Demografischer Wandel

Themen Bevölkerung

Alt und Jung in Deutschland – der demografische Wandel und die Folgen

2022 soll das EU-Jahr der Jugend werden – dazu hat es die Europäische Union ausgerufen. Gleichzeitig werden Gesellschaften wie die unsere in Deutschland immer älter. Wie entwickelt sich die Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten? Wie wirkt sich der demografische Wandel aus? Und wie gehen junge Menschen damit um? Darüber sprechen wir in unserem Podcast StatGespräch mit unserer Bevölkerungsexpertin Bettina Sommer und mit Katharina Swinka, Generalsekretärin der Bundesschülerkonferenz.

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Demografische Aspekte

Demografischer Wandel und Bevölkerungszahl

Drei demo­grafische Komponenten beeinflussen direkt die Bevölkerungszahl: Geburten, Sterbefälle und der Wanderungssaldo, also die Differenz zwischen den Zuzügen nach und Fortzügen aus Deutschland.

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Großstadtregionen im Wandel

Die Mehrheit der Bevölkerung lebte 2022 in Großstadtregionen

Großstädte und ihr Umland stellen in Deutschland einen zentralen Lebensraum und ein beliebtes Ziel von pendelnden Beschäftigten und ihren Angehörigen dar. Im Jahr 2022 lebte mit 60 Millionen Personen die Mehrheit der Bevölkerung Deutschlands (71 %) in Großstädten und deren Umland. Das Betrachten von Großstadtregionen bietet einen Blick auf die Entwicklung von Großstädten zusammen mit ihrem Umland. Zusammenhänge und Wechselwirkungen sind so sichtbar.

Nach der Definition des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sind Zentren von Großstadtregionen Großstädte mit mehr als 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern, in die mehr Berufstätige ein- als auspendeln. Ihr Umland wird je nach Anzahl der Pendlerinnen und Pendler in ein Ergänzungsgebiet zum Zentrum sowie einen engeren und einen weiteren Verflechtungsbereich unterteilt. Dabei stellt das Ergänzungsgebiet zudem selbst ein wichtiges Pendelziel dar.

Großstadtregionaler Einzugsbereich

Im Jahr 2022 gab es insgesamt 50 Großstadtregionen in Deutschland. Davon hatten 16 Großstadtregionen mehr als eine Million Einwohnerinnen und Einwohner. In 19 Großstadtregionen lebten weniger als 500 000 Personen. Die größte Großstadtregion war der Großraum Berlin/Potsdam mit 5,3 Millionen Personen. Die kleinste Großstadtregion war Salzgitter in Niedersachsen mit 156 000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Nur 40 % aller Einwohnerinnen und Einwohner der Großstadt­regionen lebten 2022 direkt in den Zentren. Dagegen lebten 60 % im Umland: davon 29 % im Ergänzungs­gebiet zum Zentrum, 41 % im engeren und 31 % im weiteren Verflechtungs­bereich.

Bevölkerungszuwachs in den Großstadtregionen verlangsamt sich

Die Bevölkerungszahl ist in den Großstadtregionen in den letzten Jahren überproportional angestiegen. Im Jahr 2022 lebten 3,3 Millionen Menschen mehr in diesen Regionen als noch 2012 (+ 5,8 %). Im restlichen Deutschland wuchs die Bevölkerung im gleichen Zeitraum nur um 2,2 % an. Am stärksten ist die Bevölkerung dabei in den Zentren gestiegen (+ 7,4 %), gefolgt von den engeren Verflechtungsbereichen und den Ergänzungsgebieten (+ 5,4 %). Die weiteren Verflechtungsbereiche sind mit + 3,6 % weniger stark gewachsen.

Diese Entwicklung verlief allerdings nicht kontinuierlich: Das Wachstum der Großstadtregionen hat sich im Betrachtungszeitraum bis 2019 verlangsamt und ist in den Jahren 2020 (+ 0,0 %) und 2021 (+ 0,1 %) nahezu stagniert. Insbesondere die Zentren hatten im durch Corona besonders geprägten Jahr 2020 einen Bevölkerungsrückgang (- 0,2 %) zu verzeichnen. Die Bevölkerung in den Ergänzungsgebieten blieb stabil (- 0,0 %), während sie im restlichen Umland weiterhin leicht zunahm (+ 0,2 %). Im Jahr 2022 stieg die Bevölkerung in ganz Deutschland erneut stark an (+ 1,3 %) aufgrund der Fluchtmigration aus der Ukraine. Den größten Zuwachs verzeichneten dabei die Zentren der Großstädte (+ 1,6 %).

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Zentren wachsen durch Zuwanderung aus dem Ausland

Das Zusammenspiel der verschiedenen Bevölkerungsbewegungen – Geburten, Sterbefälle, Zuzüge und Fortzüge – bestimmt die Bevölkerungsentwicklung der Großstadtregionen. Insbesondere in den Zentren resultierte das Bevölkerungswachstum seit 2012 aus dem hohen Außenwanderungssaldo - es gab in diesem Zeitraum deutlich mehr Zuzüge aus dem Ausland als Fortzüge. Die Zentren verzeichneten zudem etwas mehr Geburten als Sterbefälle und somit einen kleinen Geburtenüberschuss. Dafür war in den Zentren der Binnenwanderungssaldo negativ, das heißt innerhalb von Deutschland zogen deutlich mehr Menschen aus den Zentren hinaus als hinein.

Auch das Umland der Großstädte profitierte von der Außenwanderung, wenn auch in geringerem Ausmaß als die Zentren. Im Gegensatz zu den Zentren profitierte es darüber hinaus von der Binnenwanderung, hatte dafür aber ein deutliches Geburtendefizit zu verzeichnen.

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Ohne Außenwanderung würden die Großstadtzentren bereits seit 2014 schrumpfen

Noch in den Jahren 2012 und 2013 sind insgesamt mehr Menschen innerhalb Deutschlands in die Zentren der Großstadtregionen gezogen als aus den Zentren fortgezogen. Seit 2014 haben die Zentren dann durchgängig Bevölkerung durch die Binnenwanderung verloren. Ohne die Zuwanderung aus dem Ausland würde die Bevölkerung in den Zentren daher auch seit 2014 durchgängig schrumpfen. Insbesondere im Jahr 2022 erlebten die Großstadtzentren trotz Abwanderung in das Inland insgesamt deutliche Wanderungsgewinne aufgrund der durch den russischen Angriff auf die Ukraine deutlich erhöhten Zuwanderung aus dem Ausland.

Dabei war der Binnenwanderungsverlust in den drei Jahren 2020, 2021 und 2022 deutlich größer als noch in den Vorjahren: Im Jahr 2022 erreichte der Abwanderungsverlust innerhalb Deutschlands mit 143 000 Personen einen neuen Höchststand und war damit mehr als doppelt so hoch wie noch im Jahr 2019 (- 68 000 Personen). Anders als die Zentren hatte das Umland im gesamten Zeitraum Wanderungsgewinne aus der innerdeutschen Wanderung zu verzeichnen.

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Umland der Großstadtregionen profitierte 2022 von Abwanderung aus den Zentren

Beliebtes Ziel bei Personen, die aus den Zentren abwanderten, war 2022 das Umland derselben Großstadtregion: Insgesamt verloren die Zentren im Saldo rund 112 000 Personen an andere Gemeinden innerhalb derselben Großstadtregion und 31 000 Personen an andere Regionen innerhalb Deutschlands. Von der Abwanderung ins Umland profitierte der engere Verflechtungsbereich im Saldo mit 54 000 Personen am meisten, gefolgt vom Ergänzungsbereich (39 000 Personen) und dem weiteren Verflechtungsbereich (18 000 Personen).

Die Wanderungsgewinne des Umlands bei Umzügen innerhalb Deutschlands basierten im Wesentlichen auf dem Zuzug aus den dazugehörigen Zentren: Gegenüber dem restlichen Deutschland verlor das Umland von Großstadtregionen im Jahr 2022 an Bevölkerung durch Abwanderung (Saldo - 8 000 Personen).

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Innerhalb Deutschlands ziehen junge Erwachsene häufiger in die Zentren der Großstadtregionen

Das Wanderungsverhalten innerhalb Deutschlands unterscheidet sich nach Altersgruppen. Insbesondere die Wanderungen von jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren trugen im Jahr 2022 positiv zum Wachstum der Zentren der Großstadtregionen bei: In dieser Altersgruppe gewannen die Zentren aufgrund der Binnen­wanderung rund 72 000 Menschen hinzu. Demgegen­über war eine deutliche Abwanderung der 30- bis 49-Jährigen aus den Zentren in andere Regionen Deutschlands festzu­stellen (Saldo - 118 000 Personen).

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Entgegengesetzt verliert die Bevölkerung im Umland durch die Binnenwanderung Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren (Saldo - 41 000 Personen) und gewinnt 30- bis 49-Jährige (Saldo + 83 000 Personen) und unter 18-Jährige (Saldo + 45 000 Personen) hinzu. Diese Altersverteilung lässt auf Abwanderung von Azubis und Studierenden sowie Zuwanderung von Familien mit Kindern schließen.

Wanderungsverhalten wirkt sich aus auf die Altersstruktur in den Großstadtregionen

Die altersbedingt unterschiedliche Mobilität verändert die Altersstruktur der Großstadtregionen und vergrößert die Schere zwischen den Zentren und dem Umland. Bereits 2012 lag das Durchschnittsalter der Bevölkerung in den Zentren unter dem Durchschnittsalter des Umlands. Im Jahr 2022 ist das Durchschnittsalter in den Zentren leicht gesunken (- 0,3 Jahre) und lag bei 42,6 Jahren. Im Ergänzungsgebiet stieg es dagegen (+ 0,3 Jahre) auf 44,6 Jahre an. Im restlichen Umland stieg das Durchschnittsalter sogar um annähernd 1 Jahr an: auf 45,0 Jahre im engeren und 45,5 Jahre im weiteren Verflechtungsbereich.

Methodische Hinweise

Bei den Großstadtregionen handelt es sich um ein räumliches Abgrenzungskonzept des BBSR, welches sich an den Verflechtungen zwischen den Zentren und ihrem Umland orientiert. Maßgeblich sind hierbei die Pendelbewegungen der sozialversicherungspflichtig versicherten Beschäftigten zwischen Wohn- und Arbeitsort. Es werden folgende Kategorien unterschieden.

  • Das Zentrum einer Großstadtregion stellt immer eine Großstadt mit mindestens 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern dar. Es verfügt über einen Einpendlerüberschuss, wobei der Hauptstrom der Pendlerinnen und Pendler nicht aus einem benachbarten Zentrum kommen darf.
  • Das Ergänzungsgebiet umfasst unmittelbar angrenzende Gemeinden, die eng mit dem Zentrum verflochten sind und meist selbst ein wichtiges Pendelziel darstellen. Sie haben eine hohe Tagesbevölkerungsdichte, einen Einpendlerüberschuss und/oder 50 % der auspendelnden Personen pendeln in das Zentrum.
  • Aus dem engeren Pendlerverflechtungsbereich pendeln mindestens 50 % der auspendelnden Personen in das Zentrum/Ergänzungsgebiet ein.
  • Aus dem weiteren Pendlerverflechtungsbereich pendeln 25 bis 50 % der auspendelnden Personen in ein Zentrum/Ergänzungsgebiet ein.

Detaillierte Informationen zu den Großstadtregionen finden Sie auf der Internetseite des BBSR.

Die Wanderungsstatistik enthält Zu- und Fortzüge von Personen, die nach den melderechtlichen Regelungen bei den zuständigen Meldebehörden an- beziehungsweise abgemeldet wurden. Die Statistik umfasst Wanderungsbewegungen über die Grenzen Deutschlands (Außenwanderung) sowie Wanderungsbewegungen über die Gemeindegrenzen hinweg innerhalb Deutschlands (Binnenwanderung). Die Informationen zur Bevölkerungsfortschreibung zeigen wie die Bevölkerungszahlen ermittelt werden.

Die Ergebnisse der Wanderungsstatistik und als Folge die Entwicklung des Bevölkerungsstandes ab Berichtsjahr 2016 sind aufgrund methodischer Änderungen, technischer Weiterentwicklungen der Datenlieferungen aus dem Meldewesen an die Statistik sowie der Umstellung auf ein neues statistisches Aufbereitungsverfahren nur bedingt mit den Vorjahreswerten vergleichbar. Weitere Informationen finden Sie in den methodischen Erläuterungen.

Geburtenverhalten im Wandel

Die Entwicklung der Geburtenzahl hängt – neben der Anzahl der potenziellen Mütter – mit dem Geburtenverhalten der Frauen zusammen. Wie viele Frauen eines Geburtsjahrgangs werden überhaupt Mutter, wann gründen Frauen eine Familie, wie viele Kinder bringen sie im Laufe ihres Lebens zur Welt? Antworten auf diese Fragen zeigen, wie sich das Geburtenverhalten der Frauen verändert. Die Angaben dazu liefern die Statistik der Geburten und der Mikrozensus.

