Alt und Jung in Deutschland – der demografische Wandel und die Folgen
2022 soll das EU-Jahr der Jugend werden – dazu hat es die Europäische Union ausgerufen. Gleichzeitig werden Gesellschaften wie die unsere in Deutschland immer älter. Wie entwickelt sich die Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten? Wie wirkt sich der demografische Wandel aus? Und wie gehen junge Menschen damit um? Darüber sprechen wir in unserem Podcast StatGespräch mit unserer Bevölkerungsexpertin Bettina Sommer und mit Katharina Swinka, Generalsekretärin der Bundesschülerkonferenz.
Demografische Aspekte
Demografischer Wandel und Bevölkerungszahl
Drei demografische Komponenten beeinflussen direkt die Bevölkerungszahl: Geburten, Sterbefälle und der Wanderungssaldo, also die Differenz zwischen den Zuzügen nach und Fortzügen aus Deutschland.
Großstadtregionen im Wandel
Die Mehrheit der Bevölkerung lebte 2022 in Großstadtregionen
Großstädte und ihr Umland stellen in Deutschland einen zentralen Lebensraum und ein beliebtes Ziel von pendelnden Beschäftigten und ihren Angehörigen dar. Im Jahr 2022 lebte mit 60 Millionen Personen die Mehrheit der Bevölkerung Deutschlands (71 %) in Großstädten und deren Umland. Das Betrachten von Großstadtregionen bietet einen Blick auf die Entwicklung von Großstädten zusammen mit ihrem Umland. Zusammenhänge und Wechselwirkungen sind so sichtbar.
Nach der Definition des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sind Zentren von Großstadtregionen Großstädte mit mehr als 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern, in die mehr Berufstätige ein- als auspendeln. Ihr Umland wird je nach Anzahl der Pendlerinnen und Pendler in ein Ergänzungsgebiet zum Zentrum sowie einen engeren und einen weiteren Verflechtungsbereich unterteilt. Dabei stellt das Ergänzungsgebiet zudem selbst ein wichtiges Pendelziel dar.
Im Jahr 2022 gab es insgesamt 50 Großstadtregionen in Deutschland. Davon hatten 16 Großstadtregionen mehr als eine Million Einwohnerinnen und Einwohner. In 19 Großstadtregionen lebten weniger als 500 000 Personen. Die größte Großstadtregion war der Großraum Berlin/Potsdam mit 5,3 Millionen Personen. Die kleinste Großstadtregion war Salzgitter in Niedersachsen mit 156 000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Nur 40 % aller Einwohnerinnen und Einwohner der Großstadtregionen lebten 2022 direkt in den Zentren. Dagegen lebten 60 % im Umland: davon 29 % im Ergänzungsgebiet zum Zentrum, 41 % im engeren und 31 % im weiteren Verflechtungsbereich.
Bevölkerungszuwachs in den Großstadtregionen verlangsamt sich
Die Bevölkerungszahl ist in den Großstadtregionen in den letzten Jahren überproportional angestiegen. Im Jahr 2022 lebten 3,3 Millionen Menschen mehr in diesen Regionen als noch 2012 (+ 5,8 %). Im restlichen Deutschland wuchs die Bevölkerung im gleichen Zeitraum nur um 2,2 % an. Am stärksten ist die Bevölkerung dabei in den Zentren gestiegen (+ 7,4 %), gefolgt von den engeren Verflechtungsbereichen und den Ergänzungsgebieten (+ 5,4 %). Die weiteren Verflechtungsbereiche sind mit + 3,6 % weniger stark gewachsen.
Diese Entwicklung verlief allerdings nicht kontinuierlich: Das Wachstum der Großstadtregionen hat sich im Betrachtungszeitraum bis 2019 verlangsamt und ist in den Jahren 2020 (+ 0,0 %) und 2021 (+ 0,1 %) nahezu stagniert. Insbesondere die Zentren hatten im durch Corona besonders geprägten Jahr 2020 einen Bevölkerungsrückgang (- 0,2 %) zu verzeichnen. Die Bevölkerung in den Ergänzungsgebieten blieb stabil (- 0,0 %), während sie im restlichen Umland weiterhin leicht zunahm (+ 0,2 %). Im Jahr 2022 stieg die Bevölkerung in ganz Deutschland erneut stark an (+ 1,3 %) aufgrund der Fluchtmigration aus der Ukraine. Den größten Zuwachs verzeichneten dabei die Zentren der Großstädte (+ 1,6 %).
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Zentren wachsen durch Zuwanderung aus dem Ausland
Das Zusammenspiel der verschiedenen Bevölkerungsbewegungen – Geburten, Sterbefälle, Zuzüge und Fortzüge – bestimmt die Bevölkerungsentwicklung der Großstadtregionen. Insbesondere in den Zentren resultierte das Bevölkerungswachstum seit 2012 aus dem hohen Außenwanderungssaldo - es gab in diesem Zeitraum deutlich mehr Zuzüge aus dem Ausland als Fortzüge. Die Zentren verzeichneten zudem etwas mehr Geburten als Sterbefälle und somit einen kleinen Geburtenüberschuss. Dafür war in den Zentren der Binnenwanderungssaldo negativ, das heißt innerhalb von Deutschland zogen deutlich mehr Menschen aus den Zentren hinaus als hinein.
Auch das Umland der Großstädte profitierte von der Außenwanderung, wenn auch in geringerem Ausmaß als die Zentren. Im Gegensatz zu den Zentren profitierte es darüber hinaus von der Binnenwanderung, hatte dafür aber ein deutliches Geburtendefizit zu verzeichnen.
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Ohne Außenwanderung würden die Großstadtzentren bereits seit 2014 schrumpfen
Noch in den Jahren 2012 und 2013 sind insgesamt mehr Menschen innerhalb Deutschlands in die Zentren der Großstadtregionen gezogen als aus den Zentren fortgezogen. Seit 2014 haben die Zentren dann durchgängig Bevölkerung durch die Binnenwanderung verloren. Ohne die Zuwanderung aus dem Ausland würde die Bevölkerung in den Zentren daher auch seit 2014 durchgängig schrumpfen. Insbesondere im Jahr 2022 erlebten die Großstadtzentren trotz Abwanderung in das Inland insgesamt deutliche Wanderungsgewinne aufgrund der durch den russischen Angriff auf die Ukraine deutlich erhöhten Zuwanderung aus dem Ausland.
Dabei war der Binnenwanderungsverlust in den drei Jahren 2020, 2021 und 2022 deutlich größer als noch in den Vorjahren: Im Jahr 2022 erreichte der Abwanderungsverlust innerhalb Deutschlands mit 143 000 Personen einen neuen Höchststand und war damit mehr als doppelt so hoch wie noch im Jahr 2019 (- 68 000 Personen). Anders als die Zentren hatte das Umland im gesamten Zeitraum Wanderungsgewinne aus der innerdeutschen Wanderung zu verzeichnen.
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Umland der Großstadtregionen profitierte 2022 von Abwanderung aus den Zentren
Beliebtes Ziel bei Personen, die aus den Zentren abwanderten, war 2022 das Umland derselben Großstadtregion: Insgesamt verloren die Zentren im Saldo rund 112 000 Personen an andere Gemeinden innerhalb derselben Großstadtregion und 31 000 Personen an andere Regionen innerhalb Deutschlands. Von der Abwanderung ins Umland profitierte der engere Verflechtungsbereich im Saldo mit 54 000 Personen am meisten, gefolgt vom Ergänzungsbereich (39 000 Personen) und dem weiteren Verflechtungsbereich (18 000 Personen).
Die Wanderungsgewinne des Umlands bei Umzügen innerhalb Deutschlands basierten im Wesentlichen auf dem Zuzug aus den dazugehörigen Zentren: Gegenüber dem restlichen Deutschland verlor das Umland von Großstadtregionen im Jahr 2022 an Bevölkerung durch Abwanderung (Saldo - 8 000 Personen).
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Innerhalb Deutschlands ziehen junge Erwachsene häufiger in die Zentren der Großstadtregionen
Das Wanderungsverhalten innerhalb Deutschlands unterscheidet sich nach Altersgruppen. Insbesondere die Wanderungen von jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren trugen im Jahr 2022 positiv zum Wachstum der Zentren der Großstadtregionen bei: In dieser Altersgruppe gewannen die Zentren aufgrund der Binnenwanderung rund 72 000 Menschen hinzu. Demgegenüber war eine deutliche Abwanderung der 30- bis 49-Jährigen aus den Zentren in andere Regionen Deutschlands festzustellen (Saldo - 118 000 Personen).
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Entgegengesetzt verliert die Bevölkerung im Umland durch die Binnenwanderung Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren (Saldo - 41 000 Personen) und gewinnt 30- bis 49-Jährige (Saldo + 83 000 Personen) und unter 18-Jährige (Saldo + 45 000 Personen) hinzu. Diese Altersverteilung lässt auf Abwanderung von Azubis und Studierenden sowie Zuwanderung von Familien mit Kindern schließen.
Wanderungsverhalten wirkt sich aus auf die Altersstruktur in den Großstadtregionen
Die altersbedingt unterschiedliche Mobilität verändert die Altersstruktur der Großstadtregionen und vergrößert die Schere zwischen den Zentren und dem Umland. Bereits 2012 lag das Durchschnittsalter der Bevölkerung in den Zentren unter dem Durchschnittsalter des Umlands. Im Jahr 2022 ist das Durchschnittsalter in den Zentren leicht gesunken (- 0,3 Jahre) und lag bei 42,6 Jahren. Im Ergänzungsgebiet stieg es dagegen (+ 0,3 Jahre) auf 44,6 Jahre an. Im restlichen Umland stieg das Durchschnittsalter sogar um annähernd 1 Jahr an: auf 45,0 Jahre im engeren und 45,5 Jahre im weiteren Verflechtungsbereich.
Methodische Hinweise
Bei den Großstadtregionen handelt es sich um ein räumliches Abgrenzungskonzept des BBSR, welches sich an den Verflechtungen zwischen den Zentren und ihrem Umland orientiert. Maßgeblich sind hierbei die Pendelbewegungen der sozialversicherungspflichtig versicherten Beschäftigten zwischen Wohn- und Arbeitsort. Es werden folgende Kategorien unterschieden.
- Das Zentrum einer Großstadtregion stellt immer eine Großstadt mit mindestens 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern dar. Es verfügt über einen Einpendlerüberschuss, wobei der Hauptstrom der Pendlerinnen und Pendler nicht aus einem benachbarten Zentrum kommen darf.
- Das Ergänzungsgebiet umfasst unmittelbar angrenzende Gemeinden, die eng mit dem Zentrum verflochten sind und meist selbst ein wichtiges Pendelziel darstellen. Sie haben eine hohe Tagesbevölkerungsdichte, einen Einpendlerüberschuss und/oder 50 % der auspendelnden Personen pendeln in das Zentrum.
- Aus dem engeren Pendlerverflechtungsbereich pendeln mindestens 50 % der auspendelnden Personen in das Zentrum/Ergänzungsgebiet ein.
- Aus dem weiteren Pendlerverflechtungsbereich pendeln 25 bis 50 % der auspendelnden Personen in ein Zentrum/Ergänzungsgebiet ein.
Detaillierte Informationen zu den Großstadtregionen finden Sie auf der Internetseite des BBSR.
Die Wanderungsstatistik enthält Zu- und Fortzüge von Personen, die nach den melderechtlichen Regelungen bei den zuständigen Meldebehörden an- beziehungsweise abgemeldet wurden. Die Statistik umfasst Wanderungsbewegungen über die Grenzen Deutschlands (Außenwanderung) sowie Wanderungsbewegungen über die Gemeindegrenzen hinweg innerhalb Deutschlands (Binnenwanderung). Die Informationen zur Bevölkerungsfortschreibung zeigen wie die Bevölkerungszahlen ermittelt werden.
Die Ergebnisse der Wanderungsstatistik und als Folge die Entwicklung des Bevölkerungsstandes ab Berichtsjahr 2016 sind aufgrund methodischer Änderungen, technischer Weiterentwicklungen der Datenlieferungen aus dem Meldewesen an die Statistik sowie der Umstellung auf ein neues statistisches Aufbereitungsverfahren nur bedingt mit den Vorjahreswerten vergleichbar. Weitere Informationen finden Sie in den methodischen Erläuterungen.
Geburtenverhalten im Wandel
Die Entwicklung der Geburtenzahl hängt – neben der Anzahl der potenziellen Mütter – mit dem Geburtenverhalten der Frauen zusammen. Wie viele Frauen eines Geburtsjahrgangs werden überhaupt Mutter, wann gründen Frauen eine Familie, wie viele Kinder bringen sie im Laufe ihres Lebens zur Welt? Antworten auf diese Fragen zeigen, wie sich das Geburtenverhalten der Frauen verändert. Die Angaben dazu liefern die Statistik der Geburten und der Mikrozensus.
Geburtenhäufigkeit in den Jahren 2022 und 2023 deutlich gesunken
Im Jahr 2023 kamen in Deutschland 692 989 Kinder zur Welt. Weniger Kinder waren in Deutschland zuletzt 2013 geboren worden (682 069). Die zusammengefasste Geburtenziffer sank dabei von 1,46 Kinder je Frau im Jahr 2022 auf 1,35. Damit verstärkte sich der bereits seit 2017 zu beobachtende und nur im Jahr 2021 im Kontext der Corona-Pandemie unterbrochene Rückgang der Kinderzahl je Frau in den vergangenen beiden Jahren deutlich. Zuvor war die Geburtenziffer von 2011 bis 2016 infolge verbesserter Rahmenbedingungen für Familien mit Kindern und der Zuwanderung von 1,39 auf 1,59 gestiegen.
