Presse Erwerbstätigkeit im 1. Quartal 2021: Schwacher Jahresauftakt

Erwerbstätigenzahl geht leicht gegenüber dem Vorquartal zurück

Pressemitteilung Nr. 230 vom 18. Mai 2021

Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland, 1. Quartal 2021:
-0,1 % zum Vorquartal (saisonbereinigt)
-1,1 % zum Vorquartal (nicht saisonbereinigt)
-1,6 % zum Vorjahresquartal

WIESBADEN – Im 1. Quartal 2021 waren rund 44,4 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sank die Erwerbstätigenzahl im Vergleich zum Vorquartal saisonbereinigt um 48 000 Personen (-0,1 %), nachdem sie im 4. Quartal 2020 erstmals seit Beginn der Corona-Krise wieder gestiegen war (saisonbereinigt +41 000 Personen; +0,1 %). Sie lag damit weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau: Im 1. Quartal 2021 waren saisonbereinigt 1,6 % oder 711 000 Personen weniger erwerbstätig als im 4. Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland.

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Ohne Saisonbereinigung sank die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem 4. Quartal 2020 um 513 000 oder -1,1 %. Ein solcher Rückgang ist im 1. Quartal eines Jahres zwar üblich. Im Zuge der Corona-Krise fällt er in diesem Jahr jedoch deutlich stärker aus als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 im 1. Quartal (-371 000 Personen; -0,8 %). Das 1. Quartal 2020 wird nicht in diesen Fünfjahresdurchschnitt einbezogen, da das Quartal bereits seit Mitte März krisengeprägt war (- 470 000 Personen oder -1,0 % gegenüber dem 4. Quartal 2019).

Rückgang der Erwerbstätigkeit um 1,6 % gegenüber dem Vorjahresquartal

Verglichen mit dem 1. Quartal 2020 sank die Zahl der Erwerbstätigen im 1. Quartal 2021 um 1,6 % (-707 000 Personen). Der Beschäftigungsrückgang setzte sich damit zu Beginn des Jahres 2021 leicht verstärkt fort: Im 3. und im 4. Quartal 2020 hatte die Vorjahresveränderungsrate noch bei jeweils ‑1,5 % gelegen.

Es ist zu beachten, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch zu einer erhöhten Unsicherheit bei der Schätzung der Erwerbstätigenzahlen führen. Die massiv gestiegene Kurzarbeit wirkt sich dabei allerdings nicht auf die Erwerbstätigenzahlen aus, da Kurzarbeitende unabhängig vom Ausmaß der Kurzarbeit nach den Konzepten der Erwerbstätigenrechnung als Erwerbstätige zählen und nicht als Erwerbslose.

Dienstleistungsbereiche erneut mit stärkstem Rückgang

Im 1. Quartal 2021 trugen erneut überwiegend die Dienstleistungsbereiche zum Rückgang der Erwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahresquartal bei (‑485 000 Personen; -1,4 %), wobei sich hier der Beschäftigungsrückgang deutlich verstärkte (4. Quartal 2020: ‑420 000 Personen; -1,2 %). Die größten absoluten Beschäftigungsverluste verzeichneten dabei der Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit -395 000 Personen (-3,9 %) sowie die Unternehmensdienstleister (-162 000 Personen; -2,6 %), zu denen auch die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften gehört. Auch bei den Sonstigen Dienstleistungen (u. a. Verbände und Interessenvertretungen) ging die Zahl der Erwerbstätigen nach Zuwächsen bis zum Jahresende 2019 stark zurück (-94 000 Personen; -3,1 %), während sich bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern der bereits seit Jahren bestehende Abwärtstrend verlangsamt fortsetzte (-8 000 Personen; -0,7 %). Beschäftigungsgewinne waren hingegen bei den Öffentlichen Dienstleistern, Erziehung, Gesundheit mit +168 000 Personen (+1,5 %), sowie im Bereich Information und Kommunikation (+5 000 Personen; +0,4 %) zu verzeichnen.

Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) setzte sich der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen im 1. Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahr in abgeschwächter Form fort (-212 000 Personen oder -2,6 % nach -241 000 Personen oder -2,9 % im 4. Quartal 2020). Im Baugewerbe konnten hingegen weiterhin Beschäftigungsgewinne erzielt werden (+20 000 Personen; +0,8 %). In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sank die Zahl der Erwerbstätigen dagegen deutlich, und zwar um 30 000 Personen (-5,4 %).

Weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, weniger Selbstständige

Der Rückgang der Erwerbstätigkeit geht zu fast drei Vierteln auf die sinkende Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zurück, die sich im 1. Quartal 2021 im Vergleich zum 1. Quartal 2020 um 528 000 (-1,3 %) auf 40,5 Millionen Personen verringerte. Diese Entwicklung basierte sowohl auf großen Rückgängen bei der Zahl der Beschäftigten mit ausschließlich marginalen Tätigkeiten (geringfügig entlohnte und kurzfristig Beschäftigte sowie Personen in Arbeitsgelegenheiten) als auch der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Verringerung selbstständiger Tätigkeit setzte sich im 1. Quartal 2021 verstärkt fort: Die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 179 000 Personen (-4,4 %) auf 3,9 Millionen.

Arbeitsvolumen sinkt um 5,5 %

Die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je erwerbstätiger Person verringerte sich nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit im 1. Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,0 % auf 334,2 Stunden. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also das Produkt aus Erwerbstätigenzahl und geleisteten Stunden je erwerbstätiger Person – sank im gleichen Zeitraum um 5,5 % auf 14,8 Milliarden Stunden. Hier zeigt sich insbesondere der Effekt der Inanspruchnahme von Kurzarbeit seit der zweiten Märzhälfte 2020, der sich zwar nicht in der Zahl der Erwerbstätigen, aber in der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden niederschlägt.

Erwerbstätigkeit in der EU

Nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat vom 16. Februar 2021 sank die Erwerbstätigkeit im 4. Quartal 2020 in den 27 Staaten der Europäischen Union (EU) und im Euroraum gegenüber dem Vorjahresquartal durchschnittlich stärker als in Deutschland. So betrug der Rückgang in der EU 1,7 % und im Euroraum 2,0 %. Daten für das 1. Quartal 2021 veröffentlicht Eurostat am 18. Mai 2021.

Hinweis zu den bisher veröffentlichten Ergebnissen:

Neben der Erstberechnung der Erwerbstätigenzahlen und der geleisteten Arbeitsstunden für das 1. Quartal 2021 wurden auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse ab dem 1. Quartal 2020 im Rahmen der turnusmäßigen Überarbeitung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) neu berechnet. Aus der Neuberechnung resultieren für die vierteljährlichen Erwerbstätigenzahlen Vorjahresveränderungsraten, die gegenüber den früheren Angaben ab dem 2. Quartal bis zum 4. Quartal 2020 um 0,1 Prozentpunkte nach oben abweichen, ebenso für das Gesamtjahr 2020 (-1,0 %). Für das 1. Quartal 2020 blieb die Veränderungsrate unverändert. 

Erwerbstätige und geleistete Arbeitsstunden
Jahr, Quartal 1Erwerbstätige 2Geleistete Arbeitsstunden 3
InsgesamtArbeit-
nehmer/-innen
Selbst-
ständige 5
Insgesamtje
Erwerbstätigen
saisonbereinigter Wert 4Originalwert
Personen in 1 000Millionen StundenStunden
1: Für Erwerbstätige: Jahres- beziehungsweise Quartalsdurchschnitte.
2:  Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen; Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland (Inlandskonzept).
3:  Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg.
4:  Saisonbereinigung nach X13-ARIMA unter JDemetra+.
5:  Einschließlich mithelfender Familienangehöriger.
Q = Quartal
2017-44 26239 9894 27361 4831 389,1
2018-44 86840 6454 22362 2291 386,9
2019-45 26941 1174 15262 5961 382,8
2020 -44 81840 8064 01259 6321 330,5
2018Q144 676  44 39840 1564 24215 687353,3
Q244 819  44 79040 5634 22714 814330,7
Q344 937  45 02840 8044 22415 888352,8
Q445 045  45 25741 0554 20215 841350,0