Trend zu späterer Geburt setzt sich fort

Frauen bekommen ihre Kinder in einem immer höheren Alter. Im Jahr 2020 waren die Mütter der Erstgeborenen im Durchschnitt 30 Jahre alt. Im Jahr 1970 war dagegen eine Frau beim ersten Kind im früheren Bundesgebiet etwa 24 Jahre alt und in der ehemaligen DDR sogar erst 22 Jahre alt.

Endgültige Kinderzahl je Frau: Ende der Talfahrt

Die in den 1930er Jahren geborenen Frauen – zum Großteil die Mütter der Babyboom-Generation – haben durchschnittlich mehr als zwei Kinder geboren. Ihre Familien­gründungs­phase fiel in die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs der 1950er und 1960er Jahre. Bereits bei den ab Mitte der 1930er Jahre geborenen Frauen zeichnete sich jedoch ein Rückgang der endgültigen Kinderzahl je Frau ab. Besonders schnell sank diese zwischen den Geburtsjahrgängen 1934 und 1944, als immer weniger Frauen sich für ein viertes oder weiteres Kind entschieden haben. Anschließend hat sich die Kinderzahl je Mutter bei zwei Kindern stabilisiert, zugleich stieg aber der Anteil der Frauen, die gar kein Kind zeitlebens geboren haben.

Zwischen den Jahrgängen 1937 und 1966 hat sich die sogenannte endgültige Kinderlosenquote (Anteil der Kinderlosen an allen Frauen eines Jahrgangs) von 11 % auf 21 % nahezu verdoppelt. In den folgenden Jahrgängen hat sie sich stabilisiert und variierte bis zum Jahrgang 1969 leicht zwischen 20 % und 21 %.

Die zunehmende Kinderlosigkeit der Frauen führte zu einem kontinuierlichen Rückgang der endgültigen Kinderzahl je Frau, die bei den Frauen des Jahrgangs 1968 ihren historischen Tiefststand mit 1,49 Kindern je Frau erreicht hat.

Die in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre geborenen Frauen haben bereits bis zum Jahr 2018 – im Alter zwischen 39 und 48 Jahren – durchschnittlich mehr Kinder geboren als Frauen des Jahrgangs 1968. Hierfür sind im Wesentlichen zwei Faktoren ausschlaggebend: Zum einen nahm die Geburten­häufigkeit der Frauen im Alter ab 30 Jahre deutlich zu. Unter insgesamt günstigen wirtschaftlichen und familien­politischen Rahmenbedingungen haben sie die bis dahin noch nicht erfühlten Kinder­wünsche realisiert. Zum anderen hat sich die Fertilität dieser Jahrgänge im jüngeren gebärfähigen Alter bis 29 Jahren stabilisiert. Eine entscheidende Rolle spielten dabei die Zuwanderinnen, die bei der Geburt ihrer Kinder tendenziell jünger waren als die deutschen Frauen. Da ihr Anteil an allen Frauen bei den 1970er-Jahrgängen gestiegen ist, hat dies die Gesamt­fertilität positiv beeinflusst.

Weiterführende Informationen:

Lebenserwartung und Sterblichkeit

Die Lebens­erwartung bei Geburt ist im Zusammen­hang mit dem demo­grafischen Wandel der zentrale Indikator, um den langfristigen Trend hin zu einem immer längeren Leben auszu­drücken. Dieser lang­fristige Trend war bereits seit Beginn der statistischen Auf­zeichnungen zum Ende des 19. Jahrhunderts zu beobachten. Seitdem hat sich die Lebens­erwartung bei Geburt mehr als ver­doppelt. Maß­gebliche Gründe hierfür sind Fortschritte in der medi­zinischen Versorgung, Hygiene, Ernährung und Wohn­situation, verbesserte Arbeits­bedingungen und gestiegener Wohl­stand.

Nach den Ergebnissen der Sterbetafel 2020/2022 beträgt die Lebens­erwartung neu­geborener Jungen 78,3 und die der Mädchen 83,2 Jahre. Auch die fernere Lebens­erwartung in höheren Alters­jahren ist im langfristigen Vergleich stark gestiegen. So hatten beispielsweise 65-jährige Männer 1871/1881 im Durch­schnitt noch 9,6 Jahre zu leben. 2020/2022 waren es bereits 17,6 Jahre. Bei den Frauen ist diese Ent­wicklung noch stärker ausgeprägt: Lag der Wert für den Zeitraum 1871/1881 bei 10 Jahren, so konnten 65-jährige Frauen 2020/2022 noch durch­schnittlich 20,9 weiteren Lebens­jahren entgegen­sehen.

Zuletzt hat sich der Anstieg der Lebenserwartung jedoch verlangsamt - im Zuge der Corona­pandemie kam es zu einem leichten Rückgang.

In Zukunft wird jedoch mit einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung gerechnet. In der 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wurden dazu drei Annahmen getroffen. Der Anstieg der Lebenserwartung bei Geburt bis 2070 fällt darin unterschiedlich stark aus. Für Männer wurde eine Spanne von +4 bis +8 Jahren angenommen, für Frauen von +3 bis +7 Jahren.

Diese Annahmen gehen davon aus, dass verbesserte Lebensumstände, rückläufige Raucherquoten und Alkoholkonsum sowie weitere Verbesserungen in der medizinischen Versorgung auch künftig den weiteren Anstieg der Lebenserwartung positiv beeinflussen werden.

Zukünftig werden verstärkt die verbesserten Überlebenschancen im höheren Alter die Zunahme der Lebenserwartung beeinflussen. Im jüngeren Alter ist das Sterberisiko bereits heute sehr gering.

Wie wird die Lebenserwartung berechnet?

Die Werte für die Lebens­erwartung (z.B. bei Geburt) ergeben sich aus den sogenannten Sterbe­tafeln. Diese können entweder für spezifische Zeit­räume (Perioden­sterbeta­feln) oder für Geburts­jahrgänge (Kohorten­sterbe­tafeln) aufgestellt werden. In der öffentlichen Wahrnehmung stehen die Ergebnisse aus Perioden­sterbe­tafeln meist im Mittelpunkt. Sie eignen sich sehr gut, um die Veränderung der Sterblichkeit über die Zeit oder im regionalen und internationalen Vergleich zu beurteilen. Endgültige Ergebnisse für die tatsächliche Lebens­erwartung einzelner Geburts­jahrgänge aus Kohorten­sterbe­tafeln liegen hingegen erst dann vor, wenn alle Angehörigen des ent­sprechenden Geburts­jahrgangs bereits verstorben sind.

Was bedeutet die statistische Lebens­erwartung für den einzelnen?

Der Begriff „Lebens­erwartung“ suggeriert, dass mithilfe der Ergeb­nisse die zu erwartende Zeit­spanne von einem bestimmten Alter bis zum Tod angegeben werden kann. Dies ist jedoch zumeist nicht der Fall. Richtig ist hingegen, dass sich mit der Lebens­erwartung Aussagen darüber treffen lassen, wie alt eine Person durch­schnittlich werden würde, wenn sich an den Verhältnissen des aktuellen Zeitraums nichts mehr ändern würde (Perioden­sterbe­tafeln) oder wenn sich die aktuellen Veränderungs­trends sehr lange in die Zukunft fortsetzen würden (Kohorten­sterbe­tafeln für noch lebende Geburts­jahrgänge). Hinzu kommt, dass Sterbe­tafeln lediglich Durch­schnitts­werte für die Lebens­erwartung angeben können, von denen die individuellen Überlebens­perspek­tiven je nach Lebens­verhältnissen, Lebens­führung, Beruf, gesundheit­licher Verfassung und weiteren Faktoren ganz erheb­lich abweichen können.

Weiterführende Informationen:

Bevölkerung im Erwerbsalter sowie Seniorinnen und Senioren

Auf 100 Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren entfielen 2022 in Deutschland etwa 37 Personen im Alter ab 65 Jahren. Dieser sogenannte Altenquotient zeigt, für wie viele potenzielle Renten­bezieherinnen und -bezieher Menschen im Erwerbs­alter im weitesten Sinne sorgen müssen: finanziell durch Beiträge in den Renten- und Kranken­versicherungen, aber auch durch medizinische Versorgung, Pflegeleistungen oder unterstützende Dienstleistungen im Haushalt. Wenn die Zahl der Seniorinnen und Senioren zunimmt, während die Zahl der Erwerbsfähigen sinkt, nimmt der Altenquotient zu. Ohne adäquate Maßnahmen kann dadurch die Versorgung schwieriger werden. Hierbei sind Regionen von den Herausforderungen der demografischen Alterung unterschiedlich stark betroffen.

Entwicklung seit 1950

Im Jahr 1950 standen 16 Personen im Rentenalter 100 Personen im Erwerbsalter gegenüber. Der Altenquotient von 16 war somit weniger als halb so hoch als im Jahr 2022. Bis Ende der 1970er Jahre ist der Altenquotient durchgängig bis auf 27 im Jahr 1979 gestiegen. Ursächlich dafür waren die gestiegene Lebenserwartung einerseits und die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs auf die Altersstruktur der Bevölkerung andererseits. Dadurch nahm die Zahl der älteren Menschen schneller zu als die der Menschen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren: Zwischen 1950 und 1979 stieg die Zahl der Ab-65-Jährigen um 5,5 Millionen, während die Zahl der 20- bis unter 65-Jährigen lediglich um 3,1 Millionen zunahm. In den folgenden Jahren bis 1991 sank dagegen der Altenquotient auf 24 und stabilisierte sich anschließend auf diesem Niveau. In diesen Jahren erreichten die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit ("Babyboomer") das erwerbsfähige Alter. Zeitgleich kamen die nach Beginn des ersten Weltkriegs geborenen schwachen Jahrgänge ins Rentenalter.

Seit 1991 ist wiederum ein fast durch­gängiger Anstieg des Altenquotienten zu beobachten, bedingt durch das Nachrücken geburten­schwacher Jahrgänge. Besonders stark wuchs der Altenquotient Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre: Innerhalb von acht Jahren zwischen 1998 und 2006 stieg er von 25 auf 33.

Regionale Unterschiede

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Der demografische Wandel wirkt sich regional unterschiedlich stark aus: Anfang der 2000er Jahre lag der Altenquotient in ost- und westdeutschen Flächenländern noch nahezu gleichauf. Seitdem schreitet die Alterung in ostdeutschen Flächenländern schneller voran: Der Altenquotient in westdeutschen Flächenländern ist von 33 im Jahr 2006 nur geringfügig auf 36 im Jahr 2022 gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat sich der Wert in ostdeutschen Flächenländern von 36 auf 48 erhöht. Hintergrund dieser unterschiedlichen Entwicklungen sind zum einen der Geburten­rückgang im Osten nach der Wiedervereinigung und zum anderen die Zuwanderung nach Westdeutschland aus den neuen Bundesländern und aus dem Ausland, die die Alterungs­prozesse im Westen verlangsamen.

Seit Mitte der 1990er Jahre ist der Altenquotient am niedrigsten in den Stadtstaaten. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass in urbanen Gebieten aufgrund der Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen, Universitäten und Schulen viele junge Erwachsene, Erwerbstätige und Familien leben. Im Jahr 2022 hatten die Stadtstaaten insgesamt einen Altenquotienten von 30. Im Vergleich der Bundesländer wiesen Hamburg (28) und Berlin (30) im Jahr 2022 die niedrigsten Werte auf, gefolgt von Bayern, Baden-Württemberg, Bremen und Hessen mit jeweils 35. Anteilmäßig lebten in 2022 die meisten älteren Menschen pro 100 Personen im erwerbsfähigen Alter in Sachsen-Anhalt (50), gefolgt von den weiteren ostdeutschen Ländern Thüringen (49), Sachsen (48), Mecklenburg-Vorpommern (47) und Brandenburg (45).

Methodische Hinweise

Der Berechnung des Altenquotienten basiert auf Angaben der Bevölkerungs­fortschreibung zu Bevölkerungs­beständen nach Geburts­jahren. Die Abgren­zungen der Bevölkerung im erwerbs­fähigen Alter sowie der Bevölke­rung im Renten­alter richten sich somit nach dem Geburtsjahr. Tatsächliche Erwerbs­tätigkeit oder Beziehung von Rente werden nicht berück­sichtigt. Für die Berech­nung des Alten­quotienten sind auch alter­native Alters­abgren­zungen möglich. Andere übliche Abgren­zungen sind beispiels­weise 60 oder 67 Jahre für den Beginn des Rentenalters.

Weiterführende Informationen

Migration in Zeiten des demografischen Wandels

Die Alterung der Gesellschaft als Folge der demografischen Entwicklung stellt Staat und Gesellschaft vor zunehmende Herausforderungen. Gleiches gilt für die Integration von Zuwandernden aus dem Ausland, wobei aufgrund des zunehmenden Arbeitskräftemangels mit der Zuwanderung auch große Chancen für den dauerhaften Erhalt des Wohlstands in Deutschland verknüpft werden.


