Geburten Kinderlosigkeit und Mutterschaft

Endergebnisse des Mikrozensus 2022

Inhalt

Einleitung

Entwicklung der durchschnittlichen Kinderzahl und des Mütteranteils an Frauenjahrgängen

Die Mütter der Jahrgänge 1973 bis 1982 haben mehr Kinder als die Mütter der 1960er-Jahrgänge

Kinderlosigkeit im Osten deutlich niedriger als im Westen trotz Annäherung

In Ostdeutschland sind Frauen nach wie vor öfter Mütter als im Westen, haben aber seltener mehr als zwei Kinder

Die endgültige Kinderlosenquote im Alter zwischen 45 und 49 Jahren liegt seit zehn Jahren bei 20 %

Regional variiert die endgültige Kinderlosenquote zwischen 12 und 29 %

Die endgültige Kinderlosenquote der Frauen mit akademischen Bildungsabschlüssen ist in Westdeutschland gesunken

Deutliche Unterschiede in der Kinderlosenquote je nach Geburtsland und Bildungsstand der Frauen

Für die durchschnittliche Kinderzahl ist der Bildungsstand der Frauen ausschlaggebend

Methodische Hinweise

Links zu den ausführlichen Ergebnissen

Einleitung

In Ergänzung zur Geburtenstatistik liefert der Mikrozensus die Angaben zu den Frauen nach Zahl der geborenen Kinder. Diese Angaben sind die einzige derzeit verfügbare amtliche Datenquelle zur Struktur der Frauen nach Zahl der geborenen Kinder und damit für die Messung der Kinderlosigkeit. Im Unterschied zum üblichen Haushalts- und Familien-Konzept des Mikrozensus wird dabei die Zahl der leiblichen Kinder der Frau erfasst, unabhängig davon, ob sie im Haushalt der Befragten leben. Im Rahmen des Haushalts- und Familienkonzepts wird dagegen nicht zwischen den leiblichen, Adoptiv- oder Pflegekindern unterschieden und es werden nur Kinder berücksichtigt, die zum Zeitpunkt der Befragung im Haushalt leben.

Zur Geburt von Kindern enthält das Kernprogramm des Mikrozensus zwei Fragen. Die erste Frage – "Haben Sie Kinder geboren?" – richtet sich an alle Frauen, die zum Zeitpunkt der Befragung 15 bis 75 Jahre alt waren. Die zweite Frage – nach der Zahl der geborenen Kinder – wird nur an die Mütter gestellt. Die Angaben zu leiblichen Kindern erhebt der Mikrozensus seit 2008 alle vier Jahre. Ausnahmsweise betrug der Abstand zwischen den Befragungen 2016 und 2018 nur zwei Jahre aufgrund einer bevorstehenden weitreichenden methodischen Umstellung des Mikrozensus ab dem Jahr 2020. Die letzte Befragung zur Geburt von Kindern erfolgte im Jahr 2022.

Die Angaben zur Geburt von Kindern ermöglichen Aussagen zum Niveau sowie zur zeitlichen und räumlichen Entwicklung der Kinderlosigkeit, der Struktur der Mütter nach Zahl der geborenen Kinder sowie der durchschnittlichen Kinderzahl je Frau und je Mutter. Diese Indikatoren ergänzen die laufende Geburtenstatistik, die auf den Meldungen der Standesämter zur Geburt beruht. Die durchschnittliche Kinderzahl (je Frau) eines Frauenjahrgangs auf Grundlage der (freiwilligen) Angaben im Mikrozensus kann allerdings abweichen von der endgültigen durchschnittlichen Kinderzahl dieses Jahrgangs auf Basis der Geburtenstatistik (Vollerhebung mit Auskunftspflicht), da diesen Indikatoren unterschiedliche Erhebungsmethoden zugrunde liegen. Außerdem beziehen sich die beiden Indikatoren zwar formal auf dieselben Frauenjahrgänge, diese werden aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten beobachtet. Der Mikrozensus liefert die Aussagen in Bezug auf die jeweils aktuelle Bevölkerung. In der Geburtenstatistik werden die Angaben zum Zeitpunkt der Geburt über die gesamte fertile Phase eines Frauenjahrgangs kumuliert. Auch die Geborenenzahl im Befragungsjahr des Mikrozensus kann vom Ergebnis der Geburtenstatistik für das gleiche Kalenderjahr aus methodischen Gründen abweichen. In diesem Fall ist die Geburtenstatistik als eine Vollerhebung mit Auskunftspflicht als die zuverlässigere Datenquelle für die Geborenenzahl vorzuziehen.