Trend zu späterer Geburt unterbrochen
Mütter waren im Jahr 2023 bei einer Geburt – unabhängig davon, ob es die Geburt des ersten Kindes oder eines weiteren Kindes war – im Durchschnitt 31,7 Jahre und Väter 34,7 Jahre alt. Damit nahm das Alter der Mütter bei Geburt im Vergleich zu 2021 (31,8 Jahre) leicht ab, während das Alter der Väter konstant blieb. Zuvor war das Durchschnittsalter der Eltern bei Geburt mit Ausnahme einer Stagnation in den Jahren von 2014 bis 2016 kontinuierlich gestiegen. Zwischen 1991 und 2023 nahm es bei Müttern um 3,9 Jahre (1991: 27,9 Jahre) und bei Vätern um 3,7 Jahre zu (1991: 31,0 Jahre).
Endgültige Kinderzahl bei den Frauen der 1970-er Jahrgänge kontinuierlich gestiegen
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Die in den 1930er Jahren geborenen Frauen – zum Großteil die Mütter der Babyboom-Generation – haben durchschnittlich mehr als zwei Kinder geboren. Ihre Familiengründungsphase fiel in die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs der 1950er und 1960er Jahre. Bereits bei den ab Mitte der 1930er Jahre geborenen Frauen zeichnete sich jedoch ein Rückgang der endgültigen Kinderzahl je Frau ab. Besonders schnell sank diese zwischen den Geburtsjahrgängen 1934 und 1944, als immer weniger Frauen sich für ein viertes oder weiteres Kind entschieden haben. Anschließend hat sich die Kinderzahl je Mutter bei zwei Kindern stabilisiert, zugleich stieg aber der Anteil der Frauen, die gar kein Kind zeitlebens geboren haben.
Zwischen den Jahrgängen 1937 und 1966 hat sich die sogenannte endgültige Kinderlosenquote (Anteil der Kinderlosen an allen Frauen eines Jahrgangs) von 11 % auf 21 % nahezu verdoppelt. In den folgenden Jahrgängen hat sie sich stabilisiert und variierte bis zum Jahrgang 1969 leicht zwischen 20 % und 21 %.
Die zunehmende Kinderlosigkeit der Frauen führte zu einem kontinuierlichen Rückgang der endgültigen Kinderzahl je Frau, die bei den Frauen des Jahrgangs 1968 ihren historischen Tiefststand mit 1,49 Kindern je Frau erreicht hat.
Die in den 1970er-Jahre geborenen Frauen haben bereits bis zum Jahr 2023 durchschnittlich mehr Kinder geboren als Frauen des Jahrgangs 1968. Hierfür sind im Wesentlichen zwei Faktoren ausschlaggebend: Zum einen nahm die Geburtenhäufigkeit der Frauen im Alter ab 30 Jahre deutlich zu. Unter insgesamt günstigen wirtschaftlichen und familienpolitischen Rahmenbedingungen haben sie die bis dahin noch nicht erfühlten Kinderwünsche realisiert. Zum anderen hat sich die Fertilität dieser Jahrgänge im jüngeren gebärfähigen Alter bis 29 Jahren stabilisiert. Eine entscheidende Rolle spielten dabei die Zuwanderinnen, die bei der Geburt ihrer Kinder tendenziell jünger waren als die deutschen Frauen. Da ihr Anteil an allen Frauen bei den 1970er-Jahrgängen gestiegen ist, hat dies die Gesamtfertilität positiv beeinflusst.
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Weiterführende Informationen:
- Themenbereich Geburten
- Web-Artikel: Kinderlosigkeit und Mutterschaft - Endergebnisse des Mikrozensus 2022
- Statistischer Bericht Frauen nach Zahl der geborenen Kinder – Ergebnisse des Mikrozensus 2022
- Pressemitteilung: Kinderlosenquote seit 10 Jahren konstant bei 20%
- Pressemitteilung: Geburtenziffer 2023 auf 1,35 Kinder je Frau gesunken
- Aktueller Geburtenanstieg und seine Potenziale (WISTA 3/2018)
Lebenserwartung und Sterblichkeit
Die Lebenserwartung bei Geburt ist im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel der zentrale Indikator, um den langfristigen Trend hin zu einem immer längeren Leben auszudrücken. Dieser langfristige Trend war bereits seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen zum Ende des 19. Jahrhunderts zu beobachten. Seitdem hat sich die Lebenserwartung bei Geburt mehr als verdoppelt. Maßgebliche Gründe hierfür sind Fortschritte in der medizinischen Versorgung, Hygiene, Ernährung und Wohnsituation, verbesserte Arbeitsbedingungen und gestiegener Wohlstand.
Nach den Ergebnissen der Sterbetafel 2021/2023 beträgt die Lebenserwartung neugeborener Jungen 78,2 und die der Mädchen 83,0 Jahre. Auch die fernere Lebenserwartung in höheren Altersjahren ist im langfristigen Vergleich stark gestiegen. So hatten beispielsweise 65-jährige Männer 1871/1881 im Durchschnitt noch 9,6 Jahre zu leben. 2021/2023 waren es bereits 17,5 Jahre. Bei den Frauen ist diese Entwicklung noch stärker ausgeprägt: Lag der Wert für den Zeitraum 1871/1881 bei 10 Jahren, so konnten 65-jährige Frauen 2021/2023 noch durchschnittlich 20,8 weiteren Lebensjahren entgegensehen.
Zuletzt hat sich der Anstieg der Lebenserwartung jedoch verlangsamt - im Zuge der Coronapandemie kam es zu einem leichten Rückgang.
In Zukunft wird jedoch mit einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung gerechnet. In der 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wurden dazu drei Annahmen getroffen. Der Anstieg der Lebenserwartung bei Geburt bis 2070 fällt darin unterschiedlich stark aus. Für Männer wurde eine Spanne von +4 bis +8 Jahren angenommen, für Frauen von +3 bis +7 Jahren.
Diese Annahmen gehen davon aus, dass verbesserte Lebensumstände, rückläufige Raucherquoten und Alkoholkonsum sowie weitere Verbesserungen in der medizinischen Versorgung auch künftig den weiteren Anstieg der Lebenserwartung positiv beeinflussen werden.
Zukünftig werden verstärkt die verbesserten Überlebenschancen im höheren Alter die Zunahme der Lebenserwartung beeinflussen. Im jüngeren Alter ist das Sterberisiko bereits heute sehr gering.
Wie wird die Lebenserwartung berechnet?
Die Werte für die Lebenserwartung (z.B. bei Geburt) ergeben sich aus den sogenannten Sterbetafeln. Diese können entweder für spezifische Zeiträume (Periodensterbetafeln) oder für Geburtsjahrgänge (Kohortensterbetafeln) aufgestellt werden. In der öffentlichen Wahrnehmung stehen die Ergebnisse aus Periodensterbetafeln meist im Mittelpunkt. Sie eignen sich sehr gut, um die Veränderung der Sterblichkeit über die Zeit oder im regionalen und internationalen Vergleich zu beurteilen. Endgültige Ergebnisse für die tatsächliche Lebenserwartung einzelner Geburtsjahrgänge aus Kohortensterbetafeln liegen hingegen erst dann vor, wenn alle Angehörigen des entsprechenden Geburtsjahrgangs bereits verstorben sind.
Was bedeutet die statistische Lebenserwartung für den Einzelnen?
Der Begriff „Lebenserwartung“ suggeriert, dass mithilfe der Ergebnisse die zu erwartende Zeitspanne von einem bestimmten Alter bis zum Tod angegeben werden kann. Dies ist jedoch zumeist nicht der Fall. Richtig ist hingegen, dass sich mit der Lebenserwartung Aussagen darüber treffen lassen, wie alt eine Person durchschnittlich werden würde, wenn sich an den Verhältnissen des aktuellen Zeitraums nichts mehr ändern würde (Periodensterbetafeln) oder wenn sich die aktuellen Veränderungstrends sehr lange in die Zukunft fortsetzen würden (Kohortensterbetafeln für noch lebende Geburtsjahrgänge). Hinzu kommt, dass Sterbetafeln lediglich Durchschnittswerte für die Lebenserwartung angeben können, von denen die individuellen Überlebensperspektiven je nach Lebensverhältnissen, Lebensführung, Beruf, gesundheitlicher Verfassung und weiteren Faktoren ganz erheblich abweichen können.
Weiterführende Informationen:
- Themenbereich Sterbefälle und Lebenserwartung
- Webartikel: Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland seit 1871/1881
- Webartikel: Lebenserwartung einzelner Geburtsjahrgänge (Kohortensterbetafeln)
- Sterbetafelergebnisse bei GENESIS-Online
Bevölkerung im Erwerbsalter sowie Seniorinnen und Senioren
Auf 100 Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren entfielen 2022 in Deutschland etwa 37 Personen im Alter ab 65 Jahren. Dieser sogenannte Altenquotient zeigt, für wie viele potenzielle Rentenbezieherinnen und -bezieher Menschen im Erwerbsalter im weitesten Sinne sorgen müssen: finanziell durch Beiträge in den Renten- und Krankenversicherungen, aber auch durch medizinische Versorgung, Pflegeleistungen oder unterstützende Dienstleistungen im Haushalt. Wenn die Zahl der Seniorinnen und Senioren zunimmt, während die Zahl der Erwerbsfähigen sinkt, nimmt der Altenquotient zu. Ohne adäquate Maßnahmen kann dadurch die Versorgung schwieriger werden. Hierbei sind Regionen von den Herausforderungen der demografischen Alterung unterschiedlich stark betroffen.
Entwicklung seit 1950
Im Jahr 1950 standen 16 Personen im Rentenalter 100 Personen im Erwerbsalter gegenüber. Der Altenquotient von 16 war somit weniger als halb so hoch als im Jahr 2022. Bis Ende der 1970er Jahre ist der Altenquotient durchgängig bis auf 27 im Jahr 1979 gestiegen. Ursächlich dafür waren die gestiegene Lebenserwartung einerseits und die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs auf die Altersstruktur der Bevölkerung andererseits. Dadurch nahm die Zahl der älteren Menschen schneller zu als die der Menschen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren: Zwischen 1950 und 1979 stieg die Zahl der Ab-65-Jährigen um 5,5 Millionen, während die Zahl der 20- bis unter 65-Jährigen lediglich um 3,1 Millionen zunahm. In den folgenden Jahren bis 1991 sank dagegen der Altenquotient auf 24 und stabilisierte sich anschließend auf diesem Niveau. In diesen Jahren erreichten die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit ("Babyboomer") das erwerbsfähige Alter. Zeitgleich kamen die nach Beginn des ersten Weltkriegs geborenen schwachen Jahrgänge ins Rentenalter.
Seit 1991 ist wiederum ein fast durchgängiger Anstieg des Altenquotienten zu beobachten, bedingt durch das Nachrücken geburtenschwacher Jahrgänge. Besonders stark wuchs der Altenquotient Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre: Innerhalb von acht Jahren zwischen 1998 und 2006 stieg er von 25 auf 33.
Regionale Unterschiede
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Der demografische Wandel wirkt sich regional unterschiedlich stark aus: Anfang der 2000er Jahre lag der Altenquotient in ost- und westdeutschen Flächenländern noch nahezu gleichauf. Seitdem schreitet die Alterung in ostdeutschen Flächenländern schneller voran: Der Altenquotient in westdeutschen Flächenländern ist von 33 im Jahr 2006 nur geringfügig auf 36 im Jahr 2022 gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat sich der Wert in ostdeutschen Flächenländern von 36 auf 48 erhöht. Hintergrund dieser unterschiedlichen Entwicklungen sind zum einen der Geburtenrückgang im Osten nach der Wiedervereinigung und zum anderen die Zuwanderung nach Westdeutschland aus den neuen Bundesländern und aus dem Ausland, die die Alterungsprozesse im Westen verlangsamen.
Seit Mitte der 1990er Jahre ist der Altenquotient am niedrigsten in den Stadtstaaten. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass in urbanen Gebieten aufgrund der Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen, Universitäten und Schulen viele junge Erwachsene, Erwerbstätige und Familien leben. Im Jahr 2022 hatten die Stadtstaaten insgesamt einen Altenquotienten von 30. Im Vergleich der Bundesländer wiesen Hamburg (28) und Berlin (30) im Jahr 2022 die niedrigsten Werte auf, gefolgt von Bayern, Baden-Württemberg, Bremen und Hessen mit jeweils 35. Anteilmäßig lebten in 2022 die meisten älteren Menschen pro 100 Personen im erwerbsfähigen Alter in Sachsen-Anhalt (50), gefolgt von den weiteren ostdeutschen Ländern Thüringen (49), Sachsen (48), Mecklenburg-Vorpommern (47) und Brandenburg (45).
