraus­berechnungs­zeitraum. Dies basiert auf der veränderten Ausgangs­situation und vor allem der Annahme eines noch geringeren Anstiegs der Lebens­erwartung als in der niedrigen Annahme der 14. koordinierten Bevölkerungs­vorausberechnung (L1) auf Basis 2018. Die demografische Alterung schreitet trotzdem schnell voran. Die Zahl der Menschen im Alter ab 67 Jahren wird zwischen 2020 und 2035 um 22 % von 16 Millionen auf voraussichtlich 20 Millionen steigen. In den westlichen Flächen­ländern wird sie mit einem Plus von 25 % besonders stark zunehmen.

Gleichzeitig wird es bis zum Jahr 2035 deutlich weniger Menschen im Erwerbsalter geben. Der erwartete Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter ist darauf zurückzuführen, dass die großen Baby-Boom-Jahrgänge in den 2020er-Jahren aus dem Erwerbsalter ausscheiden und viel schwächer besetzte jüngere Jahrgänge aufrücken werden. In Deutschland ist bis 2035 mit einem Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter (zwischen 20 und 66 Jahren) um 7 bis 11 % zu rechnen. Um die Abnahme der erwerbsfähigen Bevölkerung bis 2035 zu kompensieren, bedürfte es unter Berücksichtigung des steigenden Renten­einstiegs­alters jährlicher Wanderungs­überschüsse von durch­schnittlich 480 000 Menschen im Erwerbsalter. Davon müssten 300 000 Personen zwischen 20 und 40 Jahre alt sein, wenn die Bevölkerungs­zahl in dieser Altersgruppe stabilisiert werden sollte.

Weitere Informationen und Ergebnisse bietet der Tabellenband und Bericht "Ausblick auf die Bevölkerungs­entwicklung in Deutschland und den Bundes­ländern nach dem Corona-Jahr 2020. Ergebnisse der ersten mittelfristigen Bevölkerungs­vorausberechnung 2021 bis 2035" sowie die Pressemitteilung Nr. 459/21.