Im Weiteren sind die wichtigsten Ergebnisse des Mikrozensus 2022 zur Struktur der Frauen nach Zahl der geborenen Kinder und zur Kinderlosigkeit grafisch dargestellt und erläutert. Ausführliche Ergebnisse bietet der Statistische Bericht "Frauen nach Zahl der geborenen Kinder - Endergebnisse des Mikrozensus 2022" und die Datenbank GENESIS-Online (Tabellen 12612-0050 bis 12612-0052). Seit dem Mikrozensus 2020 gibt es zwei Ergebnisarten: Erst- und Endergebnisse. Dieser Veröffentlichung liegen die endgültigen Ergebnisse zugrunde.

Darüber hinaus bietet der Statistische Bericht "Mikrozensus - Haushalte und Familien - Endergebnisse 2022" Informationen zu Familien, Müttern und Vätern mit Kindern im Haushalt.

Entwicklung der durchschnittlichen Kinderzahl und des Mütteranteils an Frauenjahrgängen

Für die Höhe der durchschnittlichen endgültigen Kinderzahl eines Frauenjahrgangs ist ausschlaggebend, wie viele Kinder die Mütter dieses Jahrgangs zur Welt bringen (Kinderzahl je Mutter) und wie hoch der Anteil der Mütter an allen Frauen des Jahrgangs ist.

Die durchschnittliche Kinderzahl je Mutter schwankte in den letzten fast vier Jahrzehnten nur leicht um den Wert von 2,0 Kindern. Etwas niedriger war die Kinderzahl bei den Müttern der Jahrgänge 1968 bis 1972: 1,96 Kinder je Mutter. Dagegen hatten die Mütter der jüngeren Jahrgänge 1978 bis 1982, die im Jahr 2022 noch im fertilen Alter von 40 bis 44 Jahren waren, durchschnittlich 2,1 Kinder. Damit haben sie bereits durchschnittlich mehr Kinder zur Welt gebracht als die relativ geburtenreichen älteren Jahrgänge 1953 bis 1957.

Infolge einer steigenden Kinderlosigkeit sank der Anteil der Mütter an Frauenjahrgängen: von 86 % bei den Jahrgängen 1947 bis 1952 auf 79 % bei den Jahrgängen 1968 bis 1972. Bei den Frauen der jüngeren Jahrgänge 1973 bis 1982, die im Jahr 2022 zwischen 40 und 49 Jahre alt waren, hat sich der Mütteranteil bei 79 bis 80 % stabilisiert. Diese Veränderungen im Mütteranteil wirkten sich auf die endgültige Kinderzahl je Frau aus.

Die endgültige Kinderzahl je Frau nahm zuerst trotz stabiler Kinderzahl je Mutter von 1,72 (Jahrgänge 1947 bis 1952) auf 1,55 (Jahrgänge 1968 bis 1972) ab. Bei den jüngeren Jahrgängen 1973 bis 1982 war sie mit gut 1,6 Kindern schon höher, obwohl diese Jahrgänge im Jahr 2022 in ihren Vierzigern waren und die fertile Phase noch nicht abgeschlossen haben. Dieser leichte Anstieg war möglich, weil sich der Anteil der Mütter stabilisiert und die Kinderzahl je Mutter zugenommen hat.


Abbildung 1

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Die Mütter der Jahrgänge 1973 bis 1982 haben mehr Kinder als die Mütter der 1960er-Jahrgänge

Hinter der durchschnittlichen Kinderzahl je Mutter steht die Zusammensetzung (Struktur) der Frauenjahrgänge nach Zahl der geborenen Kinder. Die relativen Anteile der Mütter mit einem Kind, mit zwei, mit drei sowie mit vier oder mehr Kindern verändern sich in Deutschland insgesamt langsam und unterscheiden sich nur geringfügig zwischen den Jahrgängen, die die fertile Phase fast oder ganz abgeschlossen haben. Am stärksten variiert dabei der Anteil der Mütter von Einzelkindern. Dieser Anteil war bei den Frauen der 1950er-Jahrgänge mit 29 % relativ gering. Danach stieg er zuerst kontinuierlich bis auf 33 % bei den Jahrgängen 1968 bis 1972 und sank anschließend bei den fünf Jahre jüngeren Frauen auf 30 %. Zugleich stiegen die Anteile der Mütter mit zwei und mehr Kindern. Bei den Frauenjahrgängen 1973 bis 1977, die im Jahr 2022 am Ende der fertilen Phase waren, hatten 30 % der Mütter ein Kind, 47 % zwei Kinder, 16 % drei Kinder und 7 % vier oder mehr Kinder. Damit haben sie durchschnittlich mehr Kinder zur Welt gebracht als die Jahrgänge 1968 bis 1972.