Methodische Hinweise
Der Berechnung des Altenquotienten basiert auf Angaben der Bevölkerungsfortschreibung zu Bevölkerungsbeständen nach Geburtsjahren. Die Abgrenzungen der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sowie der Bevölkerung im Rentenalter richten sich somit nach dem Geburtsjahr. Tatsächliche Erwerbstätigkeit oder Beziehung von Rente werden nicht berücksichtigt. Für die Berechnung des Altenquotienten sind auch alternative Altersabgrenzungen möglich. Andere übliche Abgrenzungen sind beispielsweise 60 oder 67 Jahre für den Beginn des Rentenalters.
Weiterführende Informationen
- Themenbereich Bevölkerung
Migration in Zeiten des demografischen Wandels
Die Alterung der Gesellschaft als Folge der demografischen Entwicklung stellt Staat und Gesellschaft vor zunehmende Herausforderungen. Gleiches gilt für die Integration von Zuwandernden aus dem Ausland, wobei aufgrund des zunehmenden Arbeitskräftemangels mit der Zuwanderung auch große Chancen für den dauerhaften Erhalt des Wohlstands in Deutschland verknüpft werden.
Seit der deutschen Vereinigung waren bis zum 31.12.2023 per Saldo 11,4 Millionen Menschen nach Deutschland zugewandert. Davon hatten 600 000 Personen die deutsche und 10,7 Millionen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Der Wanderungssaldo war mit Ausnahme von 2008 (Saldo -56 000 Personen) und 2009 (Saldo -13 000 Personen) stets positiv. Etwa ein Drittel der Wanderungsgewinne fand von 1991 bis 2003 statt. Nach einer Abschwächungsphase von 2004 bis 2009 stieg der Saldo in den Folgejahren erneut an und erreichte in 2015 einen ersten Höhepunkt (Saldo +1 139 000 Personen). In den Jahren danach ging der Saldo erneut zurück, stieg aber in 2022 sehr stark an und erreichte in 2022 die höchste registrierte Nettozuwanderung innerhalb eines Berichtsjahres seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1950 (Saldo +1 462 000 Personen). Im Jahr 2023 schwächte sich die Nettozuwanderung im Vergleich mit 2022 ab (Saldo +663 000 Personen; -55 % weniger als in 2022). Die Nettozuwanderung blieb in 2023 jedoch weiterhin auf hohem Niveau und wurde neben 2022 lediglich in den Jahren 2015 (Saldo +1 139 000 Personen) und 1992 (Saldo +782 000 Personen) übertroffen.
Da die zuwandernden Personen im Durchschnitt jünger als die einheimische Bevölkerung sind, wirkt die Nettozuwanderung zwar der Alterung der Bevölkerung entgegen, konnte diese jedoch nicht umkehren.
Als Folge der Zuwanderung aus dem Ausland leben in Deutschland viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten. Im Jahr 2022 hatten 12,3 Millionen Menschen oder 15 % der Bevölkerung eine ausländische Staatsangehörigkeit. Die meisten Ausländerinnen und Ausländer hatten eine europäische (69 %) oder asiatische (21 %) Staatsangehörigkeit. Die größten Anteile bildeten türkische (12 %), ukrainische (10 %), syrische (8 %), rumänische (8 %) und polnische (7 %) Staatsangehörige.
In Deutschland hatten 21,3 Millionen Menschen 2023 eine Einwanderungsgeschichte. Das entspricht einem Anteil von 25,2 %. Die Mehrheit von ihnen (58 %) waren ausländische Staatsangehörige, 42 % waren Deutsche. Betrachtet man die Menschen mit Einwanderungsgeschichte nach ihrer Wanderungserfahrung, waren gut drei Viertel (76 %) von ihnen selbst nach Deutschland zugewandert (Eingewanderte), 24 % wurden in Deutschland geboren (direkte Nachkommen von Eingewanderten).
Auch hier ist Europa die wichtigste Herkunftsregion der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte. Knapp zwei Drittel von ihnen (65 % beziehungsweise 13,7 Millionen) hatten Bezugspunkte zu anderen europäischen Staaten dahingehend, dass sie selbst oder beide Elternteile dort geboren wurden. Der Anteil von Menschen mit Einwanderungsgeschichte aus anderen Erdteilen ist in den letzten Jahren jedoch gestiegen. In 2023 hatten 4,1 Millionen Menschen in Deutschland ihre Wurzeln im Nahen und Mittleren Osten, dies entspricht etwa 19 % aller Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Rund 1,1 Millionen Menschen wurden in Afrika geboren oder ihre beiden Elternteile wurden dort geboren.
Die Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte war mit einem Durchschnittsalter von 38 Jahren im Schnitt gut neun Jahre jünger als die Bevölkerung ohne Einwanderungsgeschichte (47 Jahre). Besonders jung sind mit durchschnittlich 24 Jahren diejenigen mit einseitiger Einwanderungsgeschichte (in Deutschland geboren und nur ein Elternteil seit 1950 zugewandert).
Wenn man sich die Anteile der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte an der Gesamtbevölkerung in einzelnen Alterskohorten anschaut, zeigt sich, dass 27 % aller Personen unter zehn Jahren eine Einwanderungsgeschichte haben, wohingegen der Anteil der Menschen mit Einwanderungsgeschichte in der Altersgruppe ab 65 Jahren bei 13 % lag.
Weiterführende Informationen
Wanderungsbewegungen in Ost- und Westdeutschland
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In Ost- und Westdeutschland verläuft die demografische Entwicklung unterschiedlich. Die Gründe hierfür sind komplex; großen Einfluss haben jedoch die Wanderungsmuster in den jeweiligen Bundesländern. In Ostdeutschland sind sie mitverantwortlich für den Rückgang und die schnellere Alterung der Bevölkerung. In Westdeutschland wirken sie der Alterung der Bevölkerung eher entgegen und tragen außerdem zu einem höheren Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund bei. Zurückzuführen ist dies sowohl auf die bis in die 2010er Jahre stattfindende Ost-Westwanderung innerhalb Deutschlands als auch auf unterschiedliche Effekte bei der Außenwanderung (über die Grenzen Deutschlands) in Ost und West.
Ostdeutschland: Negativer Binnenwanderungssaldo in 2023
Das Wanderungsgeschehen in Ostdeutschland (hier ohne Berlin) war lange durch die Abwanderung in die alten Bundesländer geprägt.
Seit der deutschen Vereinigung 1990 bis zum Jahr 2016 waren die Fortzüge nach Westdeutschland in allen Jahren höher als die Zuzüge. Insgesamt wurden in dem Zeitraum 1,2 Millionen Fortzüge in die alten Bundesländer registriert. Die durch die Abwanderung in den Westen und den Geburtenrückgang entstehenden Bevölkerungsverluste im Osten konnten nur in wenigen Jahren durch Zuzüge aus dem Ausland ausgeglichen werden, so dass die Bevölkerung in Ostdeutschland insgesamt zurückgegangen ist. Einen besonderen Einfluss hatte die verstärkte Abwanderung junger Erwachsener mit dem Effekt einer schnelleren Alterung der ostdeutschen Bevölkerung. Es sind zudem mehr junge Frauen als junge Männer abgewandert, was in der Vergangenheit zusätzlich zu einem Rückgang der Frauen im gebärfähigen Alter führte.
Zwischen 2017 und 2022 kehrte sich die langjährige Entwicklung um: Mehr Menschen wanderten wenn auch in deutlich geringerem Umfang aus dem Westen in die neuen Bundesländer als umgekehrt (Saldo +18 000 Personen). In 2023 kehrte sich das Wanderungsverhalten erneut um, sodass ein negativer Binnenwanderungssaldo für die östlichen Bundesländer registriert wurde (Saldo -3 000 Personen). Die meisten Wanderungsverluste verzeichnete dabei in 2023 Thüringen (Saldo -2 000 Personen). Alle östlichen Bundesländer sind von einem Wanderungsverlust bei den 18- bis unter 25-Jährigen betroffen, der vor allem auf die Abwanderung zum Zwecke der universitären und beruflichen Ausbildung zurückzuführen sein dürfte.
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In dieser Grafik können Sie die Linien für die verschiedenen Altersgruppen per Mausklick ein- oder ausblenden. Beim Halten des Mauszeigers über den Linien werden die jeweiligen Werte angezeigt.
Einwohnerzahl Westdeutschlands steigt überwiegend durch die Zuwanderung aus dem Ausland
Westdeutschland hat in der Vergangenheit von der Abwanderung von Ost nach West profitiert, auch bedingt durch die Altersstruktur der Zugewanderten.
Einen größeren Einfluss als die Binnenwanderung hat jedoch die Außenwanderung auf die Bevölkerungszahl. Die Zuwanderung aus dem Ausland war bereits vor der deutschen Vereinigung in den alten Bundesländern deutlich höher als in den neuen Bundesländern. Diese Bevölkerungszuzüge bewirken einen stetigen Anstieg der Einwohnerzahl in Westdeutschland trotz niedriger Geburtenzahlen. Aber auch die Struktur der Bevölkerung verändert sich hierdurch. Dadurch dass Zuwanderer im Durchschnitt jünger sind als die einheimische Bevölkerung, verlangsamt die Zuwanderung die Alterung der Bevölkerung. Auch der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund ist dadurch in Westdeutschland deutlich höher als in Ostdeutschland.
Weiterführende Informationen:
- Themenbereich Wanderungen
- Broschüre Hochschulen auf einen Blick zur Wanderung von Studierenden
- Grafischer Überblick zur Altersstruktur nach Bundesländern
Einfluss demografischer Prozesse auf die Bevölkerungsstruktur
Die demografischen Prozesse – Fertilität, Mortalität und Migration – wirken sich über die Zahl der geborenen Kinder, der Sterbefälle sowie die Zahl der per Saldo zugewanderten oder ausgewanderten Menschen auf die Bevölkerungsstruktur aus. Die Grafik zeigt, wie sich die Jahrgänge zwischen dem Zeitpunkt der Geburt und dem Stand im Jahr 2021 unter dem Einfluss der Sterblichkeit und der Wanderungen verändert haben.
Die einzelnen Geburtsjahrgänge von 1922 bis 2021 sind hier einerseits im Jahr ihrer Geburt und andererseits im Jahr 2021 abgebildet: Die Jahrgangsgröße für Frauen (rechts) und für Männer (links) im Jahr der Geburt wird jeweils mit Balken dargestellt. Die Linienkonturen zeigen die jeweiligen Jahrgänge im Jahr 2021.
Auf und Ab bei Geburtenzahlen verursacht demografische Wellen
Die Geborenenzahl hat sich während der letzten hundert Jahre halbiert. Der langfristige Geburtenrückgang verlief aber nicht kontinuierlich und wurde mehrfach unterbrochen. Neben den tiefen Kerben, die gegen Ende des zweiten Weltkriegs entstanden sind (in den Jahren 1945 und 1946), gehörten auch Phasen mit einem Geburtenanstieg dazu.
Der erste Anstieg erfolgte nach 1933 infolge der Familienpolitik der Nationalsozialisten. Die zwischen 1934 und 1941 geborenen Menschen stellen derzeit eine relativ große Seniorengeneration und profitieren dabei von der gestiegenen Lebenserwartung.
Der zweite Geburtenanstieg hat nach dem zweiten Weltkrieg begonnen und mündete Mitte der 1960er Jahre im sogenannten Babyboom. Die besonders hohen Geburtenzahlen zwischen 1955 und 1969 mit jährlich über eine Million Neugeborenen führten zum Entstehen einer vergleichsweise großen Generation, die man als Babyboomer bezeichnet. Anschließend sind die Geburtenzahlen deutlich gesunken, sodass nach dem Babyboom der 1960er-Jahre der sogenannte Babybust der 1970er-Jahre folgte.
Durch solche Geburtenschwankungen entstehen demografische "Wellen", die zu problematischen Disparitäten im Altersaufbau führen können. Der Babyboom sorgte lange Zeit für ein großes Erwerbspersonenpotenzial. Wenn aber die Babyboomer in den nächsten Jahrzehnten nach und nach ins Rentenalter kommen und nach ihnen die deutlich schwächer besetzten Jahrgänge der 1990er- und 2000er Jahre ins Erwerbsalter folgen, werden die umlagefinanzierten sozialen Sicherungssysteme viel stärker als bisher belastet.
Einfluss von Nettozuwanderung und Sterblichkeit
Die mittleren Jahrgänge waren im Jahr 2021 stärker besetzt als im Jahr ihrer Geburt. Dies ist durch Migration zu erklären: Als diese Jahrgänge im Alter zwischen 17 Jahren und Mitte 50 waren, kamen mehr gleichaltrige Menschen aus dem Ausland dazu, als fortgezogen waren. Da die Zahl der Sterbefälle in dieser Altersspanne relativ gering ist, gewannen die entsprechenden Jahrgänge per Saldo an Personen. Trotzdem konnte der Wanderungsüberschuss die aufgrund von Geburtenschwankungen entstandenen Disparitäten zwischen den Altersgruppen nicht ausgleichen. Der aktuelle Altersaufbau wird die Bevölkerungsentwicklung der nächsten drei Jahrzehnte prägen.
Bei den Geburtsjahrgängen 1941 und früher ist der Einfluss der mit dem Alter steigenden Sterblichkeit in der Grafik gut zu erkennen. Ihre Jahrgangsstärke nahm im Vergleich zum Zeitpunkt der Geburt deutlich ab.
