Die Erhebung bestimmter klimawirksamer Stoffe nach § 10 Umweltstatistikgesetz (UStatG) erfasst Informationen zum Emissionspotenzial bestimmter fluorierter Treibhausgase. Diese Fluorderivate (FKW, HFKW oder deren Mischungen) werden insbesondere als Kältemittel in Klimaanlagen, Treibmittel in Sprays und bei der Verschäumung von Kunst- und Schaumstoffen verwendet. Erhoben werden die Daten bei Unternehmen, die fluorierte Treibhausgase herstellen, ein- oder ausführen oder verwenden. Seit 2006 wird in einer eigenen Erhebung die potenzielle Emissionsmenge des stärksten bisher bekannten Treibhausgases Schwefelhexafluorid (SF6) erfasst; über seine Verbrauchsmengen werden jährlich die Berichtstabellen gemäß Klimarahmenkonventionen erstellt.
Fluorkohlenwasserstoffe (FKW, HFKW und deren Blends)
Die Daten werden jährlich dezentral durch die statistischen Ämter der Länder als Primärerhebung erhoben. Die Erhebung richtet sich an Unternehmen, die bestimmte klimawirksame Stoffe herstellen, ein- oder ausführen oder in Mengen von mehr als 20 Kilogramm pro Stoff und Jahr zur Herstellung, Instandhaltung, Wartung oder Reinigung von Erzeugnissen verwenden. Zu den bestimmten klimawirksamen Stoffen zählen ausschließlich voll- oder teilhalogenierte Fluorderivate der aliphatischen und cyclischen Fluorkohlenwasserstoffe (FKW, HFKW und deren Blends) mit bis zu zehn Kohlenstoffatomen. Die Stoffe werden insbesondere als Kältemittel, zum Beispiel in Haushaltskühlgeräten, gewerblichen Kälteanlagen, Fahrzeugklimaanlagen, Gebäude- und Raumklimaanlagen verwendet. Außerdem werden die Stoffe als Treibmittel in Aerosolerzeugnissen und bei der Verschäumung von Kunst und Schaumstoffen eingesetzt. Alle berichtspflichtigen Unternehmen übermitteln über ein elektronisches Verfahren (Online-Erhebung IDEV) ihre Daten an die Statistischen Landesämter. Danach erfolgt die Weiterleitung der Länderergebnisse (Summensätze) an das Statistische Bundesamt. Das Statistische Bundesamt erstellt aus den Länderdaten ein Bundesergebnis. Bundesweit werden rund 14 000 Unternehmen befragt, von denen etwa 7 000 die Kriterien des Berichtskreises zu § 10 (1) UStatG erfüllen.
Die Verwendung der Stoffe wird sowohl in metrischen Tonnen als auch in CO2-Äquivalente dargestellt, das sogenannte GWP (Global Warming Potential entspricht dem Treibhauspotenzial). Die Mengen der Stoffe werden bei den Berichtspflichtigen in Kilogramm erfasst und später in metrische Tonnen und in CO2-Äquivalenten (GWP-Wert) Tonnen umgerechnet.
Das GWP gibt das Treibhauspotenzial eines Stoffes an und damit seinen Beitrag zur Erwärmung der bodennahen Luftschicht. Treibhausgase verfügen über ein unterschiedliches Erderwärmungspotenzial. Als Richtgöße dient die Klimawirksamkeit von Kohlendioxid (GWP von CO2 ist gleich 1), das heißt die Treibhauspotenziale anderer Stoffe bemessen sich relativ zu CO2.
Ziel der Statistik ist die Sammlung von umfassenden Informationen über die Herstellung, Ein- und Ausfuhr sowie die Verwendung bestimmter klimawirksamer Stoffe in der Bundesrepublik Deutschland für die nationale und internationale Umweltpolitik. Das Umweltbundesamt (UBA) nutzt die Daten der Erhebung zur Erstellung des Nationalen Inventarberichts an die Europäische Kommission.
Schwefelhexafluorid (SF6), Stickstofftrifluorid (NF3)
Die Erhebung nach § 10 Absatz 2 UStatG ist eine zentrale Primärstatistik, die jährlich vom Statistischen Bundesamt mittels eines Online-Fragebogens durchgeführt wird. Sie richtet sich an Gasehändler, die Schwefelhexafluorid (SF6) und / oder Stickstofftrifluord (NF3) herstellen, einführen, ausführen oder in Mengen von mehr als 200 Kilogramm im Inland abgeben. SF6 und NF3 sind die stärksten Treibhausgase und tragen direkt und indirekt zum Treibhauseffekt bei. 1 Kilogramm SF6 trägt 22 800 Mal stärker zur Klimaerwärmung bei als CO2. NF3 hat einen GWP-Wert von 17 200 und wird damit ebenfalls als sehr umweltschädlich eingeschätzt. SF6 findet seinen Haupteinsatzbereich in der Elektrotechnik und im Apparatebau. NF3 wird vornehmlich in der Halbleiterindustrie zum Beispiel bei der Herstellung von Flachbildschirmen und Solarzellen eingesetzt. Die Ergenisse werdern an das UBA weitergeleitet und dienen zur Erstellung des Nationalen Inventarberichtes an die Europäische Kommission.