Presse 1. Quartal 2020: 0,3 % mehr Erwerbstätige als im Vorjahresquartal

Niedrigster Zuwachs gegenüber dem Vorjahr seit dem 2. Quartal 2010

Pressemitteilung Nr. 171 vom 19. Mai 2020

Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland, 1. Quartal 2020
+0,3 % zum Vorjahresquartal
-1,0 % zum Vorquartal
0,0 % zum Vorquartal (saisonbereinigt) 

WIESBADEN – Im 1. Quartal 2020 waren rund 45,0 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) stieg die Erwerbstätigenzahl im Vergleich zum 1. Quartal 2019 um 147 000 Personen oder 0,3 %. Obwohl sich damit der Beschäftigungszuwachs gegenüber dem Vorjahr auch zu Beginn des neuen Jahres weiter fortsetzte, schwächte sich seine Dynamik deutlich ab. Einen so niedrigen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr hatte es zuletzt im 2. Quartal 2010 gegeben (+106 000 oder +0,3 %). Die Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahr hatte im Schlussquartal 2019 noch bei +0,6 % gelegen.

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Überdurchschnittlicher Rückgang im Vergleich zum 4. Quartal 2019 

Verglichen mit dem 4. Quartal 2019 sank die Zahl der Erwerbstätigen um 467 000 Personen (-1,0 %). Ein Rückgang der Erwerbstätigkeit in den ersten drei Monaten eines Jahres ist saisonal üblich. Allerdings war die Abnahme im Jahr 2020 höher als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre im 1. Quartal (-376 000 Personen). Saisonbereinigt, das heißt nach rechnerischer Ausschaltung der üblichen jahreszeitlich bedingten Schwankungen, ergab sich dennoch ein leichter Zuwachs gegenüber dem Vorquartal von 12 000 Personen (0,0 %). 

Die aufgrund der Corona-Pandemie getroffenen Maßnahmen in der zweiten Märzhälfte führen zu einer erhöhten Unsicherheit bei der Schätzung der Erwerbstätigenzahlen. Die steigende Kurzarbeit ab der zweiten Märzhälfte wirkte sich dabei nicht auf die Erwerbstätigenzahlen aus, da Kurzarbeitende nach den Konzepten der Erwerbstätigenrechnung zu den Erwerbstätigen zählen und nicht als Erwerbslose. 

Dienstleistungsbereiche tragen am stärksten zum Anstieg bei 

Zum Anstieg der Erwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahresquartal trugen im 1. Quartal 2020 wieder überwiegend die Dienstleistungsbereiche bei. Die größten absoluten Beschäftigungsgewinne hatten die Öffentlichen Dienstleister, Erziehung, Gesundheit mit +212 000 Personen (+1,9 %), gefolgt von Information und Kommunikation mit +37 000 Personen (+2,7 %) sowie dem Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit +15 000 Personen (+0,1 %). Dagegen setzte sich der Abwärtstrend bei den Unternehmensdienstleistern, zu denen auch die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften gehört, weiter fort (-39 000 Personen; -0,6 %). Auch bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern sank die Zahl der Erwerbstätigen erneut (-11 000 Personen; -1,0 %). 

Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) setzte sich der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen im 1. Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr verstärkt fort (-82 000 Personen; -1,0 %). Im Baugewerbe betrug der Zuwachs 21 000 Personen (+0,8 %). In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sank die Zahl der Erwerbstätigen um 17 000 Personen (-3,0 %). 

Weiterhin mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, weniger Selbstständige 

Die Zunahme der Erwerbstätigkeit wurde weiterhin von einem Anstieg der Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer getragen, die sich im 1. Quartal 2020 im Vergleich zum 1. Quartal 2019 um 259 000 (+0,6 %) auf 40,96 Millionen Personen erhöhte. Diese Entwicklung basierte auf der anhaltend steigenden Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Rückläufig entwickelte sich hingegen die Zahl der Beschäftigten mit ausschließlich marginalen Tätigkeiten (geringfügig entlohnte und kurzfristig Beschäftigte sowie Personen in Arbeitsgelegenheiten). Auch der Rückgang von selbstständiger Tätigkeit setzte sich fort: Im 1. Quartal 2020 sank die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger im Vergleich zum Vorjahresquartal um 112 000 Personen (-2,7 %) auf 4,07 Millionen. 

Arbeitsvolumen sinkt um 1,3 % 

Die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen verringerten sich nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit im 1. Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,7 % auf 349,8 Stunden. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also das Produkt aus Erwerbstätigenzahl und geleisteten Stunden je Erwerbstätigen – sank im gleichen Zeitraum um 1,3 % auf 15,8 Milliarden Stunden. Hier zeigt sich der Anstieg der Kurzarbeit in der zweiten Märzhälfte, der sich zwar nicht in der Zahl der Erwerbstätigen, aber in der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden niederschlägt. 

Hinweis zu den bisher veröffentlichten Ergebnissen 

Neben der Erstberechnung der Erwerbstätigenzahlen und der geleisteten Arbeitsstunden für das 1. Quartal 2020 wurden die für die Quartale des Berichtsjahres 2019 veröffentlichten Ergebnisse (Pressemitteilung Nr. 049 vom 18. Februar 2020) im Rahmen der turnusmäßigen Überarbeitung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) neu berechnet. Aus der Neuberechnung resultierte eine gegenüber dem bisherigen Veröffentlichungsstand für das 3. und 4. Quartal 2019 um jeweils 0,1 Prozentpunkte niedrigere Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresquartal. Für das 1. und 2. Quartal 2019 blieben die Veränderungsraten unverändert, ebenso für das Gesamtjahr 2019 (+0,9 %). 

Nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat vom 15. Mai 2020 stieg im 1. Quartal 2020 in den 27 Ländern der Europäischen Union (EU) und im Euroraum die Erwerbstätigkeit gegenüber dem Vorjahresquartal jeweils um 0,3 %.

Erwerbstätige und geleistete Arbeitsstunden
Jahr,
Vierteljahr 1
Erwerbstätige 2Geleistete Arbeitsstunden 3
insgesamtArbeit-
nehmer
Selbst-
ständige 4
insgesamtje
Erwerbstätigen
Personen in 1 000Millionen StundenStunden
1 Für Erwerbstätige: Jahres- beziehungsweise Quartalsdurchschnitte.
2 Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen; Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland (Inlandskonzept).
3 Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg.
4 Einschließlich mithelfender Familienangehöriger.
Q = Quartal
201643 65539 3134 34260 8881 394,8
201744 24839 9764 27261 5641 391,3
201844 85440 6314 22362 3441 389,9
201945 23641 0874 14962 7061 386,2
2016Q143 13138 7624 36915 281354,3
Q243 56839 2214 34714 542333,8
Q343 83039 4904 34015 583355,5
Q444 09139 7794 31215 482351,1
2017Q143 72039 4264 29415 699359,1
Q244 15339 8794 27414 522328,9
Q344 43640 1654 27115 742354,3
Q444 68440 4334 25115 601349,1
2018Q144 38040 1384 24215 732354,5
Q244 77640 5494 22714 844331,5
Q345 01640 7924 22415 908353,4
Q445 24441 0434 20115 860350,6
2019Q144 88940 7034 18615 969355,7
Q245 20741 0474 16014 842328,3
Q345 34541 2004 14516 075354,5
Q445 50341 3974 10615 820347,7
2020Q145 03640 9624 07415 755349,8
Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in %
20161,21,5-1,40,8-0,4
20171,41,7-1,61,1-0,3
20181,41,6-1,11,3-0,1
20190,91,1-1,80,6-0,3
2016Q11,31,6-1,30,0-1,2
Q21,21,5-1,42,10,9
Q31,21,5-1,41,0-0,2
Q41,31,6-1,60,1-1,1
2017Q11,41,7-1,72,71,4
Q21,31,7-1,7-0,1-1,5
Q31,41,7-1,61,0-0,3
Q41,31,6-1,40,8-0,6
2018Q11,51,8-1,20,2-1,3
Q21,41,7-1,12,20,8
Q31,31,6-1,11,1-0,3
Q41,31,5-1,21,70,4
2019Q11,11,4-1,31,50,3
Q21,01,2-1,6-0,0-1,0
Q30,71,0-1,91,00,3
Q40,60,9-2,3-0,3-0,8
2020Q10,30,6-2,7-1,3-1,7
Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland nach Wirtschaftsbereichen 1
Wirtschaftsbereich 22018201920192020
Q1Q2Q3Q4Q1
1 Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (Inlandskonzept);
Jahres- und Quartalsdurchschnitte.
2 Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008).
Q = Quartal 
Personen in 1000
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei608598566637618570549
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe8 3158 3638 3528 3528 3768 3738 270
darunter:
Verarbeitendes Gewerbe7 7257 7597 7567 7537 7717 7647 666
Baugewerbe2 5152 5522 5042 5472 5722 5832 525
Handel, Verkehr, Gastgewerbe10 16910 22610 13310 22410 26710 27610 148
Information und Kommunikation1 3221 3691 3511 3631 3731 3861 388
Finanz- und Versicherungsdienstleister1 1111 1021 1031 0991 1021 1051 092
Grundstücks- und Wohnungswesen476481479482483482479
Unternehmensdienstleister6 2256 2006 1666 1926 2246 2226 127
Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit11 11211 31811 23411 27511 29511 46611 446
Sonstige Dienstleister3 0013 0273 0013 0363 0353 0403 012
Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in %
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei-1,1-1,6-0,7-2,5-1,4-2,1-3,0
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe1,70,61,41,00,3-0,3-1,0
darunter: 
Verarbeitendes Gewerbe1,70,41,40,90,1-0,5-1,2
Baugewerbe1,51,51,8 1,61,21,00,8
Handel, Verkehr, Gastgewerbe1,20,60,90,60,50,20,1
Information und Kommunikation3,03,63,63,73,63,12,7
Finanz- und Versicherungsdienstleister-1,7-0,8-1,1-0,8-0,6-0,7-1,0
Grundstücks- und Wohnungswesen0,61,11,31,71,30,60,0
Unternehmensdienstleister1,4-0,40,1-0,4-0,7-0,5-0,6
Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit1,81,91,71,81,91,91,9
Sonstige Dienstleister0,30,90,91,10,90,80,4

Detaillierte Ergebnisse und lange Zeitreihen zu den Erwerbstätigen für Deutschland können in der Datenbank GENESIS-Online über die Tabellen VGR des Bundes (81000-0012 und 81000-0016) und Arbeitsmarkt (13321) abgerufen werden.

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