Seit der deutschen Vereinigung waren bis zum 31.12.2022 per Saldo 10,7 Millionen Menschen nach Deutschland zugewandert. Davon hatten 700 000 Personen die deutsche und 10 Millionen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Da die zuwandernden Personen im Durchschnitt jünger als die einheimische Bevölkerung sind, wirkt die Nettozuwanderung zwar der Alterung entgegen, konnte diese jedoch nicht umkehren.


Insbesondere die Zuwanderung von jungen Menschen unter 18 Jahren trug im Jahr 2022 positiv zur Verjüngung der Altersstruktur bei. Rund 23 % der im Jahr 2022 aus dem Ausland Zugezogenen waren unter 18 Jahren; bei der deutschen Wohnbevölkerung lag der entsprechende Anteil 2022 bei 16,9 %. Von den Gesamtzuzügen gehörten 30 % zu den 18- bis unter 30-Jährigen, wohingegen 13,2 % der deutschen Wohnbevölkerung 2022 zu dieser Altersgruppe zählten.


Der Anstieg der Zuzüge 2022 war vor allem auf die Zuwanderung von Schutzsuchenden aus der Ukraine infolge des russischen Angriffskriegs zurückzuführen. Im Jahr 2022 wurden allein aus der Ukraine rund 1,1 Millionen Zuzüge erfasst. Unter den Geflüchteten aus der Ukraine gab es vergleichsweise viele Minderjährige und Frauen, was auch darauf zurückzuführen ist, dass für ukrainische Männer Ausreisebeschränkungen aus ihrem Land galten. Etwa 34 % der Zugezogenen aus der Ukraine im Jahr 2022 waren unter 18 Jahre alt; bei den 18- bis unter 60-Jährigen lag der Anteil bei rund 55 %. Zuzüge von Personen ab 60 Jahren machten lediglich einen Anteil von etwa 11 % an den Gesamtzuzügen aus.


Als Folge der Migration leben in Deutschland viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten. Im Jahr 2022 hatten 12,3 Millionen Menschen oder 15 % der Bevölkerung eine ausländische Staatsangehörigkeit. Die meisten Ausländerinnen und Ausländer hatten eine europäische (69 %) oder asiatische (21 %) Staatsangehörigkeit. Die größten Anteile bildeten türkische (12 %), ukrainische (10 %), syrische (8 %), rumänische (8 %) und polnische (7 %) Staatsangehörige.


In Deutschland hatten 23,8 Millionen Menschen 2022 einen Migrationshintergrund. Das entspricht einem Anteil von 28,7 %. Die Mehrheit von ihnen (51 %) waren deutsche Staatsangehörige, 49 % waren Ausländerinnen und Ausländer. Betrachtet man die Menschen mit Migrationshintergrund nach ihrer Wanderungserfahrung, waren fast zwei Drittel (64 %) von ihnen selbst nach Deutschland zugewandert, 36 % wurden in Deutschland geboren.


Auch hier ist Europa die wichtigste Herkunftsregion der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Knapp zwei Drittel von ihnen (62 % beziehungsweise 14,7 Millionen) hatten Bezugspunkte zu anderen europäischen Staaten dahingehend, dass sie selbst oder mindestens ein Elternteil dort geboren wurde. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund aus anderen Erdteilen ist in den letzten Jahren jedoch gestiegen. In 2022 hatten 3,9 Millionen Menschen in Deutschland ihre Wurzeln im Nahen und Mittleren Osten, dies entspricht etwa 16 % aller Menschen mit Migrationshintergrund. Rund 1,2 Millionen Menschen wurden in Afrika geboren oder haben mindestens ein Elternteil, das dort geboren wurde.


Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund war mit einem Durchschnittsalter von 36 Jahren im Schnitt gut elf Jahre jünger als die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (47 Jahre). Besonders deutlich wird dies, wenn man sich die Anteile der Bevölkerung mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung in einzelnen Alterskohorten anschaut. So hatten 40 % aller Personen bis zu einem Alter von zehn Jahren einen Migrationshintergrund, wohingegen der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in der Altersgruppe ab 65 Jahren bei 14 % lag.

Weiterführende Informationen

Wanderungsbewegungen in Ost- und Westdeutschland

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In Ost- und West­deutschland verläuft die demo­grafische Entwick­lung unterschiedlich. Die Gründe hierfür sind komplex; großen Einfluss haben jedoch die Wanderungs­muster in den jeweiligen Bundesländern. In Ost­deutschland sind sie mit­verant­wortlich für den Rückgang und die schnellere Alterung der Bevölkerung. In West­deutschland wirken sie der Alterung der Bevölkerung eher entgegen und tragen außerdem zu einem höheren Anteil an Menschen mit Migrations­hinter­grund bei. Zurück­zuführen ist dies sowohl auf die bis in die 2010er Jahre stattfindende Ost-West­wanderung innerhalb Deutschlands als auch auf unter­schiedliche Effekte bei der Außen-wanderung (über die Grenzen Deutschlands) in Ost und West.

Ostdeutschland: Positiver Binnenwanderungssaldo seit 2017

Das Wanderungs­geschehen in Ost­deutschland (hier ohne Berlin) war lange durch die Abwanderung in die alten Bundes­länder geprägt.

Seit der deutschen Vereinigung 1990 bis 2016 waren die Fortzüge nach West-deutschland in allen Jahren höher als die Zuzüge. Die durch die Abwanderung gen Westen und den Geburten­rückgang ent­stehenden Bevölkerungs­verluste im Osten konnten nur in wenigen Jahren durch Zuzüge aus dem Ausland ausgeglichen werden, so dass die Bevölkerung in Ost­deutschland insgesamt zurückgegangen ist. Einen besonderen Einfluss hatte die verstärkte Abwanderung junger Erwachsener mit dem Effekt einer schnelleren Alterung der ostdeutschen Bevölkerung. Es sind zudem mehr junge Frauen als junge Männer abgewandert, was in der Vergangen­heit zusätzlich zu einem Rückgang der Frauen im gebär­fähigen Alter führte.

Seit 2017 ist der Binnen­wanderungs­saldo – also die Differenz zwischen Zu- und Fortzügen - für Ost­deutschland dagegen positiv. Allerdings lässt sich in Ostdeutschland seit 2016 ein Wanderungs­verlust bei den 18- bis unter 25-Jährigen beobachten, der vor allem auf die Abwanderung zum Zwecke der universitären und beruflichen Ausbildung zurück­zuführen sein dürfte.

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In dieser Grafik können Sie die Linien für die verschiedenen Altersgruppen per Mausklick ein- oder ausblenden. Beim Halten des Mauszeigers über den Linien werden die jeweiligen Werte angezeigt.

Einwohnerzahl West­deutschlands steigt durch Wanderungen

Westdeutschland hat in der Vergangenheit von der Ab­wanderung von Ost nach West profitiert, auch bedingt durch die Alters­struktur der Zugewanderten.

Einen größeren Einfluss als die Binnenwanderung hat jedoch die Außen­wanderung auf die Bevölkerungszahl. Die Zuwanderung aus dem Ausland war bereits vor der deutschen Vereinigung in den alten Bundesländern deutlich höher als im Osten. Diese Bevölkerungszuzüge bewirken einen stetigen Anstieg der Einwohner­zahl in West­deutschland trotz niedriger Geburten­zahlen. Aber auch die Struktur der Bevölkerung verändert sich hierdurch. Dadurch dass Zuwanderer im Durch­schnitt jünger sind als die ein­heimische Bevölkerung, verlangsamt die Zuwanderung die Alterung der Bevölkerung. Auch der Anteil der Menschen mit Migrations­hintergrund ist dadurch in West­deutschland deutlich höher als in Ost­deutschland.

Weiterführende Informationen:

Einfluss demografischer Prozesse auf die Bevölkerungsstruktur

Die demo­grafischen Prozesse – Fertilität, Mor­talität und Migration – wirken sich über die Zahl der geborenen Kinder, der Sterbe­fälle sowie die Zahl der per Saldo zugewanderten oder ausgewanderten Menschen auf die Bevölkerungs­struktur aus. Die Grafik zeigt, wie sich die Jahrgänge zwischen dem Zeitpunkt der Geburt und dem Stand im Jahr 2021 unter dem Einfluss der Sterblichkeit und der Wanderungen verändert haben.

Die einzelnen Geburts­jahrgänge von 1922 bis 2021 sind hier einer­seits im Jahr ihrer Geburt und anderer­seits im Jahr 2021 abgebildet: Die Jahrgangs­größe für Frauen (rechts) und für Männer (links) im Jahr der Geburt wird jeweils mit Balken dargestellt. Die Linien­konturen zeigen die je­weiligen Jahr­gänge im Jahr 2021.

Auf und Ab bei Geburten­zahlen verursacht demografische Wellen

Die Geborenen­zahl hat sich während der letzten hundert Jahre halbiert. Der langfristige Geburten­rückgang verlief aber nicht kontinuier­lich und wurde mehrfach unter­brochen. Neben den tiefen Kerben, die gegen Ende des zweiten Weltkriegs ent­standen sind (in den Jahren 1945 und 1946), gehörten auch Phasen mit einem Geburten­anstieg dazu.
Der erste Anstieg erfolgte nach 1933 infolge der Familien­politik der National­sozialisten. Die zwischen 1934 und 1941 geborenen Menschen stellen derzeit eine relativ große Senioren­generation und profitieren dabei von der gestiegenen Lebens­erwartung.

Der zweite Geburten­anstieg hat nach dem zweiten Weltkrieg begonnen und mündete Mitte der 1960er Jahre im sogenannten Baby­boom. Die besonders hohen Geburten­zahlen zwischen 1955 und 1969 mit jährlich über eine Million Neugeborenen führten zum Entstehen einer vergleichs­weise großen Generation, die man als Babyboomer bezeichnet. Anschließend sind die Geburten­zahlen deutlich gesunken, sodass nach dem Baby­boom der 1960er-Jahre der sogenannte Baby­bust der 1970er-Jahre folgte.

Durch solche Geburten­schwankungen entstehen demografische "Wellen", die zu problematischen Dispari­täten im Alters­aufbau führen können. Der Baby­boom sorgte lange Zeit für ein großes Erwerbs­personen­potenzial. Wenn aber die Baby­boomer in den nächsten Jahr­zehnten nach und nach ins Renten­alter kommen und nach ihnen die deutlich schwächer besetzten Jahrgänge der 1990er- und 2000er Jahre ins Erwerbs­alter folgen, werden die umlage­finanzierten sozialen Sicherungs­systeme viel stärker als bisher belastet.

Einfluss von Nettozuwanderung und Sterblichkeit

Die mittleren Jahrgänge waren im Jahr 2021 stärker besetzt als im Jahr ihrer Geburt. Dies ist durch Migration zu erklären: Als diese Jahrgänge im Alter zwischen 17 Jahren und Mitte 50 waren, kamen mehr gleich­altrige Menschen aus dem Ausland dazu, als fortgezogen waren. Da die Zahl der Sterbe­fälle in dieser Alters­spanne relativ gering ist, gewannen die ent­sprechenden Jahr­gänge per Saldo an Personen. Trotzdem konnte der Wanderungs­über­schuss die aufgrund von Geburten­schwankungen entstandenen Disparitäten zwischen den Alters­gruppen nicht ausgleichen. Der aktuelle Alters­aufbau wird die Bevölkerungs­entwicklung der nächsten drei Jahr­zehnte prägen.

Bei den Geburts­jahrgängen 1941 und früher ist der Einfluss der mit dem Alter steigenden Sterblich­keit in der Grafik gut zu erkennen. Ihre Jahrgangs­stärke nahm im Vergleich zum Zeitpunkt der Geburt deutlich ab.

Weiterführende Informationen:

Zukünftige Bevölkerungsentwicklung

Wie sich die Größe und der Altersaufbau der Bevölkerung in der Zukunft verändern können, zeigen die langfristigen Bevölkerungsvorausberechnungen. Ausgehend von den gegenwärtigen Verhältnissen und den getroffenen Annahmen zur Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, der Lebenserwartung und des Saldos der Wanderungen aus und nach Deutschland markieren diese eine Spannbreite der möglichen zukünftigen Entwicklungen. Die aktuelle 15. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland und die Bundesländer umfasst die Zeitspanne von 2022 bis 2070.

