Veranstaltungen Session A.3: Datenkompetenz und Nationale Dateninfrastruktur: Herausforderungen und Schlüssel für Demokratie und Entscheidungen

Und darum geht es:

Daten gelten als zentraler Innovationstreiber im 21. Jahrhundert und bieten enormes Potenzial für vielfältige Anwendungsgebiete. Eine stärkere Nutzung von Daten kann zu besserer gesellschaftlicher Teilhabe, höherer wirtschaftlicher Wertschöpfung und fundierteren politischen Entscheidungen führen. Die Bereitstellung von Daten verursacht zwar Kosten, doch der Verzicht auf Daten ist noch teurer. Insbesondere in Krisenzeiten ist die Politik auf Informationen angewiesen, um kurzfristig Entscheidungen zu treffen. Fehlt der Zugang zu aktuellen Daten, so kann die Wissenschaft der Politik keine Handlungsoptionen aufzeigen und Entscheidungen müssen auf Basis unvollständiger Informationen getroffen werden. Ohne Zugriff auf Daten können auch Unternehmen ihr Innovationspotential nicht ausschöpfen und es fehlt die Grundlage für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.
Zwar lässt sich nicht bestreiten, dass die Datenlage in Deutschland heute besser ist als noch vor ein oder zwei Jahrzehnten – auch Dank des Statistischen Bundesamtes. Allerdings bedeutet "besser" nicht automatisch "gut". Im Vergleich zu anderen hochentwickelten Ländern schneidet Deutschland eher schlecht ab. Dafür, dass es an verschiedenen Ecken hapert, lieferten zuletzt die Corona-Pandemie und die Energiekrise anschauliche Beispiele.

Was muss getan werden um die Dateninfrastruktur in Deutschland weiter zu verbessern? Im Koalitionsvertrag finden sich zahlreiche "Buzz Words" rund um Digitalisierung und Daten, wie z.B. das Netzwerk für empirische Steuerforschung des BMF, das Dateninstitut oder ein Forschungsdatengesetz. Hinzukommt die Datenstrategie der (alten) Bundesregierung mit neuen Datenlaboren in allen Ministerien und der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur Initiative. Sind wir damit auf dem richtigen Weg? Oder müsste mehr getan werden? Wo gibt es noch Verbesserungspotential. Darüber diskutieren wir in dieser Session.

Präsentationen:

Prof. Dr. Christian Bayer: "Mangelnde Datenkultur und Datenmangel in Krisenzeiten?" (PDF, 3MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Dr. Stefan Profit: "Eine moderne Dateninfrastruktur für die evidenzbasierte Wirtschaftspolitik in Deutschland" (PDF, 278KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Prof. Dr. Ralf Maiterth: "Steuerdaten der amtlichen Statistik: Potentiale und Herausforderungen aus Sicht der Wissenschaft" (PDF, 336KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Aufzeichnung:

Zu den Personen:

Prof. Dr. Andreas Peichl
ifo Institut

Chair

Prof. Dr. Andreas Peichl ist Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen und Professor für Volkswirtschaftslehre, insb. Makroökonomie und Finanzwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach einem Studium an den Universitäten Marburg, Köln und Essex erwarb er ein Diplom in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Köln. Er promovierte 2008 an der Universität zu Köln. Von 2008 bis 2013 war er Senior Research Associate und ab 2009 stellvertretender Programmdirektor für den Forschungsbereich "Zukunft der Arbeit" am Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn, wo er heute als Research Fellow tätig ist. Von 2013 bis 2017 war er Leiter des ZEW-Forschungsbereichs "Internationale Verteilungsanalysen" und Professor für Empirische Finanzwissenschaft an der Universität Mannheim.
Die Forschungsschwerpunkte von Andreas Peichl liegen in den Bereichen Finanzwissenschaft, Arbeitsmarktökonomik und Verteilungsanalysen. Zu seinen aktuellen Forschungsthemen zählen die Auswirkungen der Besteuerung auf Unternehmen, Haushalte und die Einkommensverteilung, die Inzidenz verschiedener Steuerarten, die optimale Ausgestaltung von Steuer- und Transfersystemen im inter-nationalen Vergleich sowie die Entwicklung von Ungleichheit und Chancengerechtigkeit. Er war und ist an zahlreichen Forschungsprojekten für nationale Ministerien, die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und die OECD beteiligt. Er ist unter anderem Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesfinanzministeriums, des Wissenschaftlichen Beraterkreises der "Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder" und der Gründungskommission des Dateninstituts der Bundesregierung. Seine Forschungsarbeiten wurden in zahlreichen führenden nationalen und internationalen Fachzeitschriften (u.a. American Economic Review, Review of Economic Studies, European Economic Review, Economic Journal, Journal of Public Economics, Journal of Human Resources oder Nature) veröffentlicht.