Weiterführende Informationen:
- Animierte Bevölkerungspyramide
- Zeitreihen zu Bevölkerungsstand und Altersstruktur der Bevölkerung
- Themenbereich Geburten
- Themenbereich Sterbefälle
- Ergebnisse der 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
Zukünftige Bevölkerungsentwicklung
Wie sich die Größe und der Altersaufbau der Bevölkerung in der Zukunft verändern können, zeigen die langfristigen Bevölkerungsvorausberechnungen. Ausgehend von den gegenwärtigen Verhältnissen und den getroffenen Annahmen zur Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, der Lebenserwartung und des Saldos der Wanderungen aus und nach Deutschland markieren diese eine Spannbreite der möglichen zukünftigen Entwicklungen. Die aktuelle 15. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland und die Bundesländer umfasst die Zeitspanne von 2022 bis 2070.
Die Bevölkerungszahl wird nach den Ergebnissen der aktuellen Vorausberechnung im Jahr 2022 aufgrund der starken Zuwanderung aus der Ukraine von 83 Millionen im Jahr 2021 auf voraussichtlich gut 84 Millionen steigen. Ab 2023 hängt ihre Entwicklung von den Annahmen zu Nettozuwanderung, Geburtenhäufigkeit und Lebenserwartung ab. Bei einer moderaten Entwicklung der Geburtenhäufigkeit und der Lebenserwartung sowie einer moderaten Nettozuwanderung von durchschnittlich 290 000 Personen pro Jahr würde die Bevölkerung bis 2031 auf 85 Millionen Menschen anwachsen und dann bis 2070 auf 83 Millionen zurückgehen. Bei einer niedrigen Nettozuwanderung von 180 000 Personen pro Jahr würde die Bevölkerungszahl auf 75 Millionen Menschen im Jahr 2070 sinken. Bei einem dauerhaft hohen Wanderungssaldo von durchschnittlich 400 000 würde die Bevölkerungszahl auf 90 Millionen anwachsen.
Durch den aktuellen Altersaufbau sind künftig ein Anstieg der Seniorenzahl und ein Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter vorgezeichnet. Bis Mitte der 2030er Jahre wird in Deutschland die Zahl der Menschen im Rentenalter (ab 67 Jahren) von derzeit 16,4 Millionen auf mindestens 20,0 Millionen steigen. Die Zahl der ab 80-Jährigen wird dagegen noch bis Mitte der 2030er Jahre relativ stabil bleiben und zwischen 5,8 und 6,7 Millionen betragen. Danach wird die Zahl der Hochaltrigen und damit voraussichtlich auch der Pflegebedarf in Deutschland massiv zunehmen.
Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter von 20 bis 66 Jahren wird in den kommenden Jahren abnehmen. Aktuell gehören in Deutschland 51,4 Millionen Menschen dieser Altersgruppe an. Selbst bei hoher Nettozuwanderung würde es bis Mitte der 2030er Jahre zu einer leichten Abnahme um 1,6 Millionen Personen kommen. Bei niedriger Nettozuwanderung könnte die Zahl um 4,8 Millionen Personen sinken.
Der aktuell unterschiedliche Altersaufbau in den Bundesländern wird die künftige regionale Entwicklung prägen. In den westlichen Flächenländern wird die Bevölkerungszahl voraussichtlich stagnieren, in den ostdeutschen Flächenländern wird sie weiter zurückgehen und in den Stadtstaaten wachsen.
Die größte Herausforderung für die westdeutschen Flächenländer und die Stadtstaaten wird der Anstieg der Zahl der 67-Jährigen und Älteren darstellen. Für die ostdeutschen Flächenländer wird es vor allem das schrumpfende Erwerbspersonenpotenzial sein.
Weiterführende Informationen:
Bevölkerungsentwicklung in Ost- und Westdeutschland zwischen 1990 und 2023: Angleichung oder Verfestigung der Unterschiede?
Die Deutsche Vereinigung am 3. Oktober 1990 löste vor allem in Ostdeutschland starke demografische Veränderungen aus. Rückläufige Geburtenzahlen, Abwanderung überwiegend junger Menschen in die westlichen Bundesländer, sowie steigende Lebenserwartung beschleunigten die demografische Alterung der ostdeutschen Bevölkerung. In Westdeutschland haben dagegen die stärkere Zuwanderung aus dem Ausland sowie die Zuzüge aus den neuen Bundesländern die Alterung verlangsamt. Trotz deutlicher Annäherung sind auch nach mehr als 30 Jahren deutscher Vereinigung typische demografische westdeutsche beziehungsweise ostdeutsche Entwicklungsmuster erkennbar.
Steigende Bevölkerungszahl im Westen und Bevölkerungsrückgang im Osten Deutschlands
Zum Zeitpunkt der deutschen Einheit im Jahr 1990 lebten in Westdeutschland (hier: früheres Bundesgebiet ohne Berlin-West) rund 62 Millionen Menschen. Es waren viermal so viele wie in den ostdeutschen Bundesländern (ohne Berlin) mit ihren damals circa 15 Millionen Einwohnenden. Während die Bevölkerung im Westen Deutschlands zwischen 1990 und 2022 um 10 % auf 68 Millionen gewachsen ist, nahm sie im gleichen Zeitraum im Osten um 15 % auf 12,6 Millionen ab. Damit lebten 2022 in Westdeutschland mehr als fünfmal so viele Menschen wie in den ostdeutschen Bundesländern. Diese unterschiedlichen Entwicklungen resultieren aus Veränderungen der Bevölkerung durch Wanderungsbewegungen, Geburten und Sterbefälle.
Nach Westdeutschland wandern mehr Menschen aus dem Ausland zu als nach Ostdeutschland
Die Bundesrepublik ist zwischen 1991 und 2023 durch den positiven Wanderungssaldo, also die Differenz zwischen Zuzügen nach und Fortzügen aus Deutschland, um etwa 11,4 Millionen Menschen gewachsen. Lässt man Berlin außer Acht, betrug die Nettozuwanderung aus dem Ausland in diesem Zeitraum im Osten rund 1,3 Millionen Personen. Im Westen war der Wanderungsgewinn mit knapp 9,4 Millionen Personen etwa siebenmal so groß.
Auch im Jahr 2023 war die Nettozuwanderung im Westen mit 517 000 Personen höher als im Osten mit 97 000 Personen. Der Westen hatte mit 1 584 000 Zuzügen stärker von der Außenwanderung profitiert. Im Osten lagen die Zuzüge in 2023 bei 224 000 Personen.
Die Abwanderung von West nach Ost kehrte sich in 2023 um
Im Zeitraum von 1991 bis 2023 wanderten rund 1,2 Millionen Menschen mehr von Ost nach West als umgekehrt. Wanderungen von und nach Berlin sind in dieser Betrachtung nicht enthalten. Etwa die Hälfte dieser starken Abwanderung geht auf die ersten zehn Jahre seit der Vereinigung zurück: Bis zum Jahr 2000 verließen im Saldo etwa 611 000 Personen den Osten in Richtung Westdeutschland. In den folgenden zehn Jahren bis 2010 wanderten im Saldo noch rund 553 000 Menschen von Ost nach West. In den 2010er Jahren verlangsamte sich diese Entwicklung deutlich mit einem Abwanderungssaldo von Ost gegenüber West von insgesamt rund 70 000 Personen zwischen 2011 und 2016. Von 2017 bis 2022 wanderten erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik mehr Menschen von den westdeutschen Bundesländern in die ostdeutschen Länder (Saldo +18 000 Personen). Im Jahr 2023 kehrte sich diese Tendenz wieder um, und die östlichen Bundesländer verzeichneten einen Wanderungsverlust in Richtung Westen (Saldo -3 000 Personen).
Der Wanderungsverlust für den Osten ist insbesondere auf die Abwanderung von Personen im jüngeren und mittleren Lebensalter zurückzuführen: Im Saldo verlor der Osten seit der Vereinigung insgesamt mehr als 736 000 Person in der Altersgruppe der zum Fortzugszeitpunkt bis 25-Jährigen an den Westen sowie rund 489 000 Personen bei den zum Fortzugszeitpunkt zwischen 25- bis 65-Jährigen. Wanderungen von Seniorinnen und Senioren machen nur einen geringen Anteil an den Ost-West-Wanderungen aus (rund 6 000 Personen). 56 % der abgewanderten Personen zwischen 1991 und 2023 waren weiblich (682 000 Personen), davon waren 421 000 Personen zum Zeitpunkt des Fortzugs jünger als 25 Jahre.
Im Westen und im Osten ist die Zahl der Sterbefälle höher als die Zahl der Geborenen
In beiden Teilen Deutschlands starben zwischen 1990 und 2023 jeweils etwa 2,5 Millionen mehr Menschen als Kinder geboren wurden. Dies entsprach einem durchschnittlichen jährlichen Bevölkerungsrückgang von 1 Menschen pro 1 000 Personen in Westdeutschland und von 5 Menschen pro 1 000 Personen in Ostdeutschland. In Deutschland insgesamt betrug das kumulierte Geburtendefizit seit 1990 etwa 4,9 Millionen Personen.
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Die bevölkerungsrelevanten Veränderungen sind hier nicht vollständig abgebildet, da insbesondere die Wanderungen von und nach Berlin nicht enthalten sind.
Alterung schreitet im Osten schneller voran
Im gesamten Land ist die Bevölkerung älter geworden: Zwischen 1990 und 2022 ist der Anteil der unter 20-Jährigen von rund 22 % auf 19 % gesunken, während der Anteil der Senioren (65 Jahre und älter) von 15 % auf 22 % gestiegen ist. Allerdings schreitet diese Entwicklung im Osten schneller voran. 1990 war die Bevölkerung im Osten jünger als im Westen: Der Anteil der unter 20-Jährigen betrug 25 % im Osten und 21 % im Westen (jeweils ohne Berlin), während die ab 65-Jährigen im Osten 14 % und im Westen 15 % der Bevölkerung stellten. Im Zeitverlauf hat sich dieses Verhältnis umgekehrt: 2022 war im Osten der Anteil der unter 20-Jährigen mit 18 % geringer als im Westen mit 19 %. Zugleich war im Osten der Anteil der ab 65-Jährigen mit 27 % höher als im Westen (21 %).
Anteil der ausländischen Bevölkerung ist im Osten deutlich niedriger als im Westen
Während Ende 1990 im Westen 5 Millionen Ausländerinnen und Ausländer lebten (8 % der Bevölkerung), lag die Ausländerzahl im Osten bei 112 000 (1 %). Die ausländische Bevölkerung ist seit der deutschen Vereinigung überall gestiegen, Unterschiede bleiben jedoch bestehen: So stellt die ausländische Bevölkerung Ende 2022 im Westen 16 % (10,6 Millionen Menschen) und im Osten 7 % (908 000 Menschen) der Bevölkerung dar. Die unterschiedlichen Migrationsverläufe im Osten und im Westen sind auch in der Zusammensetzung der ausländischen Bevölkerung sichtbar: Der Anteil der Staatsangehörigen aus Gastarbeiterländern (einschließlich aktueller EU-Mitglieder) an der ausländischen Bevölkerung liegt Ende 2022 im Westen mit 34 % deutlich höher als im Osten (10 %). Auch der Anteil der EU-Bürgerinnen und -Bürger ist im Westen höher als im Osten (39 % bzw. 29 %), wobei dieser Unterschied vor allem auf die ehemaligen Gastarbeiterländer Spanien, Italien, Griechenland und Kroatien zurückzuführen ist. Dagegen sind im Osten Staatsangehörigkeiten aus Asien (32 %), vor allem aus Fluchtländern (Syrien, Afghanistan) häufiger als im Westen (20 %). Die unterschiedlichen Migrationsgeschichten spiegeln sich auch in der Aufenthaltsdauer wider: Während 19 % der im Westen lebenden Ausländerinnen und Ausländern bereits 30 Jahre und länger in Deutschland waren, sind es im Osten lediglich 3 %.
Berlin liegt zwar im Osten Deutschlands, weist aber eine besondere Bevölkerungsstruktur und -entwicklung auf
Nach dem Auf und Ab der 1990er Jahre verzeichnete Berlin seit 2005 eine kontinuierliche Bevölkerungszunahme. Ende 2022 war seine Bevölkerung mit 3,7 Millionen um rund 7 % größer als 1990 (3,4 Millionen Personen). Zu dieser Bevölkerungszunahme haben hauptsächlich Zugewinne aus den Wanderungen über die Grenzen Deutschlands (+669 000 Personen) sowie aus den westlichen Bundesländern (insgesamt +171 000) beigetragen. Zugleich verlor Berlin 265 000 Menschen durch Abwanderung in die neuen Bundesländer (insbesondere nach Brandenburg) sowie 75 000 Menschen durch den Überschuss an Sterbefällen gegenüber den Geburten. In Bezug auf die Migrationsgeschichte weist Berlin mehr Ähnlichkeiten mit Westdeutschland als mit dem Osten Deutschlands auf.
Trotz Annäherung im Geburtenverhalten sind im Osten öfter und jüngere Mütter anzutreffen als im Westen
Im vereinigten Deutschland wurden zwischen 1990 und 2023 insgesamt 25,4 Millionen Kinder geboren. Die meisten von ihnen kamen in Westdeutschland zur Welt. Lediglich 3,4 Millionen oder 13 % Babys stammen aus den ostdeutschen Flächenländern. Anfang der 1990er Jahren, während des gravierenden Geburtenrückgangs, wurde im Osten nur jedes zehnte Kind geboren. Erst seit Mitte der 2000er Jahre hat sich die Geburtenrate in Ost und Westdeutschland angeglichen.