Die Bevölkerungszahl wird nach den Ergebnissen der aktuellen Vorausberechnung im Jahr 2022 aufgrund der starken Zuwanderung aus der Ukraine von 83 Millionen im Jahr 2021 auf voraussichtlich gut 84 Millionen steigen. Ab 2023 hängt ihre Entwicklung von den Annahmen zu Nettozuwanderung, Geburtenhäufigkeit und Lebenserwartung ab. Bei einer moderaten Entwicklung der Geburtenhäufigkeit und der Lebenserwartung sowie einer moderaten Nettozuwanderung von durchschnittlich 290 000 Personen pro Jahr würde die Bevölkerung bis 2031 auf 85 Millionen Menschen anwachsen und dann bis 2070 auf 83 Millionen zurückgehen. Bei einer niedrigen Nettozuwanderung von 180 000 Personen pro Jahr würde die Bevölkerungszahl auf 75 Millionen Menschen im Jahr 2070 sinken. Bei einem dauerhaft hohen Wanderungssaldo von durchschnittlich 400 000 würde die Bevölkerungszahl auf 90 Millionen anwachsen.

Durch den aktuellen Altersaufbau sind künftig ein Anstieg der Seniorenzahl und ein Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter vorgezeichnet. Bis Mitte der 2030er Jahre wird in Deutschland die Zahl der Menschen im Rentenalter (ab 67 Jahren) von derzeit 16,4 Millionen auf mindestens 20,0 Millionen steigen. Die Zahl der ab 80-Jährigen wird dagegen noch bis Mitte der 2030er Jahre relativ stabil bleiben und zwischen 5,8 und 6,7 Millionen betragen. Danach wird die Zahl der Hochaltrigen und damit voraussichtlich auch der Pflegebedarf in Deutschland massiv zunehmen.

Bevölkerung im Alter 67 Jahre und älter

Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter von 20 bis 66 Jahren wird in den kommenden Jahren abnehmen. Aktuell gehören in Deutschland 51,4 Millionen Menschen dieser Altersgruppe an. Selbst bei hoher Nettozuwanderung würde es bis Mitte der 2030er Jahre zu einer leichten Abnahme um 1,6 Millionen Personen kommen. Bei niedriger Nettozuwanderung könnte die Zahl um 4,8 Millionen Personen sinken.

Der aktuell unterschiedliche Altersaufbau in den Bundesländern wird die künftige regionale Entwicklung prägen. In den westlichen Flächenländern wird die Bevölkerungszahl voraussichtlich stagnieren, in den ostdeutschen Flächenländern wird sie weiter zurückgehen und in den Stadtstaaten wachsen.

Die größte Herausforderung für die westdeutschen Flächenländer und die Stadtstaaten wird der Anstieg der Zahl der 67-Jährigen und Älteren darstellen. Für die ostdeutschen Flächenländer wird es vor allem das schrumpfende Erwerbspersonenpotenzial sein.

Weiterführende Informationen:

Bevölkerungsentwicklung in Ost- und Westdeutschland zwischen 1990 und 2022: Angleichung oder Verfestigung der Unterschiede?

Die Deutsche Vereinigung am 3. Oktober 1990 löste vor allem in Ost­deutschland starke demografische Veränderungen aus. Rück­läufige Geburtenzahlen, Abwanderung überwiegend junger Menschen in die westlichen Bundes­länder, sowie steigende Lebens­erwartung beschleunigten die demografische Alterung der ost­deutschen Bevölkerung. In West­deutschland haben dagegen die stärkere Zu­wanderung aus dem Ausland sowie die Zuzüge aus den neuen Bundes­ländern die Alterung verlangsamt. Trotz deutlicher Annäherung sind auch nach mehr als 30 Jahren deutscher Vereinigung typische demografische west­deutsche beziehungsweise ostdeutsche Entwicklungs­muster erkennbar.

Altersaufbau West- und Ostdeutschland

Steigende Bevölkerungszahl im Westen und Bevölkerungsrückgang im Osten Deutschlands

Zum Zeitpunkt der deutschen Einheit im Jahr 1990 lebten in West­deutschland (hier: früheres Bundesgebiet ohne Berlin-West) rund 62 Millionen Menschen. Es waren viermal so viele wie in den ost­deutschen Bundesländern (ohne Berlin) mit ihren damals circa 15 Millionen Ein­wohnenden. Während die Bevölkerung im Westen Deutschlands zwischen 1990 und 2022 um 10 % auf 68 Millionen gewachsen ist, nahm sie im gleichen Zeitraum im Osten um 15 % auf 12,6 Millionen ab. Damit lebten 2022 in West­deutschland mehr als fünfmal so viele Menschen wie in den ost­deutschen Bundesländern. Diese unterschiedlichen Entwicklungen resultieren aus Veränderungen der Bevölkerung durch Wanderungs­bewegungen, Geburten und Sterbefälle.

Nach Westdeutschland wandern mehr Menschen aus dem Ausland zu als nach Ostdeutschland

Die Bundes­republik ist zwischen 1991 und 2022 durch den positiven Wanderungs­saldo, also die Differenz zwischen Zuzügen nach und Fortzügen aus Deutschland, um etwa 10,7 Millionen Menschen gewachsen. Lässt man Berlin außer Acht, betrug die Netto-zuwanderung aus dem Ausland in diesem Zeit­raum im Osten rund 1,2 Millionen Personen. Im Westen war der Wanderungs­gewinn mit knapp 8,9 Millionen Personen etwa siebenmal so groß.

Auch im Jahr 2022 war die Nettozuwanderung im Westen mit 1 145 000 Personen höher als im Osten mit 221 000 Personen. Der Westen hatte mit 2 163 000 Zuzügen stärker von der Außenwanderung profitiert . Im Osten lagen die Zuzüge bei 337 000 Personen.

Die anfangs starke Abwanderung von Ost nach West kehrte sich um

Im Zeit­raum von 1991 bis 2022 wanderten rund 1,2 Millionen Menschen mehr von Ost nach West als umgekehrt. Etwa die Hälfte dieser starken Ab­wanderung geht auf die ersten zehn Jahren seit der Wieder­vereinigung zurück: Bis zum Jahr 2000 verließen im Saldo etwa 611 000 Personen den Osten in Richtung West­deutschland. In den folgenden zehn Jahren bis 2010 wanderten im Saldo noch rund 553 000 Menschen von Ost nach West. In den 2010er Jahren verlangsamte sich diese Entwicklung deutlich mit einem Abwanderungs­saldo von Ost gegenüber West von insgesamt rund 52 000 Personen zwischen 2011 und 2022. Seit 2017 wandern erstmals in der Geschichte der Bundes­republik jährlich etwas mehr Menschen von den west­deutschen Bundes­ländern in den Osten als von Ost nach West.

Der Abwanderungs­verlust für den Osten ist insbesondere auf die Abwanderung von Personen im jüngeren und mittleren Lebens­alter zurück­zuführen: Im Saldo verlor der Osten seit der Wieder­vereinigung insgesamt mehr als 731 000 Person in der Alters­gruppe bis 25 Jahre an den Westen, zwischen 25 bis 65 Jahren rund 491 000 Personen. Wanderungen von Seniorinnen und Senioren machen nur einen geringen Anteil an den Ost-West-Wanderungen aus (rund 6 000 Personen).

Im Westen und im Osten ist die Zahl der Sterbefälle höher als die Zahl der Geborenen

In beiden Teilen Deutschlands starben zwischen 1990 und 2022 jeweils gut 2 Millionen mehr Menschen als - Kinder geboren wurden. Dies entsprach einem durch­schnittlichen jährlichen Bevölkerungs­rückgang von 1 Menschen pro 1 000 Personen in West­deutschland und von 4 Menschen pro 1 000 Personen in Ost­deutschland. In Deutschland insgesamt betrug das kumulierte Geburten­defizit 4,6 Millionen Personen.

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Die bevölkerungsrelevanten Veränderungen sind hier nicht vollständig abgebildet, da insbesondere die Wanderungen von und nach Berlin nicht enthalten sind.

Alterung schreitet im Osten schneller voran

Im gesamten Land ist die Bevölkerung älter geworden: Zwischen 1990 und 2022 ist der Anteil der unter 20-Jährigen von rund 22 % auf 19 % gesunken, während der Anteil der Senioren (65 Jahre und älter) von 15 % auf 22 % gestiegen ist. Allerdings schreitet diese Entwicklung im Osten schneller voran. 1990 war die Bevölkerung im Osten jünger als im Westen: Der Anteil der unter 20-Jährigen betrug 25 % im Osten und 21 % im Westen (jeweils ohne Berlin), während die ab 65-Jährigen im Osten 14 % und im Westen 15 % der Bevölkerung stellten. Im Zeitverlauf hat sich dieses Verhältnis umgekehrt: 2022 war im Osten der Anteil der unter 20-Jährigen mit 18 % geringer als im Westen mit 19 %. Zugleich war im Osten der Anteil der ab 65-Jährigen mit 27 % höher als im Westen (21 %).

Anteil der ausländischen Bevölkerung ist im Osten deutlich niedriger als im Westen

Während Ende 1990 im Westen 5 Millionen Ausländerinnen und Ausländer lebten (8 % der Bevölkerung), lag die Ausländerzahl im Osten bei 112 000 (1 %). Die ausländische Bevölkerung ist seit der deutschen Vereinigung überall gestiegen, Unterschiede bleiben jedoch bestehen: So stellt die ausländische Bevölkerung Ende 2022 im Westen 16 % (10,6 Millionen Menschen) und im Osten 7 % (908 000 Menschen) der Bevölkerung dar. Die unterschiedlichen Migrationsverläufe im Osten und im Westen sind auch in der Zusammensetzung der ausländischen Bevölkerung sichtbar: Der Anteil der Staats­angehörigen aus Gastarbeiter­ländern (einschließlich aktueller EU-Mitglieder) an der ausländischen Bevölkerung liegt Ende 2022 im Westen mit 34 % deutlich höher als im Osten (10 %). Auch der Anteil der EU-Bürgerinnen und -Bürger ist im Westen höher als im Osten (39 % bzw. 29 %), wobei dieser Unterschied vor allem auf die ehemaligen Gastarbeiterländer Spanien, Italien, Griechenland und Kroatien zurückzuführen ist. Dagegen sind im Osten Staats­angehörig­keiten aus Asien (32 %), vor allem aus Fluchtländern (Syrien, Afghanistan) häufiger als im Westen (20 %). Die unterschiedlichen Migrations­geschichten spiegeln sich auch in der Aufenthalts­dauer wider: Während 19 % der im Westen lebenden Ausländerinnen und Ausländern bereits 30 Jahre und länger in Deutschland waren, sind es im Osten lediglich 3 %.

Berlin liegt zwar im Osten Deutschlands, weist aber eine besondere Bevölkerungsstruktur und -entwicklung auf

Nach dem Auf und Ab der 1990er Jahre verzeichnete Berlin seit 2005 eine kontinuierliche Bevölkerungs­zunahme. Ende 2022 war seine Bevölkerung mit 3,7 Millionen um rund 7 % größer als 1990 (3,4 Millionen Personen). Zu dieser Bevölkerungszunahme haben haupt­sächlich Zugewinne aus den Wanderungen über die Grenzen Deutschlands (+669 000 Personen) sowie aus den westlichen Bundes­ländern (insgesamt +171 000) beigetragen. Zugleich verlor Berlin 265 000 Menschen durch Abwanderung in die neuen Bundes­länder (insbesondere nach Brandenburg) sowie 75 000 Menschen durch den Überschuss an Sterbe­fällen gegenüber den Geburten. In Bezug auf die Migrations­geschichte weist Berlin mehr Ähnlich­keiten mit West­deutschland als mit dem Osten Deutschlands auf.

Trotz Annäherung im Geburtenverhalten sind im Osten öfter und jüngere Mütter anzutreffen als im Westen

Im vereinigten Deutschland wurden zwischen 1990 und 2022 insgesamt 24,7 Millionen Kinder geboren. Die meisten von ihnen kamen in Westdeutschland zur Welt. Lediglich 3,3 Millionen oder 13 % Babys stammen aus den ostdeutschen Bundesländern. Anfang der 1990er Jahren, während des gravierenden Geburtenrückgangs, wurde im Osten nur jedes zehnte Kind geboren. Erst seit Mitte der 2000er Jahre hat sich die Geburtenrate in Ost und Westdeutschland angeglichen.

Zum Zeitpunkt der deutschen Vereinigung waren Mütter bei der Geburt des ersten Kindes im Osten mit durchschnittlich 23 Jahren deutlich jünger als im Westen (etwa 27 Jahre). Im Jahr 2022 hat sich diese Differenz auf ein Jahr reduziert: 30 Jahre im Westen gegenüber 29 Jahre im Osten.

In der Verbreitung der Kinderlosigkeit bestehen jedoch nach wie vor deutliche Unter­schiede. Der Anteil der Frauen ohne eigene Kinder an allen 45- bis 49-Jährigen war 2022 in West­deutschland mit 20 % immer noch deutlich höher als in Ost­deutschland (14 %), obwohl seit der Vereinigung die Kinder­losigkeit im Osten schneller als im Westen anstieg.

Die Geburten von nicht verheirateten Eltern sind heute zwar in Ost und West stärker verbreitet als 1990, die Unterschiede sind aber nach wie vor deutlich ausgeprägt. Die nicht­ehelichen Geburten waren 2022 im Osten mit 55 % fast doppelt so oft anzutreffen als im Westen (30 %). 1990 betrug ihr Anteil an allen Geburten jeweils 35 % und 10 %.