2019

Q145 186  44 92040 7334 18715 978355,7
Q245 277  45 24041 0774 16314 750326,0
Q345 291  45 37641 2294 14716 074354,2
Q445 320  45 53841 4294 10915 795346,8
2020Q145 326  45 06840 9914 07715 693348,2
Q244 677  44 63440 6024 03213 357299,3
Q344 616  44 69540 6983 99715 392344,4
Q444 657  44 87440 9323 94215 190338,5
2021Q144 60944 36140 4633 89814 823334,2
 Veränderung gegenüber Vorquartal in %Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in %
2017-1,41,7-1,60,9-0,5
2018-1,41,6-1,21,2-0,2
2019-0,91,2-1,70,6-0,3
2020 --1,0-0,8-3,4-4,7-3,8
2018Q10,4 1,51,8-1,20,1-1,4
Q20,3 1,41,7-1,12,20,8
Q30,3 1,31,6-1,11,0-0,3
Q40,2 1,21,5-1,21,60,4
2019Q10,3 1,21,4-1,31,90,7
Q20,2 1,01,3-1,5-0,4-1,4
Q30,0 0,81,0-1,81,20,4
Q40,1 0,60,9-2,2-0,3-0,9
2020 Q10,0 0,30,6-2,6-1,8-2,1
Q2-1,4 -1,3-1,2-3,1-9,4-8,2
Q3-0,1 -1,5-1,3-3,6-4,2-2,8
Q40,1 -1,5-1,2-4,1-3,8-2,4
2021Q1-0,1-1,6-1,3-4,4-5,5-4,0
Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland nach Wirtschaftsbereichen 1
Wirtschaftsbereich 22019202020202021
Q1Q2Q3Q4Q1
1: Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (Inlandskonzept);
Jahres- und Quartalsdurchschnitte.
2: Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008).
Q = Quartal
Personen in 1 000
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei599580555617599546525
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe8 3608 1708 2558 1738 1318 1208 043
darunter:
Verarbeitendes Gewerbe7 7587 5627 6477 5677 5227 5087 435
Baugewerbe2 5522 5732 5402 5592 5872 6072 560
Handel, Verkehr, Gastgewerbe10 25710 03810 1739 96310 0209 9989 778
Information und Kommunikation1 3751 3931 3951 3881 3911 4001 400
Finanz- und Versicherungsdienstleister1 0961 0871 0901 0831 0841 0901 082
Grundstücks- und Wohnungswesen481480479477481483480
Unternehmensdienstleister6 2016 0516 1336 0146 0086 0525 971
Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit11 31311 48211 45111 41111 43711 63111 619
Sonstige Dienstleister3 0352 9642 9972 9492 9572 9472 903
Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in %
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei-1,5-3,2-1,9-3,3-3,2-4,7-5,4
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe0,6-2,3-1,1-2,2-3,0-2,9-2,6
darunter: 
Verarbeitendes Gewerbe0,5-2,5-1,4-2,4-3,3-3,1-2,8
Baugewerbe1,50,81,40,60,70,90,8
Handel, Verkehr, Gastgewerbe0,8-2,10,1-2,8-2,6-3,1-3,9
Information und Kommunikation3,71,32,61,30,80,50,4
Finanz- und Versicherungsdienstleister-1,2-0,8-0,7-0,9-1,2-1,0-0,7
Grundstücks- und Wohnungswesen0,8-0,20,2-0,8-0,20,20,2
Unternehmensdienstleister-0,4-2,4-0,6-2,9-3,5-2,8-2,6
Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit1,91,52,01,31,31,51,5
Sonstige Dienstleister0,8-2,3-0,5-3,3-2,9-3,0-3,1

Methodische Hinweise:

In allen Meldungen zu Konjunkturindikatoren sind die unterschiedlichen Vergleichszeiträume zu beachten. Im Fokus der Konjunkturbeobachtung steht der Vergleich zum Vormonat/Vorquartal. Hieraus lässt sich der kurzfristige Trend der konjunkturellen Entwicklung ablesen. Der Vorjahresvergleich dient einem längerfristigen Niveauvergleich und ist weitgehend von saisonalen Schwankungen unabhängig. In der aktuellen Corona-Krise kann es durch die zeitweise starken Rückgänge zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen im Vormonats-/Vorquartalsvergleich und Vorjahresvergleich kommen. Um einen direkten Vergleich zum Vorkrisenniveau zu ermöglichen, wird bis auf Weiteres in allen Pressemitteilungen zu Konjunkturindikatoren, die saisonbereinigt vorliegen, ein Vergleich zum Februar 2020 beziehungsweise zum 4. Quartal 2019 dargestellt.

Krisenmonitor ermöglicht Vergleich zwischen Corona-Krise und Finanz- und Wirtschaftskrise

Die Erwerbstätigenzahlen sind auch Teil des „Krisenmonitors“ (www.destatis.de/krisenmonitor), mit dem das Statistische Bundesamt die Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren in der Corona-Krise und in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gegenüberstellt. Der Krisenmonitor ergänzt die Sonderseite Corona-Statistiken die seit Anfang April statistische Informationen zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie bündelt.

Detaillierte Ergebnisse und lange Zeitreihen zu den Erwerbstätigen für Deutschland können in der Datenbank GENESIS-Online über die Tabellen VGR des Bundes (81000-0012 und 81000-0016) und Arbeitsmarkt (13321) abgerufen werden.

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