Pressemitteilung Nr. 401 vom 11. November 2016
WIESBADEN – Im Jahr 2015 erledigten die Staatsanwaltschaften in Deutschland insgesamt rund 5,0 Millionen Ermittlungsverfahren. Das waren 6,2 % mehr als im Jahr 2014 (rund 4,7 Millionen Verfahren). Dieser Zuwachs an Erledigungen entspricht in etwa dem Zuwachs der Neuzugänge an Ermittlungsverfahren (+ 6,5 %).
Als Strafverfolgungsbehörde liegt es in der Zuständigkeit der Staatsanwaltschaften in Deutschland, Straftaten zu verfolgen und die entsprechenden Ermittlungen zu leiten. Wenn die Ermittlungen zu hinreichendem Tatverdacht führen, erheben Staatsanwaltschaften Anklage beim zuständigen Gericht und vertreten im Fall einer gerichtlichen Hauptverhandlung die Anklage.
Über Anfall und Erledigung von Ermittlungsverfahren in Deutschland informiert jährlich die Justizgeschäftsstatistik der Staats- und Amtsanwaltschaften. Danach war im Jahr 2015 über alle Einzelfallentscheidungen hinweg betrachtet die statistisch häufigste Erledigungsart nicht die Anklage, sondern die Verfahrenseinstellung. Einstellungen mit Auflage (3,5 %), Einstellungen ohne Auflage (28,5 %) und Einstellungen mangels Tatverdacht (26,9 %) oder Schuldunfähigkeit (0,2 %) machten 2015 zusammen 59,1 % aller staatsanwaltschaftlichen Erledigungen aus.
Hinsichtlich der Art der verfolgten Straftat hatten im Jahr 2015 ähnlich wie im Vorjahr rund ein Drittel (35,0 %) aller Verfahren Eigentums- und Vermögensdelikte zum Gegenstand, gefolgt von Straßenverkehrsdelikten mit 16,6 % sowie Straftaten gegen das Leben und die körperliche Unversehrtheit mit 8,7 %.
Die im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegene Zahl staatsanwaltschaftlicher Ermittlungsverfahren (+ 293 000) geht im Wesentlichen auf Eigentums- und Vermögensdelikte (+ 81 000) sowie auf aufenthaltsbezogene Delikte (+ 201 000) zurück. Polizei und Staatsanwaltschaften sind gesetzlich verpflichtet, in Verdachtsfällen auf fehlende oder ungültige Aufenthaltstitel zu ermitteln. Aufenthaltsbezogene Delikte wie die Einschleusung von Ausländern und Straftaten nach dem Aufenthalts-, dem Asylverfahrensgesetz sowie dem Freizügigkeitsgesetz/EU waren im Jahr 2015 in 7,5 % aller Verfahren Gegenstand der Ermittlung, während der Anteil im Vorjahr 3,7 % betragen hatte. In absoluten Zahlen gab es 2015 rund 375 000 Verfahren, was einem Anstieg von 115,4 % entsprach. Damit hat sich die Anzahl der Verfahren zu aufenthaltsbezogenen Delikten mehr als verdoppelt, was sich auf die Gesamtzahl aller Verfahren auswirkte.
Art der Strafsache | 2014 | 2015 | Veränderung zum Vorjahr | |||
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Anzahl | Anteil in % | Anzahl | Anteil in % | Absolut | % | |
1Ermittlungsverfahren in Strafsachen (JS-Register). | ||||||
Erledigte Verfahren insgesamt 1 | 4 696 112 | 100,0 | 4 989 559 | 100,0 | 293 447 | 6,2 |
Staatsschutzsachen | 25 789 | 0,5 | 29 346 | 0,6 | 3 557 | 13,8 |
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung | 53 272 | 1,1 | 53 140 | 1,1 | – 132 | – 0,2 |
Straftaten gegen das Leben und die körperliche Unversehrtheit | 434 341 | 9,2 | 432 680 | 8,7 | – 1 661 | – 0,4 |
Eigentums- und Vermögensdelikte | 1 664 607 | 35,4 | 1 745 573 | 35,0 | 80 966 | 4,9 |
Straftaten im Straßenverkehr | 821 395 | 17,5 | 827 000 | 16,6 | 5 605 | 0,7 |
Wirtschafts- und Steuerstrafsachen, Geldwäschedelikte | 126 773 | 2,7 | 133 199 | 2,7 | 6 426 | 5,1 |
Straftaten gegen die Umwelt | 16 596 | 0,4 | 17 349 | 0,3 | 753 | 4,5 |
Korruptionsdelikte und Straftaten von Amtsträgern | 36 178 | 0,8 | 36 418 | 0,7 | 240 | 0,7 |
Einschleusung von Ausländern und Straftaten nach dem Aufenthalts-,dem Asylverfahrensgesetz sowie dem Freizügigkeitsgesetz/EU | 173 864 | 3,7 | 374 553 | 7,5 | 200 689 | 115,4 |
Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz | 316 966 | 6,7 | 328 457 | 6,6 | 11 491 | 3,6 |
Sonstige Straftaten | 1 026 331 | 21,9 | 1 011 844 | 20,3 | – 14 487 | – 1,4 |
Ausführliche Ergebnisse zu Erledigungsarten und Sachgebieten enthält die Fachserie 10, Reihe 2.6, Staatsanwaltschaften, 2015. Methodische Hintergründe bietet der Aufsatz „Staatsanwaltschaftliche Ermittlungstätigkeit in Deutschland: Umfang und Struktur der Verfahrenserledigung“ in Wirtschaft und Statistik 3/2015.