Die Lebenserwartung der Ostdeutschen hat sich schnell an das westdeutsche Niveau angenähert

Betrachtet man die Entwicklung der Lebenserwartung bei Geburt zwischen 1991/1993 und 2020/2022 in Ostdeutschland und in Westdeutschland als jeweilige Einheit, so wird eine rasche Angleichung der Lebens­erwartung in beiden Landes­teilen deutlich. In den Jahren 1991/1993 war noch eine Differenz von 3,2 Jahren bei Männern und von 2,3 Jahren bei Frauen zugunsten Westdeutschlands festzustellen. Innerhalb von sieben Jahren bis zur Sterbetafel 1998/2000 hat sich die Differenz für Männer auf 1,6 Jahre halbiert und für Frauen auf 0,6 Jahre sogar noch stärker reduziert. Bis Ende der 2000er-Jahre ist die Differenz in der Lebenserwartung für Männer weiter zurück­gegangen. Danach hat sie sich zunächst auf einem Niveau von 1,3 bis 1,5 Jahren stabilisiert. Bei den Frauen war seit der Sterbetafel 2012/2014 kaum noch eine Differenz zwischen Ost und West feststellbar. Es wird angenommen, dass Verbesserungen in der medizinischen Versorgung und den allgemeinen Lebens­bedingungen im Osten zu dieser raschen Anpassung beigetragen haben. Im Zuge der Corona-Pandemie, von der die ostdeutschen Bundesländer stärker betroffen waren, ist die Differenz in der Lebens­erwartung zwischen Ost und West wieder angewachsen. Bezogen auf den Dreijahreszeitraum 2020/2022 betrug die Differenz in der Lebens­erwartung bei Geburt zugunsten Westdeutschlands 1,8 Jahre bei Männern und 0,2 Jahre bei Frauen.

Etwa seit Ende der 2000er-Jahre ist der Anstieg der Lebens­erwartung nicht mehr so deutlich wie in den vorangegangenen Jahrzehnten. Hierzu haben außergewöhnlich starke Grippewellen sowie ab März 2020 auch die Corona-Pandemie beigetragen. Im Vergleich der Sterbetafeln 2017/2019 und 2020/2022 ist die Lebens­erwartung bei Geburt sogar etwas zurückgegangen. Hauptgrund hierfür waren die außergewöhnlich hohen Sterbefall­zahlen in den Wellen der Pandemie – in Ostdeutschland war dieser Effekt deutlicher als in West­deutschland.

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Zahl der Eheschließungen sank seit 1990 im Westen wie im Osten Deutschlands deutlich

In den ostdeutschen Bundesländern gab es 1991 nur noch halb so viele standes­amtliche Trauungen wie 1990. Im Westen Deutschlands dagegen verringerte sich die Zahl der Ehe-schließungen zunächst nur leicht und war dann Mitte der 2000er Jahre um ein Viertel niedriger als 1990. 2022 gab es im Osten fast die Hälfte und im Westen fast ein Viertel weniger Eheschließungen als 1990.

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland etwa 391 000 standesamtliche Eheschließungen registriert. Das waren etwa 33 000 oder 9 % mehr als 2021. Zuvor war die Zahl der Ehe­schließungen während der Pandemiejahre 2020 und 2021 deutlich zurück­gegangen. Die Zunahme der Eheschließungen war im Vergleich zum Vorjahr im Osten mit 9 % und Westen mit 10 % ähnlich hoch wie in Deutschland insgesamt. Besonders deutlich war der Anstieg im Februar 2022 mit 85 % mehr Ehe­schließungen als im Vorjahres­monat. Die Anzahl der Ehe­schließungen übertraf somit mit 22 530 auch den Wert vom Februar 2020 (21 500) kurz vor Beginn der Corona-Pandemie. Dazu haben offenkundig die besonderen Hochzeits­daten 02.02.2022 und 22.02.2022 beigetragen. Im April 2022 haben 25 % mehr Paare geheiratet als im Vorjahres­monat.

Der Anteil der Paare, die gemeinsame Kinder mit in die Ehe bringen, ist auch 30 Jahre nach der Vereinigung immer noch sehr unterschiedlich. Im Westen hatten etwa 5 % der Paare bei der Heirat gemeinsame voreheliche Kinder, im Ostern dagegen über 25 %. Dieser Anteil stieg in beiden Teilen Deutschlands an. 2022 brachten im Westen fast 19 % und im Osten nahezu 38 % der Eltern gemeinsame Kinder mit in die Ehe. Der im Osten doppelt so hohe Anteil entspricht dem dort auch fast doppelt so hohen Anteil an außerhalb einer Ehe geborenen Kindern wie im Westen.

Ehescheidungen: Im Westen wie im Osten haben etwa die Hälfte der geschiedenen Paare minderjährige Kinder

Im Osten Deutschlands brachen die Scheidungs­zahlen nach der deutschen Vereinigung regelrecht ein. Dazu trug neben allen anderen Veränderungen auch bei, dass zum 3. Oktober 1990 das bis dahin westdeutsche Scheidungs­recht eingeführt wurde, das in der Regel eine Scheidung erst nach einer Trennung von einem Jahr vorsieht. Bereits nach einigen Jahren nahmen die Ehescheidungen im Osten wieder zu und erreichten zwischen 2000 und 2005 nochmals das Niveau von 1990. Im Westen Deutschlands dagegen hatten die Ehescheidungen nach 1990 zu­genommen und Anfang der 2000er Jahre ihr Maximum erreicht. In beiden Landes­teilen ging die Zahl der Ehescheidungen dann wieder zurück. Derzeit werden in den westlichen Bundes­ländern etwa 4 % weniger Ehen geschieden als 1990 und im Osten Deutschlands etwa 40 % weniger.

Sowohl im Westen als auch im Osten haben heute etwa die Hälfte der geschiedenen Paare minderjährige Kinder. Mitte der Neunziger­jahre waren dagegen im Osten bei 70 % der Ehe­scheidungen minderjährige Kinder betroffen.

Methodische Hinweise

Der Beitrag enthält Daten zu Geburten, Wanderungen, Sterbefällen sowie aus der Bevölkerungsfortschreibung und dem Ausländerzentralregister.

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht Zahlen zur ausländischen Bevölkerung und deren demografischer Struktur aus mehreren Quellen. Mehr Informationen zu den Unterschieden dieser Datenquellen finden Sie hier.

Hintergründe und Auswirkungen

Familien

Die letzten zwei Jahrzehnte waren durch einen Rückgang der Familien gekennzeichnet. Während es 1996 noch rund 13,2 Millionen Familien gab, ist die Zahl im Jahr 2019 auf 11,6 Millionen Familien gefallen. Dies entspricht einem Rückgang von rund 12 %. Nach wie vor ist es aber die Regel, dass Menschen in der Mitte des Lebens als Eltern in einer Familie mit Kindern leben.

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Ehen im Wandel

Nach der deutschen Vereinigung ging die Zahl der Ehe­schließungen zunächst zurück – von etwa 450 000 Ehe­schließungen im Jahr 1991 bis auf 369 000 im Jahr 2007. 2022 wurden in Deutschland 390 743 Ehen geschlossen (einschließlich der gleichgeschlechtlichen Ehe­schließungen). Zuvor war die Zahl der Heiraten während der Pandemiejahre 2020 und 2021 deutlich zurückgegangen. Gemessen an der Gesamt­bevölkerung gab es Anfang der 50er Jahre noch etwa 10 Ehe­schließungen je 1 000 Einwohner – 2022 sind es noch knapp 5.

Steigendes Alter bei Eheschließung

Die Paare heiraten über die Zeit gesehen in einem immer höheren Alter. Waren ledige Männer bei Heirat Anfang der 70er Jahre im Durch­schnitt noch etwa 25 Jahre und Frauen etwa 23 Jahre alt, so ist dieses Erst­heirats­alter mittlerweile auf 35,1 Jahre bei den Männern und auf 32,6 Jahre bei den Frauen gestiegen (Angaben für 2022). Im Durchschnitt sind die Männer bei der ersten Heirat zwei­einhalb Jahre älter als die Frauen. Dieser Alters­abstand ist über die Zeit nahezu konstant.

Vielfältigere Heiratsmuster

Anfang der 1960er Jahre handelte es sich bei fast 84 % aller Ehe­schließungen (im früheren Bundes­gebiet) um Erstehen. Kurz nach der Jahr­tausend­wende – im Jahr 2001 – haben nur noch bei 61 % aller Ehe­schließungen beide Partner zum ersten Mal geheiratet. Ent­sprechend war in diesem Jahr bei 39 % aller Ehe­schließungen mindestens ein Partner beteiligt, der vorher schon mindestens einmal verheiratet war. Mittler­weile ist dieser Anteil wieder zurück­gegangen (2022: 30 %).

Ehe für Alle

Seit Oktober 2017 haben gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland die Möglichkeit, die Ehe zu schließen. Im Jahr 2022 haben insgesamt 10 043 gleichgeschlechtliche Paare geheiratet, davon wurden 4 664 Ehen zwischen Männern und 5 379 zwischen Frauen geschlossen. Darunter waren insgesamt 855 Umwandlungen von Lebenspartnerschaften.

Auf und ab im Scheidungsverhalten

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 137 353 Ehen geschieden. Die durchschnittliche Ehedauer bis zur Scheidung betrug 15,1 Jahre. Das sind etwa drei Jahre und 7 Monate mehr als noch 1990.

Über die Zeit gesehen nahm die Scheidungs­neigung in Deutsch­land zunächst zu und erreichte 2004 ihren Höchst­stand. Wäre das Scheidungs­verhalten danach konstant geblieben, wären von 1 000 in einem Jahr geschlossenen Ehen langfristig 425 wieder geschieden worden. Allerdings sinkt diese sogenannte zusammen­gefasste Scheidungs­ziffer seit 2005 tendenziell. Im Jahr 2022 betrug sie 293 Scheidungen von 1 000 Ehen. Die oft bemühte Aussage, dass „jede zweite Ehe in Deutschland geschieden wird“, ist ein Mythos. Keine Maßzahl der Scheidungs­statistik deutet bislang darauf hin.

Weiterführende Informationen:

Entwicklung der privaten Haushalte zwischen 1991 und 2040

Als Privathaushalt zählt eine Gemeinschaft von Personen, die zusammen wohnen und wirtschaften. Sie finanzieren in der Regel ihren Lebensunterhalt gemeinsam beziehungsweise teilen sich die Ausgaben für den Haushalt. Personen, die nur für sich selbst wirtschaften (Alleinlebende oder Wohngemeinschaften ohne gemeinsame Haushaltsführung), gelten als eigenständige Privathaushalte. Untermieter, Gäste und Hausangestellte gehören nicht zum Haushalt. Haushalte mit mehreren Wohnsitzen, also Haupt- und ein oder mehrere Nebenwohnsitze, werden mehrfach gezählt.

Die Zahl der Privathaushalte betrug 2018 in Deutschland 41,4 Millionen. Das waren 6,1 Millionen oder 17 % mehr als im Jahr 1991. Bis 2040 wird die Zahl der Haushalte nach der Trendvariante der Haushaltsvorausberechnung 2020 voraussichtlich nicht mehr so stark steigen: Im Jahr 2040 wird es demnach 42,6 Millionen Haushalte geben.

Der relativ starke Anstieg der Zahl der Privathaushalte seit 1991 hing einerseits mit dem Bevölkerungswachstum und andererseits mit dem Trend zu Ein- und Zweipersonenhaushalten zusammen. Während die Bevölkerungszahl zwischen 1991 und 2018 lediglich um knapp 4 % stieg, nahm die Zahl der Einpersonenhaushalte um 46 % und die Zahl der Zweipersonenhaushalte um 29 % zu. Zugleich nahm die Zahl der Haushalte mit drei oder mehr Personen um 20 % ab.

Haushaltsstruktur 2018

Die Struktur der Privathaushalte nach der Haushaltsgröße hat sich infolge dieser Entwicklungen verändert. Im Jahr 1991 bestanden 64 % der Haushalte aus einer oder aus zwei Personen, in den übrigen 36 % der Haushalte lebten drei oder mehr Mitglieder. Im Jahr 2018 betrug der Anteil der Ein- und Zweipersonenhaushalte bereits 76 %, während nur in 24 % der Haushalte mehr als zwei Personen zusammenwohnten.

Woher kommt der Trend zu kleineren Haushalten? Zum einen ist er durch den Rückgang der Eheschließungen und Geburten sowie die Verbreitung von Partnerschaften mit separater Lebensführung erklärbar. Zum anderen sorgen die fortschreitende demografische Alterung und die Verbesserung der gesundheitlichen Verfassung älterer Menschen dafür, dass immer mehr Senioren allein oder zu zweit einen eigenständigen Haushalt führen. Neben diesen soziodemografischen Faktoren hat auch die hohe berufliche Mobilität von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern den Trend zu kleineren Haushalten gefördert.