Zum Zeitpunkt der deutschen Vereinigung waren Mütter bei der Geburt des ersten Kindes im Osten mit durchschnittlich 23 Jahren deutlich jünger als im Westen (etwa 27 Jahre). Im Jahr 2023 hat sich diese Differenz auf gut ein Jahr reduziert: 30,4 Jahre im Westen gegenüber 29,2 Jahre im Osten.
In der Verbreitung der Kinderlosigkeit bestehen jedoch nach wie vor deutliche Unterschiede. Der Anteil der Frauen ohne eigene Kinder an allen 45- bis 49-Jährigen war nach den Ergebnissen des Mikrozensus 2022 in Westdeutschland mit 20 % immer noch deutlich höher als in Ostdeutschland (14 %), obwohl seit der Vereinigung die Kindelosigkeit im Osten schneller als im Westen anstieg.
Die Geburten von nicht verheirateten Eltern sind heute zwar in Ost und West stärker verbreitet als 1990, die Unterschiede sind aber immer noch deutlich ausgeprägt. Die nichtehelichen Geburten waren 2023 im Osten mit 54 % deutlich öfter anzutreffen als im Westen (29 %). 1990 betrug ihr Anteil an allen Geburten jeweils 35 % und 10 %.
Die Lebenserwartung der Ostdeutschen hat sich schnell an das westdeutsche Niveau angenähert
Betrachtet man die Entwicklung der Lebenserwartung bei Geburt zwischen 1991/1993 und 2021/2023 in Ostdeutschland und in Westdeutschland als jeweilige Einheit, so wird eine rasche Angleichung der Lebenserwartung in beiden Landesteilen deutlich. In den Jahren 1991/1993 war noch eine Differenz von 3,2 Jahren bei Männern und von 2,3 Jahren bei Frauen zugunsten Westdeutschlands festzustellen. Innerhalb von sieben Jahren bis zur Sterbetafel 1998/2000 hat sich die Differenz für Männer auf 1,6 Jahre halbiert und für Frauen auf 0,6 Jahre sogar noch stärker reduziert. Bis Ende der 2000er-Jahre ist die Differenz in der Lebenserwartung für Männer weiter zurückgegangen. Danach hat sie sich zunächst auf einem Niveau von 1,3 bis 1,5 Jahren stabilisiert. Bei den Frauen war seit der Sterbetafel 2012/2014 kaum noch eine Differenz zwischen Ost und West feststellbar. Es wird angenommen, dass Verbesserungen in der medizinischen Versorgung und den allgemeinen Lebensbedingungen im Osten zu dieser raschen Anpassung beigetragen haben. Im Zuge der Corona-Pandemie, von der die ostdeutschen Bundesländer stärker betroffen waren, ist die Differenz in der Lebenserwartung zwischen Ost und West wieder angewachsen. Bezogen auf den Dreijahreszeitraum 2020/2022 betrug die Differenz in der Lebenserwartung bei Geburt zugunsten Westdeutschlands 1,7 Jahre bei Männern und 0,1 Jahre bei Frauen.
Etwa seit Ende der 2000er-Jahre ist der Anstieg der Lebenserwartung nicht mehr so deutlich wie in den vorangegangenen Jahrzehnten. Hierzu haben außergewöhnlich starke Grippewellen sowie ab März 2020 auch die Corona-Pandemie beigetragen. Im Vergleich der Sterbetafeln 2017/2019 und 2021/2023 ist die Lebenserwartung bei Geburt sogar etwas zurückgegangen. Hauptgrund hierfür waren die außergewöhnlich hohen Sterbefallzahlen in den Wellen der Pandemie – in Ostdeutschland war dieser Effekt deutlicher als in Westdeutschland.
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Zahl der Eheschließungen sank seit 1990 im Westen wie im Osten Deutschlands deutlich
Im Jahr der deutschen Vereinigung 1990 wurden 516 388 Ehen geschlossen. Anschließend nahm die Zahl der Eheschließungen tendenziell immer weiter ab und sank im Jahr 2007 auf den vorübergehend niedrigsten Stand von knapp 369 000. Zwischen 2013 und 2018 gab es einen spürbaren Anstieg auf rund 450 000 Eheschließungen (2018). In den Pandemiejahren 2020 bis 2022 haben sich pro Jahr durchschnittlich 374 000 Paare das Ja-Wort gegeben. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland lediglich 360 979 Ehen geschlossen. In der Relation zur Bevölkerung ist dies mit 4,3 Eheschließungen je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohnern der niedrigste Werte seit 1946 (nur im Pandemiejahr 2021 wurde der gleiche Wert gemessen).
Ein Rückgang der Eheschließungen war nach 1990 in West- und Ostdeutschland zu beobachten. Während er aber im Westen Deutschlands kontinuierlich verlief, hat sich die Zahl der Eheschließungen in den ostdeutschen Flächenländern bereits im Jahr 1991 abrupt halbiert (von 101 913 auf 50 529). Einen bemerkenswerten Anstieg der Eheschließungen zwischen 2013 und 2018 gab es nur in Westdeutschland. Im Osten nahmen diese dagegen allmählich zu. Im Jahr 2018 haben die Eheschließungen in beiden Teilen Deutschland ihr Zwischenhoch erreicht: im Westen mit knapp 364 000 und im Osten mit rund 70 000 geschlossenen Ehen. In den Pandemiejahren 2020 bis 2022 haben in West und Ost deutlich weniger Menschen geheiratet. Im Jahr 2023 lag die Zahl der Eheschließungen im Westen mit 297 710 und in den ostdeutschen Flächenländern mit 51 840 auf dem Niveau der 2000-er-Jahre. Relative Werte je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohnern sanken auf den jeweils zweitniedrigste Wert nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der Anteil der Paare, die Kinder mit in die Ehe bringen, ist auch 34 Jahre nach der deutschen Vereinigung immer noch sehr unterschiedlich. Im Westen hatten 1990 etwa 5 % der Paare bei der Heirat gemeinsame voreheliche Kinder, in den ostdeutschen Flächenländern dagegen über 26 %. Dieser Anteil stieg in beiden Teilen Deutschlands. 2023 brachten im Westen 18 % und im Osten nahezu 36 % der Eltern gemeinsame Kinder mit in die Ehe. Der im Osten doppelt so hohe Anteil entspricht dem dort auch fast doppelt so hohen Anteil an außerhalb einer Ehe geborenen Kindern wie im Westen.
Ehescheidungen: Im Westen wie im Osten haben etwa die Hälfte der geschiedenen Paare minderjährige Kinder
Im Osten Deutschlands brachen die Scheidungszahlen nach der deutschen Vereinigung regelrecht ein. Dazu trug neben allen anderen Veränderungen auch bei, dass zum 3. Oktober 1990 das bis dahin westdeutsche Scheidungsrecht eingeführt wurde, das in der Regel eine Scheidung erst nach einer Trennung von einem Jahr vorsieht. Bereits nach einigen Jahren nahmen die Ehescheidungen im Osten wieder zu und näherten sich zwischen 2000 und 2004 dem Niveau von 1990 an. Im Westen Deutschlands dagegen nahmen die Ehescheidungen nach 1990 weiterhin zu. Sie erreichten 2003 ihr Maximum. In beiden Landesteilen ging die Zahl der Ehescheidungen dann wieder zurück. 2023 wurden in den westlichen Bundesländern etwa 10 % weniger Ehen geschieden als 1990 und im Osten Deutschlands etwa 44 % weniger.
Sowohl im Westen als auch im Osten hatten 2023 etwa die Hälfte der geschiedenen Paare minderjährige Kinder. Mitte der Neunzigerjahre waren dagegen im Osten bei 70 % der Ehescheidungen minderjährige Kinder betroffen.
Methodische Hinweise
Der Beitrag enthält Daten zu Geburten, Wanderungen, Sterbefällen sowie aus der Bevölkerungsfortschreibung und dem Ausländerzentralregister.
Das Statistische Bundesamt veröffentlicht Zahlen zur ausländischen Bevölkerung und deren demografischer Struktur aus mehreren Quellen. Mehr Informationen zu den Unterschieden dieser Datenquellen finden Sie hier.
Hintergründe und Auswirkungen
Familien
Die letzten zwei Jahrzehnte waren durch einen Rückgang der Familien gekennzeichnet. Während es 1996 noch rund 13,2 Millionen Familien gab, ist die Zahl im Jahr 2019 auf 11,6 Millionen Familien gefallen. Dies entspricht einem Rückgang von rund 12 %. Nach wie vor ist es aber die Regel, dass Menschen in der Mitte des Lebens als Eltern in einer Familie mit Kindern leben.
Ehen im Wandel
Nach der deutschen Vereinigung ging die Zahl der Eheschließungen zunächst zurück - von etwa 450 000 Eheschließungen im Jahr 1991 bis auf 369 000 im Jahr 2007. 2023 wurden in Deutschland 360 979 Ehen geschlossen (einschließlich der gleichgeschlechtlichen Eheschließungen). Damit sank die Zahl der Eheschließungen auf den zweitniedrigsten Stand seit 1950. Gemessen an der Gesamtbevölkerung gab es Anfang der 1950er-Jahre noch etwa 10 Eheschließungen je 1 000 Einwohner, im Jahr 2023 waren es noch 4.
Steigendes Alter bei Eheschließung
Die Paare heiraten über die Zeit gesehen in einem immer höheren Alter. Waren ledige Männer bei Heirat Anfang der 1970er-Jahre im Durchschnitt noch etwa 25 Jahre und Frauen etwa 23 Jahre alt, so ist das Erstheiratsalter mittlerweile auf 35,3 Jahre bei den Männern und auf 32,8 Jahre bei den Frauen gestiegen (2023). Im Durchschnitt sind die Männer bei der ersten Heirat zweieinhalb Jahre älter als die Frauen. Dieser Altersabstand ist über die Zeit nahezu konstant.
Vielfältigere Heiratsmuster
Anfang der 1960er-Jahre handelte es sich bei fast 84 % aller Eheschließungen (im früheren Bundesgebiet) um Erstehen. Kurz nach der Jahrtausendwende - im Jahr 2001 - haben nur noch bei 61 % aller Eheschließungen beide Partner zum ersten Mal geheiratet. Entsprechend war in diesem Jahr bei 39 % aller Eheschließungen mindestens ein Partner beteiligt, der vorher schon mindestens einmal verheiratet war. Mittlerweile ist dieser Anteil wieder zurückgegangen auf knapp 30 % im Jahr 2023.
Ehe für Alle
Seit Oktober 2017 haben gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland die Möglichkeit, die Ehe zu schließen. Im Jahr 2023 haben insgesamt 9 228 gleichgeschlechtliche Paare geheiratet, davon wurden 4 319 Ehen zwischen Männern und 4 909 zwischen Frauen geschlossen. Darunter waren insgesamt 652 Umwandlungen von Lebenspartnerschaften.
Auf und ab im Scheidungsverhalten
Im Jahr 2023 wurde der niedrigste Stand an Ehescheidungen seit der Deutschen Vereinigung im Jahr 1990 erreicht. Durch richterlichen Beschluss wurden insgesamt 129 008 Ehen geschieden. Davon waren 1 308 gleichgeschlechtlich. Die durchschnittliche Ehedauer bis zur Scheidung betrug 14,8 Jahre. Das sind etwa drei Jahre und 3 Monate mehr als noch 1990.
Über die Zeit gesehen nahm die sogenannte zusammengefasste Scheidungsziffer in Deutschland zunächst zu und erreichte 2004 ihren Höchststand. Wäre das Scheidungsverhalten danach konstant geblieben, wären von 1 000 in einem Jahr geschlossenen Ehen langfristig 425 wieder geschieden worden. Seit 2005 sinkt diese Scheidungsziffer tendenziell. Im Jahr 2023 betrug sie 277 Scheidungen von 1 000 Ehen. Die oft bemühte Aussage, dass „jede zweite Ehe in Deutschland geschieden wird“, ist ein Mythos. Keine Maßzahl der Scheidungsstatistik deutet bislang darauf hin.
Weiterführende Informationen:
- Themenbereich Eheschließungen, Ehescheidungen, Lebenspartnerschaften
Entwicklung der privaten Haushalte zwischen 1991 und 2040
Als Privathaushalt zählt eine Gemeinschaft von Personen, die zusammen wohnen und wirtschaften. Sie finanzieren in der Regel ihren Lebensunterhalt gemeinsam beziehungsweise teilen sich die Ausgaben für den Haushalt. Personen, die nur für sich selbst wirtschaften (Alleinlebende oder Wohngemeinschaften ohne gemeinsame Haushaltsführung), gelten als eigenständige Privathaushalte. Untermieter, Gäste und Hausangestellte gehören nicht zum Haushalt. Haushalte mit mehreren Wohnsitzen, also Haupt- und ein oder mehrere Nebenwohnsitze, werden mehrfach gezählt.
Die Zahl der Privathaushalte betrug 2018 in Deutschland 41,4 Millionen. Das waren 6,1 Millionen oder 17 % mehr als im Jahr 1991. Bis 2040 wird die Zahl der Haushalte nach der Trendvariante der Haushaltsvorausberechnung 2020 voraussichtlich nicht mehr so stark steigen: Im Jahr 2040 wird es demnach 42,6 Millionen Haushalte geben.