Auch bei der regionalen Betrachtung zeichnen sich diese Veränderungen ab. Zwischen den Ländergruppen (Flächenländer Ost, Flächenländer West und Stadtstaaten) gibt es allerdings deutliche Unterschiede. In den westdeutschen Flächenländern ist die Struktur der Mütter über die Zeit relativ stabil. Hier hatten 27 bis 30 % der Mütter ein Kind, 47 bis 48 % zwei Kinder, 16 bis 17 % drei Kinder und 6 bis 7 % vier oder mehr Kinder.

In den ostdeutschen Flächenländern hat sich dagegen die Struktur der Mütter nach Kinderzahl im Lauf der Zeit stärker verändert. So nahm der Anteil der Mütter von Einzelkindern tendenziell zu, während die Mütter mit zwei und mit drei Kindern seltener geworden sind. Bei den zwischen 1947 und 1962 geborenen Müttern, die ihre Familienplanung im Wesentlichen vor der deutschen Vereinigung abgeschlossen hatten, lag der Anteil der Mütter von Einzelkindern – ähnlich wie im Westen – zwischen 28 und 31 %. Bei später geborenen Frauen stieg er dann deutlich bis auf 43 % bei den Jahrgängen 1968 bis 1972. Die Fertilität dieser Jahrgänge war offenbar besonders stark durch die sozialen Transformationen der Wendezeit der 1990er-Jahre einschließlich Abwanderung ins frühere Bundesgebiet beeinflusst. Bei den Jahrgängen 1973 bis 1977, die im Jahr 2022 am Ende der fertilen Phase waren, lag der Anteil der Mütter von Einzelkindern mit 38 % bereits deutlich niedriger. Der Anteil der Mütter mit zwei Kindern betrug bei diesen Jahrgängen 46 % und der der Mütter mit drei Kindern 11 %. Der Anteil der Mütter mit vier oder mehr Kindern hat sich auch im Osten im Laufe der Zeit kaum verändert und lag zwischen 4 und 5 %.

Auch in den Stadtstaaten nahm der Anteil der Mütter von Einzelkindern zu. Er stieg zuerst von 36 % bei den Frauen der 1950er-Jahrgänge auf 38 % bei den Jahrgängen 1968 bis 1972 und sank dann auf 31 % bei den Frauen der Jahrgänge 1973 bis 1977. Zugleich stieg der Anteil der Mütter mit zwei Kindern von 43 auf 46 % und der der Mütter mit drei Kindern von 13 auf 16 %. Der Anteil der Mütter mit vier oder mehr Kindern betrug zwischen 5 und 7 %.


Abbildung 2

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Kinderlosigkeit im Osten deutlich niedriger als im Westen trotz Annäherung

Die Frauen der Jahrgänge 1947 bis 1950 sind die ältesten, die im Mikrozensus 2022 befragt wurden. Ihre Kinderlosenquote beträgt 14 % und ist damit bereits höher als bei den in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahren geborenen Frauen (11 % lt. Mikrozensus 2008). Bei später geborenen Jahrgängen stieg die endgültige Kinderlosenquote kontinuierlich und erreichte ihren bisher höchsten Wert von 21 % bei den Frauen der Jahrgänge 1966 bis 1971 (in den Jahrgängen 1968 und 1969 betrug sie sogar 22 %). Bei den Frauen der Jahrgänge 1972 bis 1977, die im Jahr 2022 zwischen 45 und 50 Jahre alt waren, beträgt die Quote 20 %. Bei den jüngeren Frauen, die noch Kinder bekommen können, ist die Kinderlosenquote temporär. Diese zeigt aber, dass 54 % der Frauen der Jahrgänge 1990 bis 1992 im Alter zwischen 30 und 32 Jahren noch kein Kind geboren haben.