Trotz der immer noch zunehmenden Zahl kleiner Haushalte in den letzten Jahren hat der lang anhaltende Trend an Tempo verloren. Die aktuellen Ergebnisse des Mikrozensus zeigen einen geringeren Anstieg der Zweipersonenhaushalte und einen leicht verlangsamten Rückgang der Haushalte mit drei, vier oder mehr Mitgliedern. Die neuen Entwicklungen hängen mit leicht veränderten Haushaltsstrukturen zusammen, die im Mikrozensus seit 2016 nachgewiesen wurden.

Vorausberechnung der Privathaushalte bis 2040

Zwischen 2018 und 2040 wird die Gesamtzahl der Privathaushalte nach der Trendvariante der Haushaltsvorausberechnung 2020 von 41,4 auf 42,6 Millionen steigen. Zu diesem Anstieg der Haushaltszahl tragen, wie auch in der Vergangenheit, die Ein- und Zweipersonenhaushalte bei. Die Zahl der Einpersonenhaushalte wird von 17,3 auf voraussichtlich 19,3 Millionen und die Zahl der Haushalte mit zwei Personen von 14,0 auf voraussichtlich 14,1 Millionen steigen. Zugleich werden die Haushalte mit drei oder mehr Mitgliedern seltener. Ihre Zahl wird von 10,1 Millionen auf 9,2 Millionen sinken.

Die Vorausberechnung der Privathaushalte geht zum einen von der künftigen Entwicklung der Bevölkerung nach der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung (Variante 2) aus. Zum anderen beruht sie auf den langjährigen Trends in der Entwicklung der Privathaushalte auf Basis der Ergebnisse des Mikrozensus.

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Weiterführende Informationen:

Mehr Pflegebedürftige

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Immer mehr Menschen sind in Deutschland im Zuge der Alterung der Gesellschaft von Pflege­bedürftig­keit betroffen. Im Dezember 1999 gab es 2,02 Millionen Pflege­bedürftige, im Dezember 2009 war ihre Zahl auf 2,34 Millionen gestiegen und im Dezember 2019 waren 4,13 Millionen Menschen pflege­bedürftig im Sinne des Pflege­versicherungs­gesetzes (SGB XI). Im Dezember 2021 waren es 4,96 Millionen.

Ein Sondereffekt liegt seit 2017 mit der Einführung des neuen weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriffs vor. Dies führte zu einem überdurchschnittlichen Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen. Zudem ist ein Teil des Anstiegs 2021 (etwa 160 000 Pflegebedürftige) auf die Behebung einer vorherigen Untererfassung im Pflegegrad 1 zurückzuführen.

Über 80 % werden zu Hause versorgt

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4,17 Millionen Pflegebedürftige beziehungsweise 84 % wurden 2021 zu Hause versorgt. Davon wurden 3,12 Millionen Pflege­bedürftige überwiegend durch Angehörige gepflegt. Weitere 1,05 Millionen Pflege­bedürftige lebten ebenfalls in Privat­haushalten, sie wurden jedoch zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflege­dienste versorgt. 16 % oder 0,79 Millionen Pflegebedürftige wurde in Pflegeheimen vollstationär betreut.

Risiko steigt mit dem Alter

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Das Risiko pflege­bedürftig zu sein, steigt mit zunehmendem Alter an. Während bei den 70- bis 74-Jährigen rund 9 % pflege­bedürftig waren, wurde für die ab 90-Jährigen die höchste Pflege­quote ermittelt: Der Anteil der Pflege­bedürftigen an der Bevölkerung in diesem Alter betrug 82 %.

Aufgrund der weiteren Alterung der Gesell­schaft erwarten Prognosen und Voraus­berech­nungen auch für die nächsten Jahre eine Zunahme der Zahl der Pflege­bedürftigen und weiter steigenden Versorgungs­bedarf.

In den Prognosen der letzten Jahre ist der Effekt durch den neuen Pflege­bedürftig­keits­begriff häufig noch nicht voll­ständig berücksichtigt.

Weiterführende Informationen:

Ältere Menschen

Die Bevölkerungsgruppe der älteren Menschen ab 65 Jahren

Die zunehmende Zahl älterer Menschen in Deutschland ist ein wichtiger Faktor im demo­grafischen Wandel. Ergebnisse der Bevölkerungs­fort­schreibung zeigen, dass die Zahl der 65-Jährigen und Älteren seit 1991 von 12 Millionen auf 18,7 Millionen im Jahr 2022 deutlich gestiegen ist. Da jüngere Geburts­jahr­gänge zugleich sinkende Personen­zahlen aufweisen, stellen die ab 65-Jährigen im Zeit­verlauf auch einen immer größeren Anteil an der Gesamt­bevölkerung. Er stieg von 15 % im Jahr 1991 auf 22 % im Jahr 2022.

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Ältere Menschen in Stadt und Land

Landkreise in Deutschland unter­scheiden sich stark hin­sichtlich ihrer Bevölkerungs­dichte. So findet man sowohl sehr dicht besiedelte Land­kreise, welche oftmals urban geprägt sind, als auch Land­kreise mit einer eher geringen Bevölkerungs­dichte - typischer­weise im länd­lichen Raum. Auffällig dabei ist, dass sich die Alters­struktur in den Land­kreisen je nach Bevölkerungs­dichte stark unter­scheidet. So ist der Anteil älterer Menschen in dünn besiedelten Land­kreisen tendenziell höher als in urban geprägten Gebieten. Der Anteil älterer Menschen (65 Jahre und älter) lag im Jahr 2019 für dünn besiedelte Land­kreise bei 24 %, wohin­gegen er in Groß­städten lediglich 19,6 % betrug.

Zeitliche Entwicklung seit 2012

Wirft man einen Blick auf die zeitliche Ent­wicklung der Bevölkerung in verschiedenen Typen von Land­kreisen, fällt auf, dass der Anteil älterer Menschen insbesondere auf dem Land erheblich ansteigt. So erhöht sich der Anteil von Menschen ab 65 Jahren in ländlichen Kreisen seit 2012 kontinuierlich - und zwar umso stärker, je dünner die Land­kreise besiedelt sind. Groß­städte hingegen fallen an dieser Stelle aus dem Rahmen. Im Vergleich von 2012 zu 2015 ist der Anteil älterer Menschen an der Gesamt­bevölkerung hier sogar leicht um 0,2 Prozentpunkte gesunken (von 19,8 % auf 19,6 %). Danach stagnierte der Wert. Aus methodischen Gründen ist ein Zeit­vergleich für frühere Jahre nicht möglich.

Gründe für diese Entwicklung

Grundsätzlich sorgt der Demografische Wandel für eine Zunahme des Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung. Die beschriebenen Unter­schiede zwischen den Gebiets­typen werden darüber hinaus durch eine Reihe verschiedener Faktoren beein­flusst. Vor allem ist eine Abwande­rung junger Menschen aus ländlich geprägten Gebieten in urbane Gegenden zu erkennen. Insbesondere junge Menschen zeigen ein hohes Maß an Mobilität und ziehen beispiels­weise für bessere Ausbildungs- und Berufs­aussichten in Groß­städte. Somit steigt der Anteil junger Menschen in diesen Gebieten, während die länd­lichen Kreise – durch die Abwande­rung junger Menschen - einen Anstieg des Bevölkerungs­anteils älterer Menschen verzeichnen. Zusätzlich spielt eine Rolle, dass auch eine Abwande­rung älterer Menschen aus den Groß­städten erfolgt, vermutlich auch, weil Faktoren wie hohe Mieten oder steigende Lebens­haltungs­kosten in den Städten eine größere finanzielle Belastung darstellen - insbesondere für Menschen im Rentenalter.

Dies trägt ebenfalls dazu bei, dass länd­liche Kreise einen deutlichen Anstieg des Bevölkerungs­anteils von Menschen ab 65 Jahren verzeichnen, während diese Entwick­lung in kreis­freien Groß­städten nicht zu beobachten ist. Zwar steigt auch hier die absolute Anzahl der über 65-Jährigen (+4 % zwischen 2012 und 2019) - ihr Anteil an der Gesamt­bevölkerung stagniert aber auf einem ungefähr gleichen Niveau. Gründe hierfür sind unter anderem ein negativer Wanderungs­saldo in dieser Alters­gruppe sowie eine starke Zuwande­rung jüngerer Menschen aus dem In- und Ausland in den kreis­freien Groß­städten. Dadurch wächst die absolute Zahl der Bevölke­rung ab 65 Jahren in den kreis­freien Groß­städten eher langsamer als die Bevölke­rung insgesamt (+5,8 %), während in den sonstigen Gebieten die Zahl der Menschen ab 65 Jahren schneller als die Bevölke­rung insgesamt zunimmt.

Menschen ab 85 Jahren

Wirft man einen Blick auf Menschen ab 85 Jahren, ergibt sich ein ähn­liches Bild. Im Jahr 2019 lag der Anteil dieser hoch­betagten Menschen in besonders dünn besiedelten Kreisen mit 3,1 % am höchsten, während in Groß­städten lediglich 2,7 % in diese Alters­gruppe fielen. Auch der zeitliche Verlauf weist hier einen interessanten Trend auf: 2012 war der prozentuale Anteil von Menschen ab 85 Jahren für Groß­städte (2,4 %) und ländlich geprägte Kreise (2,5 %) noch nahezu ausge­glichen. Im Jahr 2019 dagegen ist dieser Anteil für besonders dünn besiedelte Land­kreise deutlicher gestiegen (+0,6 Prozentpunkte) als das für Groß­städte der Fall ist (+0,3 Prozentpunkte). An dieser Stelle fällt auf, dass sämtliche Kurven ab dem Jahr 2018 einen „Knick“ nach oben auf­weisen. Dieser wird auf den geburten­starken Jahr­gang von 1934 zurück­geführt – ab diesem Jahr stiegen die Geburten in Deutschland für einige Jahre stark an. Darüber hinaus könnte eine Rolle spielen, dass die Generation ab 1934 seitens der Männer weniger Kriegs­verluste im zweiten Weltkrieg erlitten hat als die Jahr­gänge zuvor. Beides führt zu einer wesentlich höheren Anzahl von Personen in der Alters­gruppe ab dem Kalender­jahr 2019 in allen Kreis­typen. Für die unter­schied­lichen Entwick­lungen der kreis­freien Groß­städte und der anderen Gebiete zwischen den Jahren 2012 und 2018 gelten die gleichen Gründe wie für die Bevölkerung ab 65 Jahren: Insbe­sondere findet auch eine Abwanderung von Menschen über 85 Jahren von den Groß­städten in die anderen Gebiete statt. Diese Entwicklung setzte sich auch im Jahr 2019 fort. In den kreis­freien Groß­städten steht allerdings eine leichte Zunahme des Anteils der Menschen ab 85 Jahren ein rück­läufiger Anteil an Menschen ab 65 Jahren gegen­über. Dies dürfte daran liegen, dass die Alters­gruppe ab 85 Jahre lediglich circa 13 % der älteren Menschen ab 65 Jahren darstellen und somit für die allgemeine Tendenz nicht bestimmend sind.

Die hier beschriebenen Unter­schiede im Anteil von über 85-Jährigen in Stadt und Land mögen auf den ersten Blick gering erscheinen, sie werden aber insbe­sondere im Hinblick auf die dahinter­liegenden absoluten Zahlen und die gegebenen Infrastruktur-Unterschiede relevant. Menschen im hohen Alter sind oftmals auf Gesundheits- und Pflege­dienst­leistungen ange­wiesen, welche nur durch eine funktio­nierende Infra­struktur gewähr­leistet werden können. Besonders in länd­lichen Gebieten zeichneten sich hier in der jüngeren Vergangen­heit immer wieder Probleme ab, die vor allem durch einen Mangel an Ärzten oder Pflegeservices bedingt zu sein scheinen. Die anhaltende Tendenz, dass der Anteil älterer Menschen in länd­lichen Gebieten zunimmt, stellt unsere Gesell­schaft somit zukünftig vor große Herausforderungen.

Datengrundlage: Siedlungs­strukturelle Kreis­typen als Analyse­raster

Die Datenauswertung basiert auf der vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) verwendeten Klassifizierung nach siedlungs­strukturellen Kreistypen, welche als Analyse­raster in der Laufenden Raum­beobachtung heran­gezogen wird und von der administrativen Gebiets­gliederung von Stadt- und Land­kreisen abweicht.

Das BBSR unterscheidet hiernach nach vier Kreistypen:

Kreisfreie Großstädte: Kreisfreie Städte mit mindestens 100 000 Einwohnern

Städtische Kreise: Kreise mit einem Bevölkerungs­anteil in Groß- und Mittel­städten von mindestens 50 % und einer Einwohner­dichte von mindestens 150 Einwohner je Quardratkilometer (qkm) sowie Kreise mit einer Einwohner­dichte ohne Groß- und Mittel­städte von mindestens 150 Einwohner je Quardratkilometer (qkm).