Der relativ starke Anstieg der Zahl der Privathaushalte seit 1991 hing einerseits mit dem Bevölkerungswachstum und andererseits mit dem Trend zu Ein- und Zweipersonenhaushalten zusammen. Während die Bevölkerungszahl zwischen 1991 und 2018 lediglich um knapp 4 % stieg, nahm die Zahl der Einpersonenhaushalte um 46 % und die Zahl der Zweipersonenhaushalte um 29 % zu. Zugleich nahm die Zahl der Haushalte mit drei oder mehr Personen um 20 % ab.
Haushaltsstruktur 2018
Die Struktur der Privathaushalte nach der Haushaltsgröße hat sich infolge dieser Entwicklungen verändert. Im Jahr 1991 bestanden 64 % der Haushalte aus einer oder aus zwei Personen, in den übrigen 36 % der Haushalte lebten drei oder mehr Mitglieder. Im Jahr 2018 betrug der Anteil der Ein- und Zweipersonenhaushalte bereits 76 %, während nur in 24 % der Haushalte mehr als zwei Personen zusammenwohnten.
Woher kommt der Trend zu kleineren Haushalten? Zum einen ist er durch den Rückgang der Eheschließungen und Geburten sowie die Verbreitung von Partnerschaften mit separater Lebensführung erklärbar. Zum anderen sorgen die fortschreitende demografische Alterung und die Verbesserung der gesundheitlichen Verfassung älterer Menschen dafür, dass immer mehr Senioren allein oder zu zweit einen eigenständigen Haushalt führen. Neben diesen soziodemografischen Faktoren hat auch die hohe berufliche Mobilität von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern den Trend zu kleineren Haushalten gefördert.
Trotz der immer noch zunehmenden Zahl kleiner Haushalte in den letzten Jahren hat der lang anhaltende Trend an Tempo verloren. Die aktuellen Ergebnisse des Mikrozensus zeigen einen geringeren Anstieg der Zweipersonenhaushalte und einen leicht verlangsamten Rückgang der Haushalte mit drei, vier oder mehr Mitgliedern. Die neuen Entwicklungen hängen mit leicht veränderten Haushaltsstrukturen zusammen, die im Mikrozensus seit 2016 nachgewiesen wurden.
Vorausberechnung der Privathaushalte bis 2040
Zwischen 2018 und 2040 wird die Gesamtzahl der Privathaushalte nach der Trendvariante der Haushaltsvorausberechnung 2020 von 41,4 auf 42,6 Millionen steigen. Zu diesem Anstieg der Haushaltszahl tragen, wie auch in der Vergangenheit, die Ein- und Zweipersonenhaushalte bei. Die Zahl der Einpersonenhaushalte wird von 17,3 auf voraussichtlich 19,3 Millionen und die Zahl der Haushalte mit zwei Personen von 14,0 auf voraussichtlich 14,1 Millionen steigen. Zugleich werden die Haushalte mit drei oder mehr Mitgliedern seltener. Ihre Zahl wird von 10,1 Millionen auf 9,2 Millionen sinken.
Die Vorausberechnung der Privathaushalte geht zum einen von der künftigen Entwicklung der Bevölkerung nach der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung (Variante 2) aus. Zum anderen beruht sie auf den langjährigen Trends in der Entwicklung der Privathaushalte auf Basis der Ergebnisse des Mikrozensus.
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Weiterführende Informationen:
- Pressemitteilung Nr. 069 vom 2. März 2020: 2040 wird voraussichtlich jeder vierte Mensch in Deutschland alleine wohnen
- Tabellenband "Entwicklung der Privathaushalte bis 2040 – Ergebnisse der Haushaltsvorausberechnung 2020"
- Haushalte und Familien - Ergebnisse des Mikrozensus - Fachserie 1 Reihe 3 – 2018
- Bevölkerungsentwicklung bis 2060 – Ergebnisse der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
Mehr Pflegebedürftige
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Immer mehr Menschen sind in Deutschland im Zuge der Alterung der Gesellschaft von Pflegebedürftigkeit betroffen. Im Dezember 1999 gab es 2,02 Millionen Pflegebedürftige, im Dezember 2009 war ihre Zahl auf 2,34 Millionen gestiegen und im Dezember 2019 waren 4,13 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI). Im Dezember 2021 waren es 4,96 Millionen.
Ein Sondereffekt liegt seit 2017 mit der Einführung des neuen weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriffs vor. Dies führte zu einem überdurchschnittlichen Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen. Zudem ist ein Teil des Anstiegs 2021 (etwa 160 000 Pflegebedürftige) auf die Behebung einer vorherigen Untererfassung im Pflegegrad 1 zurückzuführen.
Über 80 % werden zu Hause versorgt
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4,17 Millionen Pflegebedürftige beziehungsweise 84 % wurden 2021 zu Hause versorgt. Davon wurden 3,12 Millionen Pflegebedürftige überwiegend durch Angehörige gepflegt. Weitere 1,05 Millionen Pflegebedürftige lebten ebenfalls in Privathaushalten, sie wurden jedoch zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflegedienste versorgt. 16 % oder 0,79 Millionen Pflegebedürftige wurde in Pflegeheimen vollstationär betreut.
Risiko steigt mit dem Alter
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Das Risiko pflegebedürftig zu sein, steigt mit zunehmendem Alter an. Während bei den 70- bis 74-Jährigen rund 9 % pflegebedürftig waren, wurde für die ab 90-Jährigen die höchste Pflegequote ermittelt: Der Anteil der Pflegebedürftigen an der Bevölkerung in diesem Alter betrug 82 %.
Aufgrund der weiteren Alterung der Gesellschaft erwarten Prognosen und Vorausberechnungen auch für die nächsten Jahre eine Zunahme der Zahl der Pflegebedürftigen und weiter steigenden Versorgungsbedarf.
In den Prognosen der letzten Jahre ist der Effekt durch den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff häufig noch nicht vollständig berücksichtigt.
Weiterführende Informationen:
- Themenbereich Pflege
- Pflegestatistik: Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung - Deutschlandergebnisse
- Pflegebedürftige nach Art der Versorgung und Altersgruppen in der Datenbank GENESIS-Online
Ältere Menschen
Die Bevölkerungsgruppe der älteren Menschen ab 65 Jahren
Die zunehmende Zahl älterer Menschen in Deutschland ist ein wichtiger Faktor im demografischen Wandel. Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung zeigen, dass die Zahl der 65-Jährigen und Älteren seit 1991 von 12 Millionen auf 18,7 Millionen im Jahr 2022 deutlich gestiegen ist. Da jüngere Geburtsjahrgänge zugleich sinkende Personenzahlen aufweisen, stellen die ab 65-Jährigen im Zeitverlauf auch einen immer größeren Anteil an der Gesamtbevölkerung. Er stieg von 15 % im Jahr 1991 auf 22 % im Jahr 2022.
Ältere Menschen in Stadt und Land
Landkreise in Deutschland unterscheiden sich stark hinsichtlich ihrer Bevölkerungsdichte. So findet man sowohl sehr dicht besiedelte Landkreise, welche oftmals urban geprägt sind, als auch Landkreise mit einer eher geringen Bevölkerungsdichte - typischerweise im ländlichen Raum. Auffällig dabei ist, dass sich die Altersstruktur in den Landkreisen je nach Bevölkerungsdichte stark unterscheidet. So ist der Anteil älterer Menschen in dünn besiedelten Landkreisen tendenziell höher als in urban geprägten Gebieten. Der Anteil älterer Menschen (65 Jahre und älter) lag im Jahr 2019 für dünn besiedelte Landkreise bei 24 %, wohingegen er in Großstädten lediglich 19,6 % betrug.
Zeitliche Entwicklung seit 2012
Wirft man einen Blick auf die zeitliche Entwicklung der Bevölkerung in verschiedenen Typen von Landkreisen, fällt auf, dass der Anteil älterer Menschen insbesondere auf dem Land erheblich ansteigt. So erhöht sich der Anteil von Menschen ab 65 Jahren in ländlichen Kreisen seit 2012 kontinuierlich - und zwar umso stärker, je dünner die Landkreise besiedelt sind. Großstädte hingegen fallen an dieser Stelle aus dem Rahmen. Im Vergleich von 2012 zu 2015 ist der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung hier sogar leicht um 0,2 Prozentpunkte gesunken (von 19,8 % auf 19,6 %). Danach stagnierte der Wert. Aus methodischen Gründen ist ein Zeitvergleich für frühere Jahre nicht möglich.
Gründe für diese Entwicklung
Grundsätzlich sorgt der Demografische Wandel für eine Zunahme des Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung. Die beschriebenen Unterschiede zwischen den Gebietstypen werden darüber hinaus durch eine Reihe verschiedener Faktoren beeinflusst. Vor allem ist eine Abwanderung junger Menschen aus ländlich geprägten Gebieten in urbane Gegenden zu erkennen. Insbesondere junge Menschen zeigen ein hohes Maß an Mobilität und ziehen beispielsweise für bessere Ausbildungs- und Berufsaussichten in Großstädte. Somit steigt der Anteil junger Menschen in diesen Gebieten, während die ländlichen Kreise – durch die Abwanderung junger Menschen - einen Anstieg des Bevölkerungsanteils älterer Menschen verzeichnen. Zusätzlich spielt eine Rolle, dass auch eine Abwanderung älterer Menschen aus den Großstädten erfolgt, vermutlich auch, weil Faktoren wie hohe Mieten oder steigende Lebenshaltungskosten in den Städten eine größere finanzielle Belastung darstellen - insbesondere für Menschen im Rentenalter.
Dies trägt ebenfalls dazu bei, dass ländliche Kreise einen deutlichen Anstieg des Bevölkerungsanteils von Menschen ab 65 Jahren verzeichnen, während diese Entwicklung in kreisfreien Großstädten nicht zu beobachten ist. Zwar steigt auch hier die absolute Anzahl der über 65-Jährigen (+4 % zwischen 2012 und 2019) - ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung stagniert aber auf einem ungefähr gleichen Niveau. Gründe hierfür sind unter anderem ein negativer Wanderungssaldo in dieser Altersgruppe sowie eine starke Zuwanderung jüngerer Menschen aus dem In- und Ausland in den kreisfreien Großstädten. Dadurch wächst die absolute Zahl der Bevölkerung ab 65 Jahren in den kreisfreien Großstädten eher langsamer als die Bevölkerung insgesamt (+5,8 %), während in den sonstigen Gebieten die Zahl der Menschen ab 65 Jahren schneller als die Bevölkerung insgesamt zunimmt.
Menschen ab 85 Jahren
Wirft man einen Blick auf Menschen ab 85 Jahren, ergibt sich ein ähnliches Bild. Im Jahr 2019 lag der Anteil dieser hochbetagten Menschen in besonders dünn besiedelten Kreisen mit 3,1 % am höchsten, während in Großstädten lediglich 2,7 % in diese Altersgruppe fielen. Auch der zeitliche Verlauf weist hier einen interessanten Trend auf: 2012 war der prozentuale Anteil von Menschen ab 85 Jahren für Großstädte (2,4 %) und ländlich geprägte Kreise (2,5 %) noch nahezu ausgeglichen. Im Jahr 2019 dagegen ist dieser Anteil für besonders dünn besiedelte Landkreise deutlicher gestiegen (+0,6 Prozentpunkte) als das für Großstädte der Fall ist (+0,3 Prozentpunkte). An dieser Stelle fällt auf, dass sämtliche Kurven ab dem Jahr 2018 einen „Knick“ nach oben aufweisen. Dieser wird auf den geburtenstarken Jahrgang von 1934 zurückgeführt – ab diesem Jahr stiegen die Geburten in Deutschland für einige Jahre stark an. Darüber hinaus könnte eine Rolle spielen, dass die Generation ab 1934 seitens der Männer weniger Kriegsverluste im zweiten Weltkrieg erlitten hat als die Jahrgänge zuvor. Beides führt zu einer wesentlich höheren Anzahl von Personen in der Altersgruppe ab dem Kalenderjahr 2019 in allen Kreistypen. Für die unterschiedlichen Entwicklungen der kreisfreien Großstädte und der anderen Gebiete zwischen den Jahren 2012 und 2018 gelten die gleichen Gründe wie für die Bevölkerung ab 65 Jahren: Insbesondere findet auch eine Abwanderung von Menschen über 85 Jahren von den Großstädten in die anderen Gebiete statt. Diese Entwicklung setzte sich auch im Jahr 2019 fort. In den kreisfreien Großstädten steht allerdings eine leichte Zunahme des Anteils der Menschen ab 85 Jahren ein rückläufiger Anteil an Menschen ab 65 Jahren gegenüber. Dies dürfte daran liegen, dass die Altersgruppe ab 85 Jahre lediglich circa 13 % der älteren Menschen ab 65 Jahren darstellen und somit für die allgemeine Tendenz nicht bestimmend sind.
Die hier beschriebenen Unterschiede im Anteil von über 85-Jährigen in Stadt und Land mögen auf den ersten Blick gering erscheinen, sie werden aber insbesondere im Hinblick auf die dahinterliegenden absoluten Zahlen und die gegebenen Infrastruktur-Unterschiede relevant. Menschen im hohen Alter sind oftmals auf Gesundheits- und Pflegedienstleistungen angewiesen, welche nur durch eine funktionierende Infrastruktur gewährleistet werden können. Besonders in ländlichen Gebieten zeichneten sich hier in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Probleme ab, die vor allem durch einen Mangel an Ärzten oder Pflegeservices bedingt zu sein scheinen. Die anhaltende Tendenz, dass der Anteil älterer Menschen in ländlichen Gebieten zunimmt, stellt unsere Gesellschaft somit zukünftig vor große Herausforderungen.