Auffällig sind die Unterschiede im Kinderlosigkeitsniveau zwischen den Frauen in West- und Ostdeutschland. Für die Frauen der Jahrgänge 1972 bis 1974, die im Jahr 2022 das Ende der fertilen Phase erreicht haben, beträgt die Kinderlosenquote in Westdeutschland 20 % und in Ostdeutschland 13 %.

Relativ gesehen sind die regionalen Unterschiede besonders stark bei den Jahrgängen der 1950er- und frühen 1960er-Jahre ausgeprägt. Bei den Jahrgängen ab Mitte der 1960er-Jahre, deren Familiengründung überwiegend nach der deutschen Vereinigung im Jahr 1990 erfolgte, haben sich die Unterschiede reduziert. Hinter der Annäherung standen der Anstieg der Kinderlosigkeit in Ostdeutschland einerseits und die Stabilisierung der Kinderlosenquote in Westdeutschland andererseits.

Bei den jüngeren Jahrgängen scheint sich aber der Abstand in der Kinderlosigkeit zwischen den Frauen in West- und Ostdeutschland zu verfestigen. Die zwischen 1981 und 1989 geborenen ostdeutschen Frauen, die noch in der Familiengründungsphase sind, haben durchschnittlich eine um 8 Prozentpunkte niedrigere temporäre Kinderlosigkeit als die gleichaltrigen Frauen in Westdeutschland. Unter Berücksichtigung der oben dargestellten Unterschiede in der Kinderzahl der Mütter scheint sich hier ein typisches ostdeutsches Verhaltensmuster herausgebildet zu haben (mehr dazu im nächsten Abschnitt).


Abbildung 3

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In Ostdeutschland sind Frauen zwar häufiger Mütter als im Westen, haben aber seltener mehr als zwei Kinder

In Bezug auf alle Frauen der Jahrgänge 1973 bis 1977, die im Jahr 2022 zwischen 45 und 49 Jahre alt waren, ergibt sich folgende Konstellation: 20 % waren kinderlos, 24 % hatten ein Kind, 38 % hatten zwei Kinder und 18 % drei oder mehr Kinder. Bei den Frauen in den westlichen Flächenländern war die Struktur nach Zahl der geborenen Kinder sehr ähnlich wie in Deutschland insgesamt. Bei den Frauen in den ostdeutschen Flächenländern betrug der Anteil der Frauen ohne Kind lediglich 15 %. Zugleich kamen Mütter von Einzelkindern (33 %) deutlich öfter und Mütter mit drei oder mehr Kindern seltener vor (13 %). In den Stadtstaaten war dagegen der Kinderlosenanteil mit 24 % besonders hoch. Der Anteil der Frauen mit zwei Kindern betrug hier 34 % und der Anteil der Frauen mit drei oder mehr Kindern 18 %.


Abbildung 4

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Die endgültige Kinderlosenquote im Alter zwischen 45 und 49 Jahren liegt seit zehn Jahren bei 20 %

Die endgültige Kinderlosenquote am Ende der fertilen Phase – statistisch gesehen im Alter zwischen 45 und 49 Jahren – nahm in Deutschland seit der ersten Messung im Mikrozensus 2008 zuerst von 17 auf 20 % im Jahr 2012 zu. Danach stabilisierte sie sich auf diesem Niveau mit einer leichten Abweichung im Jahr 2018 (21 %). Die temporäre Kinderlosenquote im Alter von 40 bis 44 Jahren und von 35 bis 39 Jahren war im Jahr 2022 mit jeweils 21 und 26 % fast gleich hoch wie im Jahr 2008 (jeweils 20 und 26 %).

Die Kinderlosenquote hat sich im letzten Jahrzehnt sowohl in West- als auch in Ostdeutschland stabilisiert, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. In Westdeutschland war im Jahr 2022 die Kinderlosenquote bei den 45- bis 49-Jährigen mit 20 % sogar geringfügig niedriger als im Jahr 2012 (21 %). Auch bei den 40- bis 44-Jährigen war die Quote mit 21 % im Jahr 2022 geringer als im Jahr 2012 (23 %). Im Alter von 35 bis 39 Jahren gab es 2022 und 2012 jeweils 27 % kinderlose Frauen.