Ländliche Kreise mit Verdichtungs­ansätzen: Kreise mit einem Bevölkerungs­anteil in Groß- und Mittel­städten von mindestens 50 %, aber einer Einwohner­dichte unter 150 Einwohner je Quardratkilometer (qkm) sowie Kreise mit einem Bevölkerungs­anteil in Groß- und Mittel­städten unter 50 % mit einer Einwohner­dichte ohne Groß- und Mittel­städte von mindestens 100 Einwohner je Quardratkilometer (qkm).

Dünn besiedelte ländliche Kreise: Kreise mit einem Bevölkerungs­anteil in Groß- und Mittel­städten unter 50 % und Einwohner­dichte ohne Groß- und Mittel­städte unter 100 Einwohner je Quardratkilometer (qkm).

Eine genaue Beschreibung zur Klassifizierung der Kreis­typen finden Sie hier.

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Erwerbstätigkeit älterer Menschen

Die Lage von älteren Menschen auf dem Arbeits­markt hat sich in den vergangenen Jahren erheblich gewandelt. Die Erwerbs­beteiligung der 60- bis 64-Jährigen nahm so stark zu wie in keiner anderen Alters­gruppe: Sie hat sich in den letzten zehn Jahren von 47 % (2012) auf 63 % (2022) gesteigert. Aber auch jenseits des Renten­eintritts­alters hat sich der Anteil der Erwerbs­tätigen in kurzer Zeit stark erhöht. Im Jahr 2012 arbeiteten noch 11 % der 65- bis 69-Jährigen, 2022 lag der Anteil bei 19 %.

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Männer und Frauen unterscheiden sich in ihrer Erwerbs­tätigkeit auch im fort­geschrittenen Alter: Während 2022 von den 60- bis 64-jährigen Männern 67 % erwerbstätig waren, waren es bei den Frauen nur 59 %. Bei den 65- bis 69-Jährigen gingen 23 % der Männer, aber nur 16 % der Frauen einer Erwerbs­tätigkeit nach.

Faktoren für die Verlängerung des Erwerbslebens

Ein Grund für den Anstieg der Zahl der Erwerbs­tätigen ab 65 Jahren ist, dass sich die gesetzlichen Rahmen­bedingungen für den Renten­eintritt geändert haben. Seit 2012 wird das gesetzliche Renten­eintrittsalter in Deutschland stufenweise auf 67 Jahre angehoben. Daher ist künftig mit einer weiteren Zunahme der Erwerbs­tätigkeit von älteren Menschen zu rechnen. Zum anderen ist das Bildungs­niveau kontinuierlich gestiegen, und höhere Bildungs­abschlüsse gehen oft mit einer längeren Teilnahme am Erwerbs­leben einher. So waren 2022 Hoch­qualifi­zierte in der Alters­gruppe der 60- bis 64-Jährigen mit einer Erwerbs­tätigen­quote von 74 % deutlich häufiger am Erwerbs­leben beteiligt als Gering­qualifizierte (50 %) wer als Hochqualifiziert beziehungsweise geringqualifiziert gilt.

Bedeutung der Erwerbstätigkeit im Alter

Arbeiten im Renten­alter kann zum einen bedeuten, länger aktiv am gesell­schaft­lichen Leben teil­zuhaben, und zum anderen einer drohenden Alters­armut entgegen­zuwirken. Für rund 40 % der Erwerbs­tätigen ab 65 Jahren war die ausgeübte Tätigkeit die vor­wiegende Quelle des Lebens­unterhalts. Damit gab es 2022 in Deutschland 593 000 Personen, die im Renten­alter über­wiegend vom eigenen Arbeits­einkommen lebten. Für die Mehrheit der Erwerbs­tätigen ab 65 Jahren war dieses Ein­kommen aber ein Zu­verdienst. Sie lebten in erster Linie von ihrer Rente beziehungs­weise ihrem Vermögen (57 %).

Für Selbstständige gibt es keine bindende Regel­alters­grenze. Deshalb gewinnt diese Erwerbs­form mit zuneh­mendem Alter an Bedeutung: 31 % der Erwerbs­tätigen ab 65 Jahren waren selbstständig. Damit lag der Anteil wesentlich höher als in der Alters­klasse der 60- bis 64-Jährigen (13 %) und fast viermal so hoch wie im Durch­schnitt aller Erwerbstätigen (8 %).

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Lebensformen älterer Menschen

Ältere Menschen ab 65 Jahren leben in Deutschland überwiegend entweder in einer Partner­schaft oder – dies gilt insbesondere für Hoch­betagte ab 85 Jahren – alleine, das heißt ohne weitere Personen im Haushalt. Andere Formen des Zusammen­lebens, beispiels­weise mit ihren Kindern oder mit anderen Verwandten oder Freunden, kommen dagegen sehr selten vor: 2022 traf dies lediglich auf 5 % der älteren Menschen zu.

Im Hinblick auf die Lebens­formen handelt es sich bei den älteren Menschen ab 65 Jahren um eine hetero­gene Gruppe. Daher werden die 65- bis 84-Jährigen hier getrennt von den Hoch­betagten ab 85 Jahren betrachtet, und zwar für den Zeit­raum von 1996 bis 2022. Seit 1996 werden im Mikrozensus nach dem so­genannten Lebensformenkonzept neben verheirateten Paaren auch Lebens­gemein­schaften erfragt. Diese können daher hier ebenfalls berück­sichtigt werden.

Die meisten Personen zwischen 65 und 85 Jahren leben in einer Partnerschaft

Die Zahl der 65- bis 84-Jährigen am Haupt­wohnsitz ihrer Lebens­form stieg seit 1996 von insgesamt 11,7 Millionen Personen (7,1 Millionen Frauen und 4,6 Millionen Männer) auf 15,5 Millionen im Jahr 2022 (8,4 Millionen Frauen und 7,1 Millionen Männer). Bereits zu Beginn des betrachteten Zeit­raums lebte mehr als die Hälfte der Menschen im Alter von 65 bis 84 Jahren mit einer Partnerin oder einem Partner zusammen. Bis 2009 hat dieser Anteil konti­nuierlich von 57 auf 66 % zugenommen, stagniert jedoch seit 2010 und liegt somit auch im Jahr 2021 immer noch bei zwei Dritteln (65 %). Ursache für diese Ent­wicklung ist die im Zeitverlauf steigende Lebens­erwartung, durch die Partner­schaften seltener durch den Tod beendet werden. Mit 77 % leben Männer dabei häufiger in Partner­schaft als Frauen; bei ihnen sind es nur knapp 55 %.

Ein Drittel der älteren Menschen in Privathaushalten lebt allein

Gegengleich zu den Partner­schaften hat sich der Anteil der allein­lebenden älteren Menschen seit 1996 entwickelt. Er hat seit 1996 von 37 auf 30 % im Jahr 2009 abge­nommen. Seither stagniert er bei rund einem Drittel. Diese Abnahme ist vor allem auf die Ent­wicklung bei den älteren Frauen zurück­zu­führen. Hier sank der Anteil der Allein­lebenden von 50 % im Jahr 1996 um 10 Prozent­punkte auf 40 % im Jahr 2022. Bei den gleich­altrigen Männern nahm der Anteil der Allein­lebenden hin­gegen von 15 auf 20 % zu.

Ein Grund für den Anstieg des Anteils der allein­lebenden Männer ist wiederum die allmählich zunehmende Lebens­erwartung in dieser Gruppe. Entsprechend steigt auch die Wahr­schein­lichkeit für Männer, ihre Partnerinnen zu überleben.

Unter Hochbetagten ist Partnerschaft seltener

Auch unter den Hochbetagten führt die steigende Lebenserwartung zu einer Zunahme an Partnerschaften.

Während 1996 noch 18 % der Hochbetagten mit einer Partnerin oder einem Partner zusammenlebten, waren es 2022 bereits 36 %. Anders als bei den 65- bis 84-Jährigen ist der Anteil der in Partnerschaft lebenden Hochbetagten seit 1996 relativ konstant gestiegen.

Alleinleben nimmt mit dem Alter zu

Dennoch ist das Allein­leben im hohen Alter die am weitesten verbreitete Lebens­form. Der Anteil der Allein­lebenden lag 2022 mit 56 % etwas niedriger als 1996 (knapp 63 %).

Diese Entwicklung fällt bei hoch­betagten Männern und Frauen ähnlich aus, wenn­gleich auf sehr unter­schied­lichem Niveau: 1996 lag der Anteil der allein­lebenden hoch­betagten Frauen bei 72 % und stieg bis 2007 auf 76 % an. Danach fiel der Wert bis 2022 leicht auf 71 %. Der Anteil der allein­lebenden hoch­betagten Männer lag 1996 bei 39 %, war also nur rund halb so hoch wie bei den gleich­altrigen Frauen. Bis 2004 änderte sich der Anteil kaum. Seit 2005 nahm er allerdings bis 2022 nahezu konti­nuierlich auf 31 % ab. Dass der Anteil allein­lebender Hoch­betagter bei beiden Geschlechtern abnimmt, ist auch in dieser Alters­gruppe vor allem auf die steigende Lebens­erwartung zurück­zuführen.

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Private Haushalte mit älteren Menschen

Im Jahr 2022 gab es gut 40,9 Millionen private Haupt­wohnsitz­haushalte in Deutschland. In rund einem Drittel (32 %) dieser Haushalte lebte laut Ergebnissen des Mikrozensus mindestens eine Person ab 65 Jahren, gegebenenfalls auch zusammen mit weiteren, jüngeren Personen. Fast die Hälfte dieser Haushalte (47 %) waren Zwei­personen­haushalte. Ein­personen­haushalte, welche aus lediglich einer älteren Person bestanden, machten mit 46 % einen fast genauso großen Anteil aus. Nur 7 % der Haushalte, in denen mindestens ein älterer Mensch ab 65 Jahren lebte, bestanden aus drei oder mehr Personen.

In einem Viertel (26 %) aller Privat­haushalte lebten 2022 ausschließlich ältere Menschen ab 65 Jahren. Hierin enthalten sind natürlich auch die zuvor erwähnten Ein­personen­haushalte mit lediglich einer älteren Person.

Haushalte, die hochbetagte Menschen ab 85 Jahren beher­bergen, setzten sich etwas anders zusammen. Hier war der Anteil der Ein­personen­haushalte mit 62 % der mit Abstand größte. Haushalte mit zwei Personen, von denen mindestens eine 85 Jahre oder älter ist, machten nur rund 33 % aus, wohin­gegen der Anteil an Haushalten mit drei oder mehr Personen auch hier bei rund 6 % lag.

Leben viele ältere Menschen mit Jüngeren zusammen?

Interessant sind in diesem Zusammen­hang Haushalte, in denen mindestens eine Person ab 65 Jahren mit weiteren Personen zusammen­lebt. In 63 % dieser 7 Millionen Haushalte lebten aus­schließlich ältere Menschen.

In mehr als einem Drittel (37 %) dieser Haushalte lebte mindestens eine ältere Person mit Menschen im Alter unter 65 Jahren zusammen. Bei den meisten dieser Haushalte (62 %) führen Alters­differenzen zwischen Lebens­partnern dazu, dass ältere Menschen und Personen unter 65 Jahren zusammen­leben.

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Generationenzusammensetzung der Haushalte mit älteren Menschen

Ergebnisse des Mikrozensus zeigen außerdem, wie verbreitet generationen­über­greifendes Zusammen­leben ist. Dies ist zum Beispiel vor dem Hinter­grund möglicher Unter­stützungs­leistungen interessant, da diese in einer solchen Konstellation eventuell leichter erbracht werden können. In 83 % der Mehr­personen­haushalte mit älteren Menschen, lebte lediglich eine Generation (beispielsweise als Paar) unter einem Dach. Nur in 15 % der Haushalte mit Personen ab 65 Jahren lebten zwei Generationen zusammen. Drei oder mehr Generationen (also ein Zusammen­leben älterer Menschen mit ihren Kindern und Schwieger­kindern sowie Enkel­kindern) gab es nur in 3 % der Haushalte.

Innerhalb der 2,5 Millionen "altersgemischten" Haushalte, in denen Menschen ab 65 und unter 65 Jahren zusammen­leben, ergibt sich ein etwas anderes Bild. Obwohl es sich hierbei um Haushalte handelt, in denen ältere Menschen mit Personen unter 65 Jahren zusammen­leben, bestand auch von diesen "altersgemischten" Haushalten mehr als die Hälfte (53 %) nur aus einer Generation. Allerdings lag der Anteil der Haushalte, der aus zwei Generationen bestand, immerhin bei mehr als einem Drittel (39 %). Rund 8 % setzten sich aus drei oder mehr Generationen zusammen.