Prof. Dr. Christian Bayer
Universität Bonn

"Mangelnde Datenkultur und Datenmangel in Krisenzeiten?"

Christian Bayer (*1977 in Essen) ist seit 2007 Professor für Makroökonomik an der Universität Bonn. Zuvor hatte er Positionen an der TU Dortmund, wo er 2004 promovierte, dem europäischen Hochschulinstitut, der Universität Yale und der Universität Bocconi inne. Seine Forschung konzentriert sich insbesondere auf die Bedeutung von Heterogenität von Firmen und Haushalten für den Konjunkturzyklus und die Auswirkung des Konjunkturzyklus auf Ungleichheit von Haushalten. Diese Forschung wurde in der Vergangenheit durch zwei ERC Grants gefördert und im Jahr 2022 durch den Hermann-Heinrich-Gossen-Preis des Vereins für Socialpolitik ausgezeichnet. Im Jahr 2021 war Christian Bayer Gastprofessor am Bundesministerium der Finanzen. Seit 2022 ist er im wissenschaftlichen Beirat des BMWKs und war auch eines der wissenschaftlichen Mitglieder der sogenannten Gaskommission im Krisenjahr 2022.

Dr. Stefan Profit
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Berlin

"Eine moderne Dateninfrastruktur für die evidenzbasierte Wirtschaftspolitik in Deutschland"

Dr. Stefan Profit leitet die Unterabteilung „Gesamtwirtschaftliche Entwicklung, Analysen und Projektionen“ in der Grundsatzabteilung “Wirtschaftspolitik“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz in Berlin. Die Unterabteilung beschäftigt sich mit wirtschafts- und strukturpolitischen Analysen, weltwirtschaftlichen Entwicklungen, der Demografie, der Wirtschaftsstatistik und der ökonomischen Forschung. Zuvor leitete er ein Referat für empirische, wirtschaftspolitische Analysen zu inklusivem Wachstum, Produktivität und Investitionen sowie zu Wachstums- und Verteilungswirkungen von Strukturreformen. In früheren Verwendungen im Ministerium arbeitete er zu Arbeitsmarktreformen, Energiepolitik, Außenwirtschaftspolitik und in der politischen Planung im Leitungsbereich. Von 2003 bis 2005 war er als Persönlicher Referent des Ministers tätig. Vor seinem Eintritt ins Ministerium im Jahr 2001 arbeitete er im Rahmen des Projekts „Benchmarking Deutschland“ für die Bertelsmann Stiftung. Herr Dr. Profit hat im Jahr 1999 an der Humboldt Universität zu Berlin promoviert mit einem Schwerpunkt in Arbeitsmarktpolitik. Sein Studium der Volkswirtschaftslehre absolvierte er in Bonn, Konstanz, Kanada und Freiburg.

Prof. Dr. Ralf Maiterth
Humboldt Universität zu Berlin

"Steuerdaten der amtlichen Statistik: Potentiale und Herausforderungen aus Sicht der Wissenschaft"

Ralf Maiterth hatte zwischen 2004 und 2010 die Professur für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Leibniz Universität Hannover inne und ist seit 2010 Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er auch promovierte und sich habilitierte. Er ist Forschungsprofessor am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Vorstand von arqus e.V. Er gehört dem Arbeitskreis „Steuern“ der Schmalenbach-Gesellschaft an und leitet das Teilprojekt B08 „Tax Burden Transparency“ im DFG-Sonderforschungsbereich „TRR 266 Accounting for Transparency“. Seine Forschung beschäftigt sich mit den Wirkungen der Besteuerung auf ökonomische Entscheidungen, der ökonomischen Analyse des Steuerrechts, den Wirkungen steuerlicher Fehl-wahrnehmungen sowie den Ursachen für derartige Fehlwahrnehmungen.