In den ostdeutschen Flächenländern war im Jahr 2022 die Kinderlosenquote bei den 45- bis 49-Jährigen mit 15 % um 4 Prozentpunkte höher als im Jahr 2012 und mehr als doppelt so hoch wie im Jahr 2008 (7 %). Im Alter von 40 bis 44 Jahren (16 %) und von 35 bis 39 Jahren (20 %) waren die Quoten nur geringfügig höher als im Jahr 2012. Die Annäherung an das westliche deutlich höhere Niveau scheint sich verlangsamt zur haben.

Die temporäre Kinderlosigkeit im Alter unter 35 Jahren war im Jahr 2022 in West- und in Ostdeutschland höher als im Jahr 2012. Dies kann zum einen an der späteren Familiengründung liegen und zum anderen ein Hinweis auf einen weiteren Anstieg der endgültigen Kinderlosigkeit sein.


Abbildung 5

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Regional variiert die endgültige Kinderlosenquote zwischen 12 und 29 %

In Bezug auf das Kinderlosigkeitsniveau bestehen zum Teil deutliche regionale Unterschiede. Beim Vergleich der Bundesländer reichte im Jahr 2022 die Kinderlosenquote bei den 45- bis 54-jährigen Frauen von 12 % in Thüringen bis 29 % in Hamburg. Am zweithöchsten war die Quote mit 24 % in Berlin. In den meisten westdeutschen Bundesländern lag die Quote zwischen 17 und 23 %. Bei den ostdeutschen Flächenländern stellte Brandenburg mit der vergleichsweise hohen Quote von 17 % eine Ausnahme dar. In den übrigen ostdeutschen Ländern lag die Quote deutlich niedriger bei 14 beziehungsweise bei 15 %.

Beim Vergleich der länderspezifischen Kinderlosenquoten sollte beachtet werden, dass diese insbesondere in bevölkerungsarmen Regionen mit einem relativ großen Stichprobenfehler behaftet sind. Um belastbare Aussagen zur Kinderlosigkeit zu erhalten, soll deshalb eine größere Altersspanne von mindestens zehn Jahren verwendet werden. Die grafisch dargestellten Konfidenzintervalle zeigen, in welchem Wertebereich sich die länderspezifischen Kinderlosenquoten für die Altersgruppe von 45 bis 54 Jahren mit der Wahrscheinlichkeit von 95 % bewegen.


Abbildung 6

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Innerhalb von Westdeutschland lag die Kinderlosenquote neben Hamburg (29 %) auch in den NUTS-2-Regionen Mittelfranken (25 %) sowie Oberbayern, Köln und Schleswig-Holstein (jeweils 23 %) deutlich höher als im bundesdeutschen Durchschnitt (20 %). Spürbar niedriger war sie dagegen in Kassel und dem Saarland (jeweils 17 %). (NUTS: Nomenclature des Unités territoriales statistiques ist eine geografische Systematik, die einen grenzüberschreitenden statistischen Vergleich von EU-Regionen ermöglicht. In Deutschland stimmt sie weitgehend mit der Ebene der Regierungsbezirke überein. NUTS-2-Regionen haben meist zwischen 800 000 und 3 Millionen Einwohnern.)

Bei den ostdeutschen NUTS-2-Regionen war die Kinderlosenquote neben Berlin und Brandenburg auch in Leipzig mit 16 % relativ hoch. In Dresden und Chemnitz betrug sie jeweils 13 %. Am geringsten war sie auch im Vergleich auf NUTS-2-Ebene in Thüringen (12 %).


Abbildung 6a

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Die endgültige Kinderlosenquote der Frauen mit akademischen Bildungsabschlüssen ist in Westdeutschland gesunken

Frauen mit akademischem beruflichen Bildungsabschluss sind häufiger kinderlos als Nichtakademikerinnen. Besonders hoch war die endgültige Kinderlosenquote mit 26 bis 27 % bei den zwischen 1958 und 1972 geborenen Akademikerinnen. Bei den Frauen der Jahrgänge 1973 bis 1977, die 2022 im Alter von 45 bis 49 Jahren waren, war sie mit 23 % schon deutlich geringer und näherte sich der Kinderlosenquote der gleichaltrigen Nichtakademikerinnen mit beruflichem Bildungsabschluss (21 %) an.

Bei den Frauen mit einem nichtakademischen Bildungsabschluss (zum Beispiel Lehre, Meisterin oder Technikerinnen-Ausbildung) stieg die Kinderlosenquote von 14 % bei den Jahrgängen 1947 bis 1952 auf 20 % bei den Jahrgängen 1963 bis 1967. Anschließend (bis zu den frühen 1980er-Jahrgängen) stabilisierte sie sich auf dem Niveau von 21 %.