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Ältere Frauen sind in der Mehrheit

Die Zahl der 65-Jährigen und Älteren ist seit 1991 von 12 Millionen auf 18,7 Millionen im Jahr 2022 deutlich gestiegen. Dies zeigen Ergebnisse der Bevölkerungs­fort­schreibung. Dabei hat sich auch die Struktur dieser Gruppe verändert, insbesondere hinsichtlich der Geschlechter­verteilung.

Im Jahr 1991 gab es in Deutschland 7,9 Millionen Frauen gegenüber 4,1 Millionen Männer ab 65 Jahren. Der Frauen­anteil lag damals dem­ent­sprechend bei 66 %. Dies ist unter anderem darauf zurück­zuführen, dass die Anzahl der Männer zu Beginn der 1990er Jahre aufgrund des ersten und zweiten Welt­krieges verhältnis­mäßig gering war. Seither wuchs die Zahl der Männer im Alter ab 65 Jahren erheblich auf 8,2 Millionen im Jahr 2022. Mit 10,4 Millionen bilden die Frauen zwar auch heute noch die Mehrzahl älterer Menschen, ihr Anteil an allen Älteren ist dabei jedoch auf 56 % gesunken.

Hochbetagte ab 85 Jahren: Frauen in der Überzahl

Auch unter den Hoch­betagten nahm der Anteil der Männer im Zeit­verlauf zu. Machten die knapp 0,3 Millionen Männer 1991 noch ein Viertel (25 %) aller Hoch­betagten aus, stellten sie 2022 mit gut 1 Millionen rund ein Drittel (35 %) dieser Gruppe. Die Zahl der hoch­betagten Frauen hat sich im betrachteten Zeit­raum aller­dings auch verdoppelt, von knapp 0,9 Millionen auf gut 1,8 Millionen. Damit machen Frauen auch 2022 immer noch etwa zwei Drittel (65 %) der Hoch­betagten aus.

Es sind also vor allem Frauen, die die Gruppe der Älteren prägen. Auch wenn der Männer­anteil im Zeit­verlauf zunimmt, machen Frauen die Mehr­heit der älteren Menschen und insbe­sondere der Hoch­betagten aus. Dies liegt vor allem an der höheren Lebens­erwartung der Frauen.

Zahl der älteren Menschen wird zunehmen

Aus der 14. koordinierten Bevölkerungs­voraus­berechnung lässt sich ablesen, wie sich die Bevölke­rung unter bestimmten Annahmen zur Geburten­häufigkeit, Lebens­erwartung und zu den Wanderungen bis zum Jahr 2060 entwickeln wird. Die Spann­weite der Ent­wicklung der Zahl älterer Menschen wird durch die Variante 4 ("relativ alte Bevölkerung") als Ober­grenze und die Variante 5 ("relativ junge Bevölkerung") als Unter­grenze aufgezeigt.

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Die Zahl der Menschen im Alter ab 65 Jahren stieg bereits zwischen 1990 und 2018 um 50 % von 11,9 Millionen auf 17,9 Millionen. In den nächsten 20 Jahren wird diese Zahl um weitere 5 bis 6 Millionen auf mindestens 22,7 Millionen wachsen. Die künftige Entwick­lung ist für diese Alters­gruppe im Wesent­lichen durch den aktuellen Alters­aufbau vorher­bestimmt. Der Einfluss der Geburten und Wanderungen spielt hierfür nur eine sehr geringe Rolle. Die Entwicklung der Lebens­erwartung wirkt sich dagegen stärker aus, jedoch vor allem bei den höheren Alters­klassen und erst gegen Ende des Voraus­berechnungs­zeitraums.

Für die Entwicklung der Bevölkerung im Alter zwischen 65 und 84 Jahren liefern die Varianten der 14. koordinierten Bevölkerungs­voraus­berechnung einen sehr ähnlichen Verlauf. Die Zahl der 65- bis 84-Jährigen wird bis 2025 zunächst vergleichs­weise langsam von aktuell 15,6 auf maximal 16,7 Millionen ansteigen. Danach wird sie bis 2037 auf bis zu 20 Millionen erheblich zunehmen. Anschließend werden die stark besetzten Jahr­gänge der sogenannten "Babyboomer-Generation" allmählich in die Gruppe der hoch­betagten ab 85-Jährigen wechseln. Deshalb wird die Zahl der 65- bis 84-Jährigen zwischen 2038 und 2050 auf 17 bis 18 Millionen sinken und erst anschließend wieder leicht ansteigen.

Die Gruppe der hoch­betagten Menschen ab 85 Jahren wird bereits in den nächsten Jahren von 2,3 Millionen im Jahr 2018 auf etwa 3,3 Millionen in 2025 steigen und dann bis Anfang der 2030er Jahre auf diesem Niveau bleiben. Danach wird sie aber konti­nuierlich zunehmen und im Jahr 2055 je nach der angenom­menen Entwicklung der Lebens­erwartung auf 5,0 Millionen bis 6,5 Millionen wachsen. In den letzten fünf Jahren des Voraus­berechnungs­zeitraums wird die Zahl der Menschen ab 85 Jahren auf­grund der Sterb­lichkeit der stark besetzten Jahr­gänge jeweils um bis zu einer halben Million sinken.

Betrachtet man nicht nur die Zahl der Lebens­jahre, sondern nutzt statt­dessen die verbleibende (und steigende) Lebens­erwartung als Maß für das Alter, fällt die Zunahme in der Zahl älterer Menschen weniger deutlich aus. Eine verbleibende Lebens­erwartung von maximal 20 Jahren haben in Deutschland derzeit knapp 18 Millionen Menschen. Diese Zahl wird im Voraus­berechnungs­zeitraum auf über 21 Millionen steigen, dann jedoch wieder auf etwa 19 Millionen im Jahr 2060 sinken. Maximal 5 Jahre Lebens­erwartung hatten 2018 etwa 1,2 Millionen Menschen. Am Ende des Voraus­berechnungs­zeitraums werden es bei einem moderaten Anstieg der Lebens­erwartung um die 2 Millionen sein.

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Gesundheitliche Situation älterer Menschen

Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter. Und obwohl sich mit zunehmendem Alter auch gesund­heitliche Beein­trächti­gungen einstellen können: Viele Menschen bewerten bis ins hohe Alter die eigene Gesundheit positiv. 2019 schätzten 42 % der 65-Jährigen und Älteren in Deutschland den eigenen Gesund­heits­zustand subjektiv als gut oder sehr gut ein. Ein Anstieg um 4 Prozent­punkte gegenüber 2009 (38 %). Auch bei den Hoch­betagten (85 Jahre und älter) fühlte sich 2019 noch jede fünfte Person (20 %) gesund­heitlich gut oder sehr gut. 2009 galt dies nur für jede sechste Person (16 %) ab 85 Jahren.

Umgekehrt gaben 14 % der 65-Jährigen und Älteren ihren Gesund­heits­zustand 2019 als schlecht oder sehr schlecht an (2009: 15 %). Besonders bei den Hoch­betagten ist dieser Anteil deutlich rück­läufig: In dieser Gruppe schätzte subjektiv zwar fast jede dritte Person die eigene Gesund­heit eher schlecht ein (33 %); 2009 waren es jedoch noch 42 % gewesen.

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Frauen und Männer fühlen sich auch im höheren Alter gesund­heitlich ähnlich gut

Ein Bericht von Eurostat zu den Lebens­bedingungen in Europa beschreibt auf Basis von Daten aus 2016 einen geschlechtsspezifischen Unterschied bei der Gesundheits­einschätzung. Demnach fühlten sich im höheren Alter Männer meist besser als Frauen. In den aktuellen Daten für Deutschland ist dieser Unterschied nicht mehr bzw. kaum feststellbar. 2019 schätzten in Deutschland 41 % der Männer im Alter ab 65 Jahren und 43 % der Frauen dieser Altersgruppe ihre Gesundheit als gut oder sehr gut ein. Auch bei den Personen ab 85 Jahren ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen gering. Unter den Männern ab 85 Jahren empfanden 20 % ihre Gesundheit subjektiv gut oder sehr gut, im Vergleich zu 21 % der Frauen dieser Altersgruppe.

Bei der Ein­schätzung ihres Gesund­heits­zustands als schlecht oder sehr schlecht äußerten sich hochbetagte Männer ähnlich wie hochbetagte Frauen: In der Alters­gruppe ab 85 Jahren fühlte sich jede dritte Frau (33 %) und fast jeder dritte Mann (32 %) gesund­heitlich schlecht bis sehr schlecht.

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Armutsgefährdung sowie materielle und soziale Entbehrung bei älteren Menschen

In Deutschland geht es bei Armuts­gefährdung in der Regel nicht um existenzielle Armut wie in den Entwicklungsländern, sondern um eine relative Armut, die sich im Verhältnis zum mittleren Einkommen der Gesamtbevölkerung eines Landes ausdrückt. Eine Person gilt nach der EU-Definition der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen EU-SILC als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt (Schwellenwert der Armutsgefährdung). Nach Erstergebnissen von EU-SILC 2022 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15 000 Euro netto im Jahr (1 250 Euro im Monat). Danach waren hierzulande 14,7 % der Bevölkerung von Armut bedroht. Mit 18,3 % lag die Armuts­gefährdungs­quote für Personen ab 65 Jahren über diesem Durchschnittswert. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch für Personen ab 75 Jahren, deren Armutsgefährdungsquote bei 17,9 % lag. Um das Einkommen vollständig zu erfassen, wird das Jahreseinkommen erfragt. Dadurch beziehen sich die Fragen zum Einkommen auf das Vorjahr der Erhebung, in diesem Fall also auf das Jahr 2021.


Ältere Frauen stärker armuts­gefährdet als ältere Männer

In Deutschland sind Frauen in allen Altersgruppen stärker armutsgefährdet als Männer. Nach Erstergebnissen von EU-SILC 2022 betrug die Armutsgefährdungsquote bei Frauen in der Bevölker­ung 15,4 % und die bei Männern 13,9 %. Mit zuneh­mendem Alter wird der Unterschied größer. In der Altersgruppe 65+ hatten Frauen eine Armuts­gefährdungs­quote von 20,3 % während diese bei den Männern 65+ bei 15,9 % lag. Seniorinnen ab 75 Jahre waren zu 20,6 % armutsgefährdet, während bei den Senioren dieser Alters­gruppe die Quote 14,2 % betrug.


Die Ursachen für die geschlechts­spezifischen Unter­schiede liegen unter anderem darin, dass Frauen insbesondere ab dem 30. Lebens­jahr, aber auch noch im höheren Alter, seltener erwerbs­tätig sind beziehungs­weise weniger verdienen. Dadurch erwerben sie geringere Renten­ansprüche beziehungs­weise haben sie seltener ein (zusätzliches) Einkommen aus Erwerbs­tätigkeit in den späteren Lebens­jahren.

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Ältere sind seltener von erheblicher materieller und sozialer Ent­behrung betroffen als Jüngere

Während für die Armuts­gefährdungs­quote das Einkommen ausschlag­gebend ist, geht es bei der Messung der materiellen und sozialen Entbehrung um Dinge, die zum all­gemeinen Lebens­standard gehören, auf die aber aus finanziellen Gründen verzichtet werden muss. Dazu gehört zum Beispiel, ob sich ein Haushalt eine Woche Urlaub im Jahr leisten kann oder eine Person ein Treffen pro Monat mit Freunden, um etwas essen oder trinken zu gehen.


Erhebliche materielle und soziale Ent­behrung ist für Seniorinnen und Senioren in Deutschland seltener ein Thema als für jüngere Menschen. Von erheb­licher materieller und sozialer Ent­behrung waren im Jahr 2022 durch­schnittlich 6,1 % der Bevölker­ung in Deutschland betroffen. Bei den 65-Jährigen und Älteren lag der Anteil bei 3,5 %. In der Alters­gruppe 75+ betrug der Anteil 2,1 %.

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Methodische Hinweise:

Bei den Angaben handelt es sich um Ergebnisse der europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (European Union Statistics on Income and Living Conditions, EU-SILC). Die Erhebung ist in Deutschland seit dem Erhebungsjahr 2020 als Unterstichprobe in den Mikrozensus integriert. Aufgrund der mit dieser Integration verbundenen umfangreichen methodischen Änderungen ist ein Vergleich der Ergebnisse ab Erhebungsjahr 2020 mit den Vorjahren nicht möglich. Ausführliche Informationen zu den methodischen Änderungen sowie deren Auswirkungen auf EU-SILC sind auf einer Sonderseite verfügbar.

Damit zwischen dem Ende des Erhebungsjahres und der Ergebnisbereitstellung möglichst wenig Zeit vergeht, werden seit dem Erhebungsjahr 2020 zunächst Erstergebnisse und mit einigem zeitlichen Abstand Endergebnisse veröffentlicht. Bei den hier erwähnten Ergebnissen für 2022 handelt es sich um Erstergebnisse.

Publikationen

Demografischer Wandel in Deutschland

Weitere Publikationen zum Thema

Verzeichnis aller Veröffentlichungen