Datengrundlage: Siedlungsstrukturelle Kreistypen als Analyseraster
Die Datenauswertung basiert auf der vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) verwendeten Klassifizierung nach siedlungsstrukturellen Kreistypen, welche als Analyseraster in der Laufenden Raumbeobachtung herangezogen wird und von der administrativen Gebietsgliederung von Stadt- und Landkreisen abweicht.
Das BBSR unterscheidet hiernach nach vier Kreistypen:
Kreisfreie Großstädte: Kreisfreie Städte mit mindestens 100 000 Einwohnern
Städtische Kreise: Kreise mit einem Bevölkerungsanteil in Groß- und Mittelstädten von mindestens 50 % und einer Einwohnerdichte von mindestens 150 Einwohner je Quardratkilometer (qkm) sowie Kreise mit einer Einwohnerdichte ohne Groß- und Mittelstädte von mindestens 150 Einwohner je Quardratkilometer (qkm).
Ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen: Kreise mit einem Bevölkerungsanteil in Groß- und Mittelstädten von mindestens 50 %, aber einer Einwohnerdichte unter 150 Einwohner je Quardratkilometer (qkm) sowie Kreise mit einem Bevölkerungsanteil in Groß- und Mittelstädten unter 50 % mit einer Einwohnerdichte ohne Groß- und Mittelstädte von mindestens 100 Einwohner je Quardratkilometer (qkm).
Dünn besiedelte ländliche Kreise: Kreise mit einem Bevölkerungsanteil in Groß- und Mittelstädten unter 50 % und Einwohnerdichte ohne Groß- und Mittelstädte unter 100 Einwohner je Quardratkilometer (qkm).
Eine genaue Beschreibung zur Klassifizierung der Kreistypen finden Sie hier.
Weiterführende Informationen
Erwerbstätigkeit älterer Menschen
Die Lage von älteren Menschen auf dem Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren erheblich gewandelt. Die Erwerbsbeteiligung der 60- bis 64-Jährigen nahm so stark zu wie in keiner anderen Altersgruppe: Sie hat sich in den letzten zehn Jahren von 50% (2013) auf 65 % (2023) gesteigert. Aber auch jenseits des Renteneintrittsalters hat sich der Anteil der Erwerbstätigen in kurzer Zeit stark erhöht. Im Jahr 2013 arbeiteten noch 13 % der 65- bis 69-Jährigen, 2023 lag der Anteil bei 20 %.
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Männer und Frauen unterscheiden sich in ihrer Erwerbstätigkeit auch im fortgeschrittenen Alter: Während 2023 von den 60- bis 64-jährigen Männern 69 % erwerbstätig waren, waren es bei den Frauen nur 61 %. Bei den 65- bis 69-Jährigen gingen 24 % der Männer, aber nur 17 % der Frauen einer Erwerbstätigkeit nach.
Faktoren für die Verlängerung des Erwerbslebens
Ein Grund für den Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen ab 65 Jahren ist, dass sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Renteneintritt geändert haben. Seit 2012 wird das gesetzliche Renteneintrittsalter in Deutschland stufenweise auf 67 Jahre angehoben. Daher ist künftig mit einer weiteren Zunahme der Erwerbstätigkeit von älteren Menschen zu rechnen. Zum anderen ist das Bildungsniveau kontinuierlich gestiegen, und höhere Bildungsabschlüsse gehen oft mit einer längeren Teilnahme am Erwerbsleben einher. So waren 2023 Hochqualifizierte in der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen mit einer Erwerbstätigenquote von 75 % deutlich häufiger am Erwerbsleben beteiligt als Geringqualifizierte (53 %) wer als Hochqualifiziert beziehungsweise geringqualifiziert gilt.
Bedeutung der Erwerbstätigkeit im Alter
Arbeiten im Rentenalter kann zum einen bedeuten, länger aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, und zum anderen einer drohenden Altersarmut entgegenzuwirken. Für rund 40 % der Erwerbstätigen ab 65 Jahren war die ausgeübte Tätigkeit die vorwiegende Quelle des Lebensunterhalts. Damit gab es 2023 in Deutschland 643 000 Personen, die im Rentenalter überwiegend vom eigenen Arbeitseinkommen lebten. Für die Mehrheit der Erwerbstätigen ab 65 Jahren war dieses Einkommen aber ein Zuverdienst. Sie lebten in erster Linie von ihrer Rente beziehungsweise ihrem Vermögen (57 %).
Für Selbstständige gibt es keine bindende Regelaltersgrenze. Deshalb gewinnt diese Erwerbsform mit zunehmendem Alter an Bedeutung: 31 % der Erwerbstätigen ab 65 Jahren waren selbstständig. Damit lag der Anteil wesentlich höher als in der Altersklasse der 60- bis 64-Jährigen (13 %) und fast viermal so hoch wie im Durchschnitt aller Erwerbstätigen (9 %).
Weiterführende Informationen
- Neugestaltung des Mikrozensus ab 2020
- Publikationen zum Thema: Arbeitsmarkt auf einen Blick – Deutschland und Europa
- Publikationen zum Thema: Ältere Menschen in Deutschland und der Europäischen Union (EU)
- Die Generation 65+ in Deutschland (Begleitmaterial zur Pressekonferenz am 29. Juli 2015).
Lebensformen älterer Menschen
Ältere Menschen ab 65 Jahren leben in Deutschland überwiegend entweder in einer Partnerschaft oder – dies gilt insbesondere für Hochbetagte ab 85 Jahren – alleine, das heißt ohne weitere Personen im Haushalt. Andere Formen des Zusammenlebens, beispielsweise mit ihren Kindern oder mit anderen Verwandten oder Freunden, kommen dagegen sehr selten vor: 2023 traf dies lediglich auf 5 % der älteren Menschen zu.
Im Hinblick auf die Lebensformen handelt es sich bei den älteren Menschen ab 65 Jahren um eine heterogene Gruppe. Daher werden die 65- bis 84-Jährigen hier getrennt von den Hochbetagten ab 85 Jahren betrachtet, und zwar für den Zeitraum von 1996 bis 2023. Seit 1996 werden im Mikrozensus nach dem sogenannten Lebensformenkonzept neben verheirateten Paaren auch Lebensgemeinschaften erfragt. Diese können daher hier ebenfalls berücksichtigt werden.
Die meisten Personen zwischen 65 und 85 Jahren leben in einer Partnerschaft
Die Zahl der 65- bis 84-Jährigen am Hauptwohnsitz ihrer Lebensform stieg seit 1996 von insgesamt 11,7 Millionen Personen (7,1 Millionen Frauen und 4,6 Millionen Männer) auf 15,8 Millionen im Jahr 2023 (8,6 Millionen Frauen und 7,2 Millionen Männer). Bereits zu Beginn des betrachteten Zeitraums lebte mehr als die Hälfte der Menschen im Alter von 65 bis 84 Jahren mit einer Partnerin oder einem Partner zusammen. Bis 2009 hat dieser Anteil kontinuierlich von 57 auf 66 % zugenommen, stagniert jedoch seit 2010 und liegt somit auch im Jahr 2023 immer noch bei zwei Dritteln (65 %). Ursache für diese Entwicklung ist die im Zeitverlauf steigende Lebenserwartung, durch die Partnerschaften seltener durch den Tod beendet werden. Mit 77 % leben Männer dabei häufiger in Partnerschaft als Frauen; bei ihnen sind es nur knapp 55 %.
Ein Drittel der älteren Menschen in Privathaushalten lebt allein
Gegengleich zu den Partnerschaften hat sich der Anteil der alleinlebenden älteren Menschen seit 1996 entwickelt. Er hat seit 1996 von 37 auf 30 % im Jahr 2009 abgenommen. Seither stagniert er bei rund einem Drittel. Diese Abnahme ist vor allem auf die Entwicklung bei den älteren Frauen zurückzuführen. Hier sank der Anteil der Alleinlebenden von 50 % im Jahr 1996 um 11 Prozentpunkte auf 39 % im Jahr 2023. Bei den gleichaltrigen Männern nahm der Anteil der Alleinlebenden hingegen von 15 auf 20 % zu.
Ein Grund für den Anstieg des Anteils der alleinlebenden Männer ist wiederum die allmählich zunehmende Lebenserwartung in dieser Gruppe. Entsprechend steigt auch die Wahrscheinlichkeit für Männer, ihre Partnerinnen zu überleben.
Unter Hochbetagten ist Partnerschaft seltener
Auch unter den Hochbetagten führt die steigende Lebenserwartung zu einer Zunahme an Partnerschaften.
Während 1996 noch 18 % der Hochbetagten mit einer Partnerin oder einem Partner zusammenlebten, waren es 2023 bereits 36 %. Anders als bei den 65- bis 84-Jährigen ist der Anteil der in Partnerschaft lebenden Hochbetagten seit 1996 relativ konstant gestiegen.
Alleinleben nimmt mit dem Alter zu
Dennoch ist das Alleinleben im hohen Alter die am weitesten verbreitete Lebensform. Der Anteil der Alleinlebenden lag 2023 mit 55 % etwas niedriger als 1996 (knapp 63 %).
Diese Entwicklung fällt bei hochbetagten Männern und Frauen ähnlich aus, wenngleich auf sehr unterschiedlichem Niveau: 1996 lag der Anteil der alleinlebenden hochbetagten Frauen bei 72 % und stieg bis 2007 auf 76 % an. Danach fiel der Wert bis 2023 leicht auf 70 %. Der Anteil der alleinlebenden hochbetagten Männer lag 1996 bei 39 %, war also nur rund halb so hoch wie bei den gleichaltrigen Frauen. Bis 2004 änderte sich der Anteil kaum. Seit 2005 nahm er allerdings bis 2023 nahezu kontinuierlich auf 31 % ab. Dass der Anteil alleinlebender Hochbetagter bei beiden Geschlechtern abnimmt, ist auch in dieser Altersgruppe vor allem auf die steigende Lebenserwartung zurückzuführen.
Weiterführende Informationen
- Neugestaltung des Mikrozensus ab 2020
- Themenseite Haushalte und Familien
- Publikationen zum Thema: Ältere Menschen in Deutschland und der Europäischen Union (EU)
- Die Generation 65+ in Deutschland (Begleitmaterial zur Pressekonferenz am 29. Juli 2015).
Private Haushalte mit älteren Menschen
Im Jahr 2023 gab es gut 41,3 Millionen private Hauptwohnsitzhaushalte in Deutschland. In rund einem Drittel (32 %) dieser Haushalte lebte laut Ergebnissen des Mikrozensus mindestens eine Person ab 65 Jahren, gegebenenfalls auch zusammen mit weiteren, jüngeren Personen. Fast die Hälfte dieser Haushalte (47 %) waren Zweipersonenhaushalte. Einpersonenhaushalte, welche aus lediglich einer älteren Person bestanden, machten mit 46 % einen fast genauso großen Anteil aus. Nur 7 % der Haushalte, in denen mindestens ein älterer Mensch ab 65 Jahren lebte, bestanden aus drei oder mehr Personen.
In einem Viertel (26 %) aller Privathaushalte lebten 2023 ausschließlich ältere Menschen ab 65 Jahren. Hierin enthalten sind natürlich auch die zuvor erwähnten Einpersonenhaushalte mit lediglich einer älteren Person.
Haushalte, die hochbetagte Menschen ab 85 Jahren beherbergen, setzten sich etwas anders zusammen. Hier war der Anteil der Einpersonenhaushalte mit 61 % der mit Abstand größte. Haushalte mit zwei Personen, von denen mindestens eine 85 Jahre oder älter ist, machten nur rund 33 % aus, wohingegen der Anteil an Haushalten mit drei oder mehr Personen auch hier bei rund 6 % lag.
Leben viele ältere Menschen mit Jüngeren zusammen?
Interessant sind in diesem Zusammenhang Haushalte, in denen mindestens eine Person ab 65 Jahren mit weiteren Personen zusammenlebt. In 63 % dieser 7,1 Millionen Haushalte lebten ausschließlich ältere Menschen.
In mehr als einem Drittel (37 %) dieser Haushalte lebte mindestens eine ältere Person mit Menschen im Alter unter 65 Jahren zusammen. Bei den meisten dieser Haushalte (62 %) führen Altersdifferenzen zwischen Lebenspartnern dazu, dass ältere Menschen und Personen unter 65 Jahren zusammenleben.
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Generationenzusammensetzung der Haushalte mit älteren Menschen
Ergebnisse des Mikrozensus zeigen außerdem, wie verbreitet generationenübergreifendes Zusammenleben ist. Dies ist zum Beispiel vor dem Hintergrund möglicher Unterstützungsleistungen interessant, da diese in einer solchen Konstellation eventuell leichter erbracht werden können. In 82 % der Mehrpersonenhaushalte mit älteren Menschen, lebte lediglich eine Generation (beispielsweise als Paar) unter einem Dach. Nur in 15 % der Haushalte mit Personen ab 65 Jahren lebten zwei Generationen zusammen. Drei oder mehr Generationen (also ein Zusammenleben älterer Menschen mit ihren Kindern und Schwiegerkindern sowie Enkelkindern) gab es nur in 3 % der Haushalte.