Bei den nach 1982 geborenen Frauen nehmen die Unterschiede zwischen den Akademikerinnen und Nichtakademikerinnen wieder zu. Dies liegt teilweise daran, dass die Akademikerinnen durchschnittlich später ihr erstes Kind bekommen als die Nichtakademikerinnen. Ob dies auch ein möglicher Hinweis auf eine wieder steigende Kinderlosigkeit bei den Akademikerinnen der jüngeren Jahrgänge ist, ist noch abzuwarten.


Abbildung 7

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Der Rückgang der Kinderlosenquote bei den Akademikerinnen geht vor allem auf die Entwicklung in Westdeutschland zurück. In den ostdeutschen Flächenländern nahm die Kinderlosenquote bei den Frauen mit akademischem Bildungsabschluss leicht zu, allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Die Quote der ostdeutschen Akademikerinnen der Jahrgänge 1973 bis 1977 betrug 17 % und war geringer als die Quote bei den westdeutschen Akademikerinnen (24 %) und den westdeutschen Nichtakademikerinnen mit beruflichem Bildungsabschluss (22 %).

Bei den Frauen mit nichtakademischen Bildungsabschlüssen waren die Quoten bei den Jahrgängen 1968 bis 1982 in West- und Ostdeutschland relativ stabil. Im Westen lagen sie zwischen 22 und 23 % und im Osten zwischen 14 und 15 %.


Abbildung 8

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Deutliche Unterschiede in der Kinderlosenquote je nach Geburtsland und Bildungsstand der Frauen

Der Mikrozensus erlaubt eine Differenzierung nach Geburtsland der Frau, nach Zuzugsjahr nach Deutschland sowie nach Bildungsstand. Die Merkmale „Geburtsland“ und „Zuzugsjahr der Frau nach Deutschland“ wurden miteinander in folgenden Kategorien kombiniert: (1) in Deutschland geborene oder als junges Mädchen im Alter unter 15 Jahren zugewanderte Frauen (in Deutschland aufgewachsen) und (2) im Ausland geborene und im Alter ab 15 Jahren nach Deutschland zugewanderte Frauen (Zuwanderinnen). Der Bildungsstand wird hier nach drei Kategorien der International Standard Classification of Education (ISCED 2011) abgebildet.

Die in Deutschland aufgewachsenen Frauen der Jahrgänge 1973 bis 1977 sind insgesamt mit einer Quote von 22 % viel häufiger kinderlos als die Zuwanderinnen mit 12 %. Innerhalb der beiden Gruppen bestehen jedoch deutliche Unterschiede nach Bildungsstand. Bei den in Deutschland aufgewachsenen Frauen variiert die Kinderlosenquote zwischen 25 % bei Frauen mit hohem Bildungsstand und 16 % bei Frauen mit niedrigem Bildungsstand. Bei den Zuwanderinnen ist die Spanne in der Kinderlosenquote zwischen 17 % bei Frauen mit hohem Bildungsstand und 8 % bei Frauen mit niedrigem Bildungsstand ähnlich groß, jedoch auf deutlich niedrigerem Niveau.


Abbildung 9

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Für die durchschnittliche Kinderzahl ist der Bildungsstand der Frauen ausschlaggebend

Die Frauen der Jahrgänge 1973 bis 1977 (im Jahr 2022 zwischen 45 und 49 Jahre alt) haben durchschnittlich 1,6 Kinder zur Welt gebracht. Innerhalb dieser Altersgruppe hatten Frauen mit hohem und mittlerem Bildungsstand durchschnittlich jeweils 1,5 Kinder je Frau und Frauen mit niedrigem Bildungsstand 2,2 Kinder je Frau.

Ein ähnliches Bild ergibt sich für die in Deutschland aufgewachsenen Frauen (dazu zählen die in Deutschland geborenen und als Mädchen im Alter unter 15 Jahren zugewanderten Frauen). Bei hohem und mittlerem Bildungsstand hatten sie jeweils 1,5 Kinder je Frau. Bei Frauen mit niedrigem Bildungsstand war die durchschnittliche Kinderzahl je Frau mit 1,9 höher. Da aber der Anteil der Frauen mit niedrigem Bildungsstand in dieser Gruppe mit 11 % relativ gering ist, betrug die durchschnittliche Kinderzahl bei den in Deutschland aufgewachsenen Frauen insgesamt 1,5 Kinder je Frau.