Innerhalb der 2,6 Millionen "altersgemischten" Haushalte, in denen Menschen ab 65 und unter 65 Jahren zusammenleben, ergibt sich ein etwas anderes Bild. Obwohl es sich hierbei um Haushalte handelt, in denen ältere Menschen mit Personen unter 65 Jahren zusammenleben, bestand auch von diesen "altersgemischten" Haushalten mehr als die Hälfte (52 %) nur aus einer Generation. Allerdings lag der Anteil der Haushalte, der aus zwei Generationen bestand, immerhin bei jedem Vierten (40 %). Rund 8 % setzten sich aus drei oder mehr Generationen zusammen.
Weiterführende Informationen
- Neugestaltung des Mikrozensus ab 2020
- Themenseite Haushalte und Familien
- Publikationen zum Thema: Ältere Menschen in Deutschland und der Europäischen Union (EU)
- Die Generation 65+ in Deutschland (Begleitmaterial zur Pressekonferenz am 29. Juli 2015).
Ältere Frauen sind in der Mehrheit
Die Zahl der 65-Jährigen und Älteren ist seit 1991 von 12 Millionen auf 18,7 Millionen im Jahr 2022 deutlich gestiegen. Dies zeigen Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung. Dabei hat sich auch die Struktur dieser Gruppe verändert, insbesondere hinsichtlich der Geschlechterverteilung.
Im Jahr 1991 gab es in Deutschland 7,9 Millionen Frauen gegenüber 4,1 Millionen Männer ab 65 Jahren. Der Frauenanteil lag damals dementsprechend bei 66 %. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Anzahl der Männer zu Beginn der 1990er Jahre aufgrund des ersten und zweiten Weltkrieges verhältnismäßig gering war. Seither wuchs die Zahl der Männer im Alter ab 65 Jahren erheblich auf 8,2 Millionen im Jahr 2022. Mit 10,4 Millionen bilden die Frauen zwar auch heute noch die Mehrzahl älterer Menschen, ihr Anteil an allen Älteren ist dabei jedoch auf 56 % gesunken.
Hochbetagte ab 85 Jahren: Frauen in der Überzahl
Auch unter den Hochbetagten nahm der Anteil der Männer im Zeitverlauf zu. Machten die knapp 0,3 Millionen Männer 1991 noch ein Viertel (25 %) aller Hochbetagten aus, stellten sie 2022 mit gut 1 Millionen rund ein Drittel (35 %) dieser Gruppe. Die Zahl der hochbetagten Frauen hat sich im betrachteten Zeitraum allerdings auch verdoppelt, von knapp 0,9 Millionen auf gut 1,8 Millionen. Damit machen Frauen auch 2022 immer noch etwa zwei Drittel (65 %) der Hochbetagten aus.
Es sind also vor allem Frauen, die die Gruppe der Älteren prägen. Auch wenn der Männeranteil im Zeitverlauf zunimmt, machen Frauen die Mehrheit der älteren Menschen und insbesondere der Hochbetagten aus. Dies liegt vor allem an der höheren Lebenserwartung der Frauen.
Zahl der älteren Menschen wird zunehmen
Aus der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung lässt sich ablesen, wie sich die Bevölkerung unter bestimmten Annahmen zur Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und zu den Wanderungen bis zum Jahr 2060 entwickeln wird. Die Spannweite der Entwicklung der Zahl älterer Menschen wird durch die Variante 4 ("relativ alte Bevölkerung") als Obergrenze und die Variante 5 ("relativ junge Bevölkerung") als Untergrenze aufgezeigt.
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Die Zahl der Menschen im Alter ab 65 Jahren stieg bereits zwischen 1990 und 2018 um 50 % von 11,9 Millionen auf 17,9 Millionen. In den nächsten 20 Jahren wird diese Zahl um weitere 5 bis 6 Millionen auf mindestens 22,7 Millionen wachsen. Die künftige Entwicklung ist für diese Altersgruppe im Wesentlichen durch den aktuellen Altersaufbau vorherbestimmt. Der Einfluss der Geburten und Wanderungen spielt hierfür nur eine sehr geringe Rolle. Die Entwicklung der Lebenserwartung wirkt sich dagegen stärker aus, jedoch vor allem bei den höheren Altersklassen und erst gegen Ende des Vorausberechnungszeitraums.
Für die Entwicklung der Bevölkerung im Alter zwischen 65 und 84 Jahren liefern die Varianten der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung einen sehr ähnlichen Verlauf. Die Zahl der 65- bis 84-Jährigen wird bis 2025 zunächst vergleichsweise langsam von aktuell 15,6 auf maximal 16,7 Millionen ansteigen. Danach wird sie bis 2037 auf bis zu 20 Millionen erheblich zunehmen. Anschließend werden die stark besetzten Jahrgänge der sogenannten "Babyboomer-Generation" allmählich in die Gruppe der hochbetagten ab 85-Jährigen wechseln. Deshalb wird die Zahl der 65- bis 84-Jährigen zwischen 2038 und 2050 auf 17 bis 18 Millionen sinken und erst anschließend wieder leicht ansteigen.
Die Gruppe der hochbetagten Menschen ab 85 Jahren wird bereits in den nächsten Jahren von 2,3 Millionen im Jahr 2018 auf etwa 3,3 Millionen in 2025 steigen und dann bis Anfang der 2030er Jahre auf diesem Niveau bleiben. Danach wird sie aber kontinuierlich zunehmen und im Jahr 2055 je nach der angenommenen Entwicklung der Lebenserwartung auf 5,0 Millionen bis 6,5 Millionen wachsen. In den letzten fünf Jahren des Vorausberechnungszeitraums wird die Zahl der Menschen ab 85 Jahren aufgrund der Sterblichkeit der stark besetzten Jahrgänge jeweils um bis zu einer halben Million sinken.
Betrachtet man nicht nur die Zahl der Lebensjahre, sondern nutzt stattdessen die verbleibende (und steigende) Lebenserwartung als Maß für das Alter, fällt die Zunahme in der Zahl älterer Menschen weniger deutlich aus. Eine verbleibende Lebenserwartung von maximal 20 Jahren haben in Deutschland derzeit knapp 18 Millionen Menschen. Diese Zahl wird im Vorausberechnungszeitraum auf über 21 Millionen steigen, dann jedoch wieder auf etwa 19 Millionen im Jahr 2060 sinken. Maximal 5 Jahre Lebenserwartung hatten 2018 etwa 1,2 Millionen Menschen. Am Ende des Vorausberechnungszeitraums werden es bei einem moderaten Anstieg der Lebenserwartung um die 2 Millionen sein.
Weiterführende Informationen
Gesundheitliche Situation älterer Menschen
Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter. Und obwohl sich mit zunehmendem Alter auch gesundheitliche Beeinträchtigungen einstellen können: Viele Menschen bewerten bis ins hohe Alter die eigene Gesundheit positiv. 2019 schätzten 42 % der 65-Jährigen und Älteren in Deutschland den eigenen Gesundheitszustand subjektiv als gut oder sehr gut ein. Ein Anstieg um 4 Prozentpunkte gegenüber 2009 (38 %). Auch bei den Hochbetagten (85 Jahre und älter) fühlte sich 2019 noch jede fünfte Person (20 %) gesundheitlich gut oder sehr gut. 2009 galt dies nur für jede sechste Person (16 %) ab 85 Jahren.
Umgekehrt gaben 14 % der 65-Jährigen und Älteren ihren Gesundheitszustand 2019 als schlecht oder sehr schlecht an (2009: 15 %). Besonders bei den Hochbetagten ist dieser Anteil deutlich rückläufig: In dieser Gruppe schätzte subjektiv zwar fast jede dritte Person die eigene Gesundheit eher schlecht ein (33 %); 2009 waren es jedoch noch 42 % gewesen.
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Frauen und Männer fühlen sich auch im höheren Alter gesundheitlich ähnlich gut
Ein Bericht von Eurostat zu den Lebensbedingungen in Europa beschreibt auf Basis von Daten aus 2016 einen geschlechtsspezifischen Unterschied bei der Gesundheitseinschätzung. Demnach fühlten sich im höheren Alter Männer meist besser als Frauen. In den aktuellen Daten für Deutschland ist dieser Unterschied nicht mehr bzw. kaum feststellbar. 2019 schätzten in Deutschland 41 % der Männer im Alter ab 65 Jahren und 43 % der Frauen dieser Altersgruppe ihre Gesundheit als gut oder sehr gut ein. Auch bei den Personen ab 85 Jahren ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen gering. Unter den Männern ab 85 Jahren empfanden 20 % ihre Gesundheit subjektiv gut oder sehr gut, im Vergleich zu 21 % der Frauen dieser Altersgruppe.
Bei der Einschätzung ihres Gesundheitszustands als schlecht oder sehr schlecht äußerten sich hochbetagte Männer ähnlich wie hochbetagte Frauen: In der Altersgruppe ab 85 Jahren fühlte sich jede dritte Frau (33 %) und fast jeder dritte Mann (32 %) gesundheitlich schlecht bis sehr schlecht.
Weiterführende Informationen
Armutsgefährdung sowie materielle und soziale Entbehrung bei älteren Menschen
In Deutschland geht es bei Armutsgefährdung in der Regel nicht um existenzielle Armut wie in den Entwicklungsländern, sondern um eine relative Armut, die sich im Verhältnis zum mittleren Einkommen der Gesamtbevölkerung eines Landes ausdrückt. Eine Person gilt nach der EU-Definition der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen EU-SILC als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt (Schwellenwert der Armutsgefährdung). Nach Erstergebnissen von EU-SILC 2022 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15 000 Euro netto im Jahr (1 250 Euro im Monat). Danach waren hierzulande 14,7 % der Bevölkerung von Armut bedroht. Mit 18,3 % lag die Armutsgefährdungsquote für Personen ab 65 Jahren über diesem Durchschnittswert. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch für Personen ab 75 Jahren, deren Armutsgefährdungsquote bei 17,9 % lag. Um das Einkommen vollständig zu erfassen, wird das Jahreseinkommen erfragt. Dadurch beziehen sich die Fragen zum Einkommen auf das Vorjahr der Erhebung, in diesem Fall also auf das Jahr 2021.
Ältere Frauen stärker armutsgefährdet als ältere Männer
In Deutschland sind Frauen in allen Altersgruppen stärker armutsgefährdet als Männer. Nach Erstergebnissen von EU-SILC 2022 betrug die Armutsgefährdungsquote bei Frauen in der Bevölkerung 15,4 % und die bei Männern 13,9 %. Mit zunehmendem Alter wird der Unterschied größer. In der Altersgruppe 65+ hatten Frauen eine Armutsgefährdungsquote von 20,3 % während diese bei den Männern 65+ bei 15,9 % lag. Seniorinnen ab 75 Jahre waren zu 20,6 % armutsgefährdet, während bei den Senioren dieser Altersgruppe die Quote 14,2 % betrug.
Die Ursachen für die geschlechtsspezifischen Unterschiede liegen unter anderem darin, dass Frauen insbesondere ab dem 30. Lebensjahr, aber auch noch im höheren Alter, seltener erwerbstätig sind beziehungsweise weniger verdienen. Dadurch erwerben sie geringere Rentenansprüche beziehungsweise haben sie seltener ein (zusätzliches) Einkommen aus Erwerbstätigkeit in den späteren Lebensjahren.
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Ältere sind seltener von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen als Jüngere
Während für die Armutsgefährdungsquote das Einkommen ausschlaggebend ist, geht es bei der Messung der materiellen und sozialen Entbehrung um Dinge, die zum allgemeinen Lebensstandard gehören, auf die aber aus finanziellen Gründen verzichtet werden muss. Dazu gehört zum Beispiel, ob sich ein Haushalt eine Woche Urlaub im Jahr leisten kann oder eine Person ein Treffen pro Monat mit Freunden, um etwas essen oder trinken zu gehen.
Erhebliche materielle und soziale Entbehrung ist für Seniorinnen und Senioren in Deutschland seltener ein Thema als für jüngere Menschen. Von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung waren im Jahr 2022 durchschnittlich 6,1 % der Bevölkerung in Deutschland betroffen. Bei den 65-Jährigen und Älteren lag der Anteil bei 3,5 %. In der Altersgruppe 75+ betrug der Anteil 2,1 %.
Weiterführende Informationen
Methodische Hinweise:
Bei den Angaben handelt es sich um Ergebnisse der europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (European Union Statistics on Income and Living Conditions, EU-SILC). Die Erhebung ist in Deutschland seit dem Erhebungsjahr 2020 als Unterstichprobe in den Mikrozensus integriert. Aufgrund der mit dieser Integration verbundenen umfangreichen methodischen Änderungen ist ein Vergleich der Ergebnisse ab Erhebungsjahr 2020 mit den Vorjahren nicht möglich. Ausführliche Informationen zu den methodischen Änderungen sowie deren Auswirkungen auf EU-SILC sind auf einer Sonderseite verfügbar.
Damit zwischen dem Ende des Erhebungsjahres und der Ergebnisbereitstellung möglichst wenig Zeit vergeht, werden seit dem Erhebungsjahr 2020 zunächst Erstergebnisse und mit einigem zeitlichen Abstand Endergebnisse veröffentlicht. Bei den hier erwähnten Ergebnissen für 2022 handelt es sich um Erstergebnisse.