Bei den Zuwanderinnen (das heißt im Alter ab 15 Jahren zugewanderte Frauen) sind die Unterschiede nach Bildungsstand stärker ausgeprägt als bei den in Deutschland aufgewachsenen Frauen. In dieser Gruppe war die durchschnittliche Kinderzahl bei Frauen mit hohem Bildungsstand mit 1,6 Kindern je Frau nur geringfügig höher als bei den in Deutschland aufgewachsenen Frauen mit hohem Bildungsstand (1,5 Kinder je Frau). Die Zuwanderinnen mit mittlerem Bildungsstand hatten 1,8 und die mit niedrigem Bildungsstand 2,4 Kinder je Frau. Da der Anteil der Frauen mit niedrigem Bildungsstand an allen Zuwanderinnen 41 % betrug, war auch die durchschnittliche Kinderzahl bei allen Zuwanderinnen deutlich höher als bei den in Deutschland aufgewachsenen Frauen und lag 2022 bei 2,0 Kindern je Frau.


Abbildung 10

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Methodische Hinweise

Für die beiden Fragen zur Geburt von Kindern besteht laut dem Mikrozensusgesetz keine Auskunftspflicht. Dies führt zu Antwortausfällen, dem sogenannten Item-Nonresponse. Dieser lag im Mikrozensus 2022 bei insgesamt 11 % und war damit höher als im Mikrozensus 2018, als 7 % der befragten Frauen keine Antwort gaben. Je nach Befragungsart war jedoch der Anteil der fehlenden Antworten unterschiedlich groß: von 6 % bei einem Computer Assisted Web Interview, einem Face-to-Face- oder einem telefonischen Interview bis zu 24 % beim selbstständigen Ausfüllen eines Papierfragebogens. Um mögliche systematische Verzerrungen in den Ergebnissen zu reduzieren, wurden die fehlenden Angaben imputiert. Dabei ersetzen geeignete generierte Werte die fehlenden Angaben. In den Datensätzen für die Jahre 2008, 2012 und 2016 erfolgte eine Imputation nur bei den Fällen mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit für einen zu imputierenden Wert. Im Mikrozensus 2018 und 2022 wurde ein neues Verfahren, das sogenannte Predictive Mean Matching, angewendet, das mittels einer stochastischen Imputation alle fehlenden Angaben durch imputierte Werte ersetzt (s. Lange, Kerstin/Pötzsch, Olga WISTA Wirtschaft und Statistik, 5/2019). Dieses Verfahren erlaubt eine Aussage zur vollständigen Verteilung der Frauenjahrgänge nach Zahl der geborenen Kinder.

Die Fragen zur Geburt von Kindern wurden im Jahr 2022 erstmals nach der umfassenden methodischen Umstellung des Mikrozensus im Jahr 2020 gestellt. Ein Teil der Befragten gehörte zur Unterstichprobe der EU-Arbeitskräftebefragung (Labour Force Survey, LFS) und wurde im Laufe des Kalenderjahrs 2022 in zwei Berichtswochen befragt. Die Fragen zur Geburt von Kindern wurden allerdings nur bei der ersten Befragung gestellt. Um Konsistenz zu den übrigen Ergebnissen der Kernstichprobe zu gewährleisten, wurden bei den betroffenen Personen die Angaben aus der ersten Befragung in die zweite Befragung übernommen. Weitere methodische Hinweise liefert der Qualitätsbericht des Mikrozensus 2022.

Ausführliche Informationen zum im Jahr 2020 neugestalteten Mikrozensus sowie den Auswirkungen der Neugestaltung und der Corona-Krise auf den Mikrozensus ab 2020 bietet die Sonderseite www.destatis.de/mikrozensus2020 .

Ausführliche Ergebnisse

Statistischer Bericht "Frauen nach Zahl der geborenen Kinder - Endergebnisse des Mikrozensus 2022" (Stand 08. Mai 2024)

GENESIS-Online (Tabellen 12612-0050 bis 12612-0052)

Erstergebnisse des Mikrozensus 2022 wurden am 14. Juni 2023 veröffentlicht: Statistischer Bericht "Frauen nach Zahl der geborenen Kinder - Erstergebnisse des Mikrozensus 2022".